Pläne: Noch viel mehr Windräder in der Ostsee

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat seinen Vorentwurf für mögliche neue Standorte vorgelegt und für Entsetzen bei »Umweltschützern« gesorgt. Bereits jetzt stehen 1.500 Windräder vor den Küsten mit einer Nennleistung von 7,5 Gigawatt. Bis 2030 soll die Leistung knapp verdreifacht und bis 2040 auf 40 Gigawatt verfünffacht werden.

imago images / BildFunkMV

Schweinswale und alle anderen Meeresbewohner in Nord- und Ostsee sollten rasch verschwinden: Es wird unter Wasser wieder ziemlich laut. Nord- und Ostsee sollen weiter mit Windrädern zugebaut werden. Dazu müssen Pfähle in den Boden gerammt werden, auf denen die Windräder aufgebaut werden und erzeugen einen Höllenlärm, der sich im Wasser besonders gut fortpflanzt. Der BUND fordert, beim Bau auf die stark lärmerzeugende Rammtechnik zu verzichten.

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Jetzt hat das zuständige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) seinen Vorentwurf für mögliche neue Standorte vorgelegt und damit für Entsetzen bei »Umweltschützern« gesorgt. Bereits jetzt stehen 1.500 Windräder vor den Küsten mit einer Nennleistung von 7,5 Gigawatt. Bis 2030 soll die Leistung knapp verdreifacht und bis 2040 auf 40 Gigawatt verfünffacht werden.

Grundlage ist der Beschluss der Bundesregierung, mehr Windparks in Nord- und Ostsee zu bauen. Änderungen im »Windenergie-auf-See-Gesetz« sollen einen schnelleren Ausbau von Windrädern auf See ermöglichen: »Die Erhöhung der Ausbauziele und die langfristige Planbarkeit entfalten Nutzen für die Allgemeinheit und die Stromverbraucherinnen und Stromverbraucher.«

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Der »zielstrebige, effiziente, netz-synchrone und zunehmend marktorientierte Ausbau der erneuerbaren Energien« sei ein entscheidender Baustein, »um die Klimaziele in der Energiewirtschaft zu erreichen«, heißt es in der Offshore-Vereinbarung vom 11. Mai 2020 zwischen dem Bund, den Küstenländern Hansestadt Bremen, Hansestadt Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie den Übertragungsnetzbetreibern 50Hertz, Amprion und TenneT.

»Windenergieanlagen auf See können hierzu aufgrund der guten Standortbedingungen im Meer, der stetigen Stromerzeugung, der gesunkenen Technologiekosten und der hohen gesellschaftlichen Akzeptanz einen wichtigen Beitrag leisten«, heißt es im Entwurf. Klar auch im Berliner Politneusprech unter Punkt »Alternativen«: »Keine.«

Die Bundesregierung erklärt auch nicht, woher der Strom in Zeiten der Flaute kommen soll. Denn ohne konventionelle Kraftwerke würde in den letzten Tagen wieder eine erhebliche Lücke zwischen Stromverbrauch und Erzeugung durch Sonne und Wind klaffen, wie man gerade an den vergangenen Tagen sehen kann.

Die Bundesregierung müsste jedoch ziemlich viel erklären. Denn sogar an sehr guten Offshore-Standorten werden nur 4.500 Vollaststunden angegeben, an schlechten relativ nahe an der Küste nur 3.200 Stunden. Woher die restlichen Strommengen kommen sollen, ist offen, zumal sich der Wind eher nicht danach richtet, wann ein Industrieland Strom benötigt. Das Jahr hat immerhin 8.760 Stunden.

Motto: Wenn schon Windräder in der Größenordnung von 7,5 Gigawatt bei Flaute nichts liefern, dann müssen noch mehr gebaut werden. Die liefern dann wenigstens etwas mehr als nichts. Gespalten sind »Umweltschützer«, die einerseits im Ausbau »erneuerbarer Energien« die Rettung vor einer vermeintlichen Klimakatastrophe sehen, andererseits die gigantischen Umweltschäden solcher Großindustrieparks nicht länger verheimlichen können. Spätestens nicht mehr, seitdem Michael Moore in seinem neuesten Dokumentarfilm die drastischen Folgen deutlich dargestellt hat.

Die Umweltkonzerne BUND und Greenpeace befürworten zwar die Windparks, wie ein Greenpeace-Vertreter sagt: »Der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Windenergie auf See ist für das Erreichen der Energiewende- und Klimaziele von großer Bedeutung.« Doch müssten »ökologische Belastungsgrenzen« beachtet werden.

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Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger kritisierte laut Hamburger Morgenpost die Pläne: »Ein solcher Ausbau wäre nicht naturverträglich umsetzbar und wäre nicht vereinbar mit dem Naturschutzrecht.«

Die Leiterin des WWF-Meeresschutzzentrums in Hamburg, Heike Vesper, befürchtet, dass mehr als 50 Prozent der Fläche für bedrohte und geschützte Vogelarten verloren gingen und der Deutsche Fischereiverband sorgt sich um die Fanggebiete, die verschwinden würden. Denn innerhalb der Windparkbereiche darf im Gegensatz zu Dänemark und Großbritannien kein Fischfang betrieben werden.

Am Ende des Jahres soll nach dem derzeitigen Stand ein Flächenentwicklungsplan verabschiedet werden, dann sollen die Flächen auf ihre Eignung untersucht und von der Bundesnetzagentur versteigert werden.

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Kommentare ( 40 )

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MG42
4 Jahre her

Alles sehr praktisch, denn die Windräder können doch die in Rumänien abgeholzten letzten Urwälder Europas ersetzen, Pech für Wale und Vögel!
Greenpeace hilft bestimmt und Grüne lassen noch mehr bauen, wie in Hessen im Reinhardswald.

MR
4 Jahre her

Ressourcen wachsen ja nicht auf Bäumen. In einer funktionsfähigen und nachhaltig erfolgreichen Ökonomie versteht es sich eigentlich von selbst, daß diese vernünftig eingesetzt werden. Neben der Verschleuderung von Subventionen vermute ich sehr stark, daß hier im Fall von Windkraft auch noch Ressourcen verschwendet werden und auch der ökologische Fingerabdruck dürfte so günstig eigentlich nicht sein. Ich bin kein Ingenieur und mir fehlt auch der Zugang zu den Informationen, aber vielleicht sind folgende Fragen ja bereits beantwortet – dann wäre ich für eine Quelle dankbar: Man nehme ein modernes Gaskraftwerk/ Kohlekraftwerk. Den dort sicher im Sinne von zuverlässig produzierten Strom je… Mehr

Agrophysiker
4 Jahre her

Das ist ein wichtiger Beitrag zum menschengemachten Klimawandel. Denn die Windenergienutzung bremst die Luftströmungen und reduziert so den atmosphärischen Luftaustausch. Dadurch dürften sich insbesondere die Niederschläge in den angrenzenden Regionen reduzieren. Man erzeugt also genau die Katastrophe die man angeblich bekämpft. Zusätzlich werden die zusätzlichen WKAs dazu führen, dass die Energieausbeute der übrigen Analgen zurückgeht, weil sich die Anlagen eben gegenseitig den Wind wegnehmen. Denn gerade der Wind ist nicht unerschöpflich. Einfach mal nach „Wie Deutschland seinen Wind ausbremst“ suchen, falls man dazu eine genauere Abschätzung haben möchte.

fatherted
4 Jahre her

ach was…das klappt schon….Wasserstoff ist das neue Zauberwort. Altemeier hat sich an dem neuen „Stöffche“ ganz trunken geredet…man könnte meinen die Lösung ist da…nur die Wahrheit ist….gar nichts ist da. Ich bin der Meinung, dass das alles heiße Luft ist….wir werden über kurz oder lang Atomstrom aus Frankreich als Grundlast importieren….die Franzosen diktieren dann den Preis….und da könnte es sich für Frankreich lohnen Grenznah noch den einen oder anderen Meiler zu bauen.

Alex70
4 Jahre her

Mal abgesehen von der Simplen Tatsache das selbst zig Millionen Windräder keinen Strom liefern, wenn der Wind nicht weht, zeigt dieser Irrsinn deutlich, daß es nicht um Naturschutz und Ökologie geht.

Maja Schneider
4 Jahre her

Es ist wirklich nicht zu fassen, der Wahnsinn geht wider besseres Wissen weiter. Woche für Woche kann jeder, den es interessiert, nachlesen, welchen Anteil die Erneuerbaren haben und feststellen, dass es ohne Kohle – und Kernkraft und vor allem den Strom der Nachbarländer gar nicht geht. Ganz offensichtlich muss es im Winter wohl erst zu einem längeren Blackout kommen, was man sich bei Gott nicht wünscht, aber vielleicht wachen dann doch viele aus ihren grünen Träumereien auf.

non sequitur
4 Jahre her

„Der »zielstrebige, effiziente, netz-synchrone und zunehmend marktorientierte Ausbau der erneuerbaren Energien« sei ein entscheidender Baustein,…“

Das marktorientiert in dieser Propaganda ist ein echter Brüller, wie jeder private Stromkunde in Deutschland beim Blick auf seine monatlichen Abschläge aus eigener Erfahrung weiss.

Alex70
4 Jahre her
Antworten an  non sequitur

„netz-synchron“ ist auch ein Mega Brüller. Volatiler Wind und Sonne kann nie Synchron zum Bedarf im Netz sein. Selbst mit der Phase von 50Hz hat man Probleme ohne die stabilisierende Kraft der herkömmlichen Turbinen.

Altchemnitzer
4 Jahre her

Ich nehme an, daß diese Windräder keine Kabel zum Land haben werden. Vergessen? somit muß nur der theoretisch erzeugte Strom bezahlt werden. Abgenommen kann er auf Grund Netzüberlastung nicht.

Werner Geiselhart
4 Jahre her

Ein Riesenproblem, welches wie immer von der Politik und den ihr zuspielenden Instituten ignoriert wird, dürfte sein, dass die immer dichter stehenden Windräder sich gegenseitig den Wind wegnehmen. Es gab mehrere bemerkenswerte Studien in letzter Zeit, die das sehr dramatisch sehen, die Durchschnittsleistungen fallen um ein Drittel ab. Es wird deshalb so sein, dass die 4000 Volllaststunden kaum erreicht werden können, eine umso größere Umweltzerstörung der angeblichen Umweltparteien und -verbände. Besonders Greenpeace und BUND ist die Umwelt sowas von egal, das Ganze ist für sie nur ein weiterer Schritt hin zur Großen Transformation, die in China unter dem Namen „Der… Mehr

non sequitur
4 Jahre her
Antworten an  Werner Geiselhart

Vermutlich sich nicht nur den Wind gegenseitig „wegnehmen“, sondern quasi widrige Winde für ihre Nachbarn selbst produzieren.
Mir will z.B. nicht einleuchten, dass Flugzeuge im An- oder Abflug auf bzw. von Flughäfen wegen des Downwash, der von den induzierten Wirbelschleppen der Tragflügelenden ihrer Vorflieger ausgeht, erhebliche Sicherheitsabstände einhalten müssen, während die induzierten Flügelspitzenhelices dieser Windräder scheinbar völlig belanglos für die Effizienz dieser Windmühlen sein sollen.

Andreas aus E.
4 Jahre her

„Denn innerhalb der Windparkbereiche darf (…) kein Fischfang betrieben werden.“

Richtig so! Sollte irgend so ein Tourist sich da als Hobbyangler hin verirren, kommt sofort die Küstenwache, nötigenfalls wird auch von der Schußwaffe Gebrauch gemacht, bei hartnäckigen Fällen ein Torpedo eingesetzt.
Ausnahmen wird es nur für Menschenfischer geben, sollte sich das Seegebiet als neue Fluchtroute etablieren.

non sequitur
4 Jahre her
Antworten an  Andreas aus E.

Das klingt ja so, als hätten Sie schon bleierne Bekanntschaft mit den Windpark Rangern gemacht.