Magdeburg: Zerbricht morgen die Koalition an der Gebührenfrage?

Die CDU will der Erhöhung der Rundfunkgebühren weiterhin nicht zustimmen. Nach massivem Druck von Ministerpräsident Haseloff soll ein neuer Antrag auf eine Nachverhandlung drängen - doch die Koalitionspartner stellen sich quer.

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Update 18:30: Ministerpräsident Rainer Haseloff wollte am Dienstag seine schwarz-rot-grüne Koalition retten und eine Einigung im Streit um die Erhöhung der Rundfunkgebühren finden.
Die Grünen und die SPD verweigerten sich in der Koalitionssitzung am Dienstagnachmittag allerdings Haseloffs Kompromissvorschlag, auf eine Neuverhandlung in der Rundfunkgebührenkommission zu pochen. Entgegen verschiedener Medienberichte, die zunächst meldeten, man habe sich auf eine Vertagung der morgigen entscheidenden Abstimmung im Medienausschuss geeinigt, gab die CDU-Fraktionsspitze nun bekannt, man wolle an der morgigen Abstimmung festhalten. Der Linken-Abgeordnete und Vize-Präsident des Landtages Wulf Gallert gab mit gewissem Recht auf Twitter zu bedenken, dass die Koalition die Sitzung ohnehin nicht verschieben kann, der Ausschuss kann sich morgen schließlich nur selber vertagen: „Wer entscheidet hier eigentlich über eine vom Ausschuss selbst beschlossene Sitzung? Na ich fahre morgen erst mal hin…“.

Die Zeichen stehen also weiter auf Konfrontation – die CDU-Fraktion scheint trotz massivem medialen Druck immer noch an ihren Plänen festzuhalten, auch gegen den erklärten Willen ihres Ministerpräsidenten. Sollte es morgen zur Abstimmung kommen, könnte die AfD dem neuen CDU-Antrag zustimmen und die Erhöhung der Rundfunkgebühren damit schon morgen vorläufig blockieren. Das wäre dann wohl das Ende der Koalition in Magdeburg. Ab 20 Uhr ist eine erneute Koalitionssitzung angesetzt – das ist wohl die letzte Chance das Koalitionsende abzuwenden.

— Hagen Eichler (@EichlerHagen) December 1, 2020

 

 


In Sachsen-Anhalt spitzt sich der Streit um die Gebührenerhöhung für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk weiter zu. Nachdem die CDU-Fraktion zunächst angekündigt hatte, die Erhöhung um 86 Cent zu blockieren, wurden bundesweit schwere Geschütze aufgefahren, um die kleine Landestruppe auf Linie zu bringen. SPD und Grüne drohten mit dem Ende der Keniakoalition in Sachsen-Anhalt, man sprach von einem erneuten „Dammbruch“ (weil die CDU hier wie die AfD stimmen würde) und die ARD gab eine manipulative Umfrage in Auftrag, die beweisen sollte, dass die Sachsen-Anhaltiner die Rundfunkerhöhung mehrheitlich wollen würden.

Ministerpräsident Haseloff, der zunächst auch gegen die Erhöhung war, lenkte schließlich ein, um die Koalition zu retten. Er will seine Mannschaft umstimmen und – so wird spekuliert – zur Not die Vertrauensfrage stellen. Doch die CDU-Fraktion ist gefangen: Zu sehr hatte man sich auf die Blockade festgelegt, man hatte Beitragsstabilität im Parteiprogramm und sogar im Koalitionsvertrag festgeschrieben – rudert man jetzt zurück, droht eine totale Blamage und ein damit einhergehender Einbruch in der Wählergunst, wie ihn die Thüringer CDU nach mehrmonatigem Zickzack-Kurs bereits vorgemacht hat.

Heft 12-2020
Tichys Einblick 12-2020: Lockdown im Kopf
Daher soll jetzt eine andere Lösung her: Haseloffs Staatskanzleichef Rainer Robra hat ein neues Papier vorgelegt, aus dem FAZ, Spiegel und dpa zitieren. Darin bekennt man sich zum ÖRR und fordert eine Nachverhandlung des Kompromisses zu den Rundfunkgebühren. Die Landesregierung wird darin aufgefordert auf ein Ergänzungsgutachten der Kommission zur Ermittlung der Rundfunkgebühren (KEF) hinsichtlich der Corona-Pandemie hinzuwirken (die KEF erarbeitet den Vorschlag, der den Landesparlamenten dann zum Beschluss vorgelegt wird.) „Objektive Indikatoren belegen die grundlegend veränderten Rahmenbedingungen und damit die Erosion der Geschäftsgrundlage des Staatsvertrages“, heißt es in dem Papier, das die CDU-Fraktion im Wesentlichen mittragen will.

Am Mittwoch tagt der Medienausschuss des Landtages, was hier als Beschlussvorlage entschieden wird, gilt als wegweisend für die Abstimmung im Dezember im Landtag. Hier will die CDU ihren neuen Antrag einbringen, sollte der Ausschuss zustimmen, würde damit die Abstimmung im Landtag entfallen und der Ball zurück zur KEF gespielt werden. Im Ergebnis würde das die Beitragserhöhung zumindest für den 1. Januar 2021 aber dennoch blockieren. Daher sagte Fraktionschef Borgwardt in Bezugnahme auf das Papier am Dienstagmorgen: „Wir halten Wort und mit uns wird es eine Erhöhung nicht geben“.

Im Medienausschuss sind die Mehrheitsverhältnisse allerdings quasi identisch mit denen im Landtag. Das bedeutet: Stimmen die Grünen und die SPD dagegen, würde der Antrag scheitern, es sei denn, die AfD unterstützt den Antrag der CDU – das würde zur Mehrheit reichen und die Erhöhung für Anfang kommenden Jahres erstmal auf Eis legen. Die CDU hätte dann (genauso wie die Situation im Landtag gewesen wäre) mit der AfD zusammen die Erhöhung zunächst einmal verhindert.

Die Koalitionspartner, auf deren Unterstützung Haseloff setzt, scheinen nicht besonders angetan: Cornelia Lüddemann, die Vorsitzende der Grünen im Landtag, twitterte am Dienstagmorgen: „Offenbar ist Haseloff bereit, für die Einigkeit seiner Fraktion einen bundesweiten Vertrag, seine eigene Regierungsvorlage und das Miteinander der bundesweit ersten Kenia- Koalition zu kippen. Und die Axt an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu legen.“

Haseloff lädt am Dienstag zu einem Koalitionstreffen, in der die Causa verhandelt werden soll. Jetzt kommt die Stunde der Entscheidung für die Glaubwürdigkeit der Sachsen-Anhaltischen CDU.

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