EU: Doppelt so viele Asylanträge wie im Vorjahr

Neben tausenden Afghanen und „Syrern“ stellten fast 19.000 Ukrainer im ersten Quartal 2022 einen Asylantrag in der EU. Jeder fünfte Antrag wurde in Deutschland gestellt. Inzwischen sind auch Zweitanträge nach positivem Bescheid anderswo möglich – sie werden nur nicht bearbeitet.

IMAGO / Lagencia

Die Asylzuwanderung in die EU hat im ersten Quartal 2022 stark zugenommen. Es wurden fast doppelt so viele Anträge wie im Vorjahreszeitraum (1. Januar bis 20. März 2021) gestellt. Das Plus von insgesamt 89 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Insgesamt gab es 168.264 Asylanträge.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Die meisten Anträge stammen von Afghanen: 21.256 waren es in der gesamten EU in den ersten drei Monaten des Jahres 2022. Es folgen die Asylanträge von Ukrainern. An den 18.932 Anträgen von Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit zeigt sich, dass nicht alle von ihnen sich als Flüchtlinge sehen, die möglichst bald wieder nach Hause zurückkehren wollen. Insgesamt sind laut UNHCR-Zahlen mehr als vier Millionen Ukrainer außer Landes geflohen, die meisten von ihnen in die EU-Länder Polen, Rumänien, Ungarn und die Slowakei. Sie müssen keinen Asylantrag stellen, weil ihnen die aktivierte EU-Massenzustromrichtlinie erlaubt, sich ein bis drei Jahre frei in der EU zu bewegen.

Diese Zahlen gehen aus einem vertraulichen Papier hervor, das die europäische Asylagentur EASO (European Asylum Support Office) an die Mitgliedsstaaten verschickt hat und aus dem die Welt zitiert. Das Papier enthält eine Addition der wöchentlich übermittelten Zahlen aus den Mitgliedsländern und begreift sich als vorläufige Bilanz bis zum 20. März. Die elf letzten Märztage sind noch nicht enthalten.

Erst im Dezember war das „unterstützende Büro“ für Asylfragen in der EU in eine regelrechte EU-Asylagentur umgewandelt worden, auch wenn deren Aufgaben schemenhaft bleiben. Nach dem hier behandelten Schreiben an die Migrationsbehörden der Mitglieder zu urteilen, soll die Agentur anscheinend vor allem einen Überblick über die Lage schaffen. Der slowenische Innenminister Aleš Hojs sagte: „Diese Agentur wird eine schnelle, greifbare Unterstützung für Mitgliedsstaaten liefern, wo immer sie gebraucht wird. Sie wird auch zu unserer Kooperation mit Drittstaaten beitragen und so die Stärke gemeinsamen Handelns in sehr konkreter Weise beleuchten.“ Immerhin könnte bei alldem auch das Gesamtproblem illegale Migration in die EU stärker ins Blickfeld rücken.

Auf die „Syrer“ folgen Venezolaner und Kolumbianer

Doch auch ohne die knapp 19.000 Asylanträge der Ukrainer ergibt sich ein deutlicher Anstieg der Asylzahlen um 68 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2021. Mengenmäßig folgen die „Syrer“ mit 16.575 Anträgen auf dem dritten Platz. Kann man sich inzwischen sicher sein, dass alle Personen mit dieser angegebenen Nationalität auch wirklich Syrer sind? Wohl nicht, denn die verschiedenen Varietäten des Arabischen werden wahrscheinlich nicht überall erkannt oder auch nur überprüft. Es folgen 10.749 Anträge von Venezolanern und 7.753 von Kolumbianern, die meist visafrei nach Spanien einreisen und dann dort Asyl beantragen. Spanien ist so zum zweitwichtigsten „Asylland“ in der EU geworden.

Das wichtigste Aufnahmeland ist und bleibt natürlich Deutschland mit 34.489 Asylanträgen bis zum 20. März – also ein Fünftel aller EU-Anträge. Das sind 56 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Man sieht, Deutschland ist an dieser Stelle ziemlich geradlinig durch die Covid-Krise gekommen, der Zustrom versiegte nie ganz. Weiter hinten auf der Liste folgen Frankreich, Italien und Österreich.

"Alle Pässe werden kontrolliert"
Faeser gegen die Registrierung von Flüchtlingen
Dabei ist eines angesichts der Geographie unvermeidlich: Die meisten Asylbewerber in Deutschland reisen aus anderen EU-Staaten ein. Denn Deutschland besitzt keine EU-Außengrenze, wenn man von der Seegrenze zu Norwegen und Großbritannien einmal absieht. Die Bundesrepublik ist heute nicht nur zurückhaltend, was Zurückweisungen an den eigenen Grenzen, also EU-Binnengrenzen angeht. Sie ist auch in Bezug auf Abschiebungen gehemmt – zum Beispiel da, wo es um registrierte oder anerkannte Asylbewerber aus anderen EU-Ländern angeht.

In beiden Fällen gibt es keine Verpflichtung für deutsche Behörden, auch nur das erste Asylverfahren durchzuführen, von einem zweiten ganz zu schweigen. Allerdings sind die Zwei-Asylanträge anerkannter Flüchtlinge aus Griechenland inzwischen auf 43.000 angewachsen. Noch scheint kein Ende gekommen. Die Anträge werden vom BaMF verwahrt, doch nach allem, was man weiß, nicht bearbeitet. Das Innenministerium wartet offenbar auf eine Lösung.

600 illegale Einreiseversuche an der polnischen Grenze pro Woche

Die eigentlich gebotenen Rückführungen in andere EU-Staaten werden derweil auch durch Gerichtsurteile behindert, die unzumutbare Lebensumstände in Griechenland oder auch in Italien festgestellt haben wollen. Man erinnert sich: Angeblich gibt es in Griechenland weder Schlafgelegenheiten noch Brot oder Seife in ausreichendem Maße für anerkannte oder geduldete Flüchtlinge und Asylbewerber. Das ist nicht nur sachlich falsch und absurd, denn es gibt inzwischen prominente Beispiele. Daneben scheint es weder die Aufgabe deutscher Richter, solches zu bewerten, noch dürften sie den nötigen Einblick in die verschiedenen Wirtschaftssysteme haben.

Dänischer Integrationsminister Tesfaye:
„Das heutige Asylsystem ist Teil des Problems, nicht der Lösung“
Daneben liegen auch Fehler, Versäumnisse, Unvollkommenheiten der anderen EU-Länder vor. Die Hälfte aller Asylbewerber ist zwar durch andere EU-Länder eingereist, aber nicht von diesen registriert worden. Aus diesen Unvollkommenheiten der Registrierung in den Erstankunftsländern könnte man ein weiteres Argument für deutsche Grenzkontrollen machen. Dieser Zustand ist allerdings chronisch.

Im März soll sich zudem die Lage an der litauisch-weißrussischen Grenze wieder leicht verschärft haben. Die Überquerungsversuche von Afghanen, Indern, Syrern, Jemeniten und Kubanern haben demnach zugenommen. An der polnisch-weißrussischen Grenze gab es seit Dezember gleichbleibend um die 600 illegalen Einreiseversuche pro Woche. Festgestellt wurden zudem mehrere Schleusungen per Auto. Die Schleuser waren Inder, Iraker, Polen und Ukrainer, die Geschleusten Afghanen, Inder, Iraker und Russen. Bei einem der Schleusungsakte soll ein „kriminelles Netzwerk georgischer, polnischer, serbischer, türkischer und ukrainischer Staatsbürger“ beteiligt gewesen sein.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 42 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

42 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Boudicca
2 Jahre her

Auch diese Migranten werden gut und gerne in Deutschland leben. Auch die Heizkosten übernimmt das Amt.

Orlando M.
2 Jahre her

Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, dass allen Einwanderern die vollen deutschen Sozialleistungen zustehen, wird das Land zuerst ruinieren und dann zerstören. Diese Entscheidung hat dafür gesorgt, dass Deutschland nur noch für arme Ungebildete interessant ist. Die Fachkräfte die wir brauchen, machen die Mutter aller Bögen um Deutschland und mittlerweile setzen sich die eigenen Leute massenhaft ab. Beispiel: ein Bekannter war via Work&Travel gut ein Jahr in Australien. Ein australischer Ingenieur den der kennengelernt hatte, wollte unbedingt nach Deutschland auswandern. Also fragt der meinen Bekannten was man hier so als Ing. verdient? Nach der ehrlichen Antwort war der Mann nur noch am… Mehr

Innere Unruhe
2 Jahre her
Antworten an  Orlando M.

Die Entscheidung des BVG geht davon aus, alle Menschen seine gleich.
Doch, wenn alle gleich sind, warum sind manche Länder weniger lebenswert als andere?
Wenn Migranten so sind wie die Deutschen, warum schaffen sie es nicht, Ordnung in der eigenen Heimat zu halten, so dass keiner fliehen muss?

RauerMan
2 Jahre her

Inzwischen ist das Problem der nicht geregelten Zuwanderungen nach D, dermaßen unübersichtlich, daß D daran ersticken wird.
Ein weiteres, klar ersichtliches Versagen dt. Politik. Allerdings fehlt bisher dafürdas Eingeständnis. Herr Steinmeier hat sich für seine Fehleinsichten gegenüber RU immerhin einsichtig gezeigt.- Das scheint auszureichen.-
Die fehlenden Einsichten für fehlgeleite „Einwanderungen“ lassen erwarten, daß sich die Probleme mit anderen Problemen potenziert, schnell zur Verarmung größerer Schichten der dt. Bevölkerung führen wird. Die „Verarmuts-Befürchtung wird uns nunmehr mit „Corona“ und „Ukraine“ als Ursachen verkauft.

Innere Unruhe
2 Jahre her
Antworten an  RauerMan

„Was das Hänschen nicht lernt, lernt der Hans nimmermehr“.
Diese Wahrheit sollte auch auf die Migranten angewendet werden. Es ist utopisch zu glauben, man könnte Erwachsenen unsere Bildung und Kulturveständnis in einem Schnellkurs beibrignen.

RauerMan
2 Jahre her
Antworten an  Innere Unruhe

Tut mir leid, Unruhe, aber mit „unserer Bildung und Kulturverständnis“ ist auch kein Blumentopf mehr zu gewinnen.

Demokratius
2 Jahre her
Antworten an  RauerMan

St6einmeier tut nichts anderes, als in das Kriegsgeschrei gegen Russland einzustimmen, das vor zirka zwei Jahren in den Meanstream-Medien begonnen hatte. Welcher deutsche Politiker steht heute noch zur Entspannungspolitik der 90er Jahre und zum Handel zum gegenseitigen Vorteil?

ulix vanraudt
2 Jahre her

Die Politik muss endlich das Grundproblem angehen, das zur Migrationskrise geführt hat: Das Asylsystem ist zum Vehikel zur illegalen Zuwanderung verkommen und ein pull-Faktor. Diese Politik verhindert am Ende, Verfolgten iSd Genferflüchtlingskonvention (GFK) zu helfen und ist unsozial. Die Reform muss beim EU-Asylrecht ansetzen, zB durch 1 Abschaffung des individuellen Asylrechts bzw zumindest Einschränkung auf Menschen,die direkt aus dem Verfolgerstaat einreisen (vgl Art 16a dt GG). 2 aliquote Beteiligung an UNHCR-Resettlement-Programmen (Maßstab: Bevölkerungszahl; samt detailliertem Anforderungskatalog betreffend Integrationsfähigkeit). 3 Fonds zur Unterstützung von Staaten, die massiv von Flucht betroffen sind 4 Ablösung der Politik der unkontrollierten Zuwanderung durch eine der… Mehr

Demokratius
2 Jahre her
Antworten an  ulix vanraudt

Die Deutschen haben es nach dem 1. WK und auch nach dem 2. WK durch Fleiß, Wissen, Tatkraft und Disziplin geschafft, die Misere zu überwinden, das Land wieder aufzubauen und wieder eine wesentliche Rolle auf dem Weltmarkt zu spielen. Das Land hat sich durch die Migration verändert und soll sich weiter so schön bunt und vielfältig entwickeln, dass es sich zukünftig kaum noch von den Herkunftsländern unterscheidet. Es ist gewollt, Deutschland als wirtschaftlichen Konkurrenten auf Dauer den Garaus zu machen.

Der Klartexter
2 Jahre her

„Wo ein Wille ist, ist auch ein Radweg“. Wer wohl plakatiert eine solche Botschaft angesichts der immensen Probleme nicht nur in unserem Land, der EU und weltweit? Richtig: Die Grünen! Es ist schließlich Landtagswahlkampf in NRW.

Paul Brusselmans
2 Jahre her

Gut, dass es sich bei der europäischen Asylagentur um eine echte „Agency“ und nicht „Executive Agency“ handelt. Damit wird diese nicht zum willfährigen Instrument der Europäischen Kommission und Wokelands. Bedenklich allerdings, dass auch ein Repräsentant der UNHR dabei ist.
https://euaa.europa.eu/about-us/management-board

Ante
2 Jahre her

Asyl ist der Untergang des Westens. Durch Asyl kommt die Welt aus den Fugen. Jeder hat dort zu leben, wo er herkommt. Ausnahmsweise kann etwas anderes gelten. Aber Ausnahme bedeutet eben nicht Regel. Die BRD ist voll mit Fremdvolk. Viele davon kamen durch Asyl. Diese 5. Kolonnen destabilisieren die BRD. Diese Asylanten werden niemals Deutsche, denn sie gehören nicht hierher. ….. Am Reichstag steht, „Dem Deutschen Volke“, nur das deutsche Volk, das gibt es nicht mehr. Gerade in der Ukraine sieht man, was Volk und Nation ausmacht. Nur in harten Zeiten sieht man das. Die BRD kann sich nicht nur… Mehr

MeHere
2 Jahre her

Politisch verfolgte genießen Asyl … so war es mal gedacht … was Industrie und LINKE Boheme daraus gemacht haben ist eine gigantische Umverteilungsmaschine mit dem „Geld der anderen“ …
… man könnte es auch organisierten „Betrug“ unter dem Deckmäntelchen der Menschenliebe nennen …
Das ist es leider auch …

Iso
2 Jahre her

Das ist Teil der Transformationspolitik. Inflation, Armutsmigration, Flächenstilllegung, Kraftwerksstilllegung, Stromabschaltung, Nahrungsmittelmangel, Armut, Kälte, Dunkelheit und Hunger, wie in der 3. Welt üblich.

Dissident
2 Jahre her

Gratulation nochmals an die Rentner, die die SPD an die erste Stelle gewählt haben. Nicht, dass die Union da viel besser gewesen wäre, aber mit Faeser wurde von dieser Partei eine Frau zur Innenministerin gemacht, die nach dem Antifa-Wahlspruch „Deutschland verrecke“ handelt und der es nicht genug Migranten in die BRD geben kann, vor allem aus Arabien, Afrika und Teilen Asiens.