Die Ampel will gegen die Einsamkeit vorgehen. CDU und CSU fordern, dazu müsse mehr passieren und das dann schneller. Doch das ist ein staatlicher Übergriff. Ob jemand einsam ist, entscheidet letztlich jeder für sich selbst.
Den Talk „Wie geht’s Europa?“ haben 1,7 Millionen Zuschauer gesehen. Damit wurde nebenbei eine wichtige Frage geklärt: Wie viele schalten das ZDF ein? Auch wenn die Sendung maximal öde ist, bizarr, ideologisch motiviert und manipulierend? 1,7 Millionen Zuschauer. So viele schalten in jedem Fall das Geriatrie-TV vom Mainzer Lerchenberg ein. Einfach nur, damit Stimmen da sind, während sie auf der Couch überflüssige Zeit von ihrer Lebensuhr holen.
Das sind gerade mal zwei Prozent der Bevölkerung. Trotzdem ist 1,7 Millionen Personen angesichts „Wie geht’s Europa“ immer noch eine erschreckend hohe Zahl. Dazu passt, dass Familienministerin Lisa Paus (Grüne) am gleichen Tag den „Einsamkeitsbarometer“ vorgestellt und die CDU kommentiert hat: „Die Menschen in Deutschland werden immer einsamer: Die Bundesregierung muss jetzt dringend handeln.“
In diesem Text geht es aber nicht um den Versuch, Einsamkeit messen zu wollen: Barometer erstellen, die dann manipuliert werden können, um staatliche Zuschüsse zu rechtfertigen – das ist ein spannendes Thema. Aber halt ein anderes Thema. An dieser Stelle geht es um die Tendenz der Ampel, in sozialistischer Manier noch das Privateste sozialisieren zu wollen. Und um die Partei Konrad Adenauers, der als Reaktion darauf nur einfällt, „schneller und mehr davon“ zu fordern. Und das auch noch auf eine absurde Weise:
„Die vorliegende Strategie (gegen Einsamkeit) muss jetzt endlich umgesetzt werden. Wir haben diese unter der unionsgeführten Bundesregierung 2021 schon auf den Weg gebracht“, schreibt die Bundestagsfraktion der Union in einer Pressemitteilung. Das heißt übersetzt: Nach 16 Jahren Angela Merkel haben wir in letzter Sekunde was hingerotzt, und dass das nicht wirkt, ist die Schuld der Ampel. Nach den besagten 16 Jahren Angela Merkel ist die CDU ein einziges intellektuelles Armutszeugnis. Aber auch darum geht es nicht in diesem Text.
616.000 Vereine waren im April 2022 im deutschen Vereinsregister eingetragen. Dazu kommen noch Elterngruppen, Nachbarschaftsvereine, Stammtische, Laufgruppen oder Tauschbörsen, die nicht offiziell eingetragen sind. An erster Stelle steht aber die Familie, wenn es um Gruppen geht, die den Menschen vor Einsamkeit bewahren können und sollen. Es fehlt also in Deutschland nicht an Möglichkeiten, Gesellschaft zu finden und die Bundesregierung muss nicht „dringend handeln“, um solche Möglichkeiten zu schaffen.
Tatsächlich bleibt Einsamkeit etwas Individuelles. Trotz der Versuche der Ampel und der CDU, diese verstaatlichen zu wollen. Wer einsam ist, ist selbst dafür verantwortlich. Das mag hart klingen. Das mag jetzt einige dazu motivieren, Mails und Kommentare zu schreiben, dass diese Aussage ihr Leid verhohnepipele. Nur zu. Ein solcher Protest wirkt ja erst einmal wie ein Frühjahrsputz für die Seele. Danach stellt sich aber die Frage, ob einem lautes und selbstmitleidiges Lamentieren wirklich Gesellschaft bringt?
Lokalredaktionen, die ihre Telefonnummer veröffentlichen, müssen fast täglich mit einer bestimmten Art von Anrufen leben. Sie kommen meist zwischen 15 und 17 Uhr. Der Tagesablauf aus Frühstück, Putzen, Mittagessen ist dann für viele erschöpft – für Geriatrie-TV ist es noch zu früh. Zwischen 15 und 17 Uhr rufen die in den Lokalredaktionen an, die vermeintlich über irgendeinen Bericht sprechen möchten. Doch lässt der Redakteur das Gespräch zu, ist es nach spätestens drei Sätzen bei einem ganz anderen Thema angelangt. Diese Gespräche enden nicht, der Redakteur muss sie beenden. Sonst dauern sie Stunden. Wobei die Anrufer andere nicht zu Wort kommen lassen. Auch interessiert es sie nicht, ob das Gesagte für den anderen von Interesse ist. Sie wollen reden, ihren Seelenmüll abladen und der andere hat zu schlucken.
Nun ließe sich viel Richtiges über den Niedergang der Familien schreiben. Diesen Niedergang gibt es und er wirkt sich verheerend aus. Etwa in Form von Vereinsamung. Doch es ist nicht gesagt, dass die beschriebenen Anrufer keine Familie haben. Nur: Wenn sie Treffen nutzen, um drei Stunden, sechs Stunden oder länger mal die Seele leerzuräumen, ohne dabei auf das Gegenüber einzugehen, dann verwundert es nicht, wenn Kinder, Enkel oder Neffen sich halt nicht danach sehnen, einen Nachmittag lang Seelenmüll und Schwarzwälder Kirschtorte schlucken zu können.
Der Staat spielt dabei besser keine Rolle. Als der Staat sich das letzte Mal in das Sozialleben eingemischt hat, brachte das eine diktierte Vereinsamung mit sich, wie sie die Bundesrepublik noch nicht erlebt hat: In der Corona-Zeit hat der Staat vorgeschrieben, wie viele Kinder ihre Eltern besuchen dürfen und hat Schüler polizeilich verfolgt, die gemeinsam Geburtstag gefeiert haben. Politiker haben Nachbarn zur Denunziation aufgerufen – und die haben in schlechtester deutscher Tradition das Angebot angenommen. Die Isolationspolitik während drei Jahren Corona-Politik war ein Verbrechen an allem, was es bedeutet, Mensch zu sein. Ein Verbrechen, das noch nicht gesühnt ist. Die Schuld lastet so schwer auf den Tätern, dass sie schon das Gespräch darüber tabuisieren und skandalisieren.
Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn der Staat Schulen um Psychologen verstärkt. Wenn er Sozialarbeiter zu alten Leuten schickt, die alleine leben. Wenn zusätzliche Pflegerinnen sich darum kümmern, Bettlägrige zu unterhalten. Und wenn es neben dem Kaffeenachmittag der AWO noch einen staatlichen gibt … warum nicht. Doch nicht einsam zu sein, ist die Aufgabe eines jeden einzelnen. Kontakte findet jeder. Allem voran in der Familie und dann in den besagten Vereinen, Nachbarschaftstreffs und so weiter. Nur dort gilt: Sei nett. Wer egoistisch ist, bleibt alleine – deswegen heißt es ja auch egoistisch.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Klar ist, dass der Kampf gegen die Einsamkeit dem Altparteienkartell lieber ist, als der Kampf gegen die politische Unmündigkeit einer großen Mehrheit unserer Landsleute, denn wenn dieser Kampf gewonnen würde, könnte er den Kartellparteien das Genick brechen.
„Es ist nichts dagegen zu sagen,[…w]enn er Sozialarbeiter zu alten Leuten schickt, die alleine leben. […] Und wenn es neben dem Kaffeenachmittag der AWO noch einen staatlichen gibt … warum nicht.“
Ich traue den Danaern nicht. Was, wenn man sich dem Besuch staatlichen Sozialarbeiters nicht verweigern darf? Wenn einem der Besuch des staatlichen Kaffeenachmittags verpflichtend auferlegt wird samt Pflicht, sich bei Krankheit oder begründbarer Abwesenheit entschuldigen zu müssen?
Diese Bevormundungswut der Politik ist verachtenswert, scheint aber im Sinne der Huxleyschen schönen, neuen Welt nicht mehr aufzuhalten sein.
Es gilt der alte Spruch von Gordon Gecko (Wallstreet)….wenn Du einen Freund willst, kauf Dir einen Hund. So einfach ist das.
Du lieber Himmel! Demnach ist weiterhin nicht damit zu rechnen, daß die(se) Politiker (innen — und außen) uns alleine lassen werden. Im Gegenteil wollen sie uns noch weiter auf die Pelle rücken. Am besten wir hängen uns gleich an die Matrix und lassen unsere Körper als Batterien für die Wohlfahrts-K.I. benutzen im Gegenzug für hochwertige woke Qualitätsunterhaltung und -information vom ÖR Mediperium…
Einsamkeit ist kein Wunder in einer Gesellschaft mit alt werdenden Menschen, von denen ein größer werdender Teil keine Kinder hat, die dem Jugendwahn in ganz neuen Dimensionen verfällt und in der die Urbevölkerung so allmählich zur unverstandenen Minderheit wird. Ich merke es beim Einkauf im Supermarkt oder am Wochenende bei der Fahrradfahrt durch die Parks und schönen Orte. Aber „einsam“ wird doch nur der, der nichts mit sich und seiner Zeit anfangen kann. Solange die Augen und die Hände funktionieren, kann man immer etwas Erfüllendes tun. Viel mehr sollte sich der Staat mal mit der Frage nach dem Glück befassen.… Mehr
Welche Interessen verfolgt diese Regierung tatsächlich: neue Projekte und Jobs für ihr Klientel, einzelne Menschen in Wohngemeinschaften zwingen damit mehr Platz für Wirtschaftsmigranten entsteht. Die Kirchen kümmern sich lieber um Asylanten, dass ist finanziell attraktiv. Alte, alleinstehenden Menschen zu Weihnachten eine Feier mit Menü auszurichten ist zu teuer.
Einsamkeit ist ein persönlicher, individueller Zustand von Menschen, da hat der Staat nichts zu regulieren.
das ist keine aufgabe für den staat. mehr rente = mehr freizeitaktivität = weniger einsamkeit. oder wollen sie wohngemeinschaften verordnen mit dem nebengedanken dann mehr platz für zugereiste zu schaffen?
das ist für mich eine klassische aufgabe der kirchen. aber die stellen ihre seniorenangebote ein. wegen geldmangel.
Wenn die Menschen sich von der Politik abwenden, nennt man dies Vereinsamung.
Haben wir in Deutschland nicht dringendere Sorgen ?
Frau Paus meint vermutlich die Einsamkeit der Ampelparteien, von den Wählern gemieden, verhöhnt und verlacht.