Bei der Erinnerung an den Bau der mörderischen Sperre in Berlin vor 60 Jahren vermeiden viele Politiker und Medien geradezu panisch jeden Hinweis auf die Verantwortlichen. Besonders weit geht dabei die Chefin der SPD.
Zum Mauerbau am 13. August vor 60 Jahren erinnert die Vorsitzende der mehrmals umbenannten SED Susanne Hennig-Wellsow in ihrem Tweet an einen Toten. Allerdings nicht an den damals 20jährigen Chris Gueffroy, der am 6. Februar 1989 von DDR-Grenzsoldaten erschossen wurde. Er war der letzte DDR-Bürger, der an der Berliner Mauer starb, weil Erich Honecker befohlen hatte, „bei Grenzdurchbruchsversuchen rücksichtslos von der Schusswaffe Gebrauch zu machen“. Stattdessen erwähnt sie den früheren SED/PDS-Politiker und zeitweiligen Parteichef Lothar Bisky, der am 13. August vor acht Jahren starb – um ihn dann zu zitieren: „Der Mauerbau war ein schwerwiegender historischer Fehler.“
Wer für die Errichtung der Sperranlage quer durch Berlin verantwortlich war, erwähnt sie nicht. Und auch nicht, warum sie überhaupt gebaut wurde. Ohne das, was sie mit Bisky als „Fehler“ abtut, hätten der SED-Sozialismus nicht bis zum Jahr 1989 durchgehalten, weil ihm die Untertanen davongelaufen wären.
Henning-Wellsows Parteigenossin Katja Kipping ordnet auf Twitter historisch ein: „das Grenzregime“ habe „einige hundert Menschenleben“ gekostet. Und bescheinigt der SED gleichzeitig indirekt „hehre Ziele“, ohne das Kürzel zu nennen.
Auch die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock vermeidet in ihrem Gedenk-Tweet strikt die Chiffre „SED“ und das Wort „Sozialismus“.
Bei ihr war die Mauer einfach nur der „in Beton gegossene Kalte Krieg“ – ihrer Ansicht nach waren also beide Seiten irgendwie schuld.
Wobei sich die Formulierung auch schon anderswo findet. Aber schließlich schreibt niemand einen Tweet allein.
Bei CDU-Twitterer und Ex-Generalsekretär Ruprecht Polenz fehlt ebenfalls jeder Hinweis auf die Mauer-Errichter und den Grund, aus dem sie gebaut wurde. Er macht stattdessen das Gedenkdatum zu einer gefühligen persönlichen Geschichte und spekuliert darüber, was aus ihm geworden wäre, wenn seine Eltern die DDR nicht vor dem 13. August 1961 verlassen hätten.
Vermutlich ein Ex-Parteifunktionär, der viel gegen Rechts twittert.
Am weitesten in der SED-Apologie geht SPD-Chefin Saskia Esken auf Twitter: Bei ihr gibt es nicht nur den kleinsten Hinweis auf diejenigen, die damals ihre Staatsbürger einmauerten. Zusätzlich erzählt sie, wie ihre Eltern damals, 1961, „um den Frieden in Deutschland und Europa“ gebangt hätten.
Damit übernimmt sie eins zu eins das Narrativ der SED, im August 1961 habe die Invasion der DDR bevorgestanden, die nur durch einen „antifaschistischen Schutzwall“ vereitelt worden sei. Mit der Mauer, so argumentierte die SED 28 Jahre lang, habe sie den Frieden in Europa gerettet.
Weit übertroffen wird die SPD-Vorsitzende noch von der grünen Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann. Für sie war kurzerhand das „kriegerische, faschistische und mörderische Deutschland“ verantwortlich für den Mauerbau.
Im Deutschlandfunk darf ausgerechnet der frühere SED-PDS-Vorsitzende und Staatssicherheits-Zuträger Gregor Gysi den Mauerbau weichzeichnen.
Für den zungenfertigen Advokaten waren Ost und West irgendwie gleichermaßen verantwortlich für die tödliche Grenze, wobei er zu kritisieren hat, dass die Sperranlagen mit Wachtürmen, Splitterminen und zum Schießen vergatterten Soldaten „den Sozialismus beschädigten“ – und nicht etwa DDR-müde Menschen. „Deshalb habe ich von Anfang an einen demokratischen Sozialismus angestrebt, weil der Kapitalismus eben auch äußerst unangenehme Seiten hat“, verkündet Gysi im Interview. Was er mit „von Anfang an“ meint, bleibt dabei im Dunkeln. Immerhin trat er 1968 in die SED ein, war SED-Parteisekretär und zuletzt Vorsitzender des Kollegiums der Rechtsanwälte der DDR. Interessant wäre auch die Frage gewesen, wie er persönlich die äußert unangenehmen Seiten des Kapitalismus kennengelernt hatte, und wie sie ihm gefielen. Anders als gewöhnliche DDR-Bürger durfte Gysi nämlich schon zu Mauerzeiten nach Paris und zu anderen West-Destinationen reisen, und zwar im SED-Auftrag: Er erläuterte dort Westlern in Vorträgen die Vorzüge des DDR-Rechtssystems.
Das heute-Journal des ZDF bemüht den Zeitgeschichtsexperten der Redaktion, der den Mauerbau ähnlich wie Gysi mit großer Äquidistanz einordnet. „Auch die Kluft zwischen den beiden deutschen Staaten sollte sich vertiefen“, heißt es auf der ZDF-Webseite: „Die Bonner Regierung sah die Mauer als weitere Ausgeburt einer totalitärer SED-Diktatur, die von Moskau gesteuert wurde. Ost-Berlin hingegen erklärte sie zum Friedenswerk, zum ‚antifaschistischen Schutzwall’, der vor feindlichen Übergriffen, Sabotage, Menschenhandel und Ausbeutung bewahre. So trieb die Propaganda die Polarisierung weiter voran.“
Also: Polarisierung und Propaganda auf beiden Seiten. Der eine sagt so, der andere so. Immerhin erwähnt der die SED überhaupt – und zwar ein einziges Mal, in dem oben zitierten Satz.
Am konsequentesten geht die neosozialistische „Frankfurter Rundschau“ mit dem Gedenktag um: nämlich gar nicht. Dafür findet sich auf ihrer Seite ein langer Artikel zum 150. Geburtstag von Karl Liebknecht. Über den Politiker, der 1919 versuchte, Deutschland in einen Bürgerkrieg zu treiben und eine kommunistische Diktatur nach Sowjetvorbild zu errichten, heißt es dort: „Karl Liebknecht war ein Wahrheitssucher und Menschenfreund.“
Das hätte auch exakt so 1971 im „Neuen Deutschland“ stehen können.
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Das Problem sind ja eigentlich nicht die Parteien, sondern die Menschen die auf sie reinfallen. Fakt ist, dass es heute Millionen Menschen gibt die die SED wählen. Alle diese Menschen haben die Möglichkeit sich detailliert über das Wahlprogramm und die Geschichte der Partei zu erkundigen. Das Internet bietet parallel dazu noch viele Möglichkeiten auch an Informationen zu kommen, die der eine oder andere SED Politiker nicht so gerne verbreiten möchte. Das gilt im Grunde genommen für alle Parteien. Warum wählen Menschen also solche Politiker und Parteien, will da wirklich jemand die DDR zurück? Hier liegt wohl das eigentliche Problem. Das… Mehr
Die Wiedervereinigung sollte sanft vonstatten gehen und die Ossis nicht brüskiert werden. Aber es war ein großer Fehler, Ostdeutschland nicht zu entSEDfizieren.
Das Parteivermögen, Werte in Milliardenhöhe selbst in Euro, hätte eingezogen werden müssen. So haben es die Sozialisiten eingesetzt, um in den letzten 30 Jahren ihre Netzwerke auszubauen.
SED-und FDJ-Funktionäre hätten für immer Politikverbot erhalten müssen. Eine neue sozialistische Partei hätte dann nicht so schnell wieder Fuß fassen können wie die SED-PDS-Linken.
Schöner Nebeneffekt: Gysi, Göring-Eckardt und vor allem Merkel wären uns schlicht erspart geblieben. Man stelle das vor, um wie viel besser unser Land geworden wäre.
Die sonst geradezu hysterischen Gesinnungsethiker von Links, Grün und der heutigen SPD zeigen hier m .E. entweder weitgehende Unkenntnis der Geschichte oder/und zynische Amoralität. Brandt/Schmidt/Wehner werden sich im Grabe umdrehen. Aber Esken, Kühnert &Co. ist das offenbar egal.
Schäbig, schäbiger, am schäbigsten:
Unsere politische „Eilte“!
Daß sich jetzt selbst ein Unionspolitiker wie der unsägliche Rupert Popanz dort auch noch einreiht, setzt dem Faß endgültig die Krone auf!
Was hat Merkel aus unserem dereinst so schönen Land gemacht?
Wir sind auf dem Weg in eine „woke“ Hölle auf Erden!
…
Der Herr Gysi strebt also einen „demokratischen Sozialismus“ an. Dieser Begriff ist genauso hanebüchen wie „trockenes Wasser“ oder „kaltes Feuer“. Demokratie und Sozialismus schließen sich per se gegenseitig aus. Zum Sozialismus gehören IMMER Diktatur, politische Haftanstalten, Folter und Mord. Ohne diese Maßnahmen kann diese böseste aller Staatsformen überhaupt nicht etabliert werden.
Die deutsche demokratische Republik war doch nach eigenem Anspruch eine Demokratie – und ein real existierender Sozialismus.
Inwischen erklären die Linken die bis 1989 die DDR noch als besseres Deutschland verteidigt haben das es sich um keinen richtigen Sozialismus und keine Demokratie gehandelt hat.
Das hat die DDR inzwischen mit dem Dritten Reich gemein, das war ja auch kein richtiger Sozialismus, auch wenn die herrschende Partie sich Nationalsozialisten nannte.
Und Herr Gysi stellt – wie es so seine verführerische Art ist – das Schiessen an der Mauer gleich mit Schüssen an der EU Aussengrenze. Und keiner kann in dem Augenblick kontern. Denn 1. muss der andere dafür geistig flexibel sein und 2. auch noch ein Auge darauf haben, dass er sich mit der Wortwahl nicht ins Aus schiesst. So funktioniert die Installation von linientreuem Denken.
„Rot lackierte Faschisten“ stammt vom SPD Politiker Kurt Schumacher, der schon 1930 ähnliches formulierte. Selbst in der NS-HAFT verweigerte er den Kontakt zu Kommunisten wie Kipping und Konsorten. Wenn man ganz genau hinhört, dann kann man sein Drehen im Grabe vernehmen angesichts der abstoßenden SPD Anbiederei…
Schon Wowereit hat diesen Grundstein gelegt. In welchem Zustand ist das Luftbrückendenkmal in Tempelhof? Ich weiß es nicht, aber würde mich nicht wundern, wenn es einer rot-rot-grünen linksfaschistischen Abrissbirne zum Opfer gefallen ist. Unter bejubeln der MSM und ÖR wie den WDR und unter Beifall von Kleber und Slomka. Trotz altem weißen Mann habe ich die Luftbrücke nicht erlebt. Aber meine Eltern und Familie schon. Den Mauerbau genauso. Keinen Westberliner hat dieses Unterfangen kalt gelassen. Es war der Angriff auf die Freiheit. Aber heute beurteilen und befürworten selbst ernannte Idioten den Bau des „Schutzwalls“. Komischerweise wollten nur ganz wenige von… Mehr
Die Mauer und die sonstigen Grenzanlagen hatte nur einen Zweck: Die Bürger der sogenannten DDR im Sozialismus einzusperren.
Wer etwas anderes behauptet, ist ein Lügner und ein Geschichtsverfälscher.
Also jemand, der sich einen neuen Sozialismus als real existierende Gesellschafts- und Herrschaftsform vorstellen kann und politisch favorisiert. Diesmal natürlich quasi als Halbdemokratie geführt, damit man ihn besser als Voll-Demokratie verkaufen und verblenden kann….
In meiner politisch aktiven Zeit organisierte ich mit einigen Freunden aus der Jungen Union am 13.8.1981 einen symbolischen „Mauerbau“ mit Ytong-Steinen und Stacheldraht mitten in der hannoverschen Innenstadt. Es gab damals einen riesigen Menschenauflauf, heiße Diskussionen und von unterschiedlichen politischen Seiten ein Dankeschön angesichts unseres Mutes, an die Ereignisse von damals zu erinnern und die Dinge klar beim Namen zu benennen. Als ich am gestrigen 13. August das Interview mit Gregor Gysi im DLF hörte, bei dem der Redakteur Ambruster angesichts Gysis Geschichtsklitterung an keiner Stelle kritische Nachfragen stellte, fragte ich mich, in welchem Land ich inzwischen angekommen bin. Da… Mehr