Lange Jahre hat der „Geheimbund“ davon gelebt, dass niemand so genau wusste, was die Herren miteinander so tun und was sie noch vorhaben. Zur Modernisierung der CDU haben die damals jungen Herren einiges beigetragen. Dass kein Pakt-Bruder Kanzler geworden ist, hat auch damit zu tun, dass keiner der Parteifreunde zugunsten eines anderen zurückstecken wollte.
Eine Todesanzeige in der Samstagausgabe der F.A.Z. „Wir trauern um Dr. Bernd Huck“ heißt es dort. „Wir haben einen guten Freund verloren. Er hat mit seinen Ideen unseren Freundeskreis mit Leben erfüllt.“ So weit, so üblich. Doch die dann folgenden Namen lassen aufhorchen, stammen sie doch aus dem „Who is who?“ der christlichen Demokraten. Hier die wichtigsten: Ministerpräsident Volker Bouffier (Hessen); EU-Kommissar und Ex-Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Günther Oettinger; Altbundespräsident und Ex-Ministerpräsident von Niedersachsen, Christian Wulff; die Ex-Regierungschefs Roland Koch (Hessen) und Peter Müller (Saarland); die Ex-Bundesminister Franz Josef Jung (Verteidigung) und Matthias Wissmann (Verkehr); der ewige Europa-Politiker Elmar Brok: der einstige Hoffnungsträger der Merkel-Skeptiker, Friedrich Merz; Arbeitgeber-Hauptgeschäftsführer Reinhard Göhner; die früheren Spitzenkandidaten Christoph Böhr (Rheinland-Pfalz) und Friedbert Pflüger (Berlin), Ex-Sparkassenpräsident Heinrich Haasis, der Privatfernsehen-Pionier Jürgen Doetz und noch einige weitere CDU-Politiker.
Die Liste der Trauernden ist zugleich das Mitgliederverzeichnis des „Andenpakts“. Der wurde im Sommer 1979 eher Spaßes halber bei viel Whiskey auf einem Flug von Caracas nach Santiago de Chile von jungen Unionisten gegründet; hoffnungsvolle Nachwuchskräfte wie Koch und Merz wurden später kooptiert. Der jetzt im Alter von 67 Jahren verstorbene Jurist Huck war der „Generalsekretär“ des „Andenpakts“, hielt den Verein bis heute zusammen und organisierte jedes Jahr mindestens ein Treffen der alten Kämpen.
Was als Nebenprodukt einer politischen Bildungsreise entstanden war, entwickelte sich später zu einem wichtigen inoffiziellen Bündnis innerhalb der CDU. Man wollte die Kohl-CDU erneuern und sich zugleich gegenseitig unterstützen. Dass einer aus der Truppe Kanzler werden sollte, darf man unterstellen. Zur Modernisierung der CDU haben die damals jungen Herren einiges beigetragen, aber im Laufe der Jahre verhinderte selbst die Zugehörigkeit zu diesem Kreis nicht interne Rivalitäten. Dass kein Pakt-Bruder Kanzler geworden ist, hat auch damit zu tun, dass keiner der Parteifreunde zugunsten eines anderen zurückstecken wollte.
Lange Jahre hat der „Geheimbund“ davon gelebt, dass niemand so genau wusste, was die Herren miteinander so tun und was sie noch vorhaben. Bis Christian Wulff 2001 gegenüber seiner Parteivorsitzenden Angela Merkel die Existenz des Pakts ausplauderte. Es kam dann sogar zu einem Treffen der „Geheimbündler“ mit der von ihnen nicht sehr ernst genommenen CDU-Vorsitzenden. Das Merkel-Lager sorgte prompt dafür, dass das alles im „Spiegel“ zu lesen war. Von Stund‘ an wurde viel über den „Andenpakt“ spekuliert und geschrieben. Aber faktisch wurde aus dem politischen Bündnis im Laufe der Jahre eher ein Freundeskreis, der sich einmal im Jahr trifft, und über alte Zeiten spricht. Beim nächsten Treffen werden die Herren auch über ihren verstorbenen „Generalsekretär“ Huck sprechen – dankbar und traurig zugleich. Denn wäre der „Andenpakt“ mehr als eine Nostalgie-Veranstaltung, hätte er jetzt nicht seine Mitgliederliste veröffentlicht – ausgerechnet in einer Todesanzeige.
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