Jeder Poller ein Gedenkstein

Der islamistische Anschlag auf den Breitscheidplatz jährt sich nun zum siebten Mal. 13 Menschen wurden ermordet, 67 Menschen verletzt. Das Gedenken ist zur Routine geworden für das Land. Aber die Folgen können auf jedem Großereignis des Landes beobachtet werden. Tausende Gedenksteine erinnern an die Toten und an ein Land, das einmal war.

IMAGO / Steffen Schellhorn
Sicherheitsabsperrungen auf dem Weihnachtsmarkt in Halle, Sachsen, 2019

Am Dienstagabend um 20:00 Uhr jährt sich der terroristische Anschlag auf den Breitscheidplatz zum siebten Mal. Das Gedenken ist längst zur Routine geworden: Berliner Bezirksbürgermeister treten an, um beim Gottesdienst in der Gedächtniskirche, auf deren Stufen 12 Menschen starben, ihr Mitleid mit den Hinterbliebenen auszusprechen.

Die politisch Verantwortlichen sind nicht mehr im Amt. Der Mörder, Anis Amri, wurde vier Tage nach seiner Tat in Italien erschossen. Jahrelang rangen die Hinterbliebenen um eine Entschädigung – und bekamen sie in lächerlicher Höhe. Eine Gedenkstätte wurde errichtet. Ein Untersuchungsausschuss klärte auf, warum Anis Amri auf freiem Fuß war – obwohl ihn die Behörden erst wenige Monate zuvor mit gefälschten Papieren festgenommen hatten. Obwohl er abgeschoben hätte werden sollen. Obwohl der Marokkanische Geheimdienst vor ihm warnte, obwohl seine Mitbewohner in Asylbewerberheimen vor ihm warnten, obwohl die Moschee, die er besuchte, observiert wurde.

Doch das Land hat sich verändert. Auf jedem Weihnachtsmarkt stehen Gedenkstelen: Sie tragen keine Namen. In sie sind keine Bilder eingraviert, aber an jedem Eingang zu einem Weihnachtsmarkt, an jeder Einfahrt steht ein Betonklotz. Grau und schwer, nicht nur in seiner Bedeutung. Weihnachtsmärkte gleichen Festungen, um die Wälle errichtet werden. Sie sind ein besonderes Schutzobjekt geworden. Politik und Polizei versuchen abzuwiegeln: Es bestehe nur eine „abstrakte Gefahr“.

Eine abstrakte Gefahr, die aber konkret genug ist, um mit Pollern, mit Schutt gefüllten Baustellensäcken und Absperrungen abgewehrt zu werden. Drei Festnahmen gab es dieses Jahr auch: Es waren Anschläge auf Weihnachtsmärkte in Köln und in Hannover geplant. Drei Männer wurden noch vor dem ersten Advent verhaftet. Drei andere wurden in der dritten Adventswoche verhaftet, während sie ein Hamas-Waffenlager in Berlin suchten.

Das Land hat sich verändert. Der Gemütlichkeit des Weihnachtsmarkts ist einer grausamen Realität gewichen. Einer Realität, der sich die Bürger stellen mussten, nicht die Behörden. Denn der Untersuchungsausschuss zum Fall Behördenversagen bei Anis Amri kam zum Schluss, dass ein solcher Anschlag in Zukunft weniger wahrscheinlich ist, weil sich die Lage gebessert habe. Dafür führte der Untersuchungsausschuss in seinem Abschlussbericht diese Punkte auf:

  • Beschleunigung von Asylverfahren
  • Reduzierung von Fehlanreizen im Asylbewerberleistungsgesetz (nicht näher spezifiziert)
  • Teilnahme an Integrationskursen schon im Asylverfahren berufsbezogene Deutschsprachförderung als Regelinstrument
  • Digitalisierung der Verwaltung
  • Mehr Datenzugriff durch Behörden
  • Beschleunigte Verfahren für Aussichtslose Asylverfahren
  • Vereinfachte Ausweisung
  • Vereinfachte Durchsetzung von Ausweisung

Bei solchen „Fortschritten“ – warum stehen die Poller an den Weihnachtsmärkten dann noch?

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Kommentare ( 40 )

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Thorsten Maverick
11 Monate her

Dann sollte man hier auch endlich nicht mehr sprachlich verschleiern. Es war ein islamisch motivierte Anschlag und Jihad, heiliger Krieg gegen die Ungläubigen, die Kuffar. Schließlich ist Europa aus islamischer Sicht dar al-harb, Kriegsgebiet oder besser zu eroberndes Gebiet. Da ist jedes Mittel erlaubt. Der Attentäter wurde durch seinen Tod zum Shahid und wurde sofort in das Paradies aufgenommen, wo er jetzt 72 Jungfrauen samt deren Sklavinnen genießen kann. Bei der Aufklärung sind noch einige Punkte offen. Die Politiker wollen bis auf die AfD keine Aufklärung, weil das die Bevölkerung verunsichern könnte. Genauso beschriebt niemand die oben ausgeführte Situation korrekt, denn… Mehr

Pitter
11 Monate her

Wieviel Euro erhielten die Familien der Ermordeten ?
Zum Vergleich: Die Familien der vom NSU ermordeten erhielten (jede!) 100`000 (einhunderttausend) Euro.

Rainer Schweitzer
11 Monate her

Ich finde, auf jedem dieser Betonklötze sollte ein Bild mit Merkels „freundlichem Gesicht“ sein. Damit niemand vergißt, wem wir diese segensreiche „Erfindung“ zu verdanken haben. Darüber hinaus bin ich der Meinung, daß, sollte Merkel jemals ein Denkmal erhalten, dies in jedem Falle ein solcher, überdimensionierter Betonklotz sein müßte.

Andreas aus E.
11 Monate her

Die politisch Verantwortlichen sind nicht mehr im Amt.“

Doch, sind sie. Merkel persönlich nicht mehr, aber ihr gesamter Anhang in Form von Union und „Ampel“ sowie der Linkspartei wärmen noch immer ihre Sessel.

Kassandra
11 Monate her
Antworten an  Andreas aus E.

Was die Frage aufwirft – was tut die Frau mit ihrer übergroßen „Mannschaft“ in Honeckers Büro? Und weshalb zahlen wir, trotz dass sie a.D. sein soll, immer noch Friseur und Visagisten und all den anderen von ihr betriebenen Aufwand?
Zumal gerichtlich geklärt ist, dass Altkanzler Schröder eben keinen Anspruch auf administrative Zuarbeit wie Belegschaft noch Räumlichkeit haben soll – und selbst für solches aufzukommen hat.
Weiß jemand den großen Unterschied zwischen ihm und ihr? Vielleicht sollte man Ataman anregen, hinsichtlich des AGG tätig werden?

Roland Mueller
11 Monate her

Mir bleibt nichts anderes, als den Carabinieri für ihre entschlossene Vorgehensweise zu danken. In Deutschland wäre er wahrscheinlich inzwischen mit einer „guten Prognose“ aus der Klapsmühle entlassen worden.

Fieselsteinchen
11 Monate her

Nicht nur die Gemütlichkeit der Weihnachtsmärkte früherer Jahre ist dahin, es betrifft doch die gesamte vorweihnachtliche Zeit. Früher ging alles langsamer, die Leute nahmen sich Zeit, Schulklassen gingen über Weihnachtsmärkte, man besuchte sich gegenseitig. Aber in diesem Jahr ist es augenfällig, dass die Leute in Deutschland einfach „durch“ sind: Stress, ein permanent politischer Wahnsinn, Geldsorgen. Man muss nur einen Blick in die Gesichter werfen! Dieses Land wird von Gestörten regiert und das färbt auf die Bewohner ab, dazu dieses Ohnmachtsgefühl. Die Merkelpoller stehen nicht nur auf Weihnachtsmärkten sondern bereits in bestimmten Bereichen von Bahnhöfen (Freiburg) usw., gleichzeitig werden Hamas (indirekt)… Mehr

Brotfresser
11 Monate her
Antworten an  Fieselsteinchen

Sie werden gefüttert/unterstützt während GLEICHZEITIG Rentner, die dieses Land nach dem Krieg wiederaufgebaut haben, die dafür ihre Arbeitskraft und Lebenszeit gegeben haben, im Müll nach Dosen und Flaschen wühlen müssen, weil von ihrer BESTEUERTEN Rente nicht leben können, OBWOHL sie ihr Leben lang in die Sozialkassen eingezahlt haben! Wir zahlen Indien Entwicklungshilfe und die ziehen eine Raumfahrtmission zum Mond durch! Wir finanzieren mit Millionen diverse Klohäuschen in Zentralafrika (die wahrscheinlich niemand nutzen wird!), lassen aber die Flutopfer von Ahr und Erft und Ostsee im Stich. Wir lassen zu Hunderttausenden islamische Extremisten durch die – angeblich unkontrollierbaren – Grenzen herein (komisch!… Mehr

Brotfresser
11 Monate her
Antworten an  Brotfresser

Habe ich in der Wut ? noch vergessen:
77 Millionen Euro Finanzhilfe für Moldau, „weil die Energiepreise dort so stark gestiegen sind“!
Kannste Dir nicht ausdenken!

kasimir
11 Monate her

Das Schlimme ist auch der Poller im Kopf: sobald ich einen Weihnachtsmarkt betrete, sehe ich mich schon mal um: wer steht in meiner unmittelbaren Umgebung, sind da irgendwelche Fahrzeuge, die dort nicht hingehören oder verdächtig aussehenende Personen? Diese Unbeschwertheit ist mir verloren gegangen. Wer kann garantieren, dass es nicht wieder passiert? Ich weiß, dass es einigen meiner Verwandten auch so geht….und die Bundesregierung lädt immer weiter neue Kulturbereicherer ein…

Kassandra
11 Monate her
Antworten an  kasimir

Wobei bei uns eher Durchgangsverkehr Fremder zu beobachten ist – und auf dem Markt an sich wenig Fremdländisches läuft.
Sie haben es nicht so mit Weihnachten. Und der Duft nach Bratwurst zieht sie schon gar nicht an. In NL sollen sie schon auf Fleisch vom Schwein in Supermärkten zu p***** begonnen haben.
Solange sich meine Nachbarin noch Zeit nimmt, um ein paar Stunden in der Stadt „bummeln“ zu gehen und mehr Angst vor einem Virchen hat und deshalb dabei FFP2 trägt, an weitere Gefahren aber gar nicht mal im Traum denken will – so lange wird sich hier nichts verändern.

elly
11 Monate her
  • „Beschleunigung von Asylverfahren
  • Reduzierung von Fehlanreizen im Asylbewerberleistungsgesetz (nicht näher spezifiziert)
  • Teilnahme an Integrationskursen schon im Asylverfahren berufsbezogene Deutschsprachförderung als Regelinstrument
  • Digitalisierung der Verwaltung
  • Mehr Datenzugriff durch Behörden
  • Beschleunigte Verfahren für Aussichtslose Asylverfahren
  • Vereinfachte Ausweisung
  • Vereinfachte Durchsetzung von Ausweisung

Bei solchen „Fortschritten“ – warum stehen die Poller an den Weihnachtsmärkten dann noch?“
Daran arbeitete Seehofer intensiv, dann kam die von der WHO angeordnete Pandemie und im Anschluss die Ampel. Die Asylverfahren dauern jetzt länger, beschleunigte Verfahren gibt es praktisch nicht mehr, Ausweisungen, Abschiebungen sind auf nicht nennenswerten Niveau, das Anreizsystem wurde ausgeweitet.
Deswegen sind jetzt Poller notwendiger denn je.

Nibelung
11 Monate her

Heute morgen in einem der linken Fersehsender, der Bericht über das Attentat am Breitscheidplatz, wo man es so heruntergebürstet hat, daß es sich eher nach einem fast normalen Unfallbericht anhörte um nicht die ganze Tragweite der Tat und seine Opfer in aller Grausamkeit darstellen zu müssen, damit es keine Agressionen weckt. Da sprach man zum Beispiel von einem gestohlenen Lastwagen, wobei man den zuvor ermordeten LKW-Fahrer großzügig übersehen hat und die Todesopfer und Verletzten im Anschluß wurden ebenso übergangen und nur das physische Ereignis des Lastwagens wurde in den Vordergrund gestellt und sowas nennt man manipuliert Berichterstattung, die unter aller… Mehr

Julischka
11 Monate her

Das ist mir sowieso immer schon ein Rätsel WARUM „wir“ immer erst mit den Herkunftsländern, auch noch finanziell!, verhandeln müssen, damit sie ihre Landsleute zurücknehmen!? Wenn sich auf meiner Party ein ungebetener Gast befindet, setz ich den vor die Tür und mir ist völlig egal wohin der anschließend geht! Ich kapiers nicht!

Kassandra
11 Monate her
Antworten an  Julischka

Tja. Alles ist einfacher, wenn man statt „FlüchtlingAsylsuchenderMigrantangeblichHilfloser“ Invasor zu denken begönne. Orban tut das seit 2015.