Illusion öffentlich-rechtlicher Rundfunk

Das Interesse, dass alles so weiter geht wie bisher, erklärt sich aus den überhöhten Gehältern und den unverschämten Pensionen, die dem Spitzenpersonal der öffentlich-rechtlichen Sender gezahlt werden, auch weil man gnadenlos der alleinerziehenden Mutter, die nicht weiß, wie sie über die Runden kommen soll, die Gebühren abpresst, damit der Intendant eines ARD-Senders mehr als die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik verdient.

© John MacDougall/AFP/Getty Images

In der ARD sieht man das Bekanntwerden des Framing Manuals womöglich als Betriebsunfall, doch zeigt sich in diesem Vorgang, und zwar in den Gedanken, die zu Manual und Workshops führten, wie wenig der öffentlich-rechtliche Rundfunk noch öffentlich-rechtlich ist. Bezeichnend ist auch, dass Rainer Meyer bei WELT und TE sich dieses Themas annehmen mussten, während viele andere Zeitungen lieber die Augen vor dem Skandal verschlossen, was den Anschein von Kumpanei erweckt. Erklärt sich diese seltsame Reserve aus dem Umstand, dass man die politischen Grundüberzeugungen teilt und deshalb lieber wegschaut?

Relotius bei der ARD
ARD: Rundfunk-Sozialismus
Die ARD gesteht nun auf öffentlichen Druck ein, was das Framing Manual und die nachfolgenden Workshops gekostet haben, und zwar insgesamt 120.000 Euro Gebührengelder für eine nach meiner Analyse Anleitung zur Manipulation der öffentlichen Meinung. Die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks besteht in der Information, nicht in der Manipulation und nicht in der Indoktrination. Deshalb ist eine öffentliche Debatte über die Kosten und die Arbeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dringend geboten, im Interesse der Bürger, aber auch im Interesse des öffentlich-rechtlichen Rundfunks selbst, den ich, um das ganz klar zu sagen, nicht abgeschafft sehen möchte, obwohl er sich zunehmend selbst abschafft – und das in atemberaubender Geschwindigkeit.

Die Debatte, als wirkliche und nicht als Scheindebatte geführt, liegt nicht zuletzt im Interesse des öffentlich-rechtlichen Rundfunks selbst, im Interesse der vielen – und auch das muss einmal gesagt werden – fähigen und professionellen Mitarbeiter, die eine ausgezeichnete Arbeit leisten, oft auch unter Schwierigkeiten. Niemand will auf die Arbeit der Orchester, auf die Hörfunkprogramme, die zuweilen zwar allzu einseitig daherkommen, dennoch einen bedeutenden kulturellen und informativen Beitrag leisten, verzichten. Ich warne also davor, das Kind mit dem Bade auszuschütten, doch müssen wir, um im Bilde zu bleiben, über die Bademeister sprechen.

Wenn die ARD zugibt, dass sie 120.000 Euro für das Manual und für m.E. die Einübung in Techniken der Manipulation an Gebührengelder an Elisabeth Wehling zahlte, dann liegen die Kosten dennoch höher. Ganz abgesehen davon, ob Nebenkosten wie Unterbringung und Fahrgeld angefallen sind, dürfte man die Arbeitszeit entsprechend des Gehaltes der zuschulenden Mitarbeiter der ARD dazurechnen, sprich den Arbeitsausfall. Die Reaktion der ARD auf das Bekanntwerden des Skandals war zunächst Schweigen, dann ein Interview mit der Generalsekretärin Susanne Pfab, in dem Pfab demonstrierte, wie gut sie Wehlings Lehre und die Technik des Framings bereits verinnerlicht hat, und das ansonsten nur durch Arroganz bestach. Die gleiche Arroganz übrigens, die überbezahlte ARD-Hierarchen wie der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm, der vormals Merkels Regierungssprecher war, soviel zur angeblichen Staatsferne, oder der Chefredakteur Rainald Becker an den Tag legen, wenn sie die „Aufregung“ über das Framing Manual als „übertrieben“ hinstellen.

So schreibt die WELT: „Die Aufregung um das Papier halte ich für völlig übertrieben“, teilte der ARD-Vorsitzende und Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, am Dienstag mit. Die Initiative, sich mit Sprache und ihrer Wirkung eingehender zu beschäftigen, reicht nach Angaben von Vorsitz und Generalsekretariat der ARD zurück in die Zeit vor rund zwei Jahren, als Medien generell stark kritisiert worden seien.“

120.000 Euro – mindestens – Gebührengelder wurden also nicht dafür ausgegeben, um den Ursachen der Kritik auf den Grund zu gehen und als öffentlich-rechtlicher Sender die Kritik zu bewerten und Missstände abzustellen, sondern es wurde in bester Wagenburgmentalität nach Abwehrmaßnahmen gegen die öffentliche Kritik gesucht. Die Kritiker wurden zu Feinden erklärt und die Mitarbeiter in Techniken geschult, wie der Gebührenzahler bei Laune gehalten werden kann.

Totalitäre Herkunft
Sie werden geframed: von Ihrer ARD
Das Interesse, dass alles so weiter geht wie bisher, erklärt sich aus den überhöhten Gehältern und den unverschämten Pensionen, die dem Spitzenpersonal der öffentlich-rechtlichen Sender gezahlt werden, auch weil man gnadenlos der alleinerziehenden Mutter, die nicht weiß, wie sie über die Runden kommen soll, die Gebühren abpresst, damit der Intendant eines ARD-Senders mehr als die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik verdient.

Die Gehälter sind keine Marktpreise. Journalisten wie Claus Kleber oder Anne Will, die bekannt durch ihre Sender geworden sind, nutzen diese Bekanntheit aus, gründen eigene Firmen, um durch sie die Ware Bekanntheit, die auf öffentlich-rechtliche Kosten entstanden ist, an die gleichen öffentlich- rechtlichen Sender zu verkaufen. Ganz abgesehen, dass sie an Büchern verdienen, die nur aufgrund ihrer Bekanntheit, die sie dem Sender und letztlich den Gebührenzahlern zu verdanken haben, zustande kommen. Müssten nicht auf die Gewinne dieser Firmen und der Buchproduktion eine Art Agglomerationsabgabe gelegt werden, damit der Gebührenzahler Anteil am Erfolg haben, den sie mitermöglichten?

Wie ist denn die Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gewährleistet, wenn der früherer Regierungssprecher Ulrich Wilhelm nun Intendant des Bayrischen Rundfunks ist und der aktuelle Regierungssprecher vom ZDF kommt,  und ihm möglicherweise ein Rückkehrrecht zum Sender eingeräumt wurde – als künftiger ZDF-Intendant, wenn Thomas Bellut 2020 oder 2021 in den Ruhestand geht –  vielleicht?

Dass Rainald Becker im Nachhinein meint, dass man das Framing Manual selbst hätte veröffentlichen sollen, weil man nichts zu verbergen hätte, belegt nur die Bürgerferne und die unglaubliche Arroganz in den Chefetagen der Öffentlich-Rechtlichen. Wenn man es gewollt hätte, hätte man es tun können, allein man wollte nicht, denn man hat es nicht getan. Hatte man am Ende doch etwas zu verbergen?

Sag zum Abschied leise Servus
Von der freien zur kontrollierten Demokratie?
Nämlich wie die ARD seit zwei Jahren versucht, die Gebührenzahler zu manipulieren. Merkt man eigentlich in den Chefetagen der Sender noch, wie sehr man die Intelligenz der eigenen Mitarbeiter und der Gebührenzahler beleidigt mit dergleichen durchsichtigen Beschönigungen und primitiven Abwiegelungsversuchen?

Die Framing-Manual-Affäre und der Umgang mit dem Skandal zeigen, wie reformbedürftig die öffentlich-rechtlichen Sender sind. Die Rundfunk- und Fernsehräte sollten wissen, dass die Reform nicht mehr mit den derzeitigen Senderführungen ins Werk zu setzen ist. Sie tragen Verantwortung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der sie nun gerecht werden müssen. Eine Reform an Haupt und Gliedern ist notwendig, die nicht nur strukturell, wie bisher angedacht, sondern auch inhaltlich in Angriff genommen werden muss. Es ist höchste Zeit, die Uhr steht auf 2 Minuten vor Zwölf. Hierfür tragen die Rundfunk- und Fernsehräte direkt und persönlich die Verantwortung.

Unterstützung
oder

Kommentare ( 95 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

95 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Rebel Girl
5 Jahre her

„Ein Rundfunkbeitrag im Internetzeitalter, das ist so, als müsse man zwangsweise einen Hufschmied mitbezahlen beim Autofahren.“ (Don Alphonso auf twitter 27.12.2018). Der Publizist und Medienunternehmer Klaus Kelle hat eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems gefordert. Auf einer Veranstaltung der FDP in Bad Salzuflen sagte er, die Aufgabenstellung der Grundversorgung auch an Unterhaltung sei nicht mehr zeitgemäß. Kelle: “Als 1946 das Öffentlich-rechtliche System als medialer Grundversorger der Bevölkerung mit Informationen und Unterhaltung gegründet wurde, war das genau folgerichtig.” Denn es gab keinen einzigen anderen Sender, kein Internet und kein YouTube. Aber heute im Jahr 2018, wo Unterhaltung in vielerlei Hinsicht überall kostenfrei… Mehr

Enrico
5 Jahre her
Antworten an  Rebel Girl

Neben der Verbreitung niveauloser Sitcoms und der 47. Wiederholung aller Tatort-Sendungen ist der ÖRR vor allem in erster Linie zu einem Propagandaschmierfunk linksgrüner Parteien (incl. CDU) verkommen. In zweiter Linie dient die Demokratieabgabe (mit der Abgabe der Demokratie) zur Absicherung exorbitant hoher Gehälter der aktiven Nichtsnutze und der Luxus-Pensionen passiver Ex-ÖRR-Nichtsnutze.
Diese unsägliche Feudalinstanz muß in seine finanzielle Unabhängigkeit entlassen werden, wie auch immer…

CW
5 Jahre her

Mein Lieblingssatz aus dem Propaganda-Handbuch:
„Kontrollierte Demokratie statt jeder wie er will.“

Karl Heinz Muttersohn
5 Jahre her

Wo wären wir denn ohne die Dienste der Gemeinwohlmedien? Es ist wirklich lobenswert, dass Verunglimpfungen wie „Staatsfunk“ oder „Propaganda“ heute nicht mehr toleriert werden.

Gerhart
5 Jahre her

Soweit ich weiß, ist Herr Seibert beim ZDF freigestellt

Jumpin Jack
5 Jahre her

„…einen öffentlich- rechtlichen Rundfunk, den ich -das möchte ich klar sagen- nicht abgeschafft haben möchte“. Aber ich. Ich brauche ihn definitiv nicht. Auf Schlagersendungen, Ratespiele und so kann ich gut verzichten. Auf die Klebers, Wills und die ganze Armada der linken Propagandisten sowieso. Und für nicht alle, aber die wirklich guten Eigenproduktionen und Serien wie „Weißensee“, „Ku’damm 56“, „ Charité“ etc. würde ich bezahlen. Aber nur für die.

WU-Mitglied
5 Jahre her

PROPAGANDA ist der Fachbegriff. Dieses „framing“-Blabla gibt dem ganzen nur einen seriösen Anstrich.

H. Heinz
5 Jahre her

„Erklärt sich diese seltsame Reserve aus dem Umstand, dass man die politischen Grundüberzeugungen teilt und deshalb lieber wegschaut?“ Diese Frage würde ich mal mit einem klaren“ja“ beantworten. Es scheint sich zwischenzeitlich ein Meinungskartell derer gebildet zu haben, die für sich in Anspruch nehmen ihre vermeintlich ideologische Deutungshoheit allen anderen aufzwingen zu müssen. Umso dringlicher scheint dies jetzt zu sein, je lauter die Medienkritik wird. Die Orwell’schen Lehrmuster in Kombination mit Genderschwachsinn, antidemokratischem Ansinnen den Femismus paritätisch gerecht in den Parlamenten durchzusetzen, scheint nur ein weiteres Mittel zu sein die Menschen zu gleichgeschalteten Lemmingen zu machen

Thorsten
5 Jahre her
Antworten an  H. Heinz

Es ist ein Gruppenzwang der durch die Alt-68er beim „Marsch durch die Institutionen“ etabliert wird.

Diese Unverbesserlichen sollten Richtung Altenteil „weiter marschieren“. Aber bitte nicht mit zu fetter Pension!!!

Diogenes
5 Jahre her

Der Erfinder von „Framing“ war Goebbels. Er wußte nur nicht, daß man es etwa 100 Jahre nach seiner Geburt so harmlos umschreiben würde. **

uteblume
5 Jahre her

Mensch Leute, kündigt Eure Lastschriften bei der Runfunkgebühreneinzugszentrale und entzieht diesem System die Grundlage: Eurer Geld!
Seid mutig, denn sie können uns nicht alle wegen verweigerter Gebührenzahlung in den Knast stecken.
Rückhalt gibt es unter:
http://rundfunk-frei.de

Christoph Schneegans
5 Jahre her
Antworten an  uteblume

Keine der auf https://rundfunk-frei.de/rundfunk-frei_zahlungsstopp.html vorgestellten Wege („Für Einsteiger“, „Für Fortgeschrittene“, „Für Gewissens-Entscheider“) erfordert Mut, und bei keinem läuft man Gefahr, im Gefängnis zu landen. Vielmehr sollte jeder GEZ-Gegner mindestens der Weg „Für Fortgeschrittene“ beschreiten, übrigens schon seit dem 1. Januar 2013.

Bei mir läuft gerade die zweite Klage vor dem Verwaltungsgericht. Zahlen tue immer erst dann, wenn sich der Gerichtsvollzieher meldet. Das führt nicht einmal zu einem Schufa-Eintrag.

Auf http://www.gez-abschaffen.de/erstehilfe.htm ist dieser Weg ebenfalls beschrieben, weniger bunt, aber dafür mit besserem Signal-Rausch-Verhältnis.

Ulrich
5 Jahre her

„Erklärt sich diese seltsame Reserve aus dem Umstand, dass man die politischen Grundüberzeugungen teilt und deshalb lieber wegschaut?“ Der Hauptgrund wird wohl sein, dass man als Zeitung auch gern an den großen Fresstrog „Rundfunkbeitrag“ kommen möchte, an dem die „Süddeutsche Zeitung“ im sog. Rechercheverbund bereits Platz genommen hat.