Bundesregierung verfehlt Wohnungsbauziel erneut deutlich

Die Ampel hat im Koalitionsvertrag das Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen festgeschrieben. Dieses Ziel wurde 2023 erneut deutlich verfehlt. Seit 2021 hat sich die Zahl der jährlich fertiggestellten Wohnungen kaum verändert und blieb immer unter 300.000.

picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Die Bundesregierung hat ihr Wohnungsbauziel im Jahr 2023 erneut deutlich verfehlt. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 294.400 Wohnungen fertiggestellt, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. Das waren 0,3 Prozent oder 900 Wohnungen weniger als im Vorjahr. In ihrem Koalitionsvertrag hatte sich die Ampelregierung das Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen gesetzt, davon 100.000 öffentlich geförderte Wohnungen.

Seit dem Jahr 2021 hat sich die Zahl der jährlich fertiggestellten Wohnungen kaum verändert (2021: 293.400; 2022: 295.300). Zuvor war die Zahl der Wohnungen von 159.800 im Jahr 2010 bis auf 306.400 Wohnungen im Jahr 2020 gestiegen. In den Zahlen sind sowohl die Baufertigstellungen für neue Gebäude als auch für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden enthalten sowie Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Von den im Jahr 2023 fertiggestellten Wohnungen waren 257.200 Neubauwohnungen in Wohngebäuden. Das waren 0,6 Prozent oder 1.600 Wohnungen weniger als im Vorjahr. Auf Einfamilienhäuser entfielen davon 69.900 Wohnungen. Damit wurden 9,3 Prozent oder 7.200 Einfamilienhäuser weniger fertiggestellt als im Vorjahr. Dagegen stieg die Zahl neuer Wohnungen in Zweifamilienhäusern um 3,8 Prozent oder 900 auf 23.800. In Mehrfamilienhäusern wurden 156.300 Neubauwohnungen geschaffen und damit 4,1 Prozent oder 6.100 mehr als im Vorjahr. In Wohnheimen sank die Zahl fertiggestellter Wohnungen um 15,9 Prozent oder 1.400 auf 7.300.

Die durchschnittliche Abwicklungsdauer, also die Zeit von der Genehmigungserteilung bis zur Fertigstellung, hat sich bei den im Jahr 2023 fertiggestellten Wohngebäuden auf 24 Monate weiter verlängert; im Jahr 2020 waren es noch 20 Monate gewesen. In Nichtwohngebäuden entstanden im Jahr 2023 insgesamt 5.600 Wohnungen, das waren 17,2 Prozent oder 800 mehr als im Jahr 2022.

Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen fiel im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 26,7 Prozent auf 259.600 und war damit deutlich geringer als die Zahl der fertiggestellten Wohnungen. Dadurch ging die als Bauüberhang bezeichnete Zahl bereits genehmigter, aber noch nicht fertiggestellter Wohnungen im Vorjahresvergleich erstmals seit dem Jahr 2008 gegenüber dem Vorjahr zurück und zwar um 58.100 auf 826.800 Wohnungen zum Jahresende 2023. Davon befanden sich 390.900 Wohnungen bereits im Bau (214.500 waren „unter Dach“ beziehungsweise im Rohbau fertiggestellt). Der bisher höchste Bauüberhang wurde im Jahr 1995 mit 928.500 Wohnungen gemessen.

"Wir haben Platz" war mal
Städtetag sieht beim Wohnungsbau "höchste Gefahrenstufe" erreicht
Der Rückgang des Bauüberhangs ist auch auf die hohe Zahl erloschener Baugenehmigungen zurückzuführen, bei denen in der Regel die mehrjährige Gültigkeitsdauer der Genehmigung abgelaufen ist und die nicht mehr in die Berechnung einfließen, so die Statistiker. Im Jahr 2023 erloschen 22.700 Baugenehmigungen, nachdem im Jahr 2022 mit 22.800 erloschenen Baugenehmigungen der höchste Wert seit 2006 verzeichnet worden war. Zugleich ist davon auszugehen, dass im Bauüberhang auch Bauvorhaben enthalten sind, deren Genehmigungen zwar noch nicht erloschen sind, die aber nicht mehr weiter verfolgt werden.

Der zentrale Indikator für die Bauaktivität bei Nichtwohngebäuden ist der umbaute Raum. Bei den im Jahr 2023 fertiggestellten Nichtwohngebäuden erhöhte sich der umbaute Raum gegenüber dem Jahr 2022 um 3,8 Prozent auf 191,7 Millionen Kubikmeter, teilte das Bundesamt weiter mit. Der Anstieg ist demnach unter anderem auf die Handels- und Warenlagergebäude mit Zunahmen von 10,2 Prozent beziehungsweise 10,3 Prozent zurückzuführen. Bei den Büro- und Verwaltungsgebäuden fand im Jahr 2023 wieder eine leichte Erholung nach der Coronakrise statt (+6,2 Prozent oder +1,1 Millionen Kubikmeter umbauter Raum).

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 10 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

10 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
DrRobertFord
6 Monate her

Und dennoch verkaufen sich Immobilien – selbst in Ballungszentren und bei steigenden Mietpreisen, einer Mangellage somit – zurzeit wie Sauerbier, nämlich nur mit Abschlägen von 30 %.

Das übersteigt meine ökonomischen Kenntnisse. Oder hier läuft etwas grundlegend im Markt schief. Wundern sollte es niemanden, denn der Staat hat (siehe Energieversorgung, Heizungszwang etc.) hier bereits gehörig herumgepfuscht.

Manfred_Hbg
6 Monate her

Ähm, nur bitte eine Frage an unserer „Regierungs-Elite“: Und wieviele Wohnungssuchenden werden -auch- dieses Jahr wieder in unser Land fluten, wie die Baerbock-Afghanen staatlich eingeflogen werden und als sog. Fam.-Nachzüge einreisen: 200000, 250000 oder 300000+ ??

Übrigens: Werden eigentlich neben den (angedachten) Wohnungsbauten auch neue Kindergärten und Schulen gebaut?

Ananda
6 Monate her

Diese Wohnungen werden ja wohl kaum für die zurückgehende Bevölkerung gebaut.
Nur das Feinste für „Merkels Gäste“. Und keinerlei Begrenzung für die größtenteils unbrauchbare und oftmals inkompatible Zuwanderung in Sicht.
Man fragt sich wer sich auf dem freien Markt noch eine Miete leisten kann.

Jack
6 Monate her

Es liegt anscheinend am Trittschallschutz. Wie man vor ein paar Tagen in den Medien lesen konnte, liegt der mangelnde Wohnungsbau offensichtlich an zu vielen Vorschriften. Man will daher jetzt z.B. auf den Trittschallschutz verzichten. Minister Buschmann will die Gesetze entsprechend ändern. Als Ingenieur mit 30 Jahren Planungserfahrung bezweifele ich das. Ich kann auch nur noch mit dem Kopf schütteln, auf welche Ideen man kommt und was in den Medien für Lösungen veröffentlicht werden. Vielleicht sollte man sich mal die Frage nach den aktuellen Kostensteigerungen im Bauwesen stellen. Dazu vielleicht noch die Frage, warum den letzten Wochen und Monaten einige sehr… Mehr

Last edited 6 Monate her by Jack
GP
6 Monate her

„Wohnungsbauziele“, ein Begriff bei dem die Planwirtschaft aus allen Ritzen quillt. Neubauzahlen sollen sich durch Angebot und Nachfrage bilden, der Staat hat nur die Rahmenbedingungen zu setzen, mehr nicht. Irgendwie sind und bleiben die Deutschen ein staatsgläubiges Volk welches gerne alle Verantwortung auf „Vater Staat“ delegiert….

Ananda
6 Monate her
Antworten an  GP

„…die Deutschen ein staatsgläubiges Volk „. Vielleicht wird den Bürgern das aber auch nur antrainiert, indem man ihnen allen sinnvollen Alternativ Möglichkeiten nimmt (Arbeit soll sich lohnen, eine lebenswerte Zukunft). Selbst eine Selbstverständlichkeit wie die Heimat wird kaputt gemacht.
Hinter „Vater Staats“ Fassade hat sich inzwischen „Rumpelstilzchen“ eingenistet. Wer denen seine Zukunft anvertraut ….

bkkopp
6 Monate her

Das Bauen für sich ist nicht die Staatsaufgabe. Diese ist die Flächennutzungsplanung, die Baugenehmigungen, das Baurecht und das Steuerrecht rund um Immobilien. Der Staat sollte auch die durchschnittlichen Wohnungskosten (einschl. Energie) im Verhältnis zu den durchschnittlichen Einkommen verantwortlich steuern. Auch ein Rentner mit ca. € 2000.- Monatsrente, mit der er/sie nicht zu den Ärmsten gehört, ist arg gekniffen, wenn die monatlichen Wohnungskosten auf ca. € 800-1000 steigen. Ich wohne in einer der am dünnsten besiedelten Landeshauptstädte des Landes. Trotz Platz ohne Ende kommt keine kostengünstige Verdichtung zustande, die Grundstückpreise gehen seit mehr als 10 Jahren durch die Decke, und die… Mehr

John Beaufort
6 Monate her

Der Fehler liegt schon darin, dass eine Regierung ein „Wohnungsbauziel“ veröffentlicht. Das ist Planwirtschaft, und die hat noch nie funktioniert. Wenn man der arbeitenden Bevölkerung nicht das Geld aus allen Taschen zieht, um es an staatshörige Großkonzerne, Banken, NGO und Sozialfälle zu verteilen, dann hat diese genug Geld, sich selbst Häuser zu bauen.

Klaus D
6 Monate her

Bundesregierung verfehlt Wohnungsbauziel erneut deutlich……eine gute nachricht! Vielen scheint nicht klar zu sein das diese häuser (wohnungen) nur wegen der massenzuwanderung gebaut werden müssen. Ohne diese hätten wir einen hohen leerstand und niedrige mieten bzw müssten sogar zurückbauen. Für die bau,- und immobilienbranche war/ist die massenzuwanderung ein segen sondergleichen auf kosten der steuerzahler. Dazu kommt das hier viel fläche versiegelt werden muss es sind ja nicht nur die häuser auch straßen, parkplätze und sonstiges. Auch wird mehr wohnraum noch mehr zuwanderer anlocken bzw die lobbys die dafür sind motivieren noch mehr ins land zu holen.

Michael W.
6 Monate her

Bitte erst dann wieder Nachrichten über die Wohnungslage, wenn genügend Wohnungen gebaut werden. Das spart Zeit und Platz, denn wir alle wissen, dass der Staat diese Wohnungen nie bauen wird und Investoren keine bauen werden.
Übrigens: In Österreich gibt es Sozialwohnungen (die heißen dort „Gemeindewohnungen“) nur von der Gemeinde, niemals von Privat. Und der Staat/die Gemeinde darf auch keine „normalen“ Wohnungen bauen, das ist Privatsache.