Lagebild in NRW: Messergewalt explodiert

Nordrhein-Westfalen erfasst Taten, die mit einem Messer begangen werden, gesondert in der Kriminalstatistik. Dabei geht es um allgemeine Messerkriminalität. Es zeigt sich ein verheerendes Bild: Laut den Zahlen des Landeskriminalamts ist die Messergewalt im seit 2017 CDU-regierten Bundesland zuletzt explodiert.

picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

Deutschland hat ein Messerproblem. Und das nicht erst seit dem islamistischen Angriff von Solingen oder dem Anschlag in Mannheim. Schon vor einigen Wochen hatte das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen eine Pressekonferenz angekündigt, um ein „Lagebild zu Messergewalt“ vorzustellen. Das Land an Rhein und Ruhr erfasst seit 2019 Taten mit der Tatwaffe Messer gesondert in der Kriminalstatistik. Dabei geht es weniger um gezielte Anschläge wie den von Solingen, sondern eher um allgemeine Messerkriminalität.

Der nun vorliegende Überblick zeigt ein verheerendes Bild: Laut den Zahlen des Landeskriminalamts ist die Messergewalt im seit 2017 CDU-regierten NRW zuletzt regelrecht explodiert. Demnach wurden im Berichtsjahr 2023 insgesamt 3.536 Fällen mit dem Tatmittel Messer im öffentlichen Raum registriert. Das entspricht einem Anstieg um satte 42,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nimmt man alle Taten mit sämtlichen Hieb- und Stichwaffen zusammen, sind es 4.233 Vorfälle. Auffällig: 2019 waren es sogar 4.509, also noch mehr als im vergangenen Jahr.

Von den Messertaten fielen 26 in die Deliktgruppe Mord, womit sich diese Zahl mehr als verdreifacht hat. In 1.233 Fällen (34,9 Prozent) ging es um Bedrohung, in 1.224 Fällen (34,6 Prozent) um gefährliche Körperverletzung und in 920 Fällen um schweren Raub oder räuberische Erpressung. In 63,4 Prozent der Fälle wurde das Opfer nicht verletzt.

Hoher Ausländeranteil

Überdeutlich ist: Die Tatwaffe Messer ist zu einem erheblichen Anteil ein importiertes Phänomen. Denn laut dem Lagebericht waren 2023 45 Prozent der zu den Messerangriffen erfassten Täter nicht deutsch, also Personen ohne deutschen Pass. Von diesen 45 Prozent wiederum hatten 39,3 Prozent einen Zuwanderungshintergrund, waren zum Tatzeitpunkt also ohne Aufenthaltserlaubnis, Asylbewerber beziehungsweise anderweitig geschützt oder geduldet.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hielt am Mittwoch in einer Pressekonferenz fest, Menschen ohne deutschen Pass seien „fast dreimal so stark vertreten wie deren Anteil an der Bevölkerung“. Insgesamt ist der Ausländeranteil bei den Messerdelikten in den vergangenen Jahren fast permanent gestiegen. 2019 hatte er noch bei 39,5 Prozent gelegen.

Auch mit Blick auf die Herkunftsländer der einzelnen Täter zeichnet sich ein konsequentes Muster ab: In allen Jahren seit 2019 machten Syrer die größte ausländische Tätergruppe aus, gefolgt von Türken, Irakern und Rumänen. Im Jahr 2023 gingen 10,4 Prozent aller Messerdelikte auf Syrer zurück. Bezogen auf die Delikte mit ausländischen Tätern betrug der Anteil 23,2 Prozent. Das ist der höchste Wert überhaupt, seit das LKA Messerdelikte gesondert erfasst.

Zahl junger Täter und Opfer steigt stark

Zugleich stellen Syrer, Türken und Iraker aber auch die größten ausländischen Opfergruppen von Messerdelikten. Unter dem Strich ist der Ausländeranteil unter den Messeropfern allerdings niedriger als ihr Anteil an den Tätern. So waren im Berichtsjahr 2023 65,6 Prozent aller Messeropfer deutsch und 34,4 Prozent nicht deutsch.

Bei allem zu beachten ist: Die Statistik erfasst auch solche Menschen als deutsch, die erst kürzlich eingebürgert wurden. Zudem gehen Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft nur als Deutsche in die Statistik ein. Nordrhein-Westfalen hat allein seit 2015 gut 285.000 Menschen eingebürgert. Im vergangenen Jahr erreichte die Zahl der Einbürgerungen den höchsten Stand seit 2001. Auf den ersten drei Plätzen der Einbürgerungen lagen dabei just die Herkunftsländer, aus denen viele Messerangreifer kommen: Syrien, Irak und die Türkei.

Was in der Messerstatistik noch auffällt: Die Messergewalt im öffentlichen Personenverkehr hat extrem zugenommen. 2023 registrierte das LKA 314 solcher Fälle im Vergleich zu 173 im Vorjahr. Das entspricht einer Steigerung um 81,5 Prozent. Was die Tätergruppen anbelangt, so sticht noch ins Auge, dass vor allem die Zahl der jugendlichen und heranwachsenden Tatverdächtigen in die Höhe schnellt (+57,1 bzw. +54 Prozent). Gleichzeitig sind Kinder und Jugendliche auch verstärkt Opfer von Messertaten (+54,3 bzw. +68,2 Prozent).

Reul kann nachvollziehen, wenn bestimme Migranten Messer mit sich tragen

Überraschend sind die Zahlen unter dem Strich nicht. Sie decken sich mit den Erkenntnissen aus anderen Bundesländern, in denen Messerangriffe ebenfalls zuletzt zugenommen haben, wenn auch nicht so exorbitant wie in NRW. Stets lässt sich ein überproportionaler Ausländeranteil feststellen. In Baden-Württemberg etwa gingen sogar gut 55 Prozent der 2023 erfassten Messerangriff auf nicht-deutsche Täter zurück. Stärkste ausländische Tätergruppen auch hier: Syrer und Türken sowie (abweichend) Tunesier.

Auf der Suche nach Gründen für die Messereskalation zeigte sich Reul am Mittwoch einigermaßen hilflos. Er nannte unter anderem das Bedürfnis nach Selbstverteidigung und Erfahrungen von Migranten mit Gewalt im Heimatland oder auf der Flucht. Der Christdemokrat verstieg sich sogar zu der Aussage, er könne nachvollziehen, dass ein Mensch, der aus einem gefährlichen Land kommt, ein Messer in der Tasche habe und glaube, das bräuchte er: „Wer erklärt denen eigentlich, dass man das hier gar nicht braucht?“

Ganz in diesem Sinne verlangt Reul im Rahmen eines „10-Punkte-Plans zur Bekämpfung der Messergewalt“ nun unter anderem „eine speziell auf diese Bevölkerungsgruppe zugeschnittene Präventionskampagne“: Polizisten sollen ab sofort in Flüchtlingsunterkünfte gehen und dort erklären, „dass es keinen vernünftigen Grund gibt, im öffentlichen Raum ein Messer mitzuführen“. Dazu soll es ein Plakat geben: „Besser ohne Messer“.

Weitere Punkte des Aktionsplans sind unter anderem die Ausweitung groß angelegter Kontrollaktionen, etwa auf Feiermeilen; der verstärkte Einsatz mobiler Videobeobachtung; und auch der Führerscheinentzug bei Wiederholungstätern. Im Zweifel sollen polizeiliche Kräfte von anderen Aufgaben abgezogen werden. Genervt wirkte Reul am Mittwoch von Bürgern, die die „blöde Regierung“ für die Messergewalt verantwortlich machten. Es werde nun einmal nicht bereits morgen „hier so eine friedliche Paradies-Stimmung geben“.

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Kommentare ( 47 )

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Nibelung
2 Monate her

Dazu kann man nur den Merkelschen Satz herbei zitieren, als sie bei der Massenimmigration lakonisch erklärte, nun ist es halt so und nach dem gleichen Prinzip verfahren sie doch bis heute, denn die Kollateralschäden betreffen nur die anderen und diese verlogene Bande hat doch jede Achtung verloren, weil sie nicht nur Idiologen sind, sondern auch noch die Mindestregeln eines Staates mißachten und darüber die Leute massenhaft über die Klinge springen lassen und die noch klagen, anstatt ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen. Darüber müßte sich jeder im Klaren sein, was ihn persönlich ebenfalls erwarten könnte und den falschen… Mehr

Angela Honecker
2 Monate her

Messerverbotszonen sollen es also bringen. Wie wäre es mit der krativen Lösung der Kölner SPD-Oberbürgermeisterin: Einfach einen Armlänge Abstand halten? Die sind alle so dermaßen kaputt und korrupt. Dieser Reul erinnert mich immer wieder an den (im Film hessischen) Innenminister aus Dieter Wedels „Der Schattenmann“ mit Mario Adorf und Günther Strack. Die „Konzepte“ dieser Polit-Schranzen ko… mich nur noch an. Ich schlage daher vor, das Faeser und Reul ein Konzept zum Verbot von Morden erlassen. #MordeSindVerboten. Das wird bestimmt helfen. So wie es jetzt gerade wieder in Berlin der armen Frau „geholfen“ hätte, die von ihrem libanesischen Ex-Mann gemordet wurde.… Mehr

DDRforever
2 Monate her

Natürlich sind nicht die Politdarsteller für die Messergewalt verantwortlich und natürlich auch nicht die Versorgungssuchenden. Es sind die Messer!

Flaneur
2 Monate her

So verständnisvoll, der Herr Reul! Da kommen mir die Tränen!
Wenn Deutschland jetzt offiziell auch kein friedliches, sicheres Land ist, darf sich der Rest der Bevölkerung denn jetzt auch bewaffnen und mit „Verständnis“ rechnen? Oder gilt dieses Verständnis mal wieder nur für die Hereingeschneiten?
Die – nur so nebenbei – ihre Duldung der Tatsache verdanken, dass sie hier SICHER sind vor Krieg und Verfolgung und Bla. Und trotzdem har Herr Reul Verständnis.. Irgendwas stimmt doch da nicht.

Helfen.heilen.80
2 Monate her

😀 DIE Personenkontrollen kann ich mir lebhaft vorstellen: vier „Kontollierende“ halten eine 20-köpfige Gruppe an und fordern Personalien und mal die Taschen leer zu machen. (…) (…).
Mindestens 15 Personen würden mal eben ihre Kumpels herbei-simsen.
Da bleibt wohl wahrscheinlich eher die Stichprobenartige Überprüfung von „kleineren Grüppchen“.

Helfen.heilen.80
2 Monate her

Das beeindruckt:
„er könne nachvollziehen, dass ein Mensch, der aus einem gefährlichen Land kommt, ein Messer in der Tasche habe und glaube, das bräuchte er…“.
Soll das etwa ausdrücken, dass davon auszugehen ist, dass es sich bei den „Messer-Verwendenden“ um verängstigende Individuen handelt?
Aus ihrer Angst heraus sorgen sie für einen Anstieg der Messergewalt um 42,6 % im Vergleich zum Vorjahr in den Bereichen Mord, Bedrohung, gefährliche Körperverletzung, schweren Raub oder räuberische Erpressung?!

Nachhaltiger Energie und Klimawandler
2 Monate her

Wir waren im Juni auf Dienstreise mit Bus und Bahn in Köln. Muss ich jetzt meinen Mitarbeitern eine Gefahrenzulage bezahlen, die ich steuerlich geltend machen kann. Oder streichen wir Firmen in NRW von unserer Kundenliste. Ich möchte keinem Mitarbeiter nach einem Messerattentat die Beerdigung zahlen müssen. Was meinen Sie Herr Wüst und Herr Reul dazu?

RalledieQ
2 Monate her

Die Wähler wollten und wollen es so. Vor allem die Alten.

ceterum censeo
2 Monate her

Wenn in 2023 offiziell 45% der Messertäter nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hatten und man davon ausgehen darf, dass reichliche Taten mit der Tätergruppe nicht zur Anzeige gebracht wurden, wie hoch ist dann unter Berücksichtigung dieser Dunkelziffer der prozentuale Anteil? Wie hoch ist der Anteil der Taten inklusive Täter mit deutschem Pass (der hinterher geschmissen wurde), aber mit Migra-Hintergrund? Mehr als 80%?

Haeretiker
2 Monate her

Diese Person aus NRW (das Geld für seinen Ministerposten nimmt er sich vom Steuerzahler, der ihn nervt) scheint im Zirkus besser aufgehoben zu sein.
Aber wer erinnert sich nicht noch an die Expertin für Messerkriminalität Elena Rausch (der Name ist keine Verballhornung), die erforscht hatte, dass Menschen mit ausländischer Herkunft in der Minderheit bei Messerangriffen sind. (Nachzulesen u.a. bei t-online vom 27.01.2023) Diese Frau arbeitet an der Kriminologische Zentralstelle, Forschungs- und Dokumentationseinrichtung des Bundes und der Länder. Also eine staatliche Institution. Und wir wissen, der Staat irrt nicht.
Tja Reul, Rausch lesen und man ist weniger genervt.