Kalifornien reguliert KI – Tech-Riesen stöhnen

Der US-Bundesstaat Kalifornien verabschiedete neue Gesetze zur Regulierung von KI, wodurch deren Einsatz – zum Beispiel bei Personalentscheidungen oder der Kreditvergabe – deutlicher ausgewiesen werden muss. Die Industrie stöhnt, profitieren dürften dennoch die Tech-Riesen.

picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer

Es wirkt, als wende sich der demokratische Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, gegen seine eigene Klientel in Silicon Valley: Mit einem neuen Gesetz soll nämlich die Nutzung von KI in Unternehmen reguliert werden. Vor allem müssen Firmen zukünftig transparenter kommunizieren, wenn künstliche Intelligenz zur Kreditvergabe oder bei Personalentscheidungen eingesetzt wird. Die eingesetzten Systeme müssten dann auf deren Fairness sowie auf mögliche Diskriminierung überprüft werden. Auch im Umgang mit Kunden müssen KI-Systeme zukünftig deutlich ausgewiesen werden und die Verarbeitung persönlicher Daten unterliegt fortan strengeren Regeln.

Die Technologieriesen der USA sind über diese Hemmschuhe selbstverständlich wenig erfreut, fürchten sie dadurch doch einen internationalen Wettbewerbsnachteil. Viel gravierender wirken sich diese neuen Regularien allerdings auf Start-ups aus, die durch die neuen Regularien und die damit verbundenen enormen Kosten existenziell bedroht sein könnten. Auf Umwegen könnte damit das neue Gesetz den Vorsprung der großen Tech-Konzerne in den USA also doch zementieren.

Datenschützer hingegen kritisieren, dass das neue Gesetz nicht weitreichend genug ist. Vielen Menschen dürfte bislang ohnehin entgangen sein, dass KI mittlerweile bei Personalentscheidungen oder zur Kreditvergabe herangezogen wird. Die schleichende Unterwanderung sozio-ökonomischer Entscheidungen durch KI-Systeme würde somit nicht umfassend genug eingedämmt.

Wiederauferstehung von Schauspielern nur mit Zustimmung

Ein weiteres, parallel verabschiedetes Gesetz reguliert nun auch den Einsatz von KI zur Nachbildung verstorbener Darsteller in diversen Medien, wie zum Beispiel Filmen, Serien, oder auch Computerspielen. Zukünftig bedürfe es der ausdrücklichen Zustimmung durch Mitglieder der Familie oder rechtliche Vertreter, um die Zustimmung zu solcher Nutzung zu erteilen. Ein ähnliches Gesetz zum Schutz lebender Schauspieler wurde bereits vor einiger Zeit verabschiedet.

Der Schutz der Identität Verstorbener wird im Zuge der anhaltenden Nostalgiewelle in Hollywood, die nach wie vor Filmreihen der 70er und 80er Jahre neu auflegt, zunehmend zu einem Thema. Bereits vor einigen Jahren erregten einige der neuen Star-Wars-Filme Aufsehen mit ihren digitalen Rekreationen verstorbener Schauspieler wie Carrie Fisher (Prinzessin Leia) und Peter Cushing (Grand Moff Tarkin). Auch Harrison Ford (Han Solo, Indiana Jones), obwohl noch lebendig, erschien bereits in Filmen und Computerspielen in einer verjüngten Variante und könnte dem Publikum somit auf ewig in seinen Paraderollen erhalten bleiben. Ein Albtraum für alle Beteiligten.

Viele weitere Regularien in den Startlöchern

Die verabschiedeten Gesetze sind nur Teil einer Reihe von Entwürfen zur Regulierung von KI, die Gouverneur Newsom noch bis zum 30. September unterzeichnen könnte. Vor allem der Entwurf SB 1047, der Unternehmen dazu verpflichtet, in ihren KI-Modellen Sicherheitssysteme zur möglichen Notabschaltung zu verbauen, erlangte viel Aufmerksamkeit, nicht zuletzt durch die Unterstützung von Elon Musk, der solche Sicherheitssysteme bereits seit Jahren fordert.

Weitere Gesetze sollen unter anderem die Erzeugung, Verbreitung und den Konsum von Deepfake-Pornographie Minderjähriger unter Strafe stellen, sowie den Einsatz von KI-gestützten Deepfakes in zeitlicher Nähe zu Wahlen bekämpfen. Dabei käme auch sozialen Netzwerken eine entscheidende Rolle bei der Erkennung und Entfernung solcher Fälschungen zu. Auch politische Kampagnen würden dazu verpflichtet werden, KI-generierte Inhalte deutlich als solche auszuweisen.

Kritiker der zahlreichen Gesetzesvorstöße äußern dabei einerseits Bedenken über die Konkurrenzfähigkeit zu China, wo solche Regularien keine Anwendung finden würden, sowie möglichen Missbrauch durch die zensurfreudige demokratische Partei. Allgemein wird erwartet, dass die neuen Gesetze in Kalifornien eine Vorbildwirkung für andere Bundesstaaten haben könnten.

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Kommentare ( 5 )

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Haba Orwell
9 Tage her

Die Amis wundern sich, wieso Alexa ungleich die Fragen nach dem Stimmen für Trump oder Harris behandelt:

https://uncutnews.ch/wahlmanipulation-von-big-tech-unternehmen-amazon-gibt-zu-dass-alexa-zugunsten-von-harris-voreingenommen-war/

Wieso diskutieren die überhaupt mit Alexa darüber? Da könnte man gleich auf die Wahlempfehlung von Taylor Swift warten.

bkkopp
9 Tage her

Das Gesetz heißt dort S.B. 1047 und der Gouverneur hat bis Ende September Zeit es zu unterzeichnen oder ein Veto einzulegen. Es scheint Ihrer Aufmerksamkeit entgangen zu sein, dass einerseits Elon Musk die Regulierung von A.I. auch für nötig hält, und, dass Nancy Pelosi in den letzten Tagen aus dem US-Congress an den Gouverneur von Kalifornien( der sonst ihr politischer Ziehsohn ist ) einen offenen Brief geschrieben hat mit der Warnung, die Entwicklung von A.I. nicht zu früh auszubremsen. Letzteres wird als Aufforderung zu einem Veto mit aufschiebender Wirkung gesehen.

Gerd07
9 Tage her

„Allgemein wird erwartet, dass die neuen Gesetze in Kalifornien eine Vorbildwirkung für andere Bundesstaaten haben könnten.“

Die Vorbildfunktion von Kalifornien hat seit einigen Jahren deutlich nachgelassen. Und für republikanische Bundesstaaten wie Texas und Florida wäre das eine Chance noch mehr Unternehmen anzulocken.

Eco
9 Tage her

Wenn man diese Gesetzgebung ernst nehmen würde, dann dürfte es in Deutschland keine Schufa geben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dort auch kein Mensch die Daten auswertet.

fatherted
9 Tage her

Das Ende vom Lied könnte sein, dass die Apps in Kalifornien abgeschaltet evtl. sogar verboten werden….das wäre dann der absolute Knaller….Silicon-Valley von X, Instagram und Co. abgehängt. Und ich dachte nur in Deutschland passieren solche Sachen.