GdP: Flixbusse umfahren Grenzkontrollstellen, nehmen Landstraßen

Nach der ersten Woche der neuen Grenzkontrollen wird die erste Bilanz gezogen. Dem Aufwand stehen mancherorts nur sehr wenige Zurückweisungen gegenüber. Daneben gibt es auch erste Anzeichen, dass die Kontrollpunkte umgangen werden, so durch Flixbusse.

picture alliance/dpa | Frank Hammerschmidt
Symbolbild - Beamte der Bundespolizei an der Grenze zu Polen kontrollieren einen Flixbus (24.10.2023)

Der gemeine Bundespolizist ist an seinem Grenzkontrollpunkt festgewachsen, für mehrere Stunden am Stück, egal ob da nun etwas kommt oder nichts kommt. Wie der Späher sitzt er auf seinem Ausguck und wartet, dass das „Wild“ zu ihm kommt. Er will das Wild im wesentlichen nur beobachten, ist zudem sogar Wildschützer, der die Ankommenden in seine Obhut nimmt. So sahen Faesers Grenzkontrollen – im Südosten und Osten – vor dem 16. September aus. So sehen sie nun wohl überall aus. Kein Wunder, dass sich Schleuser und illegale Migranten auf so etwas einstellen können.

Nun erfährt man: Flixbusse umfahren planvoll die Grenzkontrollpunkte und nehmen die Landstraße. Wer mag in den Bussen drinsitzen? – Ukrainer? Die müssten sich nicht verstecken, weil sie ohnehin willkommen und asylwürdig sind. Es müssen also andere Nationalitäten sein, vielleicht Migranten mit Wiedereinreisesperre, vielleicht Kriminelle, vielleicht auch nur ein paar Irregeleitete, die glauben, so einen besseren Schnitt zu machen.

Von Montag dem 16. September bis zum folgenden Donnerstag wurden 3626 Schutzgesuche beim Bamf (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) gestellt. In der Vorwoche waren es von Montag bis Donnerstag 3581, in der Woche davor „nur“ 3063. Das berichtet die Welt am Sonntag (hinter der Schranke) mit Bezug auf das Bamf. Aus diesen Zahlen könnte man folgern, dass die Einführung von Grenzkontrollen zu mehr Asylanträgen führt. Und das erscheint nicht ausgeschlossen, wenn die Hauptaufgabe der kontrollierenden Bundespolizei ist, Migranten die „Asyl“ sagen, zu registrieren und wenn dann das Bamf bruchlos übernimmt.

Daneben zeigen sich aber schon die oben genannten ersten Tendenzen, die bundespolizeilichen Kontrollen an der Grenze zu umgehen. Das berichtet der Chef des Bundespolizei-Arms bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Andreas Roßkopf. Flixbusse, die „oft von illegal Einreisenden genutzt“ würden, weichen laut ihm „von den Autobahnen auf benachbarte Straßen aus“, um die bekannten Kontrollpunkte zu umgehen, wie der Münchner Merkur berichtet.

Einen Grund für eine solche Taktik haben offenbar nur Migranten, die bei der Feststellung an der Grenze zurückgewiesen werden. In einer Busladung könnten sich immer ein paar Fälle finden. Dann lohnt sich das Ausweichen. Daneben könnte eine gewisse Verwirrung herrschen, was die neuen Regeln genau besagen, so dass Migranten und ihre Schlepper vorerst extra vorsichtig sind. Dabei haben die meisten von ihnen aber durch die neuen Regeln kaum etwas zu befürchten. Noch ist auch nicht klar, zu welchem Ergebnis die von Nancy Faeser geplanten Dublin-Ankerzentren führen werden, wenn sie irgendwann einmal eingerichtet sind. Nach einem halben Jahr erfolgloser Rücküberstellungsversuche gehen bekanntlich auch die Dublin-Fälle in die deutsche Zuständigkeit über. Also ist es vielleicht nur eine gewisse Wartezeit, die die Migranten – und Nancy Faeser – hier ertragen respektive überbrücken müssen.

Es geht wieder nur um „Schleuserkriminalität“

Kritik erhebt sich vor allem an der Ausweitung der Kontrollen auf die westlichen Grenzen, weil hier die Intensität der illegalen Einreisen in der Tat nicht so groß war. Das bedeutet nicht, dass sie nicht existierte und nicht erheblich war. Denn kriminelle Migranten sickern auch von Frankreich und Benelux nach Westdeutschland ein. An der niederländischen Grenze gab es nun an einem Tag über 2000 kontrollierte Personen, 544 Fahrzeuge und 14 Züge. Dabei gelangen drei Zurückweisungen, und drei Haftbefehle wurden vollstreckt. Das ist etwas anderes als nichts. Aber dennoch nicht wahnsinnig beeindruckend.

Insgesamt gab es an den vier Tagen von Montag bis Donnerstag 182 unerlaubte Einreiseversuche an den Westgrenzen zu Frankreich und den Benelux-Staaten. 100 davon wurden durch Zurückweisung verhindert, so interne Polizeistatistiken.

BKA-Präsident Holger Münch heißt die Kontrollen gut, mahnt aber eine Strategie an. Es müsse darum gehen, die „Netzwerke der Schleuser“ aufzudecken und die Ermittlungen „entlang der Schleusungsrouten in internationaler Kooperation zu führen“. Also wieder nur die Bestrafung der wenigen Schlepper, die zudem innerhalb der EU nicht so dringend nötig sind. Es handelt sich ja um zivilisierte Gegenden, in denen kaum harsche Polizeieinsätze drohen, die einen illegalen Migranten aufhalten würden oder wollten. Die neuen Grenzkontrollen der Nancy Faeser gehen – wie die bisherigen auch – nur auf eine Eindämmung der grenzüberschreitenden Kriminalität (Schleuser und Schlepper) aus, nicht auf eine Eindämmung der illegalen Migration. So viel war schon klar, als Faeser die Maßnahme ankündigte. Wer es wusste, kann es jetzt besser wissen. Und wer nicht, der weiß nun zumindest Bescheid.

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Kommentare ( 16 )

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PK110
39 Minuten her

Gestern war ich in Belgien, heute in den Noiederlanden, es gibt an den Grenzen keinerlei Kontrollen. Durchfahrt ungehindert wie immer.

Deutscher
1 Stunde her

Das müssen diese „smarten Kontrollen“ sein, die Faeser gemeint hat: Es muß kein Grenzschutz sein, es muß nur danach aussehen!

Deutscher
1 Stunde her

Ach so! 🤔

Ich Dummerchen dachte immer, dass die Grenze auch da ist, wo nur Landstraßen … ach, lassen wir das! Die Regierung wird schon wissen, was sie tut und ich bin nur ein Bürgerlein, das die hohe Kunst der Politik nicht verstehen kann und auch nicht muß, denn dafür haben wir ja hochqualifizierte Politiker. ☺️

Rob Roy
1 Stunde her

Wer glaubt, dass Faeser jemals vorhatte, unsere Landesgrenzen wirklich kontrollieren zu lassen, dem ist nicht mehr zu helfen. Eine reine Alibiveranstaltung, die auch den Wahlverlusten geschuldet ist.
Faeser schadet in krimineller Weise unserem Land und unserer Gesellschaft und gehört daher vor ein Gericht.

Wilhelm Rommel
1 Stunde her

Dankenswerterweise sprechen Sie das ‚Flixbus-Problem‘ an, verehrter Herr Nikolaidis! Ein in einer NRW-Großstadt lebender Bekannter berichtet glaubhaft seit längerem wiederholt von ganzen Flixbus-Kolonnen, die – aus dem Nichts auftauchend – plötzlich ‚auffällig unauffällig‘ auf den Seitenstreifen bestimmter Einfallstraßen in eher schmuddeligen Vororten anzutreffen sind. Bei den ‚Passagieren‘ dieser zumeist gesteckt vollen Fahrzeuge handelt es sich augenscheinlich nicht um Ukrainer, sondern um ‚Einreisende‘ ausschließlich männlichen Geschlechts der Altergruppe 20-40 – alle einem mehr oder weniger eindeutig ‚westasiatischen‘ (darf man das noch sagen?) Phänotyp zuzuordnen und zumeist ausgesprochen ‚langbärtig‘, dazu mit Kopfbedeckungen, die man in der Ukraine vergeblich sucht… Ich könnte mir… Mehr

Last edited 1 Stunde her by Wilhelm Rommel
Mikmi
1 Stunde her

„Ukrainer? Die müssten sich nicht verstecken, weil sie ohnehin willkommen und asylwürdig sind“. Warum willkommen, das sind Fahnenflüchtige und obendrein gibt es reichlich Gebiete in der Ukraine, wo kein Krieg herrscht, ganz im Gegenteil.

Elmar
2 Stunden her

Es geht um Wahlkampf gegen die AfD und das BSW und wird auch dementsprechend wirkungslos umgesetzt. Übrigens gab es auch schon einmal auf Landstraßen Grenzkontrollstellen.

Sam99
2 Stunden her

Warum sollte ein Busunternehmen einen zeitraubenden Umweg über Landstraßen wählen? Die haben doch keinen Vorteil dadurch. Selbst wenn die an einem Grenzübergang angehalten werden, sagen ein paar der Insassen das Zauberwort und wechseln in den Shuttle-Bus der Bundespolizei. Was sollte das Flixbus interessieren?

Holger Wegner
2 Stunden her

Das mit den Flixbussen ist einfach auch zur Zeitersparnis. Das dauert ja sonst ewig, wenn da jeder Passagier geprüft wird.

Wuehlmaus
2 Stunden her

Hat irgendjemand etwas anderes von der Faeser erwartet?