Die Zahl der Covid-19 Fälle in Deutschland steigt seit einigen Tagen wieder an. Grund dafür sind vor allem Urlaubsrückkehrer.
Die Zahl der bekannten Corona-Fälle in Deutschland steigt wieder. Zur Zeit sind 9.800 aktuelle Covid-19 Fälle bekannt. Fast 9.200 Menschen sind im Zusammenhang mit der Krankheit gestorben – die Mortalitätsrate in Deutschland beträgt 4,3 Prozent. Zum vergangenen Sonntag, dem 9. August, wurden 555 neue Fälle gemeldet. In den Tagen zuvor lag die Zahl der neu gemeldeten Fälle allerdings über Tausend – doch sonntags werden meistens deutlich weniger Fälle gemeldet als an den Tagen zuvor oder danach. Dieses Muster der Sonntags-Rückgänge lässt sich auch in der unten abgebildeten Graphik erkennen. Auch ist die Reproduktionszahl wieder über dem kritischen Wert von 1,0 – die Zahl der Infizierten und noch nicht Genesenen steigt also wieder. Anders als noch im Juni liegt das auch nicht daran, dass im Umfeld der Schlachthäuser von Tönnies ein Corona-Hotspot entdeckt wurde und mit großflächigen Testungen viele Corona-Infizierte entdeckt wurden, sondern dass die Zahl der Infizierten deutschlandweit wieder ansteigt.
Die Reproduktionszahl beschreibt, wie viele andere Personen eine Corona-infizierte Person im Durchschnitt ansteckt. Ist die Reproduktionszahl kleiner als eins, so sinkt die Zahl der Infizierten. Ist sie jedoch größer als eins, steigt die Zahl der Infizierten schnell an.
Dabei liegt hier keineswegs ein rein statistischer Effekt vor. Obwohl die Zahl der durchgeführten Corona-Tests in Deutschland weiter steigt, steigt auch der Anteil der positiven Testergebnisse relativ zu den insgesamt durchgeführten Tests wieder an. Den Schluss legt jedenfalls eine am 5. August veröffentlichte Statistik des Robert Koch-Instituts nahe.
Bis letzte Woche galten als Haupttreiber der Infektionszahlen lokale Ausbrüche. In der vergangenen Woche waren dabei besonders ein Wiederaufflammen der Infektionen im Umfeld der Schlachthäuser der Firma Tönnies und Ausbrüche in Saisonarbeiter-Unterkünften und einer Konservenfabrik im Kreis Dingolfing-Landau (Bayern) und unter den Mitarbeitern einer Werft in Hamburg zu beobachten. Mittlerweile nennt das RKI allerdings Urlaubsrückkehrer als größte Quelle von Neuinfektionen. Dies ist in der Hinsicht positiv, dass mit einem Abflauen der Urlaubssaison auch die Fallzahlen wieder sinken sollten – vorausgesetzt die Pandemie kann bis dahin unter Kontrolle gehalten werden.
Der steile Anstieg der Fallzahlen in Hamburg in den letzten Tagen ist laut RKI sowohl auf einen Corona-Ausbruch in einer Werft, als auch auf Urlaubsrückkehrer zurückzuführen. Dabei drängt sich schon die Frage auf, was die Hamburger in ihrem Urlaub anders machen als der Rest der Republik, denn zum Anfang der Pandemie in Deutschland war es ebenfalls die Hansestadt, die an stärksten betroffen war: Vor allem aufgrund von Urlaubsrückkehrern aus dem österreichischen Wintersportort Ischgl. Doch auch andernorts, so zum Beispiel im hessischen Offenbach, im Landkreis Düren (NRW) und im Rheingau-Taunus-Kreis (Hessen) ist es zu Krankheitsausbrüchen im Zusammenhang mit Reiserückkehrern gekommen.
Wie schon im Frühjahr haben die ostdeutschen Bundesländer (mit Ausnahme von Berlin) relativ geringe Raten der Ansteckung. Dies liegt vermutlich auch an der relativ dünneren Besiedlung, den kleineren (und weniger engen) Städten und der geringeren Mobilität der Bevölkerung.
Im sogenannten DIVI-Intensivregister melden Krankenhäuser ihre Intensivpatienten-Kapazität. Diese Meldungen waren zum Anfang freiwillig, sind seit Mitte April allerdings verpflichtend. Ziel ist es, im Blick zu behalten, in welchen Regionen die Krankenhäuser an ihre Belastungsgrenze kommen und in welchen Regionen Kapazitäten frei sind, um gegebenenfalls Patienten verlegen zu können. Es kann zu gewissen Unschärfen kommen (zum Beispiel durch Meldeverzug), doch es lassen sich allgemeine Trends herauslesen. So sind zur Zeit gut 30.150 betreibbare Intensivbetten gemeldet. Davon sind 20.700 (68 Prozent) belegt, 9.500 (32 Prozent) sind frei. In der Regel sind allerdings gut 80 Prozent der Intensivbetten belegt – die Krankenhäuser halten also nach wie vor Kapazitäten für Corona-Patienten frei. Zur Zeit befinden sich, laut DIVI-Register, 228 Corona-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung. Davon werden 131 beatmet. Trotz der steigenden Fallzahlen, ist eine Überlastung des Gesundheitssystems also noch keine unmittelbare Gefahr. Außerdem können durch Verschieben nicht dringender Eingriffe – wie schon im März und April geschehen – große Teile der Intensivkapazität frei gemacht werden.
Insgesamt ist die Lage zur Zeit also ruhig, doch steigende Fallzahlen sorgen für Beunruhigung bei Beobachtern der Situation.
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Lieber Herr Tichy, wer bei TE ein Corona-Update vorfindet, wird nach meiner Einschätzung erwarten, dass Sie einen Überblick darüber geben, wie sich das Schadensausmaß und die Erkenntnisse über die vermutliche Gefährlichkeit von Corona in der Krise entwickelt haben – vorzugsweise festgemacht an den Corona- und den Kollateral-Toten, sowie an dem Umfang der inzwischen aufgelaufenen Kapitalschäden. Denn ein Schaden, den die Regierungen von Land und Bevölkerung jederzeit abzuwenden haben, bemisst sich nach genau diesen Größen. Stattdessen tragen Sie vor und diskutieren allen Ernstes „Fallzahlen“, die als isoliert herausgegriffene Grundlage zur Einschätzung von Gefährlichkeit und des Schadpotentials von unseren Regierenden herangezogen werden,… Mehr
Mal rein als Information in die Diskussion geworfen: Auf den Seiten des RKI finden sich auch die Zahlen zu verschiedenen anderen meldepflichtigen Infektionskrankheiten. Demnach wurden den Gesundheitsämtern in Deutschland von der 1.-28. KW 194.000 Erkrankungen von Influenza gemeldet. Die Grippewelle soll dieses Jahr eher milder verlaufen sein.
Vor wenigen Stunden wurden die zu den „steigenden“ Fallzahlen gehörigen Testungen veröffentlicht. Diese wurden in der KW32 nochmals um 100.000, also um knapp 20%, gesteigert. Die Positivenrate von 1% blieb gleich. Warum versucht man über diese Art von Berichterstattung die Bürger zu verdummen?
Was soll ich sagen, schon wieder so ein Artikel der von mehr Wahrscheinlichkeiten ausgeht als von Fakten. „Wer viel misst, misst viel Mist“ den Spruch kennt jeder Techniker und Wissenschaftler, der mit Statistiken zu tun hat. Das hat im übertragenen Sinne auch schon Jens Spahn im Fernsehen gesagt. Auch wenn die vorangegangenen Kommentatoren hier schon viel dazu gesagt haben, so möchte ich noch ergänzen, dass man hier einfach nur einmal auf das Durchschnittsalter der mit Corona Verstorbenen sehen sollte. Das liegt bei etwa 80 Jahren. Dabei fallen mir sofort die Zusatzvergütungen für Kliniken bei Corona-Sterbefällen ein. So werden dann auch… Mehr
Wer so etwas schreibt, sollte sich vorher informieren WAS der Coronatest eigentlich wirklich nur testet. Die Statistiken haben doch eine völlig andere Aufgabe, worüber hier schon sehr oft diskutiert wurde.
Was sind steigende „Fallzahlen“, ein halbwegs neuer Begriff in der heiligen Coronawelt? Es wird mehr getestet und bei ca. 2 % falsch positiven Testergebnisse steigt die Zahl der positiv Getesteten, mathematisch erwartbar, mit. Soweit so gut. Was sind dann aber Fälle? Aufgrund bester Immunabwehr sind etliche davon gleich „Genesene“ – a ha, hier also Fälle, Fälle für die unsäglichen Zahlenveröffentlichungen des RKI. Man könnte auch sagen heiße Luft, damit der Ballon der heiligen Coronakrise am Schweben bleibt. Das ist jetzt das Statement eines Blödbürgers, wenn ich das Schriftwerk des Herrn Florian Harms von T-Online heute richtig gelesen habe. Gegen Corona… Mehr
Wir haben mal gerechnet, laut den Daten des Statistischen Bundesamtes gab es im Vergleichszeitraum 1.1. – 4.5. in 2020 insgesamt 26.168 Sterbefälle weniger als im selben Zeitraum 2018. Das bedeutet dann wohl, dass es keine erhöhte sondern eine geringere Sterblichkeit gab.
Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/Tabellen/sonderauswertung-sterbefaelle.html?nn=209016&fbclid=IwAR0pYlioiQulJDnS8PA5gABkDfm0gokrtQ1B1Bz8l_E7HaOZ-bypwDTubV0
Es sollen 2019/20 411 Menschen in Deutschland an Grippe verstorben sein: https://www.tagesschau.de/inland/grippezahlen-rki-101.html
Wobei die Zahlen vom RKI angeblich „geschätzt“ werden. Dazu die Corona zugeschriebenen um die 9.000 Toten in inzwischen 6 Monaten, was alles lange nicht die Zahl der Verstorbenen von 2017/18 erreicht – wo kein Bohei wie gerade jetzt seit Monaten veranstaltet wurde.
Damals sollen nach Schätzungen 25.000 Menschen in den 6 Grippemonaten verstorben sein: https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2019/10_2019.html
Eigentlich bin ich kein Freund von strengen Corona Maßnahmen aber es sollte derzeit generell keine Einreise nach Deutschland ohne zwei zeitlich versetzte Corona Tests oder Quarantäne geben.
Die Regierung wollte auch im Februar und März um jeden Preis die Grenzen ohne Tests und Quarantäne offen lassen, wodurch die Pandemie sich erst entfachen konnte, dann durften es die deutschen Bürger mit Ausgangssperren und Lockdown ausbaden, während die Grenzen immer noch offen waren.
Darum: Strikte Tests an den Grenzen, das tut kaum weh und wenn damit Auswirkungen für den deutschen Bürger abgewendet werden können ist das Geld gut investiert.
Ich auch – wenn dafür der ganze andere Blödsinn beendet würde. Allerdings auch nur dann.
Letztlich koennen alle diese Zahlen keine politischen Entscheidungen ersetzen – auch wenn die Regierung den Eindruck erwecken will, es gebe einen Automatismus in Hinblick auf Maßnahmen. Den gibt und gab es nicht – sogar dann nicht, wenn die Krankenhäuser ueberlastet waeren. Auch dann wären jegliche Maßnahmen Folge einer politischen Entscheidung und nicht zwangsläufig.
Genau so ist es.
Virologen, Epidemiologen, Immunologen, Intensivmediziner & Statistiker können (und sollen !) Politik nur beraten und Entscheidungsalternativen vorbereiten. Darauf verweist bspw. Dr. G. Frank auf der Achse in seinen Artikeln bzgl. evidenzbasierter Medizin.
Die (evidenzbasierte) Entscheidungsfindung / Auswahl der Maßnahmen obliegt dann der Politik.
Wann & wie dies stattgefunden hat, lässt sich in der Studie/Analyse von Herrn Kohn aus dem Innenministerium nachvollziehen, der den Corona-Lockdown als einen gigantischen „Fehlalarm“ eingestuft hat.
„228 Corona-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung. Davon werden 131 beatmet.“
Im April wurde mal kurz darüber berichtet, dass die invasive Beatmung zu früh eingesetzt wird und gar nicht den gewünschten Erfolg hätte. Erst nach der Kritik wurden die Leitlinien zur Behandlung von Covid-19 angepasst. Übe den „Erfolg“ der klinischen Behandlung von Infizierten ist wenig zu lesen.
Hierzu muss man auch wissen, dass Beatmung bei der DRG Fallpauschalen Abrechnung so RICHTIG Kohle einbringt. Insofern ist bei einem Intensivpatienten der Griff zur Beatmungsmaschine schon auch ein finanzieller Anreiz!