Klimagipfel: Der neue Unterbietungswettbewerb zwischen USA und EU wird teuer

US-Präsident Joe Biden hat beim Klimagipfel umgesetzt, was zu erwarten war: die Abkehr von der Abkehr Donald Trumps. Der CO2-Unterbietungswettbewerb zwischen den USA und Europa hat begonnen. Mangels Kernkraft sind Deutschlands Aussichten besonders düster.

IMAGO / MediaPunch
Joe Biden beim virtuellen Klimagipfel im Weißen haus, 23. April 2021

Angekündigt hatte sich die neue Umweltpolitik der USA schon lange: Klimarolle rückwärts. Der neue US-Präsident Biden kippte am ersten Tag des zweitägigen Klimagipfels die Klimapolitik des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Der hatte als einen seiner ersten Schritte als frisch gewählter Präsident den Beitritt der USA zum Pariser Klimaabkommen gestoppt. Er wetterte gegen Windräder, förderte stattdessen amerikanische Kohle und Fracking-Technologie. Eine Folge: Die Ölpreise waren niedrig, Benzin, Heizöl preisgünstig. Trump wusste: Energie muss preiswert sein, um die wirtschaftliche Entwicklung eines Industrielandes nicht zu gefährden.

Jetzt die Rolle rückwärts. Alles auf Stop beim Klimagipfel, der online stattfand und wenigstens keine gewaltigen Mengen an Flugzeugsprit, um tausende von Teilnehmern durch die Welt zu karren.

Das Pariser Klimaabkommen findet Biden gut, setzt sogar noch eins drauf: die Halbierung der „Treibhausgase“ in den kommenden zehn Jahren im Vergleich zu 2005. Der grüne Alt-Präsident Obama hatte seinerzeit sogar von nur 28 Prozent gesprochen. Doch Biden will punkten. 

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In diesem Unterbietungswettbewerb will die EU nicht hinten anstehen und hat ebenfalls ihre Klimaziele bekannt gegeben: 55 Prozent CO2-Reduktion gegenüber 1990 bis 2030. Wie sie das schaffen will, bleibt Brüsseler Geheimnis. Allein in den vergangenen 30 Jahren gelang gerade einmal eine CO2-Verminderung von 25 Prozent. Mehr Wirtschaft „herunterdrehen“ war nicht durchsetzbar. In den nächsten zehn Jahre müssten also noch mal 30 Prozent „geschafft“ werden. 

All diese Pläne haben vor allem eine Folge: Industrie und Landwirtschaft werden drastisch eingeschränkt, die Energie wird deutlich teurer.

Ein Kommentator der FAZ schreibt es deutlich: „Denn eins steht fest, und das muss auch offen gesagt werden: Die Umstellung wird teuer, sehr teuer.“ Er kann es vermutlich von seinem hohen Gehalt noch verkraften, wer wenig verdient, wird es umso stärker spüren.

Während die Republikaner darauf verweisen, dass Klimapolitik Jobs vernichte, will Biden stramm vorwegmarschieren. Wie weit er den Worten Taten folgen lässt, bleibt abzuwarten. Denn das grüne Vorzeigeland Kalifornien will eine vollständige Energieversorgung ohne CO2-Ausstoss, will Verbrennerautos ab 2035 verbieten und kämpft in der Praxis bereits gegen massive Stromknappheit und musste immer wieder den Strom bei „kontrollierten Lastabwürfen“ abschalten, um einen vollständigen Netzzusammenbruch zu verhindern. Das Leben im Klima-Musterland ist mittlerweile extrem teuer geworden, so dass viele es sich nicht mehr leisten können und wegziehen. Die Infrastruktur wackelt bedenklich, viele Techriesen ziehen in andere US-Staaten um.

In Deutschland lässt Kanzlerin Merkel die Katze aus dem Sack: „Wir stehen vor einer globalen Herkules-Aufgabe. Es geht ja um nicht mehr und nicht weniger als die Transformation unserer ganzen Lebens- und Wirtschaftsweise.“ Das Land kann nach 16 Jahren Merkel mit den weltweit höchsten Strompreisen und dramatischer werdenden erheblichen Stromlücken punkten.

Da will UN-Generalsekretär Guterres nicht zurückstehen und verkündet, dass er eine neue Steuer auf den Ausstoss von CO2 will.

Die CDU im Klimawandel
Der chinesische Präsident Xi Jinping lächelte zu den großspurigen Ankündigungen Bidens nur, und erklärte, bei der Klimarallye auch mitmachen zu wollen, beliess es jedoch bei Ankündigungen. Er weiss: Er kann sein Land nicht durch eine Verknappung und Verteuerung der Energie gefährden und sieht vermutlich einigermassen fassungslos auf das deutsche Experiment, das seine eigene Energieversorgung kappt. Mehr Wirtschaftswachstum ist nun einmal mit einem steigenden Energieverbrauch verbunden.

China benötigt mit 4100 Millionen Tonnen vor Indien mit 732 und den USA mit 731 Millionen Tonnen am meisten Kohle für seine Kraftwerke. Kohle ist der wichtigste Energieträger und wird ergänzt durch die Kernkraft. Mittlerweile hat das Land eine schlagkräftige Kernindustrie – basierend übrigens auf ehemaliger deutscher und französischer Kerntechnik – aufgebaut und exportiert Kohle- und Kernkraftwerke samt Finanzierung. Gerade werden in Pakistan zwei Kraftwerke vom Typ HRP 1000 errichtet. Früher war Siemens Hauptlieferant für Energietechnik, heute bauen chinesische Firmen Kernkraftwerke aus eigener Kraft. 30 Reaktoren will das Land bis 2030 exportieren – und dabei wird gerne auf die CO2-Verminderungen durch Kernkraft hingewiesen.

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Kommentare ( 29 )

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naklar
3 Jahre her

„US-Präsident Joe Biden hat beim Klimagipfel umgesetzt…“

Joe Biden hat umgesetzt. Joe Biden. Wirklich? Joe Biden? Also dieser Biden, der der zeit seines Lebens blaue Augen hatte und nun aber braune? Dieser Biden, der noch nicht ein einziges Mal mit dem Rufzeichen Airforce One unterwegs gewesen ist? (kann jeder bei einschlägigen Diensten wie Flightradar24 selbst nachvollziehen).
Ich bin mir da nicht sicher…

Last edited 3 Jahre her by naklar
thinkSelf
3 Jahre her

Natürlich werden die Chinesen das Thema am kochen halten. Wird es doch dafür sorgen das die letzten Hindernisse zum Aufstieg Chinas zur einzigen globalen Supermacht aus dem Weg geräumt werden. Die Demokraten werden dafür sorgen, das der Stabwechsel innerhalb der nächsten 10 Jahre erfolgt. Und so viele Beine können sich die Chinesen gar nicht mehr selbst stellen, das das noch zu vermeiden wäre. Der Kohle, Gas und Ölverbrauch wird übrigens in 20 Jahren global mindestens 30% höher sein als heute (könnten auch 50% werden). Der ehemalige „Westen“ wird dann allerdings nur noch geographisch existieren. Er beherbergt dann die neue „Dritte… Mehr

HGV
3 Jahre her

Das Menetekel deutsche Politik ist die Atomkraft und damit die von den Grünen geschürte „German Angst“. Wir wären wesentlich weiter, wenn wir die Atomkraft nicht auf die schwarze Liste gesetzt hätten. Die Amerikaner und der Rest der Welt sind da wesentlich aufgeschlossener. Unser Weg führt in die Bedeutungslosigkeit!

Rafael
3 Jahre her

Diese Klimaziele sind sehr leicht zu erreichen, da man ja vor hat Länder wie Deutschland komplett zu deindustrialisieren.

pcn
3 Jahre her

Die Kinder, die jetzt geboren werden, oder gerade im Grundschulalter sind, sie tun mir leid. Aber auch die Jugendlichen im Teenie-Alter. Sie haben keine Zukunft. Arbeiten, gucken dass sie Monatsmitte nicht verzweifeln, weil noch so viel Monat übrig ist. Ansonsten die Tristesse in einem vom Wohlstand kastrierten Deutschland verkraften müssen und die Bevormundung sozialistischer Bonzen, die angeblich nur das Beste für die Arbeitssklaven wollen. Arme Jugend!

Rafael
3 Jahre her
Antworten an  pcn

Auswandern, und zwar bevor der eiserne Vorhang wieder zugezogen wird.

fatherted
3 Jahre her
Antworten an  Rafael

Wenn ich sowas schon höre….wohin denn? In die klassischen Auswanderungsländer? Die nehmen 90% der Deutschen Bürger nicht…zu alt, zu krank, nicht qualifiziert, kein Geld…..und innerhalb der EU will uns nun wirklich keiner. Hören Sie mal im Urlaub zu, wie hinter den Rücken der Touristen gesprochen wird…ob Italien, Spanien, Frankreich, Polen, Ungarn, Skandinavien oder Irland…die hassen uns alle…wollen nur das Deutsche Geld. Also…wohin auswandern? Die wenigsten werden genommen und haben dann vor Ort eine Chance.

humerd
3 Jahre her

Baerbock findet es gut und freut sich drauf.

Paul Brusselmans
3 Jahre her

Unbegreiflich ist, dass diese Klimadiskussion (Deutschland 2% des CO2 – Ausstosses, was sich durch die zahlreichen Sishabars ändern könnte) ohne Einbezug der demografischen Entwicklung geführt wird, die zu zunehmender Wüstenbildung (Sahel) und Abholzung führt. Demografiebeschränkungsziele sind bei weitem wichtiger als Klimaziele als solche. Aber dies ist ein heikles Thema. Nehmen wir ein relativ reiches Land wie Saudi Arabien: die Verringerung des Ölkonsums wird dieses Land destabilisieren, gleichzeitig muss allein aus Gründen der Wasserversorgung (Entsalzung) der Energieverbrauch steigen.

HBS
3 Jahre her

Meine Meinung Einsparungen oder Reduzierungen z.B. von CO2 oder Energie allgemein sind ja nicht schlecht, – wenn sie richtig und gefühlvoll durchgeführt werden.und auf dieser Basis funktioniert auch das Wirtschafts-System seit hunderten von Jahren, bessere Produkte mit weniger Energieverbrauch. Auch die Abkehr (Reduzierung) von Öl, Gas und Kohle-Energie kann man durchaus befürworten – wenn man gleichzeitig gleichwertige und finanzierbare Energie-Quellen schafft, wie z.B. der Bau von Atomkraftwerken. Und das ist der springende Punkt in der links/grünen deutschen Energie-Politik, – denn die USA, China, Russland, Indien usw. halten diese Option „Atomenergie“ offen und selbst in Europa spielt Atomenergie in Frankreich, GB,… Mehr

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
3 Jahre her

Die lassen sich doch regelmäßig legitimieren. Alle vier Jahre. In der Zwischenzeit haben die Schafe nichts zu sagen. Aber beim nchsten Mal könnten sie ihr Kreuz durchaus woanders hinsetzen. Sie tun es nur nicht. Also weiter so!

H. Hoffmeister
3 Jahre her

Die Chinesen lachen sich einen Ast ob der Idiotie der westlichen – ehemaligen – Industrienationen. Müssen nur genüsslich abwarten und ihre eigene Wertschöpfungstiefe und -breite kontinuierlich bis zu vollständigen Autarkie ausbauen, um im zweiten Schritt ihre Vorstellungen von nachhaltigen politischen Systemen zu exportieren. Schöne neue Welt.

Memphrite
3 Jahre her
Antworten an  H. Hoffmeister

Das Schöne an China war, dass es niemals sein „politisches System“ exportieren wollte. Man hat sich immer als „Reich der Mitte“ gesehen. Die Barbaren da draussen sollten Tribute entrichten aber wurden im großen Ganzen in Ruhe gelassen. Genau so geschieht es jetzt auch z.B. bei der neuen Seidenstrasse. Ob Theokratie, Demokratie, oder diverse Autokratien etc. alles egal, hauptsache der Tribut in Form von Annerkenung und Marktzugang für chinesische Firmen kommt ins Reich der Mitte. Ganz im Gegenteil dazu das „Auserkorene Land Gottes“ die USA. Die sind mit einem missionarischen Auftrag unterwegs und wollen ihre Weltsicht herbeibomben (und neben bei noch… Mehr