20 Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 fallen zu viele im Westen auf den Mythos einer reformierten, geläuterten Taliban herein. Von Brendan O‘Neill
Hätte Ihnen jemand im September 2001, als die Zwillingstürme fielen und die Menschen im Pentagon starben, gesagt, dass Amerika es am 20. Jahrestag dieser Gräueltat in Erwägung zöge, sich mit den Helfershelfern dieser Tat zu verbünden, hätten Sie ihn für verrückt erklärt. Doch nun sind 20 Jahre seit diesem düsteren, apokalyptischen Tag vergangen, und ein US-Militärchef hält es für „möglich“, dass seine Streitkräfte mit den Taliban zusammenarbeiten werden. Ja, denselben Taliban, die Osama bin Laden beherbergten, als seine Schergen den 11. September 2001 planten. Denselben Taliban, deren Verbindungen zu Al-Qaida sich in den letzten zwei Jahrzehnten sogar noch vertieft haben – wie es in einem kürzlich veröffentlichten UN-Bericht heißt, sind die Taliban und Al-Qaida jetzt durch ideologische Sympathie und Eheschließungen eng miteinander verbunden. Diese Taliban. Diese Al-Qaida – das sind diejenigen, denen Amerikas Militärchefs kokette Blicke zuwerfen.
Die „Möglich“-Bemerkung kam von Mark Milley, keinem Geringerem als dem Vorsitzenden der Generalstabschefs. Auf einer jüngsten Pressekonferenz des Pentagon wurde Milley gefragt, ob seine Streitkräfte möglicherweise eine operative Beziehung zu den Taliban aufbauen könnten, um IS-K (den Islamischen Staat – Provinz Chorasan) zu bekämpfen. Dabei handelt es sich um das lokale IS-Netzwerk, das in Afghanistan zahlreiche Gräueltaten verübt hat, darunter das Selbstmordattentat am Kabuler Flughafen vom 26. August, bei dem fast 200 Menschen, darunter 13 amerikanische Soldaten, getötet wurden. Das sei „möglich“, sagte er. Ja, die Taliban seien „skrupellos“, räumte er ein, aber der Feind meines Feindes und so weiter (die Taliban und der IS haben sich in den letzten Jahren gegenseitig bekämpft). Milleys Kommentar folgt auf eine an Lob grenzende Bemerkung Frank McKenzies, dem Leiter des US Central Command. Amerikas Umgang mit den Taliban während der Sicherung des Flughafens von Kabul sei „sehr pragmatisch und sehr geschäftsmäßig“ gewesen, gurrte er.
Erstens offenbart all dies, wie katastrophal die Intervention in Afghanistan gewesen ist. Sie hat den Raum für das Entstehen islamistischer Terrorgruppen geschaffen, die noch schlimmer sind als diejenigen, denen die USA nach dem 11. September den Krieg erklärt hatten. 20 Jahre Krieg, „Nation-Building“, Mohnblumenvernichtung und die Unterweisung von Afghanen in Dingen wie moderner Kunst haben Afghanistan nicht in das Seattle Zentralasiens verwandelt, wie es sich die NGO-Industrie vorgestellt hatte. Die Intervention hat noch nicht einmal die Taliban und Al-Qaida ausgeschaltet, was ihr eigentlicher Auftrag gewesen war. Vielmehr haben die Taliban wieder das Sagen, ihre Al-Qaida-Verbündeten fühlen sich zweifellos ermutigt, und noch nihilistischere Formen der islamistischen Barbarei sind auf den Plan getreten, um die Lücken zu füllen, die die Regimewechselpolitik des Westens nach dem 11. September in Afghanistan, Irak, Syrien und Libyen hinterlassen hat. Und die mächtigen USA, die nach dem 11. September 2001 die Operation „Enduring Freedom“ gestartet hatten, müssen nun die unangenehme Tatsache akzeptieren, dass sie im Wesentlichen von einer Bewegung aus dem 12. Jahrhundert besiegt worden sind, die dem Mann, der vor 20 Jahren ein Massaker an 3000 Menschen anrichtete, Zuflucht und Beistand gewährte. Vielleicht muss Amerika bald seine eingeschworenen Feinde vom September 2001 um Hilfe bitten. Dies stellt eine globale Demütigung schwindelerregenden Ausmaßes dar.
Aber es scheint noch etwas anderes vor sich zu gehen. Eine tiefer verwurzelte Inkohärenz in den Reihen der westlichen Eliten. Diese Verwirrung findet aktuell ihren Ausdruck in der außerordentlichen Naivität gegenüber den Taliban. Man tut sich schwer, die Wahrheit über die Taliban zu akzeptieren – dass sie eine rückständige, regressive und gefährliche Bewegung sind, die eine erhebliche Bedrohung für die Menschlichkeit und Freiheit in Afghanistan darstellt. Stattdessen scheinen viele im Westen, vom Militär über Berater im Weißen Haus bis hin zu Medienkommentatoren, der Fantasie von einer Art Taliban 2.0 auf den Leim gegangen zu sein, der Vorstellung von gütigeren, sanfteren Taliban, die nicht mehr ganz so frauenfeindlich sind wie vor 20 Jahren und die Ladendieben vielleicht nur im Wiederholungsfall die Hände abhacken und nicht mehr dem durchschnittlichen verzweifelten Brotklauer. Es gibt fast schon Bemühungen, die Taliban zu rehabilitieren – wenn etwa die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, die Taliban anfleht, über ihre „Rolle in der internationalen Gemeinschaft“ nachzudenken. Vielleicht werden die Taliban eines Tages neben dem Iran in den UN-Frauenrechtsausschuss einziehen?
Überall wird laut spekuliert, ob der Westen mit den Taliban zusammenarbeiten kann. „Haben sich die Taliban verändert, seit sie das letzte Mal an der Macht waren?“, lautet eine aktuelle Schlagzeile bei den britischen Sky News. „Wie moderat sind die Taliban?“ fragen in Deutschland wortgleich F.A.Z. und Tagesspiegel. Der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) will den Taliban Geld anbieten, wenn sie sich etwas netter gegenüber Frauen und anderen Gruppen geben. Diese Diskussionen über eine künftige „integrative“ Regierung, die von den Taliban angeführt und in die internationale Gemeinschaft integriert wird, finden statt, während mächtige örtliche Taliban-Kommandeure der BBC Interviews geben, in denen sie sagen, dass Mädchen keinen Schulunterricht erhalten sollten, dass „unislamische“ Musik verboten werden sollte und dass die Strafe für Ehebruch „die Steinigung ist“. Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese Leute an Workshops zur Konsensfindung teilnehmen werden.
In Wirklichkeit kann die Globalisierung oft das Gegenteil von „Deradikalisierung“ bewirken. Sie kann den islamistischen Radikalismus eher verstärken, als ihn zu mildern. Ein prinzipieller Spannungspunkt zwischen den Taliban und Al-Qaida in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren lag darin, dass die Taliban stark lokal ausgerichtet waren und sich ausschließlich auf die Errichtung eines Emirats innerhalb der Grenzen Afghanistans konzentrierten, während Al-Qaida sich als hochgradig globalisierte, technologisch versierte Organisation eher zum Spektakel des internationalen Terrorismus hingezogen fühlte als zur harten, langweiligen Aufgabe, eine lokale Theokratie aufzubauen. Wenn die Taliban in den letzten zwei Jahrzehnten ihre Beziehungen sowohl zu den mittelschichtigen Globalisten von Al-Qaida als auch zu den reichen, modernen Scheichs der Golfstaaten gefestigt haben, könnten sie dadurch durchaus bedrohlicher und selbstbewusster in ihrem Islamismus geworden sein.
Natürlich sind die Taliban eine zersplitterte Bewegung. Ihre jüngsten Erfolge bei der Expansion jenseits ihrer üblichen paschtunischen Anhängerschaft und der Anwerbung anderer ethnischer Gruppen in Afghanistan, einschließlich der Tadschiken und Usbeken, sind sowohl Zeichen der Stärke ihrer Bewegung als auch ihrer grundlegenden Instabilität. Ihr Wachstum ermöglichte es den Taliban, praktisch ganz Afghanistan zu erobern, aber das birgt auch sektiererische Probleme für die Zukunft.
Angesichts dieser rapiden Ausbreitung ist es erschreckend naiv, wenn Aussagen von Taliban-Vertretern wie „Wir werden die Rechte der Frauen respektieren“ gegenüber BBC oder CNN im Westen für bare Münze genommen werden. Bei den heutigen Taliban handelt es sich um eine uneinheitliche Schar, wobei viele Mitglieder genauso skrupellos sind wie die Taliban in den späten 1990er Jahren, wenn nicht noch skrupelloser. In Teilen Afghanistans drängen Taliban-Vertreter Frauen aus dem Arbeits- und Hochschulleben und bestrafen sie, weil sie sich nicht sittsam kleiden. Es gab Hinrichtungen und die Niederschlagung von Anti-Taliban-Protesten. Am bemerkenswertesten ist, dass dem Haqqani-Netzwerk die Verantwortung für die Sicherheit in Kabul übertragen wurde. Dies ist der Flügel der Taliban mit den engsten Verbindungen zu Al-Qaida. Er wird derzeit von den USA mit Sanktionen belegt. Die Taliban-Führung hat den Freunden von Al-Qaida grünes Licht gegeben, Kabul zu beherrschen, und westliche Beobachter sprechen immer noch von einer reformierten, geläuterten Bewegung. Es ist surreal.
Vor allem aber zeugt die westliche Naivität gegenüber den Taliban von einem tiefen Widerwillen, sich unseren Feinden zu stellen oder auch nur zuzugeben, wer unsere Feinde sind. Seit 20 Jahren sind westliche Regierungsvertreter, Beobachter und Wissenschaftler sehr zurückhaltend dabei, die neuen Terrornetzwerke zu benennen, die dem Westen Feindschaft geschworen haben und gewaltige Akte der Barbarei gegen die Bürger westlicher Staaten verüben. „Man sagt nicht ‚Islamisten‘“, heißt es, denn diese Leute „haben nichts mit dem Islam zu tun“. Noch besser wäre es, überhaupt nicht über das islamistische Problem zu reden, dann würde es vielleicht verschwinden. Einem Westen, der nicht einmal bereit ist, über die Tatsache zu sprechen, dass ein britischer Lehrer immer noch untergetaucht ist, nachdem er Todesdrohungen von islamischen Fundamentalisten erhalten hat, wird es kaum leicht fallen, mit dem weitaus umfassenderen globalen Problem der islamistischen Regression ehrlich umzugehen.
Die Sache ist die: Ein Westen, der nicht mehr weiß, wofür er steht, wird nicht in der Lage sein zu artikulieren, wogegen er steht. Ein Westen, der von der Abscheu vor seinen eigenen Traditionen und Werten zerfressen ist, wie man an der Wendung gegen die moderne westliche Geschichte sehen kann, die in der gesamten Anglosphäre zu beobachten ist, vom Weißen Haus bis zu den Universitäten, wird kaum in der Lage sein, sich gegen eine ausländische Bewegung zu stellen, die unsere Lebensweise ebenfalls verabscheut.
Die Wahnvorstellungen über die Taliban 2.0 sind im Grunde Ausdruck einer moralischen Zurückhaltung, ja sogar einer moralischen Feigheit, bei der Verschleierung an die Stelle von Klarheit tritt und Mythenbildung über diese angeblich moderat gewordene islamistische Bewegung an die Stelle der schwierigen Aufgabe tritt, unsere eigene Lebensweise als die überlegene zu behaupten. Westliche Beobachter können oder wollen die Wahrheit über die Taliban nicht zugeben, weil dies bedeuten würde, dass sie etwas tun müssten, was sie nicht mehr tun – ein Urteil fällen, Stellung beziehen und die Aufklärung gegen die Theokratie verteidigen.
Dieser Beitrag erschien zuerst beim britischen Novo-Partnermagazin Spiked. Aus dem Englischen übersetzt von Kolja Zydatiss.
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„…, die unsere Lebensweise ebenfalls verabscheut.“. Der Moslem verabscheut unsere „Lebensweise“ mitnichten, er will sie haben – aber ebend für Lau. Deshalb rennt er ja zu uns, als gäbe es keinen Islam. Er will Fleisch und Boliden – von uns bezahlt. Doch nicht Lastenfahrrad und Soya. Beweis: Die Emirate etwa, so viel „Westen“ gibt es nirgends sonst, nicht mal im Westen selbst. Gebaut und betrieben von Nicht-Arabern aus aller Welt. Fahren Sie mal hin.
Je mehr „Islam“ seine „Werte“ durchsetzt und manifestiert, desto mehr geraten die Moslems, die das ausbaden müssen vom Regen in die Traufe. Wir sollten ihnen das klar sagen und uns interessiert zurück lehnen mit den Worten: macht mal. Aber bleibt dort, wo ihr seid, WIR haben keinerlei Interesse an eurem Zeugs. Denn kommen die über den Evros, dann geht Europa über die Wupper mit all seinen Werten. Das können wir nicht wollen und daher nicht zulassen. Amen.
Gibt es irgendeinen moralisch relevanten Unterschied zwischen dem Regime Saudi-Arabiens und dem der Taliban?
Das sind aber schon heiße Typen auf dem Foto. Bin gespannt wo und wie unser Außenminister mit denen verhandeln wird. Vielleicht in einer Höhle.
Wenn die ihn dann nicht mehr aus der Höhle rauslassen, gerne!
Ein Großteil der Afghanen steht hinter den Taliban, es wird mir 3 Mio. Flüchtlingen gerechnet, das sind nichtmal 10% der Bevölkerung, d.h. 90% haben nichts gegen die Taliban.
Die UN erzählt uns auch, dass wir bösen Weißen mit unsrem Verhalten das Wetter heiß machen und Ersetzungsmigration benötigen.
Damals das mit Bin Laden war nur ein Vorwand um sich geo strategisch in Afghanistan vor China und in der Flanke zum Iran zu positionieren.
Außer Spesen nichts gewesen, das neue Motto des sich in der Spirale des Niedergangs befindenden Westens.
Du weißt, Du lebst in Deutschland, wenn die Regierung mit den Taliban verhandelt, aber kein Wort mit der AfD redet.
Unsere Regierung sympathisiert auf diese hinterhältige Weise, nicht nur symbolisch, mit den Taliban, einer Verbrecherorganisation. Das muss man sich mal vorstellen! So etwas ist nach rechtsstaatlichen Gesichtspunkten möglich!
Die Bilder sagen doch mehr als 1000 Worte: eine solche Räuber-, Mörder-, Dealer- und Terroristenbande an der Spitze eines failed state überlässt man grundsätzlich sich selbst. An der Aufgabe, die Bevölkerung, die nicht gegen die Machtübernahme dieser Banditen aufgestanden ist und daher keinerlei Mitleid verdient, über den Winter zu bringen, mögen sie sich die Zähne ausbeißen. Daher: Kein Euro für Afghanistan! Sollten Erkenntnisse der Geheimdienste darauf hindeuten, dass von dessen Territorium Gefahren für andere Staaten und deren Bürger ausgehen, sollte man Mini-Maas Schweigen gebieten und dafür Drohnen reden lassen. Das ist die Sprache, die die Abgebildeten verstehen. Ansonsten überlasse man… Mehr
Bevor das Personal von ARD und ZDF auch nur ein kritisches Wort über den radikalen Islam verliert, macht es sich lieber jetzt schon einmal bereit für eine Jahrhunderte andauernde Soumission.
„Luftbrücke: US-Regierung setzt Flüge mit Afghanen wegen Masern ausWeil es Masernerkrankungen unter afghanischen Geflüchteten gab, stoppen die USA deren Einreise. Es wird geprüft, ob die Menschen außerhalb Amerikas geimpft werden können.“ https://www.zeit.de/politik/2021-09/afghanistan-masern-evakuierungsfluege-usa-deutschland-stopp
Nachdem immer mehr Flüchtlinge von der Air Base Ramstein in Deutschland Asyl beantragen, kommen Masern den USA gelegen.
Ramstein zählt zwar als US Gebiet, aber deutsche Gerichte sehen eh nur Deutschland als sicheres Land an. Wir werden hier noch ganz viel Spaß haben.
Ich kann das Wort islamistisch nicht mehr akzeptieren, Taliban repräsentieren den ISLAM , handeln islamisch und sonst nichts ! Alle Verwirrung des Westens entstammt nur der bequemen Weigerung sich mit dem Koran und dem angeschlossenen Gedankengebäude auseinanderzusetzen, die Folgen für uns konsequent zu Ende zu denken und HANDELN zu müssen. Ich erkenne in jedem Kopftuch die Verachtung, die mir als Kuffar entgegengebracht wird. Und alle , die diese längst fällige Debatte unterdrücken und unter der „ woken“ Lawine begraben, machen sich mitschuldig am Untergang unserer derzeitigen Gesellschaft, besonders die angeblichen Feministen ( gen. Mask.).