Betreuter Netz-Wahlkampf für Robert Habeck

Eine Webseite, verbreitet über X, bietet vorgefertigtes Material für die grüne Twitter-Armee. Es gibt dabei nur ein kleines technisches Problem.

picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Die heiße Phase des Bundestagswahlkampfs ist angelaufen. Die Grünen greifen dabei zu einem für deutsche Verhältnisse neuen Instrument der Wählerwerbung. Auf X – also der Plattform, die Elon Musk angeblich mit rechten Inhalten überschwemmen lässt – fällt seit Dezember eine Flut von Pro-Habeck-Posts auf. Sehr oft veröffentlichen anonyme oder pseudonyme Nutzer die gleichen Bilder und Grafiken mit jeweils gleichlautenden Kommentaren.

Wie funktioniert’s?…

— Habeck 2025 (@Habeck_2025) January 3, 2025

Für die Schwemme der Grünen-Promotion scheint auch das Nutzerkonto Habeck 2025 verantwortlich zu sein, das Habeck-Unterstützern etwas ganz Besonderes bietet: vorgefertigte Inhalte, die ein Netz-Wahlkämpfer nur noch aussuchen und posten soll. Das sogenannte grüne „Content-Tool“ befreit Unterstützer also von der Last, sich selbst Argumente pro Robert Habeck ausdenken zu müssen. „Ab sofort kannst du noch einfacher und schneller passendes Material für Social Media finden! Auf http://habeck-2025.de/content kannst du einfach einen Begriff eingeben und bekommst direkt Videos, Grafiken und mehr angezeigt“, teilen die anonymen Macher freudig mit. Wer in einer Suchmaske ein Schlagwort eingibt, dem, versprechen die Seitenbetreiber, stellt eine Datenbank digitales Material zur Verfügung. Den einzelnen Mitgliedern der grünen Netz-Armee bleibt dann nur noch die Aufgabe, das Material zu veröffentlichen.

„Dieses Tool wird von der Initiative ‚Habeck 2025‘ gehosted“, heißt es in einer Erklärung, „eine Gruppe von Menschen aus der Zivilgesellschaft, die es sich zum Ziel gemacht hat, Robert Habeck und den Grünen in ihrem Wahlkampf zu unterstützen. Wir wollen dabei helfen, dass ihre Inhalte besser verbreitet werden und nicht nur über die Kanäle der Partei laufen müssen. In Zeiten von Social Media und Messengern, kommt es auf das Engagement jedes Einzelnen an, da es viel schwieriger geworden ist, mit seiner Botschaft zu den Leuten durchzudringen, wenn diese Botschaft nicht bei einer breiten Masse Wiederhall findet.“ (Rechtschreibung wie im Original)

Wer die Initiative steuert und finanziert – dazu gibt es keine Angaben. Auffällig ist generell bei vielen grünen Wahlunterstützern auf X ein ganz auf Habeck ausgerichteter Personenkult, der in manchen Fällen schon wie eine Parodie wirkt:

Bei der „Habeck 2025“-Handreichung für betreutes Wahlkämpfen gibt es allerdings ein Problem: Egal, welches Schlagwort man eingibt – seit Freitag liefert die Seite nur Fehlermeldungen.

Um es mit Robert Habeck zu sagen: Die Wahlkampf-Seite ist nicht kaputt. Sie produziert nur vorübergehend keine Inhalte mehr.

Seit Sonntag liefert die Seite nach der Störung allerdings wieder vorgefertigte Videos und Social-Media-Kacheln – wenn auch mit etwas eigenwilliger Rechtschreibung, etwa, wenn es um „Wörmepumpen“ geht, von denen der Grünen-Politiker persönlich versichert, dass sie funktionieren.

Wer übrigens den Suchbegriff „Schwachkopf“ eingibt – keine Angst, es bezieht sich ja auf keine bestimmte Person – erhält als Antwort ein Video unter der Überschrift: „Robert gibt auch Fehler zu“. Es handelt sich um eine Aufnahme, die Habeck zeigt, wie er bei einem Sommerfest des Wirtschaftsministeriums verkündet, das Heizgesetz sei nur ein Test gewesen, um zu sehen, ob die Bevölkerung wirklich für die grüne Klimapolitik bereit sei.

Fans von Robert Habeck dürften das für einen Fall von lobenswerter Ehrlichkeit halten.

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