Wie die StZ angesichts der selbst erhobenen Zahlen und der auch ihren Journalisten zugänglichen amtlichen Arbeitslosenstatistik auf die Headline („Immer mehr Jobs für Flüchtlinge“) kommen kann, bleibt ein Geheimnis ihrer Redaktion.
Journalismus-Prüfung.: Unter der Headline „Immer mehr Jobs für Flüchtlinge“ berichtet die Stuttgarter Zeitung (StZ) vom 23. August auf Seite eins über die Ergebnisse einer von ihr bei einigen baden-württembergischen (Groß-)Unternehmen durchgeführten Umfrage zur Beschäftigung von „Flüchtlingen“. Demnach befinden sich in diesen Unternehmen derzeit 157 „Flüchtlinge“ in einem befristeten oder unbefristeten Anstellungsverhältnis, 146 absolvieren eine Ausbildung oder ein duales Studium, 105 befinden sich in einer Einstiegsqualifizierung zur Vorbereitung auf eine Ausbildung und 1.139 in einem zeitlich befristeten Praktikum.
Im Wirtschaftsteil der Zeitung erfährt man dann weitere, durchaus interessante Einzelheiten zu den verschiedenen Unternehmen. So sind von den 157 angestellten „Flüchtlingen“ alleine 90 bei der Daimler AG und 28 bei der SAP AG beschäftigt, während die Porsche AG bislang nur sieben „Flüchtlinge“, die Dürr AG nur einen und die Robert Bosch GmbH wie auch die Alfred Kärcher GmbH & Co KG bislang gar keine „Flüchtlinge“ angestellt haben. Dafür beschäftigt Bosch sieben „Flüchtlinge“ als Auszubildende und Kärcher zehn „Flüchtlinge“ als Praktikanten, zwei als Auszubildende und drei als Aushilfen. Auch Hugo Boss und Bilfinger Berger lassen sich nicht lumpen und beschäftigen sechs Praktikanten und drei Auszubildende (bei Hugo Boss) sowie vier Auszubildende und einen Master-Studenten (bei Bilfinger Berger). Der landeseigene Energiekonzern EnBW will solchen Erfolgen im Sinne des Merkelschen „Wir schaffen das“ nicht nachstehen. Er beschäftigt derzeit 13 „Flüchtlinge“ als Auszubildende und startet eine weitere Einstiegsqualifizierung für 32 junge „Flüchtlinge“. Ältere „Flüchtlinge“ erhalten bei der EnBW dagegen offenkundig keine solche Möglichkeiten.
Offen bleibt in dem Bericht, ob es unter den von der StZ angefragten Unternehmen auch welche gibt, die keinerlei „Flüchtlinge“ beschäftigen, weder als Angestellte, noch als Auszubildende oder als Praktikanten. Offen bleiben auch die Erfolgs- bzw. Mißerfolgsquoten bei den Einstiegsqualifizierungen und den Ausbildungsverträgen, obwohl immer wieder darüber berichtet wird, dass viele „Flüchtlinge“ ihre Ausbildung abbrechen. Das wollte die StZ vielleicht nicht genauer in Erfahrung bringen oder hält eventuell vorliegende Ergebnisse möglicherweise für nicht berichtenswert.
Wie die StZ angesichts der selbst erhobenen Zahlen und der auch ihren Journalisten zugänglichen amtlichen Arbeitslosenstatistik auf die eingangs erwähnte Headline („Immer mehr Jobs für Flüchtlinge“) kommen kann, bleibt ein Geheimnis ihrer Redaktion. Die Zahlen belegen recht eindeutig, dass die Türen selbst derjenigen baden-württembergischen Unternehmen, die, wie zum Beispiel Daimler und Porsche, die Grenzöffnung der Jahre 2015/2016 öffentlich bejubelt haben, insbesondere für die schon etwas älteren „Flüchtlinge“ weitgehend verschlossen sind. Jüngere „Flüchtlinge“ werden hingegen in Praktika getestet, häufig aber nicht übernommen, einige in Ausbildung gebracht, nur wenige befristet, noch weniger unbefristet beschäftigt. So bringt man keine weiter anschwellende Reservearmee von einigen hunderttausend, für Hochleistungsunternehmen nicht qualifizierten Menschen in einem überschaubaren Zeitraum in Arbeit. Dies zu thematisieren und zu hinterfragen, um so einen öffentlichen Disput über Lösungen anzustoßen, ist die Aufgabe eines unabhängigen und kritischen Journalismus, nicht jedoch die Beschönigung eines offenkundigen Problems, das seine Verursacher angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl verschweigen wollen. Journalisten sollten sich nicht zu Handlangern solcher Ansinnen machen und von Gläsern, die fast leer sind, nicht behaupten, sie seien halb voll.
Roland Springer arbeitete als Führungskraft in der Autoindustrie. Er gründete im Jahr 2000 das von ihm geleitete Institut für Innovation und Management. Sein Buch Spurwechsel – Wie Flüchtlingspolitik wirklich gelingt erhalten Sie in unserem Shop www.tichyseinblick.shop
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Was sagt das alles??? Selbst WENN sämtliche Praktikanten, Azubis etc.etc. in Festanstellungen übernommen werden würden, wie lange würde es bei diesem Tempo dauern bis eine auch nur halbwegs „vernünftige“ Beschäftigungsquote erreicht wäre??? – Ein anderes Beispiel: WENN die Quote der momentan – mit rechtswirksamem Beschluss – Abzuschiebenden beibehalten wird, wird es bei der gegenwärtigen Geschwindigkeit der TATSÄCHLICH erfolgten Abschiebungen 500 Jahre dauern bis der gegenwärtige „Berg“ tatsächlich abgeschoben IST. – Ewas was unter Anderem zeigt, dass der Rechtsstaat „pervertiert“. – Sich in selbstgeschaffenen Kompliziertesten und Widersprüchlichkeiten längst hoffnungslos verheddert hat. Was seine Ursache in der Irrsins-Utopie hat, ein Mehr an… Mehr
„Jedes Unrecht beginnt mit einer Lüge“. IMAD KARIM, im CICERO, 17. Januar 2017
falsch!
Erst wenn das letzte Kapital verlagert, der letzte Hochqualifizierte ausgewandert und die letzte Firma ins Ausland verlegt wurde, werden die deutschen Politiker merken, dass das Geld für ihre Diäten nicht vom Himmel fällt.
Wenn ich heute Zeitung lese, dann denke ich anfangs immer „Mal sehen, was die wollen, das ich heute zu denken habe.“
Heute, Samstag, hat das Hamburger Abendblatt meinen „Lieblingsredakteur“ Christoph Heinemann wieder einmal rangelassen, um das Lied auf die Segnungen der „Flüchtlinge“ zu singen: Von den 50 000 seit 2015 in Hamburg angekommenen Flüchtlingen (alias Wirtschaftsmigranten) hätten bereits 9000 einen Job! Nachweis dafür? Fehlanzeige! Nur ob es bei allen Flüchtlingskindern mit dem Abitur klappe, sei zweifelhaft! Naiver gehts nimmer. Dazu passt: Scholz, SPD, will auch abgelehnte Asylanten integrieren! Man müsse, diese voll unterstützen solange sie bei uns sind. Gemach, gemach! Scholz kann das nur machen und politisch überleben (genauso wie G 20), weil die CDU personell NICHTS zu bieten hat und… Mehr
Sie haben recht. Mit Hilfe der Initiative „Wir zusammen“ versuchen die Regierung und die IHK zusammen mit einigen Unternehmen, Flüchtlingen einen Zugang in Ausbildung und Arbeit zu verschaffen. Selbst die in dieser Initiative engagierten Unternehmen halten sich mit der tatsächlichen Beschäftigung der Flüchtlinge aber angesichts des hohen Qualifizierungs- und Betreuungsaufwands wie aber auch besserer Bewerber sehr zurück. Daimler ist dafür nur eines von vielen Beispielen. Dort haben laut StZ an rund zehn Produktionsstandorten mit jeweils mehreren tausend Mitarbeitern und sieben großen Vertriebszentren in Deutschland derzeit lediglich 20 junge Flüchtlinge einen Ausbildungsvertrag und kein einziger Flüchtling einen befristeten oder unbefristeten Arbeitsvertrag… Mehr
Nach dem die Bertelsmänner uns eben erst mitteilten, dass die große Mehrheit ganz aus dem Häuschen vor Freude über das immer größere „Wir“ ist, meldet die GfK jetzt das genaue Gegenteil: https://www.welt.de/wirtschaft/article167987546/Zuwanderung-verunsichert-die-Deutschen-wie-kein-anderes-Thema.html Alles eine Frage der Fragestellung. Ich nehme an, die Bertelsmänner haben in etwa so gefragt: „Gehören Flüchtlinge, also natürlich echte Flüchtlinge, für sie zum „Wir“?“ Dann überrascht mich die große Mehrheit nicht, denn ich habe nie an der Hilfsbereitschaft meiner Landsleute gezweifelt. Leider hat man sicher nicht gefragt, ob auch Menschen, die ihre Herkunft verschleiern, ihren Paß wegwerfen oder verstecken und die zu den von uns bezahlten Integrationskursen… Mehr
„Wie die StZ angesichts der selbst erhobenen Zahlen und der auch ihren Journalisten zugänglichen amtlichen Arbeitslosenstatistik auf die eingangs erwähnte Headline („Immer mehr Jobs für Flüchtlinge“) kommen kann, bleibt ein Geheimnis ihrer Redaktion.“
Keine ahnung wo sie da ein geheimnis sehen.
Das zauberwort und auch die lösung nennt sich lügenpresse.
Dies sollte doch auch ihnen bekannt sein…
„… ist nämlich das österreichische Bundesheer an der Grenzsicherung am Brenner tätig.“
Nur an den Bahnstrecken von dort, direkt zum Brenner „darf“ das Bundesheer nicht tätig werden.
„Außerdem droht Österreich …“
Gedroht wird je nach Lage auch hierzulande gern mal, folgenlos nicht nur bei Herrn Seehofer und dies schon sprichwörtlich.
Und selbst dies dürfte ebenso wahlkampfbedingt sein. Nur erwarten unsere Nachbarn am 15. Oktober bekanntlich ein sehr viel knapperes Ergebnis.