Eigentlich haben Öffentlich-Rechtliche einen Bildungsauftrag. In Deutschland ist davon wenig zu spüren. Währenddessen legt die BBC los - trotz deutlich geringerem Budget.
Vor dem Hintergrund des Lockdowns in Großbritannien startet die BBC das größte Bildungsangebot in ihrer Geschichte. Die britische Rundfunkanstalt will Familien, insbesondere sozial schwache ohne Internetanschluss, so beim Homeschooling der Kinder unterstützen. Auf zwei Kanälen soll ein dreistündiges Programm für Grundschüler sowie ein zweistündiges Programm für Schüler von weiterführenden Schulen gesendet werden, welches sich an Stundenplänen und schulischen Curricula orientieren soll. Das ganze ergänzt das bisherige Bildungsangebot der BBC, welches über die Mediathek abrufbar ist. „Die BBC hat der Nation durch die schwierigsten Momente des letzten Jahrhunderts geholfen, und in den nächsten Wochen wird sie unseren Kindern lernen helfen, während wir zuhause bleiben, das Gesundheitssystem schützen und Leben retten“, erklärte Oliver Dowden, der britische Kulturminister. Das bemerkenswert schnell aufgestellte Programm wurde bereits einen Tag nach der Verkündung des erneuten Lockdowns auf den Inseln bekanntgegeben und soll am Montag, dem 11. Januar auf Sendung gehen.
— Filipp Piatov (@fpiatov) January 5, 2021
Ganz anders hier in Deutschland. Schaltet ein Schüler hier am 11. Januar um Neun Uhr den Kinderkanal der Öffentlich-Rechtlichen ein, verbringt er drei Stunden mit Sendungen wie „Feuerwehrmann Sam“, „das Dschungelbuch“ oder „The Garfield Show“. An der Qualität dieser Serien ist gar nichts auszusetzen: Als Kind habe ich genau das auch immer geguckt, wenn ich nicht in die Schule ging und krank machte – also nicht lernen wollte. Von einem „Bildungsauftrag“, mit dem sich ARD, ZDF und Co. eigentlich sonst immer legitimieren wollen, ist da wenig zu erkennen. Auch im Ersten findet sich am 11. Januar nicht viel, was einem Schulkind das Wissen vermitteln könnte, welches es sich sonst im Klassenzimmer aneignen würde: Abgesehen von zwei Quizshows mit Kai Pflaume und Jörg Pilawa wird auch hier nichts gesendet, was einem Schüler auch nur Ansatzweise etwas vermitteln könnte. Allein diese zwei Moderatoren als Vertretungslehrer versinnbildlichen „Bildungskatastrophe“ relativ deutlich. Nur die Sendung „Verrückt nach Meer: Tanz durch den Ärmelkanal“ könnte den Schülern eine Hilfe sein – wenn sie einen Guide enthielte, wie man über das Meer nach Großbritannien kommt, um britisches Bildungsfernsehen gucken zu können.
Ob es daran liegt, dass ARD und ZDF – nach eigener Aussage, wenn es um die Erhöhung des Rundfunkbeitrages geht – knapp bei Kasse sind? Wohl kaum. Denn während die BBC 2019 umgerechnet rund 5,5 Milliarden Euro einnahm, kassierten die deutschen Öffentlich-Rechtlichen etwas mehr als 8 Milliarden Euro allein durch Rundfunkgebühren – die Werbeeinnahmen sind dort noch nicht eingerechnet. Bei solchen Summen fehlt das Verständnis dafür, dass die Sender kein ähnliches Programm auf die Beine stellen und endlich mal ihre Relevanz konkret unter Beweis stellen. Vor allem, weil sie doch sonst immer so gerne versuchen, ihre Zuschauer zu erziehen.
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https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/fernsehen-bildet-schule-daheim/26784830.html
Der Bildungsauftrag in ARD und ZDF ist voll erfüllt…nach der Schule lernt der junge Zuschauer entweder veganes Wett-Kochen in der Küchenschlacht oder er lernt viel über Tiere in Giraffe,Erdmänchen und Co. – da werden die Affenbabys in Pampers gewickelt und die kleinen Löwenbabys in den Schlaf gestreichelt….Bildungsauftrag erfüllt.
Leider haben ARD und ZDF keinen Bildungsuaftrag sondern nur Finanzierungsbedarf.
ÖRR = Selbst entlarft, würde ich mal sagen.
Bildungsfernsehen bringt keine Quote und nur Quoten bringen politischen Einfluss. Da hätte sich das Virus halt 2017 bei der Programmplanung melden müssen und die Kultusministerkonferenz das wie Werbung bestellen müssen…^^
Man ist halt mit viel wichtigeren Dingen beschäftigt. Welche das sind? Einfach die Glotze einschalten.
Aber Pilawa/Pflaume machen doch ein dem Publikum angemessenes Bildungsfernsehen, ich verstehe die Vorwürfe nicht!
Wunderbar. Mehr Satire geht nicht.
Denkt denn keiner an die armen Intendanten?
Für ein Jahresbudget von lächerlichen 8 Milliarden Euro kann man nicht auch noch Homeschooling anbieten.
Wovon sollen die Intendanten dann noch bezahlt werden?
Ich wette um 17,50 Euro, dass die öffentlich-rechtlichen Sender bisher noch nicht einmal daran GEDACHT haben, derartige Sendungen zu produzieren oder einzukaufen und in deren verschiedenen, möglichen Kanälen zu senden!
Bei uns hier in Uruguay hat jedes Kind seinen eigenen Computer/sein eigenes Tablet und der Fernunterricht lief relativ gut, da mit Plan Ceibal die Plattform dafür seit 10 Jahren vorhanden ist und 80 Prozent der Haushalte über einen Glasfaseranschluss verfügen, der Rest über zumindest 4G. Dass so etwas in Europa nicht oder erst mit deutlicher Verzögerung funktioniert lässt tief schließen …