Bassam Tibi: 90 Prozent leben in Parallelgesellschaften

Bassam Tibi: Eine links-grüne Minderheit dominiert die Medien. Viele Menschen denken so wie ich; in privaten Gesprächen äußern sie auch ihre Bedenken. Wenn sie aber öffentlich reden, haben sie Angst.

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Benedict Neff, NZZ Berlin, sprach mit dem Islam-Experten, der seine Idee vom Euro-Islam als nicht durchführbar aufgegeben hat. Das Interview trägt den Titel: «Der deutsche Staat kapituliert vor dem Islam». (Bassam Tibi ist Unterzeichner der Erklärung 2018.)

«Herr Tibi, vor zwei Jahren haben Sie gesagt, die Kölner Silvesternacht von 2015 mit den massenhaften sexuellen Übergriffen sei ein ‹Dosenöffner› gewesen. Seither finde in Deutschland eine freiere Diskussion über Migration und Islam statt. Hat sich das bewahrheitet?»

«Ich hatte gehofft, dass die Deutschen aufwachen. Das ist aber nicht passiert. Eine links-grüne Minderheit dominiert die Medien. Viele Menschen denken so wie ich; in privaten Gesprächen äußern sie auch ihre Bedenken. Wenn sie aber öffentlich reden, haben sie Angst. Es gibt eine Atmosphäre der Selbstzensur in Deutschland. Persönlich habe ich keine Angst vor Diffamierung. Ich kann mich wehren. Aber der deutsche Michel ist ängstlich.»

Wir geben besonders signifikante Teile wieder.

Neff hakt nach, «Intellektuelle wie Rüdiger Safranski, Jörg Baberowski oder jüngst Uwe Tellkamp» hätten sich aber «sehr kritisch zur Migrationspolitik geäussert.»

Tibi: «Das sind mutige Deutsche, und ich bewundere sie. Am Beispiel von Tellkamp kann man aber auch illustrieren, was passiert, wenn einer vom medialen Mainstream abweicht. Tellkamp hat mit der AfD nichts zu tun. Die deutschen Medien versuchten ihn aber gleich als radikalisierten Rechten fertigzumachen. An ihm wurde ein Exempel statuiert: ‹Guckt alle her, sollte sich ein anderer vorwagen, passiert mit ihm das Gleiche.›»

Neff: Seehofer werde vorgeworfen, die Gesellschaft zu spalten. Tibi: «Die Gesellschaft ist schon gespalten. Zehn Prozent der Muslime in Deutschland sind beruflich und gesellschaftlich eingegliedert. Neunzig Prozent leben in Parallelgesellschaften. Die meisten möchten auch gar nicht dazugehören.»

Über das Stichwort Integration sagt Tibi: «Ich habe als Berater mit Verwaltungsleuten über Integration geredet und war erstaunt. Mit Integration meinen sie: Registrierung, Alimentierung, häusliche Unterbringung, bestenfalls Sprachkurse. Integration heißt aber, dass man eine Bürgeridentität annimmt. Zu einer Heimat gehört Identität. Wenn dieser Faktor ausgeschlossen wird, bleibt nichts. Da steckt aber das deutsche Problem: Es gibt kein Identitätsangebot.»

Das ganze Interview finden Sie bei NZZ. 

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