Greta Thunberg wird zum PR-Albtraum für deutsche Grüne

Greta Thunberg war über Jahre die Prophetin grüner Medien und Parteien in Deutschland. Jetzt, da die Prophetin vom Berg steigt und für längere Laufzeiten von Atomkraftwerken spricht, wandelt sich Liebe in Hass.

IMAGO/TT

Dario Schramm ist ein engagierter junger Mann. Völlig uneigennützig hat er sich in der Bundesschülerkonferenz eingebracht. Gut. Die Rolle als Berufs-Jugendlicher hat ihm einen Buchvertrag eingebracht und seine Karriere als SPD-Parteisoldat dürfte frühestens im Offiziersrang enden. Aber sonst geht es dem engagierten jungen Mann um die Sache. Etwa beim Klimaschutz. Da kritisiert er auf Twitter: „Jahrelang war Greta Thunberg für Konservative nur das freche unseriöse schulschwänzende Mädchen. Heute ist sie für Konservative Top-Expertin zur Begründung ihrer eigenen Positionen.“

Gut gelacht heute!

— Dario Schramm (@darioschramm) October 11, 2022

Da hat Schramm natürlich recht, wenn er Doppelmoral anprangert. Schließlich ist er Experte. Eine 15-jährige Schulschwänzerin als „Top-Expertin“ heranzuziehen, war natürlich was ganz anderes. Aber jetzt. Da sie was anderes sagt, als in dem Text steht, den man fürs eigene Karriere-Drehbuch so mühsam auswendig gelernt hat – sie da noch als Expertin zu sehen, da sagt Schramm: „Gut gelacht heute“ und dann greift Schramm sogar zum schärfsten Schwert rot-grüner Argumentationskunst: einem Ausrufezeichen. Wann hat jemals jemand ein Ausrufezeichen widerlegt?

In der Tat ist es lächerlich, wenn Liberale und Konservative jetzt Greta Thunberg als Kronzeugin brauchen. Als ob das Argument nicht reichen würde, dass eine Industrienation keine Kraftwerke schließt, während Blackout und Industrie-Stillstand drohen. Polithelden wie Justizminister Marco Buschmann und die ganzen anderen FDP-Apparatschicks verstecken sich jetzt hinter einer 19-jährigen PR-Figur. Das ist lächerlich.

Aber es ist auch lustig. Denn es offenbart nur die grün-rote Masche, mit der Thunberg ein halbes Jahrzehnt geprägt hat. Inklusive all der PR-Märchen wie das von der Schülerin, die sich vor die Tür ihrer Schule setzte, mit nichts als einem „Streik“-Schild neben sich und just in dem Moment kam ein Filmteam vorbei – auf der Suche nach einem Thema für eine Langzeitdokumentation. Ein halbes Jahrzehnt war es grün-linken Politikern von Linke bis CSU nicht zu blöd, sich hinter Thunberg zu verstecken für die eigene Agenda. Da war ihnen der Mechanismus egal, der ihnen jetzt auffällt, da sogar eine 19 Jahre alte hauptberufliche Klima-Aktivistin den deutschen Sonderweg in der Atomkraft als Fehler bloßstellt.

Ein schönes Beispiel bietet Dunja Hayali. Auch sie geißelt die Doppelmoral. Der Konservativen. Kritik an Grün-Linken gibt es in Hayalis Welt nicht.

Genau diese Blindheit für Doppelmoral und eigene Fehler hat es einem schwedischen Mädchen erlaubt, zur geistigen Führerin der grün-linken Bewegung in Deutschland zu werden. Denn Grün-Linke sind die Konformisten des 21. Jahrhunderts. Sie wollen folgen. Und da ist es eigentlich egal, wem. Sie wären genauso gut einem wilden Zimmerfarn gefolgt, wenn auf dessen mitgeführtem Schild nur die richtigen Positionen stehen. Einem Staubroboter oder sogar Robert Habeck. Gut, Habeck muss man gut briefen, damit seine Auftritte nicht peinlich und kontraproduktiv werden. Aber mit dem Staubroboter hätt’s mühelos geklappt.

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