Konservativer Aufbruch trennt sich von CSU wegen BSW-Koalition

Die beabsichtigten Koalitionen der CDU mit dem linksradikalen „Bündnis Sahra Wagenknecht“ verstört viele Konservative. So hat der Landesvorstand des „Konservativen Aufbruchs“ beschlossen, sich von der CSU zu trennen. Wir dokumentieren den Vorgang.

picture alliance / dpa | Nicolas Armer

Der Konservative Aufbruch (KA) wurde im Jahr 2014 von CSU-Mitgliedern gegründet, um den konservativen Flügel der Partei zu stärken und sich gegen den von Angela Merkel ausgelösten Linkstrend in der Union zu positionieren. Mit etwa 1.000 Mitgliedern engagierte sich der KA für eine freiheitlich-konservative Politik, die sich an den Grundsätzen von CDU und CSU orientierte. Die aktuellen Entwicklungen in der CDU und CSU, vor allem die geplanten Bündnisse mit der Linkspartei und dem neu gegründeten BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht), machen es dem KA jedoch unmöglich, seine politische Arbeit innerhalb der CSU fortzusetzen.

Der Landesvorstand des KA hat daher einstimmig beschlossen, sich von der CSU zu trennen und die bisherigen politischen Ziele künftig als überparteilicher Verein zu verfolgen. Der 1. Landessprecher, Dr. Thomas Jahn, gab zudem bekannt, dass er sich der Werteunion angeschlossen habe, die den Zielen des KA am nächsten stehe. Auch andere Vorstandsmitglieder planen diesen Schritt, sollte es zu Koalitionen mit der Linkspartei oder dem BSW kommen.

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ENTSCHLUSS DES KONSERVATIVEN AUFBRUCH

Der Konservative Aufbruch (KA) wurde im Juni 2014 in Nürnberg von CSU-Mitgliedern als damals neue CSU-interne Formation gegründet. Ziel des KA war es, den konservativen Flügel in der CSU zu stärken, vergleichbar mit der Arbeit des Seeheimer Kreises in der SPD oder den Realos bei den Grünen. Anlass dafür war der von Angela Merkel entfachte Linkstrend, der damals auch die CSU erfasst hatte. Diesem, für die gesamte Union schädlichen Linkskurs, der 2013 auch zur Gründung der AfD geführt hatte, haben wir unsere, von den Grundsatzprogrammen von CDU und CSU getragenen Forderung nach einer Politikwende auf christlich-freiheitlicher Basis, verbunden mit einer klaren Absage an Bündnisse mit Rot-Grün entgegengesetzt. Mit etwa 1.000 Mitgliedern, die gleichzeitig Mitglied der CSU oder einer ihrer Arbeitsgemeinschaften und Arbeitskreise sind, haben wir uns bislang für die Interessen der wertkonservativen und wirtschaftsliberalen CSU-Mitglieder eingesetzt.

Die aktuellen Entwicklungen in den beiden Schwesterparteien CDU und CSU machen es uns nun leider unmöglich, unsere politische Arbeit fortzusetzen:

Obwohl die CDU 2018 einen Unvereinbarkeitsbeschluss gefasst hatte, der jegliche Zusammenarbeit mit der Linkspartei („Die Linke“) ausschließt, halten sich weder der CDU-Bundesvorstand noch die Thüringer Landes-CDU an diesen Beschluss, denn die CDU plant in Thüringen aktuell ein Linksbündnis, das für eine parlamentarische Mehrheit auch von der Linkspartei unterstützt werden müsste. In Sachsen strebt die CDU ebenfalls ein Linksbündnis an, bei dem die Sitze des BSW benötigt werden. Das 2023 neu gegründete BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht) unterscheidet sich weder personell noch inhaltlich von der mehrfach umbenannten DDR-Staatspartei SED, die sich heute „Die Linke“ nennt.

Wenn die hierfür verantwortlichen CDU-Politiker Mario Voigt, Michael Kretschmer und Friedrich Merz aus Mutlosigkeit, Bequemlichkeit oder Opportunismus ein Bündnis mit Linksextremisten anstreben, begeben sie sich nicht nur auf den Weg in eine andere Republik, sondern zerstören auch die Grundlagen für die eigene politische Existenzberechtigung: Die CDU degradiert sich in Thüringen und Sachsen zu Mehrheitsbeschaffern für Kommunisten vom Schlage eines Bodo Ramelow oder einer Sahra Wagenknecht. Das werden vor allem die Stammwähler der Union nicht tolerieren.

Unsere Forderung an CSU-Chef Markus Söder, Widerstand gegen die geplanten Linksbündnisse in Thüringen und Sachsen zu leisten und das Verhältnis zu AfD zu normalisieren, blieb ohne jegliche Reaktion. Auch der jüngste Parteitag der CSU in Augsburg hat leider keine Impulse gegen Linksbündnisse gesetzt und die Anhänger der CSU daher völlig im Unklaren gelassen, mit welchen anderen Parteien CDU und CSU die gescheiterte linke Ampel-Koalition ablösen wollen. Den Wählern werden zwar Wahlprogramme mit konservativen und wirtschaftsliberalen Ansätzen präsentiert. Ein Blick auf die aktuellen politischen Bündnispartner der Union, BSW in Sachsen, Linkspartei in Thüringen und SPD und Grüne in den westdeutschen Bundesländern mit Ausnahme Bayerns, zeigt indes, dass CDU und CSU so gut wie keine ihrer Programmpunkte durchsetzen können: Dies gilt vor allem für den Bereich der Migrationspolitik ebenso wie für die Forderung nach einem Wiedereinstieg in die Kernenergie. Beide Forderungen ließen sich nur mit einer Koalition mit der AfD realisieren, die CDU und CSU aber kategorisch ausschließen.

Friedrich Merz und Markus Söder haben schon mit der Unterstützung der Merkel-Vertrauten Ursula von der Leyen die Unionswähler getäuscht: Entgegen vollmundiger Ankündigungen im Europawahlkampf vor wenigen Monaten hat sich am rot-grünen Kurs der EU-Kommissionspräsidentin nichts geändert. Ursula von der Leyen führt die Politik Angela Merkels fort, denn die EU-Kommission will rein gar nichts an der Politik der unkontrollierten Massenmigration ändern. Das haben zuletzt die beschämenden Attacken von Ursula von der Leyen (CDU) und Manfred Weber (CSU) gegen den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán im Europaparlament gezeigt. Wenn die CSU-Führung ihren einstigen Partner Viktor Orbán, der 2018 noch gefeierter Ehrengast auf CSU-Klausurtagungen war, heute im Verein mit grünen, linken und linksradikalen Kräften attackiert, müssen die CSU-Anhänger den Eindruck gewonnen haben, dass sich unsere einstige Partei endgültig ins linke Lager verabschiedet hat. Einer solchen Partei können wir leider nicht mehr angehören.

Dazu teilt der 1. Landessprecher des Konservativen Aufbruchs Stadtrat Dr. Thomas Jahn (Kaufbeuren) folgendes mit:

„Der Landesvorstand hat in seiner letzten Sitzung einstimmig beschlossen, dass sich der Konservative Aufbruch von der CSU trennt und seine bisherigen politischen Ziele, einer freiheitlich-konservativen Politik auf christlich-sozialer Wertebasis zum Durchbruch zu verhelfen, als überparteilicher Verein weiterverfolgt. Diesen Vorschlag werden wir der kurzfristig einzuberufenden Mitgliederversammlung unterbreiten. Soweit einzelne Vorstandsmitglieder noch nicht aus der CSU ausgetreten sind, wird eine Koalition der Union mit der Linkspartei oder dem BSW umgehend auch den Austritt weiterer Vorstandsmitglieder nach sich ziehen. Ich selbst habe mich als Parteimitglied nun der WerteUnion angeschlossen, die vor kurzem einen neuen Landesverband in Bayern gegründet hat. Die Gründungsversammlung hatte mich mit großer Mehrheit zum stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt. Ich würde mich freuen, wenn möglichst viele Mitglieder und Unterstützer des KA auch in die WerteUnion eintreten würden, die den politischen Zielen des Konservativen Aufbruchs derzeit am nächsten ist. Gemeinsam mit meinen Mitstreitern und den Mitgliedern des Landesvorstands möchte ich mich, auch über bestehende Parteigrenzen hinweg, für demokratische Mehrheiten einsetzen, die den deutschen Sonderstatus in Europa endlich beenden und eine echte bürgerlich-freiheitliche Politik ohne Beteiligung linker Parteien ermöglichen.“

15. Oktober 2024

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Kommentare ( 8 )

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hassoxyz
2 Stunden her

Richtige und konsequente Entscheidung vom Konservativen Aufbruch, die immer woker werdende CSU zu verlassen. Ich schätze Thomas Jahn sehr. Ich habe ihn schon mehrmals in Video-Podcasts mit Peter Weber gesehen, wo er immer ruhig, sachlich und überzeugend argumentierte und keinen Zweifel an seinen konservativen Überzeugungen ließ. Sein Eintritt in die sich immer noch im Aufbau befindliche Werteunion ist ein großer Gewinn für die Partei. Jahn ist immerhin 10 Jahre jünger als Maaßen und politisch erfahrener. Jahn und Maaßen zusammen in der Werteunion, das könnte was werden. Jahn ist glaubwürdiger als ein Söder und außerdem ein richtig guter Redner. Erinnert sich… Mehr

von Borcke
2 Stunden her

Verbunden mit der Hoffnung, dass unsere Meldung zum Thema nach ca. sechzehn (16) vergeblichen Versuchen über die Jahre , diesmal das Plazet des Zensors finden möge:
Bravo Redaktion für diese Info, sowie ein besonderes Bravo an Herrn Stadtrat Dr. Thomas Jahn!
Mit besten Grüßen von Mutter COURAGE

mucko
2 Stunden her

Im Jahr 2015 habe ich einen Brief an den Abgeordneten der CSU aus meinem Wahlkreis geschrieben und ihm mitgeteilt, dass es nach der Grenzöffnung nur noch zwei Alternativen für die CSU gäbe, Entweder den Bruch mit Angela Merkel und der CDU oder den Austritt des Freistaates Bayern aus dem Bund. Gemäß meiner Erwartung, habe ich keine Antwort erhalten.
Wie man als „Konservativer“ bis 2024 einer Partei, die alles ist, nur nicht konservativ, die Treue hält und sich erst jetzt lossagt, kann ich nicht nachvollziehen.

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
2 Stunden her

Noch so ein Rohrkrepierer wie Hans-Georg Maaßens Witzprojekt „Werteunion“. Die CSU-Granden lachen sich kaputt über diesen Schritt, wohl wissend, dass diese nützlichen Idioten in der Wahlkabine weiterhin brav ihr Kreuzchen bei der CSU setzen werden. Denn diese Scheinkonservativen trauen sich zwar, mit dünnem Stimmchen ein bisschen zu schimpfen, aber bei der Vorstellung, doch mal die AfD zu wählen, nässen sie sich vor Schreck sofort ein.

Or
2 Stunden her

Dieser „ Konservativen Aufbruch“ ist eine ähnliche Witztruppe, wie die „Werteunion“.
Das ist doch nur Theaterdonner, den niemand wirklich ernst nimmt.

stony71
2 Stunden her

„Konservativer Aufbruch“ – bisher nie gehört. Macht aber nix, euer Entschluss ist löblich. Weitermachen, mit der WerteUnion fusionieren, LKR und die restlichen aus der AfD ausgetretenen anständigen Konservativen und AfD-Noch-Mitglieder einsammmeln und eine ordentliche liberalkonservative Partei gründen, welche die FDP ersetzen könnte.

Warte nicht auf bessre zeiten
2 Stunden her

So etwas hätte man sich bei der Gründung der Werteunion gewünscht: strategisch vorbereitet, übertrittserklärungen von mehreren Prominenten abgeordneten aus Bundestag und Landesparlamenten, auf diese Weise sofort in den Parlamenten vertreten. Stattdessen Chaos schon bei der Gründung, unfähige Medienarbeit, Schlafmützenstimmung bis heute. Wieviel Landtagsabgeordnete sind Mitglied im „konservativen Aufbruch“?

Peter Gramm
2 Stunden her

Ojoijoi – Maggus aus Mittelfranken bekommt Probleme. Da hilft ihm auch sein stärkedemonstrierendes Gewölle unter der Nase nichts mehr.
Ojoijoi – Maggus aus Mittelfranken bekommt Probleme. Da hilft ihm auch sein stärkedemonstrierendes Gewölle unter der Nase nichts mehr.
Ojoijoi – Maggus aus Mittelfranken bekommt Probleme. Da hilft ihm auch sein stärkedemonstrierendes Gewölle unter der Nase nichts mehr.

Last edited 2 Stunden her by Peter Gramm