Wer Böhmermann für einen Künstler hält, darf das. Man darf aber auch feststellen, dass er ein Feigling ist. Er hat gezündelt und jetzt scheut er die Hitze.
Irgendwie geht es uns gut. Wenn ein TV-Clown wie Jan Böhmermann tagelang die Nachrichten dominiert, haben wir offenbar keine ernsthaften Probleme. Ob das, was dieser gebührenfinanzierte Berufs-Provokateur in Bezug auf den türkischen Präsidenten von sich gegeben hat, Majestätsbeleidung war oder nicht, mögen die Gerichte entscheiden. Aber einige Feststellungen sind schon jetzt möglich.
1. Erdogan ist in die Böhmermann-Falle getappt. Politisierende Clowns, deren Sendungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit laufen, brauchen vor allem eines: Aufmerksamkeit. Hätte der türkische Präsident den Minderheiten-Entertainer in seiner Nische vor sich hinwursteln lassen – kein Mensch spräche heute noch davon. Aber so ist Erdogan auf das Böhmermannsche Geschäftsmodell eingegangen: Aufmerksamkeit um jeden Preis.
2. Man muss nicht studiert haben, um zu merken, dass Böhmermann nicht gerade ein intellektuelles Schwergewicht unter den Polit-Kaspern ist. Hier die Schlüsselworte seiner sogenannten Schmäh-Satire: „Sackdoof, feige und verklemmt; Mann, der Mädchen schlägt; Ziegen ficken, Minderheiten unterdrücken; Kurden treten, Christen hauen; Kinderpornos schauen; Fellatio mit hundert Schafen; Präsident mit kleinem Schwanz; schwul, pervers, verlaust und zoophil; Kopf so leer wie seine Eier.“
3. Kunst kommt bekanntlich von Können. Was muss man eigentlich „KÖNNEN“, um so etwas zusammenzuschreiben? Zweifellos gibt es einen engen Zusammenhang zwischen dem, was einer denkt, und dem, was er sagt. Wie mag es wohl in einem Kopf aussehen, wenn der Mund eine Art Abfluss für Fäkal-Vokabeln ist?
4. Wer Böhmermann für einen Künstler hält, darf das. Man darf aber auch feststellen, dass er ein Feigling ist. Er hat gezündelt und jetzt scheut er die Hitze. Deshalb ist unser Held abgetaucht. Kein Interview, keine Stellungnahme, keine Erklärung. Es ist halt viel leichter, in der eigenen Show den furchtlosen starken Mann zu mimen, als sich einem Interview oder einem Streitgespräch zu stellen. Da könnten ja Fragen kommen, für die der Teleprompter keine Antworten bereit hat.
5. Die Tatsache, dass er von Böhmermann auf primitivste Weise angepöbelt wurde, macht aus Erdogan noch keinen Demokraten. Oder einen Staatspräsidenten, mit dem man gerne und eng zusammenarbeiten möchte oder sollte.
Die „Causa Böhmermann“ wird die Gerichte noch lange beschäftigen; Ausgang offen. Wer für Böhmermann in die Bresche springt, sollte sich aber zwei Fragen gefallen lassen: Wie hätte er reagiert, wenn Böhmermann die Muslime generell als „schwul, pervers, verlaust und zoophil“ geschmäht hätte? Eine Großdemo „gegen rechts“ wäre das Mindeste an Reaktion gewesen. Und wenn Böhmermann den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu so beleidigt hätte? Dann hätten die Böhmermann-Fans von heute eine Lichterkette organisiert unter dem Motto „nie wieder“. Darauf hinzuweisen ist politisch nicht korrekt – sondern „nur“ korrekt.
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