SPD ist empört über den „Tabubruch“ von Armin Laschet

Armin Laschet ist skeptisch, wenn mit "die Wissenschaft sagt" Politik gemacht wird und will Lockdowns verhindern. Empörend findet das die SPD vor allem, weil Laschet darin mit der AfD übereinstimmt. Der Kanzlerkandidat der Union geht offensichtlich auf Distanz zur Bundeskanzlerin.

IMAGO / Future Image

Armin Laschet scheint im Vorfeld der Bundestagswahl Distanz zur Bundeskanzlerin aufbauen zu wollen. Zunächst sorgte er mit einer Ausführung zur Corona-Politik für Aufsehen: „Ihrer Methode, alles wieder zu schließen, werden wir nicht folgen“. Zuvor sagte er, dass auch bei steigender Inzidenz ein neuer Lockdown nicht selbstverständlich sein dürfte. „Wir werden alles tun, um mit Viren zu leben“, sagte Laschet. Ein Satz, der gar nicht zu Merkels martialischer Corona-Sprache passt.

Laschet sagte im Landtag von Düsseldorf: „Ich stimme selten, eigentlich nie, der AfD zu. Sie haben heute einen wahren Satz gesagt: Immer wenn jemand ankommt und sagt ,die Wissenschaft sagt‘, ist man klug beraten, zu hinterfragen, was dieser gerade im Schilde führt“.

Die Empörung darüber brandete sofort auf. SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty bezeichnete Laschets Worte als „Tabubruch“ und „schlecht für die Demokratie“. SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach twitterte ebenso empört: „Das, was Armin Laschet hier sagt, ist doppelt schrecklich. Der AfD sollte man nie öffentlich zustimmen, erst recht nicht in einem Landtag. Und zum zweiten werden wir ohne Vertrauen in und Respekt vor der Wissenschaft den Klimawandel nicht bewältigen.“

Die Taktik hinter der Empörung über die vermeintliche doppelte Schrecklichkeit ist durchsichtig: Das totale AfD-Tabu soll Laschet inhaltlich einschnüren, ihm den politischen Bewegungsraum eng machen.

Ein ähnliches Interesse dürfte auch Angela Merkel haben. Wenn Laschet als künftiger Kanzler nicht auf lange Sicht in deren Schatten stehen will, wird er das tun müssen, was er bisher so penibel vermieden hat: Sich positionieren. Wenn Merkel den nächsten Lockdown verhängt – wo steht dann Laschet? Beugt er sich dann Merkels Entscheidungen, wird er sie auch im Amt zumindest halbherzig weitertragen müssen. Wenn er selbst regieren will, muss er eine eigene Position entwickeln.

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