Deutschlands Fettnäpfchen-Diplomatie

Nur weil die Energiepolitik Deutschlands zur internationalen Lachnummer wird, heißt es noch lange nicht, dass das Auswärtige Amt das nicht übertreffen könnte. Ein spöttisches Posting auf X zum US-Wahlkampf könnte nun sogar ein diplomatisches Nachspiel haben.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Alex Brandon / Collage: TE

Spätestens mit Beginn der Ära Baerbock brach im deutschen Außenministerium das Zeitalter der „feministischen Außenpolitik“ an. Was anfänglich, wie immer, vor allem empathisch (weil weiblich) verkauft wurde und sich in Bildern vom Brunnen- und Toilettenbau in Afrika widerspiegelte, entpuppte sich, wie immer, blitzschnell als Mogelpackung.

Statt Linienflug setzte es Kerosinablass über dem Persischen Golf, statt empathischem Eingehen auf die Bedürfnisse von (ehemaligen) Entwicklungsländern, die alles tun, um diesen Status hinter sich zu lassen, setzte es neokoloniale Belehrungen eines Deutschlands, das alles tut um diesen Status für sich zu erlangen, und statt aktiver Vermittlung in Krisengebieten, setzt es Fotoshootings am Strand mit der Außenministerin, als übe sie schon für ihre nächste Karriere als Model im Quelle-Katalog.

Nachdem sich eben besagte (ehemalige) Entwicklungsländer nicht mehr von Deutschland sagen lassen wollen, wie sie ihre Energie- und Sicherheitspolitik handhaben sollten, verscherzt das deutsche Außenministerium es sich nun auch ganz offen mit den USA und braucht für Spott und Hohn nicht zu sorgen.

Im Glashaus sitzend Steinlawinen auslösen

Donald Trump hatte im Zuge des TV-Duells mit Kamala Harris Deutschlands Energiepolitik als abschreckendes Beispiel ins Feld geführt. Jeder, der hierzulande Stromrechnungen begleichen muss, würde ihm unumwunden zustimmen. Für die englischsprachige Social-Media-Abteilung des Auswärtigen Amtes allerdings kein Grund, kleine Brötchen zu backen. Stattdessen nahm man auf X vollen Anlauf und landete bravourös – denn Übung macht den Meister – mit einem Bauchklatscher im diplomatischen Fettnäpfchen.

„Ob ihr es mögt, oder nicht: Das deutsche Energiesystem ist mit über 50% erneuerbarer Energien voll einsatzfähig. Und dabei bauen wir nicht, sondern schließen Kohle- und Kernkraftwerke. Spätestens bis 2038 wird Kohle aus dem Netz verschwunden sein. PS: Wir essen auch keine Katzen und Hunde. #Debate2024“

Den Seitenhieb auf die Ernährungsgewohnheiten der Haitianer konnte sich das Auswärtige Amt natürlich in der triumphalen Stimmung nach der TV-Debatte nicht verkneifen. Bleibt zu hoffen, dass die mittlerweile vermehrt kursierenden Videos von Migranten in den USA, aber auch in Italien, die sich an Haustieren laben, nicht auch schon bald zur neuen Normalität in Deutschland gehören. Doch selbst wenn, würde das die Verantwortlichen beim Auswärtigen Amt wohl kaum scheren.

Was allerdings doch ein wenig Wirkung erzielte, waren die zahlreichen Reaktionen auf das Posting des Auswärtigen Amtes. Dabei traf man auf altbekannte Fakten: Dass Deutschland ohne großzügige Importe von Atomstrom aus Frankreich mittlerweile kaum über die Runden käme. Dass Deutschland im Vorjahr noch vor Polen europaweit den meisten Strom aus Kohle gewann, oder natürlich auch der obligate Hinweis darauf, dass Deutschland für die Politik der Energiewende bitter mit den teuersten Strompreisen der Welt zahlen muss. Eine Sorge, die zwar die Mitarbeiter im Auswärtigen Amt nicht kümmern mag, die aber von der zahlenden Bevölkerung nicht wirklich als „Erfolg“ gewertet wird.

Es entpuppte sich ein wahres Sammelsurium an Belegen für die verfehlte Energiepolitik in den Kommentaren. Da wurden Artikel des Wall Street Journals geteilt, das bereits 2019 von der „dümmsten Energiepolitik der Welt“ schrieb. Oder es wurde die Umdichtung thematisiert, der industrielle CO2-Ausstoß wäre rückläufig, ohne dabei zu erwähnen, dass dies vor allem an der Abwanderung der Industrie ins Ausland liegt. Oder die Tatsache, dass Deutschland funktionierende Atomreaktoren schloss, um stattdessen Milliarden in den Ausbau neuer Gaskraftwerke zu stecken. Und so weiter, und so fort.

Ganz spurlos ging diese Kritik am Auswärtigen Amt nicht vorüber, denn in einer Nachfolgeerklärung – die allerdings nicht auf Englisch erschien – wurde bereits zurückgerudert. Nicht der gesamte Energiebedarf werde zu 50% aus erneuerbaren Energien gedeckt, nur der (absurd teure) Strom. Und selbst für diese Rechnung musste einiges geschoben werden, bevor in der nun anbrechenden dunklen Jahreszeit die Produktion von vor allem Solarenergie noch einmal massiv rückläufig wird.

Schock: Patzige Diplomatie hat Folgen!

Während man aber mit dem Widerspruch der eigenen Bevölkerung auf X noch gut leben kann, erweist sich der Beitrag des Auswärtigen Amtes auch als diplomatischer Fauxpas erster Klasse. Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, der alleine auf X viermal so viele Follower verzeichnen kann wie das Auswärtige Amt auf seinem englischsprachigen Kanal, stieß nämlich ebenfalls auf den Spottbeitrag des Ministeriums, zeigte sich empört und bezeichnete den Beitrag als „eklatante Einmischung in die Wahl durch die deutsche Regierung“, die schlimmer sei „als die russische und iranische Einmischung“.

„Wir sehen das deutlich und werden entsprechend reagieren.“

Nun könnte sich diese Drohung bei einem möglichen Wahlsieg von Kamala Harris als relativ folgenlos erweisen, doch stellt sich dennoch die Frage, wie lange Deutschland sich auf dem internationalen Parkett mit seiner Auslegung der „feministischen Außenpolitik“ und der daraus resultierenden Fettnäpfchen-Diplomatie noch blamieren möchte. Denn das Ansehen Deutschlands hat bereits in den letzten Jahren international stark gelitten. Sollte man es sich nun auch noch mit dem engsten Verbündeten aus Übersee verscherzen wollen, stünde Deutschland mal wieder alleine am Beginn seines eigenen Sonderwegs. Es darf aber bezweifelt werden, dass allzu viele Deutsche sich auf diesen Weg freuen würden.

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Kommentare ( 41 )

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BellaCiao
5 Tage her

Wie dumm darf eigentlich eine deutsche Außenministerin sein?
Falls Trump Präsident wird, kann Deutschland bestimmt nicht mit guten Beziehungen zu den USA rechnen. Soviel ist doch eigentlich jedem klar, nur offenbar Frau Baerbock nicht. Aber ihr ist ja bekanntlich auch „ganz egal was ihre Wähler in Deutschland sagen“.

Quendolin
5 Tage her

Wird in D tatsächlich 50% der Energie aus „renewables“ erzeugt oder nur 50% des Stroms? Was ja ein nicht ganz kleiner Unterschied wäre.

Kassandra
4 Tage her
Antworten an  Quendolin

: weder noch.
Wenn der Strom „renewable“ erzeugt wird, weil Wind weht oder die Sonne scheint, wird er in D nicht zur Gänze gebraucht und die „Überproduktion“ geht zu unseren Kosten ans Ausland – und wenn kein solcher Strom erzeugt wird, müssen wir Strom aus dem Ausland teuer zukaufen.
Egal wie – immer ein Verlustgeschäft für den Verbraucher.
Da zudem durch die Meritorder der Strompreis zusätzlich teuer gehalten wird.

DDRforever
5 Tage her

Immer wieder zum Schmunzeln. Die BRD Bevölkerung hat Frau Bearbock gewählt und bekommt genau das was sie gewählt hat. Und Sie wird die gleichen Parteien wieder wählen die den Absturz bedeuten. Wahrlich, das klügste Volk der Welt!

Chris Friedrich
4 Tage her
Antworten an  DDRforever

Wenn DDRforever mit BRD Bevölkerung eine Abgrenzung zwischen Ost- und Westwähler meint, sei bemerkt, dass auch 24,2% der Ostwähler die SPD und 10,9% die Grünen gewählt haben. Und, oh Gott, die grüne Einpeitscherin Frau Göring-Eckardt ist auch noch in Friedrichroda geboren. Und es gibt noch mehr davon. Also nur mal zum Nachdenken, unser Land können wir nur zusammen wieder auf die Beine stellen, Ost und West. Vielleicht braucht der Westen etwas länger dazu, weil er noch zu satt ist und den Stasi Klamauk nicht mitgemacht hat. Aber auch da wird sich das Denken ändern. Darauf wette ich.

Holger Wegner
5 Tage her

Ja, aber Gaskraftwerke bauen wir und karren dreckiges LNG herbei. Aber klar doch, die Gaskraftwerke werden ja später alle auf „grünen“ Wasserstoff umgestellt.

schwarzseher
5 Tage her

Trump hätte die Wahl schon gewonnen, wenn er den amerikanischen Wählen die Beschränktheit von v. d. Leyen, Baerbock, Lemke, Paus und Kolleginnen vermitteln würde.

Waldorf
5 Tage her

Was erwartet man von einer Stümperpartei, die von 2 Studienabbrecher geführt wird, deren VizeBTpräsidentin eine Studienabbrecherin ist, deren Kultusministerin eine Studienabbrecherin ist, deren Außenministerin eine Plagiatorin mit Vordiplom ist und deren einziger Lichtblick ein tatsächlich promovierter, aber ansonsten völlig erfolgloser Kinderbuchautor ist???
Eine größere Ansammlung von Trümmergestalten hat es in der deutschen Politik seit 1945 nie gegeben.
Wer Grüne wählt, hat nicht nur keinen Verstand, sondern auch noch einen tragisch billigen Geschmack.

Kassandra
5 Tage her
Antworten an  Waldorf

Die Dissertation des Kinderautors wird von Dr. Stefan Weber als Wissenschaftssimulation eingeschätzt: https://plagiatsgutachten.com/blog/dissertation-habeck-1/
Der endet dort so: „Zum Innenleben der Dissertation wird es in den nächsten Monaten Unangenehmes zu berichten geben.“

Proffi
5 Tage her

Es geht nicht darum, wieviel Strom erzeugt wurde, sondern darum, wieviel vom verbrauchten Strom aus Sonne und Wind stammt. Das ist viel weniger als 50%, denn ein großer Teil des „klimaneutral“ erzeugten Stroms kommt dann, wenn er nicht gebraucht wird und für teures Geld in Länder verkauft, die ihn auch nicht brauchen aber irgendwie verbrauchen können. Das Auswärtige Amt hat anscheinend seine geistigen Kapazitäten an die der obersten Diplomatin angeglichen.

Europafriend
5 Tage her

Was wird denn die Nanny von Frau Baerbock (Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt), ihres Zeichens amerikanische Abgesandte im AA, dazu sagen. Gibt es eine Standpauke ?

tichoz
4 Tage her
Antworten an  Europafriend

Iwo! Mir scheint, diese Nanny hat einen unbändigen Groll auf die us-amerikanische Administration. Das ist spiegelig, die us-amerikanische Ausgabe der hiesigen DeutschlandHasser. Sonst würde nach den bisherigen Erfahrungen bezüglich FettNäpfchen schon lange nichts mehr folgen.

manfred westphal
5 Tage her

Warum soll in den USA nicht möglich sein, was in Deutschland schon seit Langen Praxis ist.
Hunderte Lämmer sind von Deichen und Weiden verschwunden, manchmal vor Ort geschlachtet, so das noch Innereien liegen gelassen wurden.
Das waren nicht überwiegend die Wölfe.

Holger Wegner
5 Tage her
Antworten an  manfred westphal

Einen Tag vor Trumps aussagen hatte ich noch ein Video aus den USA gesehen, die Polizei kam, weil eine spezielle Dame die Katze der Nachbarin gegessen hatte, vermutlich high

Teiresias
4 Tage her
Antworten an  manfred westphal

„HundKatzeMaus“ ist eine Haustiersendung auf VOX.
Vor einigen Wochen gab es da einen Bericht über eine traumatisierte Ziege.
Sie wurde von einem Einbrecher im Streichelzoo schwer verletzt – unter Anderem wurden der Ziege die Hüfte gebrochen, mutmasslich durch ein unnatürlich weites Spreizen der Hinterbeine.
Natürlich hat auch hier nichts mit nichts zu tun. Der Täter wurde nicht erwischt.

imapact
5 Tage her

Zeigt wieder einmal, daß Baerbock nicht in der Lage ist, zwischen dem Geplauder in der Grünenfrauengruppe und Verlautbarungen des Auswärtigen Amtes zu unterscheiden. Baerbock repräsentiert den Zustand Deutschlands ebenso treffend wie die Cordula-Brücke in Dresden. In jeder Hinsicht im Endstadium. Allerdings glaube ich nicht, daß das Geplärre dieser absoluten Nichtskönnerin noch irgendwen im Ausland beeindruckt. Sicher würde sich Baerbock gerne in den amerikanischen Wahlkampf einmischen (wie auch überall sonst), aber es fehlt ihr dazu jedes Gewicht. Sollte Trump gewinnen und die Ampel bis zum Schluß weitermachen, wird die Beziehung zu den USA sehr frostig werden.