Armut ist ein Geschäft: Willen zur selbstgesteuerten Entwicklung respektieren.
Für eine radikale Wende der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika plädiert der Diplomat Volker Seitz. Nach 40 Jahren zeige sich, dass die bisherige Strategie den afrikanischen Kontinent nicht voran gebracht hat. Im Gegenteil: Armut sei zum Geschäft für korrupte Staatsführer geworden, schreibt Seitz in einem Gastbeitrag für das Meinungsmagazin Tichys Einblick.
Selbsthilfe ist überlegen
„Das größte Kapital mancher Länder in Afrika sind nicht der Boden oder die Rohstoffe. Es ist die arme Bevölkerung, denn sie sorgt dafür, dass weiter Entwicklungshilfe ins Land fließt“, schreibt Seitz, der insgesamt 17 Jahre unter anderem als Botschafter in den afrikanischen Ländern Kamerun, Benin, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea gearbeitet hat. „Je bedürftiger ein Land ist, desto mehr können die Regierenden kassieren: Sie erhalten leichter internationale Unterstützung und können sich an der Macht halten, wenn ihre Bevölkerung arm, ungebildet und unselbstständig bleibt. Armut ist ein Trumpf bei den Forderungen nach Entwicklungshilfe.“ Für Seitz ist die jetzige Form von Entwicklungshilfe in Afrika „eine Belohnung für schlechtes Regierungshandeln“.
25 JAHRE NACH DEM GENOZID
„In 17 Jahren in Afrika habe ich beobachtet, dass die afrikanischen Länder, die am meisten Entwicklungshilfe erhalten, am wenigsten gegen die Armut unternehmen“, so der Diplomat. „Die Entwicklungshilfe ist eines der wichtigsten Instrumente, mit denen sich korrupte und inkompetente Regime in Afrika an der Macht halten.“ Der größte Teil der Entwicklungsgelder fließe offenbar in die Taschen der Machthaber. „Es verdichten sich die empirisch bestätigten Informationen, dass die große Mehrheit der afrikanischen Präsidenten inzwischen Milliardär geworden ist und im Begriff steht, sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit weiter zu bereichern. Sie besitzen Luxusimmobilien in westlichen Ländern und dort auch dicke Bankkonten.“
Deutschland solle deshalb die Mittel streichen, die beispielsweise in Waffen und Sicherheitskräfte investiert werden. „Wir Bürger (und unsere Abgeordneten!) müssten der Regierung verbieten, Steuergelder für die Steigerung der repressiven Kapazität dieser Länder auszugeben und dies dann als ‚Entwicklungsbeiträge‘ darzustellen.“ Die Entwicklung Afrikas könne nicht über die zutiefst korrupten Regierungen laufen. „Sie liegt in der Hand der jeweiligen Zivilgesellschaften. Diese verdienen unsere Unterstützung, aber nur, wenn sie es selbst wünschen.“ Seitz: „Wir müssen den Willen zur selbstgesteuerten Entwicklung respektieren – Afrika hat genug materielle und humane Ressourcen – und dürfen uns nicht, wie über 60 Jahre geschehen, weiter schamlos aufdrängen.“
Den gesamten Beitrag lesen Sie in Ausgabe TE 08-2019 >>>
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Danke Herr Volker Seitz, genau so sehe ich das auch, habe es immer vermutet: afrikanische Regierungen schaufeln Entwicklungsgelder in die eigenen Tasche und investieren diese illegalen Gewinne in Luxuswohnungen krisensicher in Berlin, München, Hamburg etc…..Wellnesspark Deutschland, wo wir gut und gerne leben!
Mal ’ne Frage am Rande: Hat jemand in juengerer Zeit mal was von Super-Aussenminister Maass gehoert oder gesehen?
Hat man vielleivht vergessen den aus dem Kinderparadis abzuholen?
Der hat doch sonst immer so viel zu sagen.
Will ausgerechnet er nicht SPD Chef werden?
Vielleicht kann man recherchieren wie die Entwicklungshilfe in Burkina Faso sich so entwickelt hat. Ich war mal ganz nah dran, mit der Hanns Seidel Stiftung nach Obervolta zu gehen. Eigentlich war alles geklärt, nur konnten wir uns nicht über die Laufzeit einigen. Die Zukunft des Landes wurde uns geradezu rosig beschrieben. Da ist es schon sehr enttäuschend, wenn man immer noch von einem der ärmsten Länder der Welt lesen muss. Zu einigen Entwicklungshelfern habe ich hin und wieder Kontakt. Jeder ist für sich im wahrsten Sinn des Wortes desillusioniert. Dieses furchtbare Elend und diese unfassbare Armut und dann wieder der… Mehr
Entwicklungshilfe ohne klare Forderungen zu stellen ist Nonsens, die Afrikaner monieren dass wir sie wie kleine Kinder behandeln, genau das stimmt, allerdings spielen sie auch zu gerne die Rolle der kleinen trotzigen Kinder.
Aus nachhaltiger Sicht (sie werden mich jetzt hassen) war die Kolonialzeit, zumindest Teile davon, die beste Art der Entwicklungshilfe. Es gibt heute noch Orte in Afrika wo mittags die Straßen gekehrt werden, weil es so schon immer war. Die Regel stammt noch aus der Kolonialzeit.
China macht es richtig….Infrastuktur aufbauen….Strassen, Wasser, Klaer, und Kraftwerke, Bahnen und Busse liefern fuer den Nahverkehr. Dafuer Bodenschaetze sichern…..das kann man auch sozial ausgewogen tun…nur um denen vorzubauen die jetzt mit Schnappatmung von einer neuen Kolonisierung und Ausbeutung sprechen….nur….will man das? Mein Gefuehl sagt nein….man wollte Afrika noch nie aufbauen….nur gerade mal so am Leben halten.
Das wird nichts. Niemals. Absolut ausgeschlossen! Und das, obwohl der Autor vollkommen recht hat und seine Vorschläge dringend nötig wären. Und warum das nichts wird, können Sie ganz einfach im Buch „Die Getriebenen“ nachlesen, obwohl das zunächst miteinander nichts zu tun hat – scheinbar. Denn: zwischen dem Einstellen der sogenannten „Entwicklungshilfe“- die man auch „Diktatorenhilfe für Paläste und Armeen“ nennen könnte – und dem Anspringen eines fortschrittlichen Trends dieser Länder (die sich wegen Rohstoffen oder faszinierender touristischer Landschaften schnell ergeben können) wird es unvermeidlich (!) etwas geben, was Regierende mehr scheuen als der Teufel das Weihwasser: Schreckliche Bilder! Und die… Mehr
Herr Seitz spricht lediglich eine Binsenweisheit aus, immerhin.
Wichtiger wäre zu klären, weshalb Entwicklungshilfe so ist wie sie ist. Mir fällt dazu ein Stichwort ein: Kick-backs. Englisch dürfte in der Entwicklungshilfe keine Fremdsprache sein…
Aus aktuellem Anlass: vor geraumer Zeit hat Präsident Trump über Korruption in Puerto Rico bei Hilfsgeldern nach dem Hurrikan in 2018 gesprochen. Die Empörung darüber war bei den Sozialisten erwartungsgemäß groß. In dieser Woche sind 6 Politiker des Commonwealth of Puerto Rico – darunter ein Minister – vom FBI wegen Korruption verhaftet worden…
Entwicklungshilfe der EU sieht so aus: „Afrika: Ein Mann pflückt gegen Europa Wie Tomaten aus der EU afrikanische Bauern zu Flüchtlingen machen. “ https://www.zeit.de/2015/51/afrika-eu-handelspolitik-subventionen-armut-flucht „Brüssel droht afrikanischen Ländern mit Entzug eines privilegierten Marktzugangs“ https://www.euractiv.de/section/entwicklungspolitik/news/bruessel-droht-afrikanischen-laendern-mit-entzug-des-privilegierten-marktzugangs/ https://www.euractiv.de/section/entwicklungspolitik/news/umstrittenes-eu-freihandelsabkommen-mit-afrika-in-kraft/ Hochsubventionierte , billigste Lebensmittel aus der EU vernichten Existenzen in Afrika. Die Landwirtschaft der EU ist eine Export orientierte Agrarindustrie. Die Kosten für die Schäden an Boden & Luft, sowie Verseuchung des Grundwassers durch exzessive Massentiehaltung und Anbau sind sozialisiert. Die Kosten & Lasten für die Versorgung von (Wirtschafts-) Flüchtlingen ebenfalls. Die Gewinne aber sind privatisiert. Entwicklungshilfegelder landen auf den konten von Konzernen in Deutshcland… Mehr
@ elly
So geht Freihandel nach Art der EU…
Dambisa Moyo, sambische Nationalökonomin kritisiert in ihrem Buchtitel „Dead Aid“ die gängige Entwicklungshilfe und sagt zudem: „Wir Afrikaner sind doch keine kleinen Kinder“.
Die Entwicklungshilfe läuft am Ziel vorbei. Das ist nicht neu, alle wissen das, aber es wird weiter „geholfen“, wie gehabt. – Was mich wundert, ist das scheinbare Desinteresse von qualifiziert ausgebildeten, wohlhabenden Afroamerikanern und Afroeuropäern an den Entwicklungen in Afrika. Warum kommt von diesen Leuten keine Unterstützung bei dem Aufbau der afrikanischen Zivilgesellschaften? Obama und all die anderen wohlhabenden Promis aus USA und Europa, was tun sie für ihre Landsleute? Müssen immer andere Völker nicht ohne Eigeninteresse helfen, diesmal die Chinesen? Es sind Eure Leute! Smart über das Parkett zu tanzen, reicht nicht!