Luisa Neubauer fordert: „Alle Wahlprogramme müssen 1,5 Grad konform sein“

Luisa Neubauer will, dass "alle Parteien" ihre Wahlprogramme ändern. Eine andere Aktivistin geht weiter, will gar Infrastruktur angreifen. Das offenbart die Radikalität der Bewegung, aber auch ihren Größenwahn. Am Ende ist es nur eine Komödie.

IMAGO / Future Image

Der Klimawandel schreitet voran – sagt man zumindest. Jedenfalls glaube ich gerne, dass es schlimm ist, schließlich warnt Karl Lauterbach jetzt, dass es im Winter kalt werden könnte. Es gibt eben nichts gruseligeres als weiße Weihnachten – obwohl doch: weiße Weihnachten mit der Familie ohne Sicherheitsabstände. Nur heißt das auch, dass jetzt gehandelt werden muss. Luisa Neubauer gab bescheidenerweise bekannt: „Wir fordern die Neuverhandlung der Wahlprogramme. Alle Wahlprogramme müssen 1,5 Grad konform sein.“ Ja, Sie haben richtig gelesen: „Alle Wahlprogramme MÜSSEN 1,5 Grad konform sein.“ Aber damit nicht genug, denn: „Wir stehen wenige Wochen vor der Bundestagswahl in einem der Hauptverursacherländer der Klimakrise – und keine der Parteien hat eine angemessene Antwort auf die Drastik der Lage.“

Hauptverursacherländer? Tja, also ich könnte jetzt so richtig garstig und zynisch werden. Und dann würde ich jetzt die Frage stellen, ob Luisa nicht zufällig die Karte von ihren Urgroßeltern auf dem Dachboden gefunden hat. Aber ich bin ein ausgesprochen friedliebender Mensch, darum werde ich einfach mal davon ausgehen, dass sie in Geographie bei Deutschland eingeschlafen und bei China wieder aufgewacht ist. Und man muss schließlich fairerweise anmerken, dass man aus dem Flugzeug heraus nicht sieht, wo Deutschland aufhört und Tansania anfängt.

Aber tatsächlich gibt es noch Kollegen, die einen Schritt weitergehen als Luisa Neubauer. Die will auf ihre verquere, nicht ganz demokratische Art noch mit den Parteien kooperieren. Die Aktivistin Franziska Heinisch. Die twitterte Montagmittag: „Es wäre dann jetzt höchste Zeit in der Klimabewegung, sich von Appellen zu verabschieden und auf wirkliche Konfrontation umzuschalten. Organisierung, Arbeitskämpfe, vllt auch Angriffe auf Infrastruktur,…: Dieses System ist nicht unangreifbar und die Zeit für Angriff ist jetzt.“ Bin ich die einzige, die findet, dass das irgendwie – naja – aggressiv klingt? Glücklicherweise nicht, denn der Tweet ist nicht mehr auffindbar. Aber nicht etwa, weil Franziska sich in Einsicht geübt oder kalte Füße bekommen hat, sondern weil Twitter ihn in Deutschland gesperrt hat. Statt des Posts steht da nun: This Tweet from @FrHeinisch has been withheld in Germany based on local law(s).

Beruhigend, dass „Angriffe auf die Infrastruktur“, dann doch noch nicht zum guten Ton gehören. Aber wer „Die Zeit für Angriff ist jetzt“ verbreitet, der wird sich wahrscheinlich nicht von Twitters Auslegung der lokalen Gesetze beeindrucken lassen. Also, wenn bei VW beim nächsten Mal nicht nur die Schlüssel geklaut werden, sondern auch ein abgetrennter Pferdekopf liegt, dann sollte man vielleicht mal bei Patin Heinisch anfragen, ob sie ein Angebot gemacht hat, dass man nicht ablehnen kann.

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