SPD vor der AfD

Dietmar Woidkes Taktik ist aufgegangen. Die SPD des Ministerpräsidenten liegt in der Prognose zur Brandenburg-Wahl drei Prozentpunkte vor der AfD. Damit wäre eine "große Koalition" möglich. Das hängt aber noch von den Grünen ab.

picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Dietmar Woidke ist ‚all in‘ gegangen und hat gewonnen. Das sagt zumindest die Prognose des ZDF voraus. In dieser hat die SPD des brandenburgischen Ministerpräsidenten 32 Prozent erreicht – die AfD nur 29 Prozent. In der ARD beträgt das Ergebnis aber nur 31 zu 30 Prozent zugunsten der SPD. Woidke hatte im Wahlkampf gesagt, er werde nicht mehr als Landesvater zur Verfügung stehen, falls die AfD vor der SPD lande.

Das ging auf Kosten der CDU. Die holt laut ZDF-Prognose 11,5 Prozent und verliert rund vier Prozentpunkte – trotz Rückenwinds aus Berlin. Das Bündnis Sahra Wagenknecht erreicht demnach aus dem Stand 12 Prozent. Nach der Prognose wären nur vier Parteien im Landtag vertreten. Es sei denn, die Grünen gewinnen ein Direktmandat in Potsdam. In dem Fall ziehen sie auch dann ins Parlament ein, wenn sie unter der Fünf-Prozent-Hürde bleiben.

Nach dem Stand der Prognose ist eine „große Koalition“ aus SPD und CDU in Brandenburg möglich. Die SPD könnte auch mit AfD oder BSW koalieren. Das ist nach den Ankündigungen im Vorfeld allerdings wenig realistisch. Ziehen die Grünen doch noch ins Parlament ein – mit fünf Prozent oder Direktmandat – dann müsste die „große Koalition“ um die Grünen ergänzt werden.

Die Ampel erreicht in ihrer Hochburg Brandenburg keine 40 Prozent mehr. Sie bleibt geschwächt. Eigentlich. Doch die PR-Truppen rund um Kanzler Olaf Scholz (SPD) werden Woidkes Sieg als den ihren verkaufen. Aber vor allem zeichnet sich immer stärker eine Tendenz ab: alle Parteien von Linke, SPD, Grüne, FDP und CDU gegen die AfD. Von dieser Polarisierung rund um die „Brandmauer“ hat in diesem Fall Woidke profitiert. Mit seinem All in hat er die Polarisierung zu seinem Thema und zur Ursache seines persönlichen Siegs gemacht. Diese Polarisierung ging soweit, dass der christdemokratische Ministerpräsident Sachsens, Michael Kretschmer, zur Wahl der SPD aufgerufen hat. Eigentlich ein Grund, ihn aus der Partei auszuschließen. Doch die „Brandmauer“ hält nicht nur die AfD von der Macht entfernt, sie setzt auch die vernünftigen Gesetze der Demokratie außer Kraft.

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Kommentare ( 24 )

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Cabanero
1 Monat her

Als AfD-Wähler (kein Brandenburger) kann ich nur sagen: Lassen wir die Kirche im Dorf. Wenn die AfD die Wahl „gewonnen“ hätte mit 31,5 % und die SPD 30 oder so – was wäre dann anders? Dann wäre eben ein anderer SPD-Funktionär statt Woidke MP geworden, und letzterer bald so vergessen wie der Deichgraf Matthias Platzeck schon lange. NUR mit einer absoluten Mehrheit kann die AfD regieren, egal wo – und wo ist das wahrscheinlich? Nur, wenn man den Mittleren Erzgebirgskreis zu einem eigenen Bundesland machen würde. Sonst nicht. Im übrigen ist das Ergebnis vor allem eine Niederlage der CDU, aber… Mehr

Teiresias
1 Monat her

Schon bei der Thüringen/Sachsen-Wahl hat mich geärgert, daß eine Auschlüsselung der Wählerstimmen nach Brief- und Urnenwahl nirgends mehr zu finden ist.

Genau 5,0% für die Grünen stinken zum Himmel.

In bevölkerungsschwachen Bundesländern können Unregelmässigkeiten von vergleichsweise wenigen Stimmen schon spürbare Auswirkungen haben.

Wo Manipulation besonders einfach ist – egal ob zentral organisiert oder das Werk von individuell motivierten „gegen Rechts“ kämpfenden Wahlhelfern – da braucht es mehr Kontrolle und Transparenz.

Last edited 1 Monat her by Teiresias
karl.biermann
1 Monat her

Stand 20:07, 3410 Wahlbüros von insgesamt 3925 ausgezählt:
Erststimmen: SPD 33,61%, AfD 33,78%
Zweitstimmen: SPD 30,69%, AfD 31,37%
Quelle: wahlergebnisse.brandenburg.de/12/500/20240922/landtagswahl_land/ergebnisse.html

Last edited 1 Monat her by karl.biermann
Manfred_Hbg
1 Monat her

Und bei WELT liegt die SPD momentan mit +1,8% vor der AfD(29,7%). Worüber sich die rotwoken WELT-Wahlhelfer vor Freude kaum noch einkriegen können nachdem sie die letzten zwei/drei Tage neben der CDU vor allem die SPD mit den Woidke-Interviews in Dauerschleife gezeigt und über die AfD nur diffamierend und interviewlos hergezogen sind. Nun ja, sollen sich doch auch die Brandburger auch noch die nächsten Jahre an viel rotgrünlinker und woker Bereicherung erfreuen. Vielleicht haben bis dahin dann ja auch die Brandenburger bis zur nächsten Wahl dazugelernt. Und mit Blick auf die „Qualitätsmoderatoren“, Altparteipolitiker und all die sonstig geladenen „Experten“ der… Mehr

IJ
1 Monat her

Die Wahl in Brandenburg zeigt, dass die CDU unter Friedrich Merz so langsam ihre Rolle gefunden hat: als neuer gesichtsloser Mehrheitsbeschaffer für Rot-Grün, falls die FDP die 5-Prozenthürde nicht mehr schafft bzw. von Rot-Grün als ausgesaugte leere Hülle weggeworfen wird. Rot-Grün weiss wie man sich entgegen dem Wählerwillen an der Macht hält. Merz & Co. offensichtlich nicht einmal, wie man mit dem Wählerwillen an die Macht kommt und dort bleibt. Ich habe die Arbeit von Friedrich Merz seinerzeit hautnah bei der Rettung der ehemaligen WestLB miterlebt: Performance = null, zero, nothing, nada. Ich gehe davon aus, dass F. Merz die… Mehr

Kantkopf
1 Monat her

Damit hätten wir dann französische Verhältnisse. Das geht schief. Reine Insolvenzverschleppung.

Lafevre
1 Monat her

Weniger als 14% für die spd vor wenigen Monaten bei der EU Wahl und jetzt 30%? Die Verrenkungen, die zur Erklärung dieses rasanten Sinneswandels gemacht werden müssen, werden sicher sehr unterhaltsam.

Anne
1 Monat her
Antworten an  Lafevre

Möglicherweise ist die Ursache für dieses Phänomen beim Zähler zu finden. Es ist für mich bei sämtlichen Wahlen auf Landes- und Bundesebene immer sehr fragwürdig, wenn die kurz nach Schließung der Wahllokale veröffentlichten Prognosen fast identisch mit den ausgezählten Ergebnissen sind. Interessant sind ebenfalls die Ergebnisse der Briefwahlstimmen.
Ich habe heute morgen bereits beim Frühstück prognostiziert, dass kurz nach Schließung der Wahllokale verkündet wird, dass „unsere Demokratie“ mal wieder durch „seriöse Demokraten“ (Justizminister M. Buschmann) in Brandenburg gerettet wurde.

Cabanero
1 Monat her
Antworten an  Lafevre

Die Rentner in Brandenburg wählen so Woidke (und die Erinnerung an Stolpe und Platzeck) wie die Alten im Westen die CDU über 30 Prozent halten, weil sie in ihrer Erinnerung eben die Partei Kohls bleibt und nicht Merkels Partei ist. Denn Kohl regierte, als diese Wähler die besten Jahren ihres Lebens hatten, also das Alter zwischen 20 und 40. So ist das in Brandenburg mit der SPD. Es ist nun Aufgabe der AfD, das zu akzeptieren und darauf ihre Strategie auszurichten. An diese alten Kohorten kommt sie nicht heran und wird es nicht. Aus meiner Sicht muß sie sich viel… Mehr

Jerry
1 Monat her
Antworten an  Lafevre

Das habe ich mir auch gedacht! Die Erklärungen werden in etwa lauten: „Das hat sich ja in den Umfragen bereits abgezeichnet“, „Die Wähler haben SPD gewählt um die AfD zu verhindern“, „Die Wähler wollten keine Nazi Regierung“ und und und… Ansonsten werden unseren Qualitätsmedien sicher noch genug Gründe einfallen, sie werden es für uns „einordnen“ wie sie es selbst immer gerne bezeichnen. Aber: Das mit dem Einordnen mach ich dann doch lieber selbst 😉

taliscas
1 Monat her

Die Groteske wird immer besser: der vielleicht nach dem Kanzler wichtigste Job ist das Finanzressort, im Moment von einer FDP Nummer namens Lindner besetzt, Vorsitzer der Ampelpartei, die nicht mehr existent ist, nicht in keinem Fernseh-Radioprogramm.

Jerry
1 Monat her

Die einen nennen Woidkes Taktik „All In“, andere würden es als Erpressung des Wählers bezeichnen…

GefanzerterAloholiker
1 Monat her

Zufälle gibt es aber auch.
Da sind die Grünen mit präziser Punktlandung im LT und ich wette, das reicht.
Unaffällig mal 1% von der Afd zur SPD schaufeln. Und schon hat man komfortable 2%. Wenn es weniger sind – ich las gerade 31,2% und 29,8%, reden wir von nicht einmal 1% Betrug. Das läuft doch wie geschmiert.
Und wer hat keine Freunde in MeVoPo? Die FDP. Denen sind die Grünen wichtiger.
Wer es denn glaubt. Warum sind Wahlen nicht betrugsfest? Weil betrogen wird.