Hamed Abdel-Samad: Bedingungslos frei

Hamed Abdel-Samad sagt einem grünen Abgeordneten, weshalb er sich keine Bedingungen stellen lässt.

imago/Jakob Hoff

Ein grüner Abgeordneter stellt Hamed Abdel-Samad parteipolitische Bedingungen für eine Zusammenarbeit und Abdel-Samad sagt ihm, weshalb er sich keine Bedingungen stellen lässt. Wir dokumentieren den Mail-Wechsel:

„Gestern bekam ich eine merkwürdige Mail von einem grünen Abgeordneten aus Baden-Württemberg, die zeigt wie tief die politische Kultur in Deutschland gesunken ist. Hier ist seine Mail und danach meine Antwort darauf:

Sehr geehrter Herr Samad,

wir haben uns anlässlich der Veranstaltung zum säkularen Islam in Frankfurt getroffen.
Gerne wollte ich Sie nach Baden-Württemberg einladen, damit Sie auch bei uns Ihren interessanten Vortrag halten.

Nun hörte ich aber, dass Sie bereits Gast bei der so genannten „Werte-Union“ waren. Deren Vorsitzender Alexander Mitsch, der in meinem Wahlkreis zuhause ist, ist Mitgründer des rechtspopulistischen „Aufbruch 2016“ und steht zahlreichen Positionen der AfD sehr nahe. Seine Gruppe in der CDU betreibt den Ersatz von Frau Merkel als Kanzlerin durch den Konservativen Merz.

Ich wollte Sie fragen, ob Sie mir Ihre Distanz zu der „Werte-Union“ glaubhaft darlegen können. Dies wäre unbedingte Voraussetzung für eine Zusammenarbeit, die ich mir im Übrigen sehr wünschen würde.

Und hier meine Antwort, die ich ihm heute morgen geschickt habe:

Sehr geehrte Herr ….,
dankend lehne ich eine Zusammenarbeit mit Ihnen ab, bis Sie mir glaubhaft beweisen, dass Sie ein Demokrat sind. Wie können Sie es wagen, einem Schriftsteller einen Gesinnungstest zu unterziehen als Voraussetzung für eine Zusammenarbeit mit ihm? Ich bin mir sicher, Sie könnten niemals einem ethnisch-deutschen Schriftsteller eine solche unverschämte Anfrage schicken.
Nein, ich bin ein freier Mensch und ein freie Schriftsteller, und ich bestimme selbst wo und mit wem ich rede. Im Gegensatz zu Ihnen stehe ich keiner Partei nahe, deshalb muss ich mich nicht von irgendeiner Richtung distanzieren. Ich beobachte alle und kann alle kritisieren, brauche aber diese moralisierenden und ideologischen Stellungnahmen nicht.
Sie sind ein Abgeordneter, und Sie können mit „Werte Union“ oder mit der AFD“ im Parlament und im Wahlkampf streiten. Von einem Schriftsteller aber zu verlangen, sich von Ihren politischen Gegnern zu distanzieren, zeugt von Unfähigkeit, Überheblichkeit und Verachtung der demokratischen Debattenkultur. Und deswegen distanziere ich mich von einer Zusammenarbeit mit Ihnen!

Mit freundlichen Grüßen
Hamed Abdel-Samad“

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Kommentare ( 127 )

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127 Comments
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Peter Pascht
4 Jahre her

Köstlich die Antwort von Hamed Abdel-Samad !!!
Er meint:
„Wie können Sie es wagen, einem Schriftsteller einen Gesinnungstest zu unterziehen als Voraussetzung für eine Zusammenarbeit mit ihm? Ich bin mir sicher,
Sie könnten niemals einem ethnisch-deutschen Schriftsteller eine solche unverschämte Anfrage schicken.“
Ich versichere ihnen lieber Hamed Abdel-Samad, doch das könnte er 😉

Man kann diesen Grünen Abgeordneten nur arrogante Naivität und Mitleid bescheinigen.
Wie sagt doch schon der Volksmund:
„Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz“

haasel
5 Jahre her

Meinen tiefsten Respekt an Herrn Abdel-Samad! Er ist der einzige Moslem, den ich kenne, der die Welt sieht, wie sie wirklich ist, und das auch noch ausspricht. Die Repressalien, die er in seinem Heimatland zu spüren bekommen würde sind jetzt auch hier. Frisch importiert. Und ich dachte, wir sind Export-Weltmeister! Trotzdem weiter so bitte lieber Hamed, damit ein Rest Ehrlichkeit und Freiheit in unserem Land zumindest zu erahnen ist.

Monika Vogel
5 Jahre her

In diesem Land passiert es immer öfters, dass sich wahre Demokraten gegen Nichtdemokraten wehren müssen. Ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die Demokratie im Abwärtstrend befindet. Nur leider sind sich immer noch viel zu wenige dessen bewusst.

schukow
5 Jahre her

Das hilft zumindest, wenn man abnehmen möchte.

der Doc
5 Jahre her

Ich finde es nicht angemessen, den Namen dieses – sorry – ** nicht zu nennen.
Immerhin ist er wohl Abgeordneter in einem Länderparlament, und es ist wohl das Recht des ihn alimentierenden Souveräns zu wissen, welche Demokratie- und Freiheitsfeinde sich in seinen Parlamenten so herumtreiben.

Autochthon
5 Jahre her
Antworten an  der Doc

Googeln Sie mal „Manfred Kern“.

giesemann
5 Jahre her
Antworten an  Autochthon

Dürfte hinhauen. Allerdings sind auch mir die Positionen von A. Mitsch nicht geheuer – zu konservativ, leicht reaktionär, mir scheint, das ist schon recht islamisch, was der so vertritt: Zu Abtreibung/Schwangerschaftsunterbrechung, Familienbild wie „Ehe“ für alle – kann von jedem Moslem sofort adoptiert werden. Das gibt aber Kern nicht das Recht, von Hamed Abdel-Samad eine Blanko-Distanzierung zu verlangen, ausgerechnet – nachdem Abdel-Samad ja gerade solch reaktionäre Ansichten im islamischen Dunstkreis kritisiert. (Habe mal vor zwei, drei Jahre der AfD geschrieben, sie hätten doch wohl ein sehr islam-kompatibles Familien- und Gesellschaftsbild – seitdem mögen die mich nicht mehr.) Also Vorsicht, bei… Mehr

Th. Radl
5 Jahre her

Was für ein Glück, dass sich nicht Staatssekretär Tauber gemeldet hat – nach dieser Antwort wäre der vermutlich wieder unflätig geworden…
Danke Herr Abdel-Samad! Bleiben Sie so aufrecht, ich bewundere Sie dafür!

Lothar Finger
5 Jahre her

Danke Hamed!

Karl Schmidt
5 Jahre her

Ein Zuwanderer hat die Lehren der deutschen Geschichte weit besser verstanden als ein gewählter grüner Abgeordneten und seine Parteibasis. Es ist diese unbeugsame Haltung gegen die, die andere nicht zu Wort kommen lassen wollen, die unser Land so dringend braucht und die die Bürger hier so selten zeigen, denn ihre „Haltung“ meint nur bedingslose Anpassung. Wir brauchen viel mehr von den unbequemen Typen. Bitte weiter so!

Sozia
5 Jahre her

Vielen Dank, Herr Samad, habe ich gelacht. Ich habe mir nämlich das *** Gesicht dieses grünen Schwaben vorgestellt, als er die Antwort gelesen hat. Der ist offenbar so damit beschäftigt, sich den ganzen Tag von irgendjemandem zu distanzieren, dass er jetzt wohl völlig aus dem Konzept gebracht ist. Des goht abr gar net! Die Grünen im Ländle nehmen offenbar als fleißige Schwaben den Wettbewerb für die dümmste Partei richtig ernst.

Sozia
5 Jahre her
Antworten an  Sozia

„Ein dummes Gesicht machen“ ist eine uralte Redewendung für jemanden, der völlig überrascht ist und überhaupt nicht versteht, womit er jetzt konfrontiert ist. Es ist keine Beleidigung im Sinne von jemand hat generell ein dummes Gesicht. Es war also nicht nötig, den Ausdruck zu kaschieren.

Autochthon
5 Jahre her
Antworten an  Sozia

In diesem Fall liegen Sie vermutlich falsch. Denn in Baden-Württemberg wohnen nicht nur Schwaben, es gibt auch Badener und Franken. Und dann noch die vielen Hinzugezogenen aus Deutschland und der ganzen Welt. Wir nehmen sie bekanntlich alle.

Stefan Z
5 Jahre her

Sehr geehrter Herr Samad, bevor uns ein Kinderbuch-Autor endgültig in den Abgrund stürzt, würde ich Sie bitten, die Amtsgeschäfte im Kanzleramt zu übernehmen. Ein echter Schriftsteller, mit Intelligenz und Kompetenz, wäre einmal wirklich etwas Neues und ich könnte endlich mal wieder mit Optimismus in die Zukunft schauen. Vielen Dank für Ihren Beitrag und den Blick auf unsere „Muster-Demokraten“. Ideologien, haben noch nie etwas Gutes gebracht. Ich muß Sie allerdings warnen, wir alle hier gehören auch zu den ganz bösen Nazis. Wahrscheinlich, werden Sie jetzt auch noch von den grünen Jedi-Rittern und allen „Guten“ in diesem Land ausgegrenzt, diffamiert und mit… Mehr

schukow
5 Jahre her
Antworten an  Stefan Z

Am besten gleich ins reinigende Feuer damit. Wider den ungrünen Geist! ?