Die Politik haut Steuergeld raus ohne jede Prüfung – besonders ins Ausland

Angeblich will die Politik künftig unbegrenzt Schulden machen, weil Deutschland zu wenig Geld habe: Ein Bericht des Bundesrechnungshofes zeigt nun, wie sorglos SPD, Grüne, FDP und Union mit Steuergeld umgehen.

IMAGO, picture alliance / Geisler-Fotopress - Collage: TE

Der Bundesrechnungshof prüft routinemäßig den Haushalt der Bundesregierung. Das Ergebnis für das laufende Jahr fällt für Kanzler Olaf Scholz (SPD) und seinen scheidenden Finanzminister Christian Lindner (FDP) verheerend aus: „Die Ausgaben- und Aufgabenlast des Bundes steigt. Es besteht Modernisierungs- und Nachholbedarf. Aber bei Infrastruktur, Digitalisierung, Landesverteidigung und Klimaschutz ist der fiskalische Spielraum für zukünftige Projekte gering“, sagt der Präsident des Bundesrechnungshofes, Kay Scheller.

Die größte Verschwendung findet in den Ministerien statt, die Geld ins Ausland transferieren. Zum Beispiel im Auswärtigen Amt. So fehlt dem Bund laut Rechnungshof bereits seit 20 Jahren jeglicher Gesamtüberblick darüber, an welche internationale Organisationen deutsches Steuergeld fließt. Dabei geht es hier um hohe Summen. Etwa um 8,7 Milliarden Euro im Jahr 2022. 1,9 Milliarden Euro davon hat Annalena Baerbocks (Grüne) Ministerium ausgegeben, ohne sie auch nur zu erfassen. Sorglos. 1,9 Milliarden Euro weg? Einfach so? Egal. Die Schuldenbremse lockern und noch mehr ausgeben. Seit 20 Jahren weist der Rechnungshof auf diese Praxis hin. Doch Frank-Walter Steinmeier, Heiko Maas (beide SPD) und nun Baerbock haben damit immer weitergemacht.

Doch nicht nur Ministerien sind daran beteiligt, deutsches Geld sorglos ins Ausland zu überweisen. Daher wäre es unfair, die Deutsche Bahn auf unpünktliche Züge und schlechten Service zu reduzieren. Auch der Umgang der DB AG mit Steuergeld ist sorglos. Das ist aber auch die Schuld der politisch Verantwortlichen. In dem Fall Verkehrsminister Volker Wissing (Volker Wissing). Und all seine Vorgänger seit 1994. Diese haben es laut Rechnungshof versäumt, „die Eigentümerrechte und -pflichten für den Bund umfassend wahrzunehmen“. Dem Bund fehle jede Strategie im Umgang mit der Bahn.

Die Bahn nutzt das, um ihr Geld nach eigenem Dünken auszugeben. Sie hat ihre Tätigkeit eigenständig ausgeweitet: Auf Bereiche, die nichts mit ihrem Kernbereich zu tun haben. Und auf über 140 Länder weltweit. Volker Wissing ist Minister geblieben, weil er seiner Verantwortung gerecht werden wolle. Aus dieser Verantwortung heraus hat Wissing darauf reagiert, dass die Bahn deutsches Steuergeld weltweit raushaut: Er hat ihr dafür mehr Steuergeld überlassen, „immer höhere Bundesmittel“, wie es der Rechnungshof formuliert.

Das Kerngeschäft in Deutschland funktioniert dafür nicht, wie der Rechnungshof feststellt. Wissings Ministerium „verfehlte sein Ziel, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern und damit zu den Klimaschutzzielen des Bundes beizutragen“. Obwohl Wissing der Bahn allein 90 Millionen Euro für ein Förderprogramm überließ, um die Trassenpreise zu senken. In der Verantwortung Wissings hätte es gelegen, den Förderbedarf und die Wirtschaftlichkeit des Projekts untersuchen zu lassen – doch da verzichtete Wissing auf seine Verantwortung und unterließ seine Pflicht – trotz wiederholter Hinweise des Rechnungshofes.

Doch nicht nur auf der Schiene ging Wissing sorglos mit Steuergeld um. Sein Haus ließ die Autobahn GmbH des Bundes über 100 außertarifliche Verträge schließen – ohne diese vorher zu prüfen. Damit handelte Wissings Ministerium rechtswidrig, wie der Rechnungshof erklärt. Diese Verträge hätten dann zahlreiche Mängel aufgewiesen, die sich durch eine Prüfung hätten verhindern lassen. Auch bei der Autobahn GmbH zeigt sich: Um an von Steuern finanzierte Aufträge zu kommen, muss man nicht unbedingt eine Ausschreibung gewinnen – die Nähe zu Minister, Ministerium und ihren Behörden reicht viel zu oft.

Eine sichere Quelle für verschwendetes Steuergeld ist das Bürgergeld. Der Rechnungshof hat den Aspekt der Selbstständigen untersucht, die staatliche Stütze erhalten, weil ihre eigenen Einnahmen zu gering sind. Das Ergebnis: Die Ämter gehen sorglos mit dem von Betrieben und deren Beschäftigten erwirtschafteten Geld um: „Den Jobcentern gelingt es nicht, den dauerhaften Bezug von Bürgergeld durch Selbstständige zu beenden“, heißt es im Bericht. Die Center genannten Ämter setzten die Grundsätze des Forderns und Förderns unzureichend um. Auch habe Sozialminister Hubertus Heil (SPD) es versäumt, die gesetzlichen Regelungen anzupassen. In der Folge erhalten rund 65.000 „Selbstständige“ Bürgergeld – in einem Drittel der vom Bundesrechnungshof geprüften Fälle seit mindestens fünf Jahren.

Eigentlich müssten die „Jobcenter“ prüfen, ob die Selbstständigkeit den Beziehern des Bürgergelds „eine realistische Perspektive“ bietet. Ist das nicht der Fall, müssten sich die Bezieher einen Job suchen. Doch die Prüfung bleibt laut Rechnungshof in 82 Prozent der untersuchten Fälle aus. Der sorgsame Umgang mit dem Geld des Steuerzahlers ist in den „Jobcentern“ also die Ausnahme, nicht die Regel. Auf dieses Problem weist der Bundesrechnungshof bereits seit 2017 hin. Seit sieben Jahren wissen die Ämter, dass sie mit dem Geld der Steuerzahler zu sorglos umgehen – und machen damit immer weiter.

Den sorglosen Umgang mit öffentlichem Geld haben die „Jobcenter“ aber nicht exklusiv für sich. Die „Deutsche Rentenversicherung“ des Bundes hat laut Rechnungshof „millionenschwere Beratungsaufträge vergeben“. Allein 7 Millionen Euro in nur einem Jahr für „strategische Beratungen“. Für die Aufträge insgesamt habe es keinen Bedarf gegeben. Die Rentenversicherung habe nicht einmal Beratungsziele festgelegt. Auch müsse sie künftig das Vergaberecht beachten. Bisher verlängert die Rentenversicherung Aufträge etwa einfach immer wieder ohne weitere Prüfung. Der Steuerzahler zahlt, die bedachten Agenturen profitieren. Bis kein Geld mehr da ist – und wenn die Schuldenbremse erst weg ist, auch darüber hinaus.

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Kommentare ( 21 )

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bkkopp
40 Minuten her

Es scheint, dass der Rechnungshof keinen ausreichenden Biß hat. Sonst könnten nicht Generationen von Ministern mit Unverantwortlichkeiten einfach weitermachen, ohne ihre Ämter zu verlieren, und eventuell auch weitere Rechtsfolgen zu erleiden. Auch der Bundestag müßte zu Kontrollmaßnahmen rechtlich gezwungen sein, und ggf. einem Minister das Vertrauen entziehen, und damit die Entlassung und weiteres erzwingen. Auf der Ebene der Beamten müßte auch der Rechnungshof rechtliche Handhaben zur Verfügung haben, um Disziplinarverfahren und ggf. auch Entlassungen zu erzwingen.

Matthias F.
44 Minuten her

Das Volk soll ausgebeutet werden bis nichts mehr da ist. Ein verarmtes Volk ist wehrloser als ein reiches und so lässt sich der Sozialismus leichter einführen. Denn das Argument wird lauten „lieber Sozialismus als zu verhungern“.

Kassandra
32 Minuten her
Antworten an  Matthias F.

Ja. Fischer hat es doch hinterlassen. Wenn er es auch im Anschluss nicht mehr gesagt haben will: „Deutschland ist ein Problem, weil die Deutschen fleißiger, disziplinierter und begabter als der Rest Europas (und der Welt) sind. Das wird immer wieder zu ‚Ungleichgewichten‘ führen. Dem kann aber gegengesteuert werden, indem so viel Geld wie nur möglich aus Deutschland herausgeleitet wird. Es ist vollkommen egal wofür, es kann auch radikal verschwendet werden – Hauptsache, die Deutschen haben es nicht. Schon ist die Welt gerettet.“ Auch ein Prof. Ottmar Edenhofer vom PIK äußerte schon 2010 solches: „Wir verteilen durch die Klimapolitik de facto… Mehr

Fieselschweif
46 Minuten her

Nach rund 270 Jahren „unabhängige Gewaltenteilung“ wäre es mal an der Zeit dieses Konstrukt an die Moderne anzupassen. Kein halbwegs großes Unternehmen kommt heute ohne einen Controller aus, der sich die Wirtschaftlichkeit eines Projekts einer Abteilung erklären lässt und dann dem Finanzvorstand eine Empfehlung bzgl. der Realisierung gibt. Und bei uns in der Politik? Selbstherrliches Durchregieren der Politaristokratie. Daneben hat man einen zahnlosen Bundesrechnungshof installiert, der dann im Nachgang herausfinden darf, was man im Vorfeld hätte feststellen müssen, würde man seriös und nicht nach Gutherrenart agieren wollen. Konsequenzen und Ergebnis aus dem Aufdecken der politischen Inkompetenz und der maßlosen Verschwendungssucht:… Mehr

jwe
54 Minuten her

Das ist wahrscheinlich das Geld, mit dem die Deutschen, wenn es im Lande bliebe, nur Unfug machen würden. Man denke nur an Sozialsysteme stabilisieren, INfrastruktur instandsetzen und all so unnütze Sachen.

Wilhelm Roepke
1 Stunde her

Präsident Milei in Argentinien ist das Vorbild. Es reichen die Ministerien für Justiz, Verteidigung, Finanzen, Inneres und Äusseres. Entwicklungshilfe kann weg, Wirtschaft geschrumpft zum Finanzminister, Soziales, Umwelt und Gesundheit geschrumpft zum Innenminister, Kultur,Klima, Bau und Familie kann wegund zu den Bundesländern delegiert werden.

BK
1 Stunde her

Machen Sie sich mal keine Gedanken. Das Steuergeld wird schon in die richtigen Hände gelangen und keines Falls für peruanische Fahrradfahrer ausgegeben. Was man eben nicht hier und in seiner Amtszeit verprassen kann, wird anschließend mit guten Freunden auf den Kopf gehauen. Ist ja schließlich nicht jeder Jurist geworden und kriegt nach seiner (polit) Karriere einen Job bei Gazprom. Deshalb wird das Geld auch nicht nach Panama überwiesen, sondern ökologisch rein-gewaschen, in Bitcoin investiert. Das Geld ist dann zwar weg, aber man hat es selbst eingecasht. Dazu reicht heute die Wallet auf dem Smartphone und man muss nicht mehr mit… Mehr

MaxT.Junior
1 Stunde her

Joschka Fischer im Jahr 2000:
„Das Geld der Deutschen ist nicht für die Deutschen da.“

Noch Fragen?

Biskaborn
1 Stunde her

Politik und Beamtenstuben interessieren doch nicht, was der Bundesrechnungshof anmahnt! Der hat keinerlei Befugnisse irgend jemand zur Rechenschaft zu ziehen oder zu sanktionieren! Insofern stellt sich die Frage, warum braucht das Land diese Behörde?

47 Minuten her
Antworten an  Biskaborn

…wozu ist der Bundesrechnungshof eigentlich da, zum Hof kehren?
Was hier fehlt sind Sanktionsmöglichkeiten gegen die Verantwortlichen…

Phil
1 Stunde her

Europa das neue Afrika?
Wenn die Politik so weitermacht, mit grosser Wahrscheinlichkeit…..
Africa is NOT Poor Because of Colonialism: Here’s Why. – Magatte Wade

ramses82
1 Stunde her

Vor allem die Grünen haben dieses Klima verantwortungsloser Ausgabenpolitik geschaffen. Herr Habeck hat mal gesagt, als ihm vorgeworfen wurde, wie teuer eines seiner Projekte werden könnte: „Ist ja nur Geld“. Oder man denke an das Vorhaben Kindergrundsicherung, wo die sogenannte Familienministerin Paus („eine Transfrau ist eine Frau“) eine neue Behörde mit 5000 Mitarbeitern schaffen wollte. Die Grünen haben seit Regierungsantritt ihre Ministerien und untergeordnete Planstellen mit neuen Mitarbeitern vollgestopft. Alleine Herr Habeck hat um die 10 Staatssekretäre um sich versammelt. Die Ampel hat die Zahl der Beamtenstellen in der Bundesverwaltung und in den Ministerien deutlich um rd. 11000 ausgeweitet, ein… Mehr