Das EU-Parlament will die Zwangssanierung für Millionen Wohnhäuser

Das Europäische Parlament will Hausbesitzer zu Sanierungen zwingen, um bis 2030 die Energieeffizienzklasse „E“ zu erreichen. Wenn die nationalen Regierungen mitmachen, kommen auf Millionen Immobilienbesitzer horrende Kosten zu. Für viele wäre es de facto eine Enteignung.

IMAGO / U. J. Alexander
Bauarbeiter isolieren eine Hausfassade

Das EU-Parlament hat mit einer Mehrheit von 343 zu 216 Stimmen eine Zwangssanierung sämtlicher Häuser beschlossen. Danach sollen bis zum Jahre 2050 alle Gebäude klimaneutral sein – und zwar europaweit. Bereits ab 2028 sollen nur noch Gebäude gebaut werden dürfen, die als „emissionsfrei“ gelten. Vorhandene Gebäude müssen saniert werden, wenn sie als schlecht eingestuft werden.

Wohngebäude in Deutschland sollen bis 2030 mindestens eine Energieeffizienzklasse „E“ erreichen. Gebäude der schlechteren Klassen sollen saniert werden – zwangsweise. Zu diesem Zweck sollen für Wohngebäude europaweit harmonisierte Energieeffizienzklassen mit einer Skala von A bis G eingeführt werden, von der schlechtesten A zur besten G. Alle Neubauten sollen ab 2028 mit Solaranlagen ausgestattet sein, „sofern dies technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar ist“ – wie es einschränkend heißt.

Über die Einzelheiten der Ausgestaltung will das EU-Parlament jetzt mit den Mitgliedstaaten verhandeln. Danach muss Deutschland die Richtlinie in deutsches Recht übertragen.

Verbessert werden müssen Dämmung oder Heizung, wenn Gebäude verkauft oder in größerem Maßstab renoviert werden oder wenn ein neuer Mietvertrag unterzeichnet wird. Wie genau diese Vorgaben in Deutschland umgesetzt werden sollen, muss dann in einem sogenannten nationalen Sanierungsplan festgelegt werden.

Der soll auch Förderprogramme enthalten, die Zuschüsse und Finanzierung möglich machen. Die EU will, so hieß es aus Straßburg, 150 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Davon profitieren dürften vor allem Gutachter, Klima-NGOs und die (meist chinesischen) Hersteller von Solarmodulen.

Das Ganze läuft weiter unter dem Paket des sogenannten Green Deal, den die derzeitige Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorangetrieben hat mit dem Ziel der „Klimaneutralität“ der Europäischen Union bis 2050.

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Vertreter der Immobilienbranche weisen diese Vorhaben als absurde Vorschläge zurück und rechnen vor, dass sich allein in Deutschland die Ausgaben für Sanierungen von Millionen von Häusern auf 182 Milliarden Euro pro Jahr belaufen würden. Woher die Materialien und Handwerker kommen sollen, hat das EU-Parlament nicht beschließen können. Der Berichterstatter für diese Richtlinie, der irische Grünen-Abgeordnete Ciarán Cuffe, wird in der Pressemitteilung mit den fast zynisch scheinenden Worten zitiert: „Die Verbesserung der Leistung der Gebäude in Europa wird unsere Rechnungen und unsere Abhängigkeit von Energieimporten verringern. Wir wollen, dass die Richtlinie die Energiearmut verringert, die Emissionen senkt und ein besseres Innenraumklima für die Gesundheit der Menschen schafft. Dies ist eine Wachstumsstrategie für Europa, die Hunderttausende von hochwertigen, lokalen Arbeitsplätzen im Baugewerbe, in der Renovierungsbranche und im Bereich der erneuerbaren Energien schaffen und gleichzeitig das Wohlbefinden von Millionen von Menschen in Europa verbessern wird.“

Für viele Hausbesitzer bedeutet diese „Wachstumsstrategie“ allerdings möglicherweise eine Enteignung, wenn sie die zur Sanierung notwendigen Summen nicht mehr bezahlen können. In der Pressemitteilung des Europäischen Parlaments ist nur von „Förderprogrammen“ die Rede, die die nationalen Renovierungspläne enthalten sollen, und von kostenneutralen „Renovierungsprogrammen“. Das heißt, Immobilienbesitzer müssen auf staatliche Hilfen hoffen, um sich nicht finanziell zu ruinieren.

Fachleute schätzen, dass allein in Deutschland rund 6 Millionen Häuser neue Dächer und eine Dämmung mit brennbarem Schaumstoffen erhalten müssen. Der KfW zufolge könnten Summen bis zu 254 Milliarden Euro zusammenkommen.

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Kommentare ( 96 )

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caesar4441
1 Jahr her

Juncker hat es uns schon vor Jahren gesagt : Wir machen einen Schritt ,gibt es keinen Widerstand machen wir den nächsten ,bis es kein zurück mehr gibt.
Ohne Widerstand wird es immer weiter in den Abgrund gehen.

Thorben-Friedrich Dohms
1 Jahr her

Jahresverbrauchsklassen

Klasse D Frankreich bis 230 kWh/qm
Klasse D Niederlande bis 290 kWh/qm
Klasse D Bestland bis 130 kWh/qm

Bin gespannt, wie das harmonisiert wird. Wenn die Klassen auf nationaler Ebene beibehalten werden, müsste ich in den Niederlanden nichts unternehmen, in Frankreich die Kellerdecke dämmen und in Bestland die Fassade komplett dämmen und eine Wärmepumpe installieren.

Franz Reinartz
1 Jahr her

Ist das so? – Danke für die Info.
Was die Energieeffizientklassen betrifft, habe ich noch das Problem, dass halbwegs verlässliche Eingruppierungen offenbar nur für Gebäude nach 1970 hergeleitet werden können (mein Haus ist von 1939 und teilsaniert). Was ist mit den Gründerzeithäusern, die z.B. für einige Großstädte – WI, Teile von N, Moder DD) noch prägend sind? Werden die dann ab 2030 komplett verhüllt? Was mit noch älteren, wie sie in mittelalterlichen Kleinstädten den charakteristischen Reiz ausmachen? Limburg/Lahn oder Miltenberg im Styroporpaket? Fachwerkbauernhöfe als Abrißkandidat?
Man erfährt nichts.

Thorben-Friedrich Dohms
1 Jahr her
Antworten an  Franz Reinartz

Das ist das Ergebnis einer ersten Recherche, die sich erstaunlich schwierig gestaltete. Problematisch ist ganz besonders, dass jeweils die 15 Prozent Häuser mit dem höchsten rechnerischen Energieverbrauch die Klasse G bilden sollen. Die „braven“ Länder mit den höchsten Vorleistungen müssen also besonders umfangreich sanieren. Wenn wir die Einstufungen der Niederlande übernähmen, wäre wahrscheinlich die große Mehrheit aller Ein- und Zweifamilienhäuser schon jetzt in der Klasse D. Wir müssten z.B. bei unserem Haus absolut nichts unternehmen, wenn Habeck nicht noch § 73 GEG schleift. Ich bin mir sicher, dass die Gründerzeithäuser nicht betroffen sein werden. Dafür wohnen zu viele Wähler der… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Thorben-Friedrich Dohms
Johann Thiel
1 Jahr her

Was sich hier vollzieht ist doch genau die gleiche Show wie die „Corona-Pandemie“. Statt Masken für die Menschen, Dämmung für die Häuser, statt gesundheitsschädlicher Spritze, ruinöse Wärmepumpe, statt Testzentrum kommt der Schornsteinfeger, statt Arzt kommt der Handwerker, statt Lauterbach diesmal Habeck. Am Ende stehen wieder bahnbrechende neue Erkenntnisse, die vorher keiner hat ahnen können. Dann war es nicht so gemeint, nicht so geplant und nicht vorhersehbar. Dann will man wieder Betroffenen (Ruinierten) „helfen“, schnell und unbürokratisch „Programme“ auflegen. Derweil sitzen die auf der Demo von der Polizei verprügelten alten Häusle-Besitzer entweder mit ihren kaputten Knochen im Arztwartezimmer oder als Anmelder… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Johann Thiel
Thorben-Friedrich Dohms
1 Jahr her

Bitte um Hilfe!

Die Energieeffizienzklassen für Gebäude scheinen in der EU sehr unterschiedlich zu sein und ich weiß nicht, ob und wenn auf welchem Niveau eine Harmonisierung beschlossen wurde.

Beispiel: Die Klasse C der Niederlande entspricht der deutschen Klasse G!

Weiß jemand, wie diese Klassen zukünfig in der EU aussehen soll?

Last edited 1 Jahr her by Thorben-Friedrich Dohms
Wolfgang Brennenstuhl
1 Jahr her

Ja, der Autor hat sich vertan:
A ist die beste Klasse, dann abwärts bis H. Wie Europa weit an Elektrogeräten.
In Frankreich seit vielen vielen Jahren Pflicht bei der Kennzeichnung von Immobilien.

Thorben-Friedrich Dohms
1 Jahr her

Das habe ich bemerkt, aber darauf zielt mein Kommentar nicht ab.

Die Klassen sind in der EU nicht einheitlich. Klasse E in Deutschland entspricht z.B. Klasse A in den Niederlanden und weitgehend Klasse C in Frankreich. Klasse G reicht in Deutschland bis 250 kWh/qm, in den Niederlanden gilt sie oberhalb 380 und in Frankreich ab 450 kWh/qm. Meine Frage zielt darauf, wie das harmonisiert werden soll. Wenn ich mindestens 70.000 Euro ausgeben muss um Klasse D zu erreichen und ein Niederländer bei ähnlichem Klima nichts unternehmen muss, werde ich wohl zum ersten mal in meinem Leben ein Gericht bemühen.

Wolfgang Brennenstuhl
1 Jahr her

Energieverbrauch 214kWh/(m²*a) CO2-Emissionen 6kg/m² Art der Heizung Wärmepumpe Baujahr 1971 Energetische Leistung D

IMMO Angebot in Frankreich ??

Thorben-Friedrich Dohms
1 Jahr her

Danke. 214 kWh/qm entsprechen in der BRD der Klasse G, in den Niederlanden der Klasse C. Während die Eigentümer in Frankreich und den Niederlanden nichts tun müssen, ist der deutsche Eigentümer gezwungen aufwendige Sanierungsmaßnahmen zu bezahlen.

friedrich - wilhelm
1 Jahr her

…….es soll doch bald in europa so warm werden, daß man ganz auf häuser verzichten kann. wohnwagen und zelte tun es dann auch! wohl dem, der an solche art und weise des wohnens schon gewöhnt ist!
all the best from washington!

AlexR
1 Jahr her

Das kann man ja auch beschließen, wenn man für das Geißeln anderer exorbitante Gehälter bekommt und sich um keine Altersversorgung kümmern muss.

Weiterhin muss man ja auch nichts arbeiten und von allem keine Ahnung haben. Und Hauptsache, es trifft die doofen Deutschen. Denn die haben ja immer Schuld und bekommen die auch noch von ihrem Bundespriester Steinmeier immer wieder aufgetischt.

Haerter
1 Jahr her

Ich frage mich, wann jagd man die Eurokraten aus den Ämtern, zur Not mit Mist- und Heugabeln? Wenn atmen besteuert wird? Was muss noch passieren?

fatherted
1 Jahr her

ich frage mich immer wieder…wohin eigentlich mit den gesamten Dämm-Material wenn die Hütten mal weg müssen? Irgendwann ist es ja soweit….schon heute bekommt man sein Styropor in größeren Mengen kaum mehr los…was aber wenn es um den Abriss von „eingepackten“ ganzen Häusern geht? Sondermüll? Oft ist nicht mal das möglich.

Peterson82
1 Jahr her

Wie soll das zusammenpassen:
Wohngebäude in Deutschland sollen bis 2030 mindestens eine Energieeffizienzklasse „E“ erreichen.“

„Verbessert werden müssen Dämmung oder Heizung, wenn Gebäude verkauft oder in größerem Maßstab renoviert werden oder wenn ein neuer Mietvertrag unterzeichnet wird. „

Ich wohne in meiner eigenen Immobilie. Ich gedenke nicht auszuziehen, einen Mietvertrag zu ändern oder in einem größeren Maßstab zu renovieren. Also besteht für mich kein Grund das Datum 2030 in irgendeiner Form ernst zu nehmen.
Für mich klingt das alles nach einem Thema das primär Vermieter von Immobilien betrifft und nicht Eigenheimbesitzer, sofern sie nicht grade eine alte Bestandsimmo kaufen.

Thorben-Friedrich Dohms
1 Jahr her
Antworten an  Peterson82

Sie wiegen sich in falscher Sicherheit. Die EU-Beschlüsse sollen für alle Gebäude gelten. § 73 GEG ist dann wirkungslos, weil Sie ohne neue Heizung die geforderten Energieeffizienzklassen nicht erreichen können. Da eine Wärmepumpe in einem ungedämmten Haus Sie per Stromrechnung ruinieren kann, werden Sie auch dämmen müssen. Die EU-Beschlüsse zielen ja gerade auf die Aushebelung des bisher geltenden Bestandsschutzes.

erma
1 Jahr her

Na dann mal los: Schulen her – mit mehr Lehrern ausstatten – Ausbildungsplätze für Handwerksberufe finden – die dafür nötigen (und noch vorhandenen) Ausbilder motivieren – ganz wichtig die jungen Menschen finden die bereit sind zu lernen und zu arbeiten – eventuell sind ja einige der auf den Straßen klebenden bereit zu arbeiten. „Wer hat soviel Pinke Pinke, wer hat soviel Geld… Dass dafür benötigte Geld kommt natürlich aus dem „Sondervermögen“! Habe ich noch was vergessen? Ach noch eine Kleinigkeit – wo kommt eigentlich das benötigte Material – z. B. Holz – die für die Sanierung der Heizungsanlagen benötigten Wärmepumpen… Mehr