Für Merkel läuft es wunschgemäß

Laschet will seine Nachfolge in Düsseldorf erst im Oktober regeln lassen - nach der Bundestagswahl. Merkel wird es freuen, dass weiter alles für Baerbock besser läuft als für die Union. Und Habeck dokumentiert die grüne Beliebigkeit.

Der Mainzer Demoskopie-Pegel beim ZDF, Merkels Hausinstitut Forschungsgruppe Wahlen und Lieferant der asymmetrischen Mobilisierung, meldet:

Ein Beben in der Parteienlandschaft titelt Verkünder Matthias Fornoff und stellt sich stramm gegen Laschet. „Eine nette Untertreibung“ wäre es zu sagen, „dass die Nominierung von Armin Laschet keinen Rückenwind gebracht hat. Eher wohl Gegenwind.“

Dem stehe „ein schwungvoller Aufbruch bei den Grünen gegenüber.“ Ganz wie aus dem Merkelschen Hauptquartier direkt erklingt Fornoff: „Baerbock strahlt Frische aus, Optimismus, sie steht für einen neuen Politikstil – das gefällt den Befragten und es nutzt den Grünen.“

Fornoffs Botschaft stört das Demoskopie-Orakel auf die Frage, wer Kanzler sein sollte, weil Laschet knapp vor Baerbock liege. Und weil eine Regierung unter Führung der Union mehr gewünscht wird als ein grünes Kanzleramt. Tja, Herr Fornoff, diesem Trägheitsmoment von vielen Wählern verdankt es Ihre Kanzlerin, dass sie noch im Thronsessel sitzt. Den Sitzbonus gibts nicht vor Thronbesteigung, sondern erst nach Er-sitzung.

Laschets Echo war erwartbar: Der Landesparteitag, der seine Nachfolge in Düsseldorf regelt, soll im Oktober stattfinden – nach der Bundestagswahl. Die Begründung, damit der Parteitag face to face stattfinden kann und nicht virtuell sein muss, nimmt Laschet niemand ab. Er kann das darstellen, wie er mag, alle werden unterstellen, damit er Ministerpräsident bleiben kann, wenn das mit Kanzler nichts wird. Wer so in den Wahlkampf ziehen will, hat die Wahl schon verloren.

Selbst wenn Laschet versichert, auch nach einer Wahlniederlage nach Berlin zu wechseln, glaubt ihm das niemand. Damit dokumentiert er für mich, dass er nicht einmal vor sich selbst je zur Einsicht gekommen ist, warum er Ministerpräsident von NRW wurde. Nicht weil die Mehrheit der Bürger des unhistorischen Konstrukts Nordrhein-Westfalen ihn in diesem Amt sehen, sondern weil sie seine Vorgängerin Hannelore Kraft von der SPD in diesem Amt nicht mehr ertragen wollten.

Nach dem Quotenschock Baerbock für Robert Habeck sagt auch der wieder was. Grün-Rot-Rot schließt er nicht aus, sondern fordert von Linkspartei nur ein „Bekenntnis zur NATO“. Wer denkt da nicht gleich an Joseph Fischer und damit an die wundersame Verwandlung der einstigen Anti-Establishment-Partei zur zeitgeistig führenden Kraft im Kartell deutscher Parteienstaat.

Wenn Sie mich fragen, welchen Unterschied es macht, ob Laschet oder Baerbock oder am Ende Merkel den Kanzlersessel be-sitzt, fällt meine Antwort anders aus als bei manchem meiner TE-Kollegen. Wer von den Genannten grün regiert, finde ich unspannend, was um Deutschland herum geschieht, so dass auch in Berlin nicht mehr grün regiert werden kann – von wem auch immer, das interessiert mich.

Aber wie gesagt, vorerst läuft es für Merkel wunschgemäß – dass die Union das noch immer nicht merkt, eingeschlossen.

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