Correctiv: Ende der Potsdam-Manipulationsgeschichte

Von der „Wannsee 2.0“-Story der regierungsfinanzierten Medienplattform bleibt nichts übrig: der Correctiv-Chef akzeptierte ein Urteil, das ihm eine zentrale Behauptung verbietet.

IMAGO

Nachdem die Plattform „Correctiv“ schon verschiedene Einzelbehauptungen aus ihrem Text über ein angebliches Potsdamer „Geheimtreffen“ zur Massenvertreibung von Migranten entfernt hatte, lautete die Sprachregelung von „Correctiv“-Chef David Schraven und seinen Mitarbeitern: „Die Recherche steht.“ Gegen diesen nichtssagenden Satz ließ sich so lange nichts einwenden, wie Schraven keine Details nannte, was er unter der „der Recherche“ versteht. Dass bei der Buchvorstellung von Martin Sellner in Potsdam der Begriff „Deportation“ nicht gefallen war, und dort auch niemand die millionenfache Vertreibung von Bürgern mit Migrationshintergrund forderte, räumte „Correctiv“ bei einem ersten Verfahren vor dem Landgericht Hamburg selbst ein. Die Plattform erklärte damals die entscheidenden Aussagen ihres Textes, mit der dann eine wochenlange politisch-mediale Großkampagne begründet wurde, zu reinen „Wertungen“.

Allerdings behauptete Schraven dann in einem Interview mit der FAZ, das Landgericht Hamburg hätte die im Correctiv-Bericht enthaltenen Darstellungen als „prozessuale Wahrheit“ bestätigt. In Wirklichkeit befasste sich das Gericht damals gar nicht mit der Gesamtdarstellung von „Correctiv“ zu dem angeblichen Geheimtreffen, sondern mit Randaspekten. Gegen Schravens Darstellung in der FAZ klagte der Jurist Ulrich Vosgerau in Hamburg, und bekam Recht: das Gericht verbot Schraven die Falschbehauptung. Nach einer Mitteilung des Rechtsanwalts Carsten Brennecke von der Kanzlei Höcker, der die Klage vertrat, erkannte „Correctiv“ das Urteil jetzt an. Es ist damit rechtskräftig.

Auch ansonsten bleibt von dem angeblich republikerschütternden Skandal nichts übrig: Die CDU-Bundesspitze hatte ursprünglich unter dem öffentlichen Druck angekündigt, gegen alle bei der Buchvorstellung in Potsdam anwesenden Mitglieder ein Parteiausschlussverfahren einzuleiten. Auf Nachfrage von TE sagte Ulrich Vosgerau, der bei der Tagung in Potsdam anwesend war und dort über das Briefwahlrecht referierte: „Es hat gegen mich nie ein Parteiausschluss-Verfahren gegeben.“ Vosgerau ist Mitglied im CDU-Verband Berlin-Pankow.

Gegen eine Teilnehmerin des Treffens – das Mitglied der Werteunion Simone Baum – gab es eine Sanktion, die vermutlich keinen Bestand hat: Die Stadt Köln, wo sie als Angestellte beschäftigt war, kündigte ihr wegen ihrer Anwesenheit in Potsdam fristlos. Baum wehrt sich arbeitsgerichtlich dagegen, und das mit guten Aussichten: das Gericht signalisierte bereits, es werde die Kündigung wohl nicht bestätigen.


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Kommentare ( 56 )

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Kassandra
6 Monate her

„Leipziger Medienpreis für „Correctiv“ und Radiojournalistin Sabine Adler“
Die gleichzeitige Bekanntgabe von vollkommenem Versagen und „Bepreisung“ spricht für kein gutes „Timing“ – oder?

RauerMan
6 Monate her

Warum bemühen sich die Geschädigten nicht um eine strafrechtliche Verurteilung der Verleumder ?
Die Sache ist in der Welt und wird von Vielen geglaubt.
Weiterverbreitung durch Interessierte ist nicht ausgeschlossen und unkontrollierbar.
Die Sache ist nicht vom Tisch und muß auch medial weiter hervorgehoben werden.

Reinhard Schroeter
6 Monate her

Der Laden bekommt für seine Lügen der Medienpreis der Sparkassenstiftung Leipzig gegen Desinfomation und Falschbehauptungen !
Deutschland ist eine Irrenanstalt ohne Dach .

Kassandra
6 Monate her
Antworten an  Reinhard Schroeter

Die hier haben das ausgekugelt: https://www.leipziger-medienstiftung.de/de/stiftung/stiftungsrat/
Wie geht das überhaupt an, dass eine regionale „Sparkasse“ sich derart aufgeblasene Stiftung leisten kann? Zumal das nicht die Einzige unter dem Dach der Bank zu sein scheint?

Soder
6 Monate her

Die Realsatire pur. Am 19.Juni 2024 verkündet die Medienstiftung der Leipziger Sparkasse https://www.leipziger-medienstiftung.de/de/aktuelles/ausgezeichneter-journalismus/ Stiftungen der Sparkasse Leipzig19. Juni 2024 Ausgezeichneter JournalismusPreis für die Freiheit und Zukunft der Medien 2024 geht an Auslandskorrespondentin Sabine Adler und das Medienhaus Correctiv.Correctiv ist ein durch den Journalisten David Schraven initiiertes und 2014 als gemeinnützige GmbH gegründetes investigatives Medienhaus. Die Arbeit wird durch Spenden sowie Förderungen von Stiftungen und Institutionen finanziert. „..rechtsextreme Netzwerke thematische Schwerpunkte der Arbeit von Correctiv. Recherchen über ein Treffen rechtsextremer und völkisch-identitärer Kreise sowie über den dabei besprochenen „Masterplan“ für die „Remigration“ in Deutschland lebender Ausländer sowie Deutscher mit migrantischen Wurzeln… Mehr

jensberndt
6 Monate her

Mir scheint, man kann so eine Geschichte von mehreren Instanzen gerichtsfest zurückweisen lassen, aber unsere „Qualitätsmedien“ benutzen diese sogenannten Narrative trotzdem unverdrossen weiter – siehe Chemnitzer Hetzjagd. Wann wird das endlich einmal aufhören?

Kassandra
6 Monate her
Antworten an  jensberndt

Wenn ihnen die Masse nicht mehr in die Fänge geht.
Aber das scheint noch ein arg langer Weg.

Horst Hauptmann
6 Monate her

Das alles hindert aber Scholz &Co nicht daran, das Märchen weiter zu verbreiten. Wer spaltet hier eigentlich mutwillig die Gesellschaft? Jetzt bin ich mal gespannt, welche erfundenen Horrorstories vor den Landtagswahlen im Herbst selbige beeinflussen sollen. Aiwanger hat gezeigt, dass solche Manipulationen schnell nach hinten losgegen können. Also, liebe Mitbürger in den neuen Bundesländern: auf euch ruht die Hoffnung. Zeigt den selbsternannten angeblichen „Demokraten“ die Harke!

ESC-Gast
6 Monate her

Leider hat sich das Narrativ der Wannseekonferenz 2.0 inzwischen so verfangen, dass die halbherzigen Dementis bei den MS-Medien (wenn es diese überhaupt gibt) gar nicht mehr durchkommen. Viele Leute glauben den Schwachsinn immer noch. Das einzig positive an der Entwicklung ist, dass es immer mehr werden, die kritisch nachrecherchieren.

Lore
6 Monate her

Einfach mal googeln: Reinhard Mey – „Was in der Zeitung steht“ Es hat sich nichts geändert und wird sich wahrscheinlich auch nicht ändern

GP
6 Monate her

Die weiteren Wahlniederlagen der Ampel sowie die anhaltend hohen Wahlergebnisse der AfD konnte diese Kampagne nicht unterbinden. Ein kompletter Schlag ins Wasser für die Urheber, ihre Lügengeschichten stehen auf immer kürzeren Beinen….

Vinzent
6 Monate her
Antworten an  GP

Nüchtern betrachtet hat die AFD schon einiges an Prozenten eingebüßt. Von ehemals 22-23% sind sie auf 18% gefallen. Es gibt immer wankelmütige die den geringsten Anlaß nehmen und wechseln. Die muss man mühsam wieder zurückholen.

RA.Dobke
6 Monate her

Wer als Abgeordneter oder „bloß“ nachweislich bewußt der Gesellschaft die Unwahrheit sagt, sollte wegen u.a. Volksverhetzungüberprüft werden. Wer mediale Hilfe dazu leistet, wegen Mittäterschaft oder Beihilfe?!