Drosten meldet sich aus dem Sachverständigenrat ab

Der wohl bekannteste Virologe Deutschlands, Christian Drosten, wird nicht mehr dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der Corona-Maßnahmen angehören. FDP-Politiker Wolfgang Kubicki hatte seine Unabhängigkeit in Zweifel gezogen.

IMAGO / IPON
Christian Drosten, Direktor am Institut für Virologie der Charité Berlin, 14.01.2022

Christian Drosten wirft hin. Der Direktor des Instituts für Virologie der Berliner Charité war der einflussreichste Corona-Berater der alten und der neuen Bundesregierung. Nun will er nicht mehr Mitglied im Sachverständigenrat sein, der die deutsche Pandemie-Politik im Auftrag des Bundestags bis zum Sommer 2022 bewerten soll.

Das gab Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Donnerstag via Twitter bekannt. Lauterbach begründete zwar, warum das „ein schwerer Verlust“ sei, nämlich: „weil niemand könnte es besser“ (sic!). Aber er nannte keine Gründe für den Abtritt Drostens.

— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) April 28, 2022

Eine Erklärung bietet die Bild-Zeitung: FDP-Politiker und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki, bekannt für seine kritische Haltung gegen die Corona-Politik, hat offenbar eingegriffen. Er hat laut Bild den wissenschaftlichen Dienst des Bundestags gefragt, inwieweit die „Sachverständigen für die Evaluation nach § 5 Abs. 9 IfSG über die im Gesetz genannte Anforderung hinsichtlich Unabhängigkeit“ verfügen und inwieweit die Evaluation extern sei, „wenn diese Sachverständigen beim Erlass von den zu evaluierenden Maßnahmen beteiligt waren“.

Kubicki sagte der Zeitung in offensichtlich ironischem Ton: „Dass Christian Drosten, der der Bundesregierung wie kein zweiter als Experte zur Verfügung gestanden hat und auf dessen Anraten diverse Maßnahmen eingeleitet wurden, kurz darauf aus dem Expertengremium zurückgetreten ist, ist sicherlich nur ein dummer Zufall.“ Anders gesagt: Kubicki hält Drosten für befangen. Und der scheint diesen Verdacht nun durch seinen Rückzug zu bestätigen.

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