Lauterbach revidiert seine Position zu Impfschäden: „Es gibt sehr schwere Nebenwirkungen“

Immer wieder betonte Gesundheitsminister Lauterbach, es gäbe bei den Corona-mRNA-Impfstoffen keine schweren Nebenwirkungen – wohlgemerkt: keine. Nun hört sich der Gesundheitsminister auf einmal ganz anders an. Er hatte Unrecht – wann gesteht er das ein?

IMAGO / Jürgen Heinrich

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat eingestanden, dass die Corona-mRNA-Impfungen teils schwere Nebenwirkungen haben. In der neuesten Ausgabe der Sendung „KarlText“ auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums sagte Lauterbach: „Es gibt sehr schwere Nebenwirkungen.“ Dies könnten etwa Thrombosen im Gehirn sein, die tödlich enden könnten.

Zwar sei die Wahrscheinlichkeit, daran zu sterben, deutlich geringer als an Corona – die Aussage als solche markiert für Gesundheitsminister Lauterbach aber einen wesentlichen Sinneswandel.

— BMG (@BMG_Bund) June 16, 2022

Im August 2021 fragte Lauterbach noch auf Twitter, „weshalb eine Minderheit der Gesellschaft eine nebenwirkungsfreie Impfung nicht will, obwohl sie gratis ist und ihr Leben und das vieler anderer retten kann“. Dass die Impfung „nebenwirkungsfrei“ sei, wiederholte er regelmäßig. Bei Anne Will etwa sagte Lauterbach man müsse immer wieder vermitteln: „Die Impfungen sind halt mehr oder weniger nebenwirkungsfrei. Das muss immer wieder gesagt werden.“ Die Menschen, die hier anderes glauben, seien Opfer von „schäbiger Desinformation“.

Lauterbach twitterte im Mitte 2021 in Bezug auf eine Studie zum Moderna-Impfstoff, die Impfung habe bei Kindern „keine schweren Nebenwirkungen“. Ähnliches wiederholte er auch in Bezug auf die Entscheidung zu einer Impfempfehlung für Kinder.

Ebenfalls bei Anne Will wies Lauterbach Sahra Wagenknecht noch im November zurecht, als diese bezweifelte, dass die Impfungen generell nebenwirkungsfrei seien. Die neuen Impfstoffe seien mittlerweile eine halbe Milliarde mal verimpft worden, meinte Lauterbach da. Und: „Hätte es da Nebenwirkungen gegeben, dann hätten wir das gemerkt.“

Wieder impliziert Lauterbach hier die totale Abwesenheit schwerer Nebenwirkungen. Lauterbach betonte zudem immer wieder, dass die Impfstoffe bestmöglich untersucht werden.

Dass Lauterbach seine Meinung nun ändert, müsste eigentlich auch Folgen für seine Politik haben. Er müsste zumindest das Paul-Ehrlich-Institut dazu anhalten, wieder verstärkt Nebenwirkungen zu untersuchen – das Institut hatte seine Kapazitäten hier zuletzt weiter abgebaut. Den damaligen Vorsitzenden der Krankenkasse BKK ProVita wies Lauterbach noch zurecht, als der von einer Untererfassung von Impfnebenwirkungen sprach (TE berichtete). Er verlor seinen Job.

Doch auch im aktuellen Video gesteht Lauterbach zwar indirekt seinen Irrtum ein – versucht aber weiterhin das Thema Impfnebenwirkungen herunterzuspielen, indem er immer wieder betont, die Impfschäden seien harmloser als die Folgen einer Corona-Erkrankung.

Prof. Bernhard Schieffer leitet eine Spezialambulanz für das Post-Vac-Syndrom in Marburg. Er kommentiert das Video von Lauterbach so: „Leider decken sich ihre Äußerungen zu Schweregrad von Post-Vac, der geringer als Long-Covid sein soll, nicht mit unseren klinischen Erfahrungen. Ich würde empfehlen, solche Äußerungen zurückhaltend zu tätigen, da Betroffene jedweder Erkrankungsentität vor den Kopf gestoßen werden.“

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