LGBT-Interessenverband und Feministinnen demonstrieren gegen Leihmutterschaft

Leihmutterschaft ist in Deutschland aus gutem Grund illegal. Das hält Organisationen, die diese „Dienstleistung“ im Ausland anbieten, nicht davon ab, auch in Deutschland zahlungskräftige Kunden anzusprechen – insbesondere schwule Paare können sich so den Wunsch nach einem Kind erfüllen. Dagegen protestierten nun Feministinnen und homosexuelle Männer.

Bild: Frauenheldinnen e.V

Lange rote Roben, weiße Hauben, die ihre Trägerinnen zu gesichtslosen Kreaturen herabwürdigen – so werden in der Verfilmung von Margaret Atwoods Bestseller-Roman „The Handmaid’s Tale“ Frauen dargestellt, die in einer dystopischen nordamerikanischen Gesellschaft versklavt werden, um sexuell ausgebeutet zu werden und als Gebärmaschinen zu dienen.

Atwoods Roman strotzt nur so vor Vorurteilen gegenüber dem Christentum: In ihrer Dystopie haben bibeltreue „Christen“ dieses System installiert; als Rechtfertigung dient eine pervertierte Lesart der alttestamentlichen Geschichte um Abraham und Sarah: Sarah kann aufgrund ihres Alters nicht mehr schwanger werden, sodass sie ihren Mann dazu nötigt, ihre Sklavin zu schwängern, um so indirekt zu einem Kind zu kommen. Obwohl das Alte Testament keinen Zweifel daran lässt, dass dieses Vorgehen Gottes Willen nicht entspricht, schwelgt Atwood in voyeuristischer, sadistisch angehauchter Lust, Bibel und Christentum zu diskreditieren: Eine Welt, die von bibeltreuen Christen beherrscht würde, ja, die würde unvermeidlich solche grotesk widerlichen Zustände hervorrufen.

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Der Roman ist schlecht gealtert. Nicht nur, dass ähnlich degradierende Zustände in manchen Teilen der Welt durchaus der Realität entsprechen, aber von Linken kaum kritisiert werden, da der Lieblingsgegner Christentum weder für pagane noch für muslimische Unterdrückung der Frau verantwortlich gemacht werden kann: Mittlerweile drängt auch in Europa mit der Leihmutterschaft eine Einrichtung in den Fokus, die tatsächlich Frauenkörper dienstbar macht, sie skrupellos instrumentalisiert, um anderen die Erfüllung ihres Kinderwunsches zu ermöglichen. Die Dystopie ist in vielen Ländern bereits Realität. Nur: Mit christlichem Fundamentalismus hat auch das nichts zu tun. Viel eher ist es die rapide Erosion des christlichen Menschenbildes, die überhaupt ermöglicht, dass ein solches Vorgehen als ethisch vertretbar diskutiert wird oder bereits erlaubt ist.

So bewirbt die Kinderwunschmesse „Wish for a Baby“ in Köln und Berlin völlig unverhohlen mit Leihmutterschaft und Eizellenspende-Verfahren, die in Deutschland (noch) verboten sind. Völlig irrelevant: das Recht eines Kindes, bei seinen biologischen Eltern aufzuwachsen. Hauptzielgruppe seien vorrangig homosexuelle Männer – sagt Florian Greller, Initiator und Leiter von Just Gay, einer Interessenvertretung von und für schwule Männer: „(…) für mich ist es ganz einfach: Männer können keine Kinder bekommen. Und es gibt kein Recht auf ein Kind. Deshalb lehne ich als schwuler Mann die Ausbeutung von Frauen und den Handel mit Kindern ab.“

Gemeinsam mit dem Verein Frauenheldinnen e.V. hatte Grellers Vereinigung zu Protesten aufgerufen. Die Resonanz war zwar spärlich: Nur eine kleine Gruppe von rund einem Dutzend Menschen hatte sich in strömendem Regen in Köln versammelt, um am 19. Oktober gegen die Kinderwunschmesse und den dort propagierten Kinderhandel Position zu beziehen. Aber es ist doch bemerkenswert, dass hier lange Zeit gepflegte „Fronten“ aufgebrochen werden: Sowohl Feministinnen als auch Homosexuelle lassen hier Vorurteile à la Atwood hinter sich und stellen sich hinter Anliegen, die gewöhnlich der vorrangig christlich geprägten Lebensrechtsbewegung überlassen werden.

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Und das, zumindest teilweise, gegen die eigenen „Interessen“: So stellt Greller in seinem Statement unmissverständlich das Wohl von Frauen und die Rechte von Kindern über das Verlangen schwuler Paare nach einem Kind. Eine Haltung, die angesichts der neuen Qualität der Angriffe auf die Würde der Frau Schule machen sollte. Denn zumindest die Legalisierung „altruistischer“ Leihmutterschaft steht in Deutschland zur Diskussion, könnte womöglich noch in dieser Legislaturperiode beschlossen werden – und dass, während in Italien die Regierung Meloni dieser Form der Ausbeutung konsequent einen Riegel vorgeschoben hat, und auch Leihmutterschaft im Ausland verboten hat.

Brisant: Zugleich nimmt der Versuch, Abtreibung zu legalisieren, an Fahrt auf. Erst kürzlich sorgten Bestrebungen, Abtreibung bis zur 22. Schwangerschaftswoche zu erlauben, für Aufsehen. Zu einer derartigen Änderung der Gesetzeslage hatte ein Verbund verschiedener Organisationen aufgerufen, unter anderem der Deutsche Frauenrat, Pro Familia und Terre des Femmes. „Radikale“ Feministinnen wittern dahinter ebenfalls eine Maßnahme zur Vorbereitung der Legalisierung von Leihmutterschaft: Mit der Freigabe von Abtreibung wäre die Erzeugung des „Wunschkindes“ und die Tötung unerwünschter, kranker und „überzähliger“ Föten erleichtert.

Diesen Zusammenhang offen zu bennen, ist einigermaßen mutig, müssen Feministinnen hier doch ebenfalls ein langgehegtes Dogma aufgeben und von der Erzählung Abstand nehmen, dass Abtreibung ein Frauenrecht und der Gleichberechtigung förderlich sei. Dies ist sicherlich nicht leicht für eine Bewegung, die jahrzehntelang auf der Basis dieses Irrglaubens agiert hat, und erklärt die noch sehr zaghafte Solidarisierung mit durch Leihmutterschaft ausgebeuteten Frauen. Umso integrer ist es, wenn sich linken Bewegungen zugehörige Gruppen nun gegen die in ihrer Szene etablierten Glaubenssätze und für tatsächlich Marginalisierte und von Unterdrückung bedrohte oder betroffene Menschen – nämlich für Frauen und Kinder, ob geboren oder ungeboren – einsetzen.

Zeit also für jene Linken, für die Gerechtigkeit kein Lippenbekenntnis ist, Atwood’sche Greuelmärchen einzumotten, und sich mit christlichen Lebensrechtlern zu solidarisieren: Die warnen schon lange vor den immer intensiveren und heftigeren Schlägen gegen die grundgesetzlich verbriefte Unantastbarkeit der Menschenwürde, die Frauen zu Gebärmaschinen, Kinder zur Ware machen.


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