Das Verbrenner-Aus ist noch lange nicht vom Tisch

Wird das Verbrenner-Verbot aufgehoben? Das ist alles andere als sicher. Ursula von der Leyen hält sich bedeckt. Und ob E-Fuels eine echte Alternative darstellen, bleibt ebenso ungewiss. Klar ist nur eins: Die deutsche Autoindustrie darbt unter den Verordnungen.

picture alliance / CHROMORANGE | Christian Ohde

Es brennt lichterloh bei den Zulieferern der Autohersteller. Das Dach steht in hellen Flammen, das Gerippe bricht langsam auseinander. So beschreibt ein Insider gegenüber TE die Lage im Automobilsektor, einem der wichtigsten Wirtschaftsbereiche Deutschlands. Die großen Zulieferer verdienen kaum mehr Geld, die Kleineren machen Verluste und bekommen kaum mehr Kredite, werden teilweise von den großen Zulieferern über Wasser gehalten. Die wissen: Wir brauchen die noch. Klar ist nur: Wenn nicht schnell etwas geschieht, bricht der automobile Unterbau weg.

Versprochen hatte die wiedergewählte EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen, dass das Verbrenner-Verbot ab 2035 geprüft werden müsse. Die CDU ist damit während des Wahlkampfes hausieren gegangen. Das Verbrenner-Aus sei Geschichte, hatte noch Manfred Weber (CSU), Chef der Europäischen Volkspartei (EVP), getönt – allerdings nach der Bewerbungsrede von der Leyens und vor ihrer Wahl.

Die hatte jedoch nur gesagt, dass sie eine gezielte Änderung der Verordnung verfolgen wolle. Sie hatte bei den Grünen antichambriert, weil sie deren Stimmen zur Wiederwahl benötigte. Nach außen ist bis jetzt nicht bekannt, was von der Leyen versprochen hatte. Jedenfalls stellten die Grünen gleich klar, wohin der Hase laufen soll: Am Autoverbot wird nicht gerüttelt, E-Fuels sollen ein Nischenprodukt bleiben.

Jedenfalls lässt sich mit einem Nischenprodukt keine Infrastruktur für eine funktionierende Energieversorgung betreiben. Der grüne Michael Bloss, ausgerechnet noch aus Autostadt Stuttgart, will »Auto weg«. Ob das allen Stuttgartern bei der Europawahl klar war, darf bezweifelt werden.

Zu der politisch gewollten Vernichtung von Automobil und Automobilindustrie gehören seit Anfang an Lug und Trug. Dies beginnt mit der verwegenen Idee, dass ein Elektroauto keine Abgase ausstößt – weil es keinen Auspuff hat.

Der Auspuff des Elektroautos steht nur woanders, im Kohlekraftwerk nämlich, in dem der Strom erzeugt wird. Und der wiederum gilt in grüner Anschauung als »schmutzig«. Ein E-Auto steht allerdings in der sogenannten CO2-Bilanz nicht schlechter da als ein Auto, dessen Verbrennermotor mit Benzin und oder Diesel angetrieben wird.

Es gilt derzeit die Verordnung 2019/631 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. April 2023. Dort heißt es, »zu den emissionsfreien Fahrzeugen zählen derzeit batterieelektrische Fahrzeuge, Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb und andere mit wasserstoffbetriebene Fahrzeuge … Emissionsfreie und emissionsarme Fahrzeuge, zu denen auch leistungsfähige Plug-in-Hybridfahrzeuge gehören, können für den Wandel weiterhin eine Rolle spielen.«

Sogenannte E-Fuels sollen die Lösung sein. Das sind mit Hilfe von viel Energie hergestellte Kraftstoffe aus Kohlenwasserstoffen. Wasserstoff mit Hilfe von CO2 aus der Luft in Methanol umgewandelt und daraus wieder synthetisches Benzin gemacht. Die Energie dazu soll Strom liefern, der muss natürlich »grün« sein, wie es in grüner Märchensprache heißt, also mit Strom aus Sonne und Wind erzeugt werden. Jeder Schritt ist mit erheblichen Energieverlusten behaftet, das macht E-Fuels teuer.

Technisch funktioniert das natürlich, die üblichen Verbrennungsmotoren kommen damit zurecht. Doch bis E-Fuels aus dem Zapfhahn der Tankstelle in den Autotank fließen können, sind erhebliche Umwandlungsschritte notwendig.

Über die derzeitige Utopie »E-Fuels« wird der Kampf gegen das Automobil geführt. Während die einen E-Fuels als Rettungsanker sehen, über den Verbrennerautos eine Zukunft haben, bekämpfen grüne Lobbytruppen diese Versuche vehement. Es handele sich um einen sehr speziellen Kraftstoff, der kurz- und mittelfristig an Tankstellen kaum verfügbar sein werde, so zitiert das ZDF aus einem internen Papier des Kraftstoff-Referates im Verkehrsministerium.

Der Kraftstoff der Zukunft ist noch vollkommen offen. Welche Art sich durchsetzen wird, entscheiden Markt und Akzeptanz, nicht Brüsseler Politbüros, schon gleich gar nicht linksgrüne NGOs.

Festzuhalten bleibt: Öl und Gas bleiben auch auf Jahrzehnte hinaus die wichtigsten Energieträger. Die Förderung von Kohlenwasserstoffen ist ein riesiger und auch ein sehr wichtiger Markt. Darauf basiert die Energieversorgung der Menschheit – auch noch in den nächsten Jahrzehnten. Weltweit zumindest gesehen.

»In der Gesamtdarstellung des weltweiten Energiemixes, d.h. der tatsächlich konsumierten Energie, inklusive der Erneuerbaren, dominieren die fossilen Energieträger bei weitem.« Das schrieb die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe noch in ihrer Energiestudie, bevor die Anstalt auf grün gedreht wurde.

Wie sich das in Europa – oder genauer: in Deutschland – entwickeln wird, ist derzeit offen. Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates der CDU, ratlos: »Nur Ausnahmen vom Verbrenner-Verbot zuzulassen, reicht nicht. Eine Schlüsselkompetenz Europas würde dann doch schleichend verloren gehen.«

CDU und CSU mögen mit CSU-Chef Markus Söder nach außen noch so laut fordern, das Verbrenner-Aus zurückzunehmen. Appelle prallen an der grünen Front ab. Solange der Brüsseler Apparat noch durchgegrünt ist, verläuft die Front weiter gegen die Autoindustrie. Das Verbrenner-Aus ist noch lange nicht vom Tisch. Dem Wirtschaftsrat der CDU bleibt nur übrig, einen Habeck auszubuhen.

Offen, warum eine CDU sich hinter von der Leyen gestellt hat, von der bekannt ist, wie wenig sie sich um Abmachungen schert. Festzuhalten bleibt: Wer CDU gewählt hat, wählt also grün und das Aus der Autoindustrie.

Nicht neu übrigens: Merkel – die war mal Kanzlerin – hatte schon das Todeslied auf das Automobil gesungen und von einer Million Elektroautos auf den Straßen geträumt. Im Jahr 2020 wohlgemerkt. Was daraus geworden ist, erleben wir derzeit.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 61 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

61 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Ombudsmann Wohlgemut
1 Monat her

Vielleicht war es Kalkül, um die nötigen Stimmen für die Ursel zusammenzukratzen, denn die Grünen sind dumm genug, zu glauben, dass ein Verbrennerverbot realistisch wäre.
Vielleicht glaubt die CDU mittlerweile auch daran?

Jedenfalls ist bis dahin noch Zeit und ein Verbot könnte bisher nicht kompensiert werden und würde alle noch schneller ins Verderben stürzen…

Juergen P. Schneider
1 Monat her

Man muss die grünen Spinner nur fragen, wie sie sich eine moderne und auf individuelle Mobilität aufgebaute Gesellschaft ohne funktionierenden individuellen PKW-Verkehr vorstellen. Was als Antwort kommt ist ein Mix aus absurden Ideen, weltfremden Kalendersprüchen, moralinsauren Plattitüden und idiotischen Visionen ohne Realitätsbezug. Das Verbrenner-Aus wird spätestens dann fallen, wenn auch dem letzten Brüsseler Provinzdepp klar wird, was eine größtenteils autofreie Zukunft tatsächlich für moderne Gesellschaften bedeutet. Die E-Mobilität wird keine Massenmobilität ermöglichen und diejenigen, die dann sagen, dies sei ja gerade der Sinn des Verbrenner-Verbots, sollten sich vielleicht einmal auf ihren Geisteszustand untersuchen lassen. Verbieten kann man letztlich auf dem… Mehr

JamesBond
1 Monat her

Selten so gelacht, denn das musste jedem Wähler der Union klar sein… vor der Wahl ist eben anders und wer war 20 Jahre grüner als Grüne?
Weiter so wird vielleicht noch bis zur Bundestagswahl klappen und dann? Schwarz – Grün? Dann ist Schicht!
Wir fahren weiter Benzin und Diesel und behalten unsere alten Autos. Politik machen wir natürlich auch innerhalb der Familie – Geld fürs Enkelchen als Zuschuss fürs Auto gab es nur für einen reinen Verbrenner. Sanfter Druck erhöht nämlich das Denkvermögen 👍.
E-Schrott Wertverluste sollen mal die Grünen selbst realisieren 😂😂😂.

Peter Pascht
1 Monat her

Es gibt keinen CO2-Klimawandel !!! Das lässt ich mathematisch beweisen. Bisher hat auch noch niemand wissenschaftlich beweisen, dass das CO2 die Ursache dieses ominösen „Klimawandel“ ist. Vor allem produziert der weltweit enorm gestiegene Düsenjet-Verkehr seit 1944, 10x mehr „Treibhausgase“ als der PKW-Verkeher. Das wird durch Meßzahlen bewiesen. „fuel“ – Treibstoffe sind nur reinster „Hütchenspieler“- Schwindel. Beachtet man die schon geschehenen stochastischen Schwankungen des Wetters in jüngster Vergangenheit (letzte 250 Jahre) kann man von einem Klimawandel nicht sprechen. Wirmüssen daher von Klimalüge,Klimaschwindel und Klimabetrug sprechen. Die Motivationen der Täter sind vielfältig, von grölendem Unwissen bis skrupellose Bereicherung. Das Verbrenner-Aus wird die… Mehr

Last edited 1 Monat her by Peter Pascht
H. Hoffmeister
1 Monat her

Herr Douglas,
Seit nunmehr zwei Jahrzehnten stellen wir im Monatsrhythmus verwundert fest, dass sämtliche „demokratischen“ Parteien ausschliesslich grüne Politik betreiben. Der Wähler fällt bei jeder Wahl erneut auf die vielfältigen „Wende zur Vernunft“-Versprechen von Söder, Merz, Lindner etc herein. Es wird langweilig. Schauen wir eben den Abrissbirnen zu, wie sie – begleitet von allu akbar-Gebrüll – den industriellen Wohlfahrtsstaat in die Äppel fahren. Es finden sich nicht genug Mitwähler, die dem Irrsinn ein Ende bereiten wollen.

Wilhelm Roepke
1 Monat her

51% AFD und der grüne Unfug ist vorbei. Einfach aus der EU austreten, die Verordnungen auf den Müll werfen und dann eine neue EWG oder EG gründen.

Postmeister
1 Monat her

Wenn ich CEO eines Automobilherstellers oder Zulieferer wäre, würde ich meinen Werbeetat für großflächige AFD Werbung ausgeben und TV-Spots schalten. Das ist die einzige Interessenvertretung der deutschen Automobilindustrie. Und damit auch die einzige Chance, das zu kippen. Wenn die Wahlergebnisse für die etablierten Parteien zusammenbrechen (allen voran die CDU) werden sie schon noch geschmeidig. Aber dafür haben sie alle keine Eier.
Denn U.v.d.L. will doch am Verbrennerverbot festhalten. Sie muss ja die grüne Klientel bedienen, die sie u.a. mit gewählt hat.

Ron
1 Monat her

Alternative Treibstoffe: Dynamotive Energy Systems wollte und konnte aus Cellulose haltigen Abfällen relativ einfach und günstig ein „BioFuel“ herstellen. In erster Stufe einen Heizöl leicht/Diesel/Kerosin Ersatz. Nach einigen Jahren stieg angebl, Richard Branson ein. Er würde ggf. seine Virgin Airlines Flotte damit betanken wollen.
Kurze Zeit darauf, angeblich GE (General Electric). Kurz darauf wiederum, verschwand Dynamotive vom Markt. Angeblich wegen nicht eingehaltener Offenlegungspflicht gegenüber Börsen- und Finanzaufsicht. Von Konkursverfahren hörte ich allerdings nichts.
Heute, bald 20 Jahre danach, wirbt angeblich eine slowakische od. tschechische Firma mit ähnlicher Technologie und sucht Investoren. Ob diesmal was daraus wird?

Resultant
1 Monat her

Die Macht der Grünen in Deutschland beruht auf der Macht der Demokraten in den USA. In den letzten 32 Jahren haben die Republikaner nur 12 Jahre den Präsidenten gestellt, die Demokraten aber 20 Jahre. Der Aufstieg der Grünen zur Macht begann nicht zufällig mit der Wahl Bill Clintons im Jahre 1992.

Ralf Poehling
1 Monat her

Lasst einfach den Markt entscheiden. Wenn das Produkt gut ist, wird es der Konsument kaufen. Wenn das Produkt nicht gut ist, wird er es auch dann nicht kaufen, wenn alle Alternativen verboten worden sind.
Das hat in der DDR auch nicht funktioniert und letztlich nur den ganzen Staat zum Einsturz gebracht.

Kaiser
1 Monat her
Antworten an  Ralf Poehling

Der Markt (Ökonomie) entscheidet sowieso. Es ist nur die Frage was vorher in den Abgrund gerissen wird und sich nicht wehren kann.