Die Schweiz hat den Franken vom Euro gelöst und diesen damit auf Talfahrt geschickt. Draghi und Merkel hätten es gewiss lieber gesehen, wenn der Euro im Verbund mit dem Schweizer Franken schwächer geworden wäre. Ansonsten kommt ihnen der markante Abschwung des Euro gerade recht: die Inflation soll schließlich die Schulden der Eurokrise tilgen.
Die Schweiz hat ihren Franken vom Euro separiert. Keine Wechselkursbindung mehr an den Kriseneuro. Das ist ein Schock. Allerdings vorwiegend ein psychologischer Schock. Psychologie allerdings ist in der Wirtschaft oft genug härter als Fakten. Die Schweiz ist ein sehr kleines Land mit einer hoch entwickelten, aber kleinen Volkswirtschaft, aber die Schweiz ist eben auch seit 150 Jahren ein großer Tresor dieser Welt und die Schweizer haben sehr viel internationale Geldkompetenz akkumuliert und damit auch sehr viel Geld angelockt, von seriösen und auch weniger seriösen Anlegern.
Das Urteil der Schweizer Geldelite hat in der Welt Gewicht. Wenn die den Daumen in Bezug auf den Euro senken, dann ist das ein hartes, wertminderndes Faktum. Der Kurs des Schweizer Franken geht rauf und ganz unabhängig davon geht der Kurs des Euro gegenüber dem Dollar runter.
Der Absturz des Euro, der von Draghi und Merkel sicher gewollt ist, taugt nur zu einem, nämlich dazu den Fetisch der Euro-Retter mit Namen Inflation, Inflation und nochmal Inflation zu befeuern: Auch das alberne Deflationsgespenst, das die Euro-Retter immer gern vorgezeigt haben, diente in Wahrheit ja nur dem einen Zweck, nämlich der Inflationsbefeuerung; Die Inflation soll‘s richten. Sie soll die Schuldenberge, die die Eurokrise bereits aufgetürmt hat, in Wohlgefallen auflösen. Insofern scheint die Annahme nicht sehr weit hergeholt zu sein, dass die Bundesregierung einen Freudensprung gemacht hat, als sie von der Schweizer Aktion, die vielleicht ja auch abgekartet war, erfuhr, obwohl ihr ein Abschwung des Euro im Verbund mit dem Schweizer Franken sicher noch lieber gewesen wäre.
Die Inflation soll‘s richten
Allerdings: eine schwache Währung, die alles, was importiert wird, verteuert und umgekehrt wie man so schön sagt, die exportierten Güter und Dienstleistungen verbilligt, kann kein wirkliches Ziel sein, sondern nur ein Zwischenstadium. Die Geschichte der Bundesrepublik ist ein Lehrbeispiel dafür, dass eine starke Währung wie die D-Mark die nachhaltigste Förderung einer Volkswirtschaft ist. Hoher Geldwert und hohe Wirtschaftsleistung sind schließlich keine Widersprüche. Das Gegenteil trifft zu. Geldwertstabilität auf hohem Niveau ist der beste Humus für nachhaltiges Wirtschaftswachstum.
Die deutschen Exporteure der DM-Zeit waren unter anderem auch deswegen kreativ, weil sie hohe Produktionskosten verkraften mussten. Das war zugleich die Teilhabe der arbeitenden Bevölkerung am Bruttosozialprodukt. Der harte D-Mark-Kurs war also nicht nur der Freund des Kapitalisten, sondern vor allem auch der Hauptanker des Sozialstaates. Der von Draghi, Merkel und co. als deren Wunderwaffe lancierte schwache Euro schwächt auf Dauer die Schwachen in Europa, schwächt den Wirtschaftsstandort Europa, den gerade Merkel zu einem Boomland aufbauen wollte, und ist Ausdruck einer erschütternden ökonomischen Einfallslosigkeit.
Siehe zum Thema auch Frank Schäffler und Roland Tichy.
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