Staatlich betreutes Pinkeln

Der woke Betreuungsstaat kennt kein Feld, in das er sich nicht einmischt. Auch nicht das, in dem es um die Auswürfe der Blase und des Darms geht. In der Regenbogenstadt Berlin gibt es jetzt betreute Toiletten. Genauer gesagt in Kreuzberg.

Urinal am Chamissoplatz, Kreuzberg, Berlin

Stell Dir vor, du kommst nach Hause und musst deiner Mutter erklären, was du beruflich machst. Du holst tief Luft und schilderst: Ich fahre von öffentlicher Toilette zu öffentlicher Toilette. Mache dort den Dreck von Drogensüchtigen weg und ermuntere sie mit freundlichem Zureden, den Platz zu verlassen. Welche Mutter würde da nicht platzen vor Stolz.

Sprachlich zugespitzt? Ein wenig. Eine Glosse? Basierend auf absurdem Humor? Nein, echt nicht. Das passiert im bunten Berlin gerade wirklich. Der Senat und das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg haben mitgeteilt, dass es im grünsten aller Stadtteile nun fünf betreute Toiletten gibt. Denn wer seine persönlichsten Geschäfte sauber und friedlich erledigen will, hat es am Görlitzer Park oder am Kottbusser Tor wirklich nicht leicht.

Denn an diesem Ort wählen sehr viele Menschen grün oder links – und sehr viele Menschen machen sich mit Drogen das Gehirn derart kaputt, dass sie auf der Evolutionsleiter des Sozialverhaltens hinter einen Hund zurückfallen. Sie bauen die öffentlichen Toiletten zu ihren Suchtbunkern aus: Sie verschanzen sich darin, verschmutzen sie absichtlich, um anderen den Zugang zu vergällen; greifen jeden an, der es trotzdem versucht – sogar die Firma Wall GmbH, die diese Toiletten reinigen und warten soll.

Was machen die vier Toiletten-Betreuer nun konkret. Sie fahren der Reihe nach die Anlagen im grünen Friedrichsberg-Kreuzberg an. „Fehlnutzende“ – also Drogensüchtige – „werden niedrigschwellig angesprochen und gebeten, die Örtlichkeiten zu verlassen. Funktioniert das nicht, wird durch die Hinzuziehung Dritter deeskaliert.“ Die Hinzuziehung Dritter? Hähhh? Was heißt das? Nun, Friedrichshain-Kreuzberg ist grün regiert. Da sagen die Verantwortlichen aus ideologischen Gründen nicht gerne: Wenn wir nicht weiter wissen, rufen wir die Polizei. Auch, wenn es genau so ist. Gerade, weil es genau so ist.

Toiletten-Betreuer ist also nichts anderes als eine Scheißhaus-Patrouille? Nicht ganz. „Kleinere Verunreinigungen“ dürfen sie selbst entfernen. Ebenso wie Sperrmüll, der rund um die Toilette liegt. Für „Defekte und große Verunreinigungen“ rufen sie die Profis von der Wall GmbH. Vier wandernde Aushilfs-Putzfrauen mit Kontakt zur Polizei und zu dem großen Putzteam? Was kann das kosten? 300.000 Euro für anderthalb Jahre? 500.000 Euro für anderthalb Jahre? Lange nicht: 1,6 Millionen Euro für anderthalb Jahre Wachdienst. Grüne Politik ist erst dann restlos gescheitert, wenn es unsinnig teuer für den Bürger wird.

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Kommentare ( 14 )

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Der Ingenieur
1 Monat her

Dumm, dümmer, Berliner?

Für 1,6 Mio. könnten sie auch die vorhandenen Toiletten durch zig. selbstreinigende Toiletten ergänzen. Überall in Frankreich gibt es sie seit mehr als 30 Jahren, aber inzwischen auch in vielen deutschen Städten:

Nach 12 Minuten kommt ein schriller Warnton, sein Geschäft zu beenden, 4 Minuten später öffnet sich automatisch die Tür. Geht keiner raus, schließt sie sich 3 Minuten später wieder.

Was nun kommt, will kein Junkie erleben: Die gesamte Kabine wird automatisch geduscht, dabei auch der ganze Fußboden unter Wasser gesetzt und das Klobecken sogar separat gereinigt.

Last edited 1 Monat her by Der Ingenieur
verblichene Rose
1 Monat her
Antworten an  Der Ingenieur

Ich würde sitzen bleiben, das spart Klopapier, die Wäsche der Klamotten und natürlich den Gang zum Duschbus, den es zumindest hier in Hamburg gibt 😉

c0benzl
1 Monat her

Die Gruenen und ihre Freunde koennen sogar die Pissrotunden und die Junkies kapitalisieren.

Und da sagen alle, die verstehen nichts von Wirtschaft 😁

elly
1 Monat her

solange die Berliner am Tropf des Länderfinanzausgleiches hängen, ändert sich nichts.

Innere Unruhe
1 Monat her

Ist dieses Betreuer-Kollektiv hinsichtlich Frauen- und Migrationsquote ausgewogen? Ist dabei eine Migrantin? Wie viele Frauen machen den Job?
Gibt es Bestrebungen, diese Beschäftigung beim Girls‘ Day zu bewerben?

Jan Usko
1 Monat her

Betreutes Denken kennen wir ja inzwischen. Aber betreute Toiletten? Das ist neu!
Vielleicht jedoch scheint es notwendig zu sein, da diese sich sonst querstellen, am rechten Straßenrand zusammenrotten und eine Montagsdemonstration veranstalten könnten (Schmunzel!). Für diesen Fall muss man halt dringend vorsorgen…

Last edited 1 Monat her by Jan Usko
Positivsteuerung
1 Monat her

Schluss mit dem Länderfinanzausgleich.
Müssten die Berliner das in ihrer Stadt verprasste Geld selber erwirtschaften, könnten sie der Realität nicht länger davon laufen.
Bezogen auf die Klofrage würde das wohl auf eine mit einem Spaten erschaffene Grube samt Donnerbalken hinauslaufen.

Nibelung
1 Monat her
Antworten an  Positivsteuerung

Absolut richtig und im Prinzip läuft doch bei uns alles verkehrt rum, wobei die Toilettenfrage nicht nur eine Sache der unappetitlichen Betrachtung ist, wenn sie im freien erfolgt, sondern auch gesundheitliche Probleme nach sich zieht, wenn man das nicht in den Griff kriegt. Während viele zivilisierte Staaten im Altertum dieses Problem schon ganz gut im Griff hatten, ist es im europäischen Mittelalter wieder zur Kloake verkommen und erst später hat man sich daran erinnert, daß es auch anders gehen könnte, was gelungen ist, mit einigen Ausrutschern unbedarfter Leute, die es auch von ihrer Heimat nicht anders kennen und nichts besonderes… Mehr

Anna-Maria
1 Monat her

Inder USA darf man, wenn man MUSS in jede beliebige Restaurants, Hotels, incl. 5 Sterne KOSTENFREI UNDSELBSTVERSTANDLICH auf die Toilette gehen. Es ist wie Luftholen.

Markus Gerle
1 Monat her
Antworten an  Anna-Maria

Wirklich schlimm ist, dass bei diesem Thema Deutschland als ungastliches Land die Ausnahme ist. Sie erwähnen lediglich die USA. Dann nennen Sie doch mal ein anderes Land, wo man z. B. in Einkaufszentren fürs Pinkeln bezahlen muss. Ich kenne diese Unsitte nur aus Deutschland. In manch asiatischer Mall ist die Toilette fast schon eine Oase. Selbstverständlich kostenlos. Und in Ländern wie z. B. Spanien halte ich inzwischen gerne an Autobahnraststätten an. Nicht nur, um kostenlos zu Pinkeln . Man kann dort sogar gut essen, ohne abgezockt zu werden. Dass mir beim Pinkeln der Nacken massiert wird (bin ein Mann), habe… Mehr

moselbaer
1 Monat her

Na, solche Geschichten erfreuen doch das Herz insbesondere derjenigen Bundesbürger, die über den Länderfinanzausgleich die dringenden Bedürfnisse unserer ebenso glorreichen wie vorbildlichen Bundeshauptstadt mitfinanzieren müssen.

Rob Roy
1 Monat her

1,6 Millionen Euro für anderthalb Jahre Wachdienst.

Das würde für jeden der vier Mitarbeiter einen Jahreslohn von über 260.000 Euro ergeben. Den bekommen sie garantiert nicht.
Das Gros des Budget bleibt bei dem Träger dieser Maßnahme hängen. Deren Betreiber mit Sicherheit beste Kontakte zu den Grünen und der Bezirksverwaltung haben und diesen Auftrag an Land gezogen bzw. vermutlich sogar selbst initiiert haben.
Evt. die gleichen, die für die Holzlatrine am U-Kottbusser Tor sechstellige Beträge abgegriffen haben.
Vetterwirtschaft gepaart mit Steuerverschwendung.

flo
1 Monat her
Antworten an  Rob Roy

ms. com/dpa: Die Personalkosten (Reinigungstrupps aus täglich vier Menschen im Zwei-Schicht-System) betragen rund eine Million Euro für knapp zwei Jahre. Außerdem sollen die Toiletten regelmäßig repariert werden. Hinzu kommen Sozialarbeiter, um der ‚Zerstörungswut, Drogenhandel und -konsum und (…) zunehmend aggressiven Verhalten zu begegnen‘. Die Kosten dafür: etwa 180 000 Euro bis Ende 2025. Zudem entstehen Sachkosten und Ausgaben für Verbrauchsmaterialien sowie 70 000 Euro für die Auswertung des Projekts.

Der Ingenieur
1 Monat her
Antworten an  flo

Könnte man sich alles durch automatisch selbst-reinigende Toiletten ersparen, wie es sie bereits seit mehr als 30 Jahren überall in Frankreich gibt und auch inzwischen in vielen deutschen Städten.