Baerbock ist empört: Ein Mann auf Platz Eins der grünen Landesliste im Saarland

Im Saarland haben sich die Grünen über das Vereinsstatut hinweggesetzt, wonach nur Frauen den ersten Listenplatz besetzen dürfen. Das sorgt für Empörung auch in der Parteizentrale in Berlin. Manche sprechen bereits von einem "Autokraten".

IMAGO / photothek

Die Grünen im Saarland haben ihre Landesliste gewählt. Das sorgt jetzt für Wellen bis hoch in die Bundesparteiführung. Annalena Baerbock erklärt: „Wir haben uns das anders gewünscht“, und die Grüne Jugend Saar spricht von einem „Rollback in alte Zeiten und Ausgrenzung“. All diese Aufregung hat einen eigentlich ziemlich banalen Grund: Der Spitzenkandidat der Liste ist ein Mann.

Auf Platz Eins ihrer Landesliste für die Bundestagswahl wählten die Saar-Grünen nämlich ihren früheren Parteichef Hubert Ulrich. Ulrich setzte sich auf dem Parteitag durch, nachdem die inzwischen abgelöste Landesvorsitzende Tina Schöpfer in allen drei Wahlgängen durchgefallen war und nicht die benötigten Stimmen erhielt. Daraufhin beschloss der Parteitag, dass – entgegen der Parteisatzung – auch ein Mann für Platz Eins antreten dürfte. Das sogenannte „Frauenstatut“ der Bundespartei verbietet das. Ulrich besiegte in einer anschließenden Kampfkandidatur auch die Vorsitzende der Grünen Jugend im Saarland, Jeanne Dillschneider, deren Kandidatenrede sich vor allem um ihr Frausein und ihre Sexualität drehte.

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Die Grüne Jugend zeigt sich in einem Statement „schockiert“ und spricht von „eklatanten Verstößen“ gegen die Parteisatzung. Andere Delegierte warfen Ulrich vor, er sei für die Niederlage Schöpfers verantwortlich und habe das Wahlverhalten beeinflusst. „Dieser permanente Vorwurf ist schlichtweg an den Haaren herbeigezogen“, erklärt Ulrich gegenüber dem Saarländischen Rundfunk. Das alles habe „mit Demokratie nicht mehr viel zu tun“ – die 150 Delegierten seien unabhängig und hätten eine freie, demokratische, geheime Entscheidung getroffen, betonte Ulrich. Die Junggrünen sind anderer Ansicht: „Demokratie sieht so nicht aus“, twitterte Tim Gilzendegen, der Pressesprecher der Grünen Jugend Saar. Man sei von einer „dubiosen, unbekannten Mehrheit“ übergangen worden. Ausgerechnet derjenige, der so über Demokratie redet, nennt Ulrich dann sogar einen „Autokraten“.

Der Fall erreicht mittlerweile auch die Bundespartei. Annalena Baerbock, selbst wahrscheinlich größte Profiteurin der institutionalisierten Männerdiskriminierung in ihrer Partei, erklärte nach einer Besprechung im Bundesvorstand am Montag, der Generalsekretär der Grünen werde mit dem saarländischen Landesverband „im intensiven Austausch sein“. Sie übt womöglich schon mal eine unter Merkel etablierte, Kanzlerinnen-Kernkompetenz: Wahlen mit „falschem“ Ergebnis rückgängig machen.

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Kommentare ( 99 )

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Schorschi
3 Jahre her

Die Grünen sind natürlich eine Partei der und für Frauen, aber so blöd sind die auch noch nicht, auf die Unterstützung von Männern verzichten zu wollen – zu. al sie sich das ja auch. icht leisten könnten. Ich frage mich immer, wie blöd man als Wähler (m) eigentlich sein kann. Und Frauen, die es mit Chancengleichheit und Gerechtigkeit haben und dann grün wählen, kann ich leider auch nicht mehr für voll nehmen.

Physis
3 Jahre her

Wie kann diese Satzung überhaupt bestand haben, wenn gleichzeitig von freien, geheimen Wahlen geschwurbelt wird?
So geheim können Wahlen bei den Grünen ja dann doch nicht sein, denn eines weiss man von den Wahlberechtigten: sie MÜSSEN ZWINGEND eine Frau gewählt haben…
Oder auch nicht, wie sich gerade heraus stellt.

Wolfgang M
3 Jahre her

Für mich ist die Frage, ob dieses Parteistatut überhaupt verfassungsgemäß ist. Wann klagen endlich grüne Männer bis zum BVerfG gegen dieses Statut. Diese Regelung verstößt jedenfalls gegen die Gleichberechtigung. Wurde deshalb Baerbock Kanzlerkandidatin? Ich kenne auch andere problematische Regelungen. In Niedersachsen muss einer von 2 Elternratsvorsitzenden eine Frau sein. D.h. 2 Frauen sind erlaubt, 2 Männer nicht. Die Linken und Grünen haben sich für eine Doppelspitze entschieden. Es sollte auch jeweils ein Frau Vorsitzende werden können. Jetzt hat die Linke 2 Frauen an die Bundesparteispitze gewählt. 2 Männer wären bestimmt nicht möglich gewesen. Wann hauen die Männer auf den Tisch… Mehr

DW
3 Jahre her
Antworten an  Wolfgang M

Bei den Grünen gibt es keine „Männer“.
Oder meinen Sie diese Figuren mit Männerdutt und Spargelärmchen, die es offenbar genießen, von den grünen Dominas eins übergezogen zu bekommen?

Stef
3 Jahre her
Antworten an  DW

Nach dem Motto „stürzt die Alphas, damit wir Betas auch mal einen Stich kriegen“ (im wahrsten Sinne des Wortes).

Ich erinnere dabei an den Tintenfisch, dessen Beta Männchen sich als Weibchen tarnen, und im Harem des Alphas unter diesen Weibchen verstecken, damit sie dort die eine oder andere Schnecke abgreifen können.

Gisela Fimiani
3 Jahre her

Hat die „Dressur“ des Mannes und nicht nur dessen Dressur, nicht bereits ungeahnte „Erfolge“ aufzuweisen? Unsere neuen „Eliten“ setzen die Dressur immer ungenierter fort – weil sie es können -.

nhamanda
3 Jahre her

Genau: die Gruenen (W,dW) und fertig. Da finden sich viele…..

HaSal
3 Jahre her

Hallo, Frau Baerbock
Mutti hat es doch in Thüringen gut vorgemacht. Einfach nachmachen!
Also: Neuwahlen müssen her.

Altbuerger
3 Jahre her

Ganz schön tolerant diese Grünen!
Wieso kann man denn überhaupt eine männliche Person wählen, wenn das nicht okay ist?
Somit wird von den Grünen nun eine Person aufgrund seines Geschlechts diskriminiert, ganz großes Kino.
Schließt doch alle Männer aus der Partei aus!
Dann lässt es sich auch leichter kämpfen gegen diese toxische Männlichkeit.
Doppelmoral vom Allerfeinsten!

Rueckbaulogistik
3 Jahre her

Ich schäme mich, eine Deutsche zu sein.

Juergen P. Schneider
3 Jahre her

Vielleicht hat Hubert Ulrich sich einfach nur als Frau gefühlt. Schließlich ist das Geschlecht doch frei wählbar und nicht wie wir Durchschnitts-Dummies immer meinen, biologisch determiniert. Also Frau Baerbock, wo ist das Problem? Oder wollen sie von ihrer eigenen Idiotenideologie plötzlich nichts mehr wissen? Wo bleiben eigentlich die Quoten für die anderen 65 Geschlechter oder sind es mittlerweile vielleicht schon 75? Als Durchschnittsbürger verliert man da ja sehr schnell den Überblick.

Wilhelm Roepke
3 Jahre her

Sie schreiben, die Bewerberin Frau Dillschneider hat vor allem über ihr Frausein und ihre Sexualität gesprochen. Das finde ich bei einer Parteiveranstaltung viel persönlicher und thematisch auch ansprechender als so staubtrockene Themen wie Steuerrecht, Migrationspolitik, Arbeitsmarkt und Energieversorgung, die mir ohne Prosecco immer so Kopfschmerzen machen und wo so viele Fremdwörter vorkommen. Und besser aussehen tut sie finde ich auch, die Partei soll ja beim Wähler ankommen, wie sieht denn im Vergleich zu ihr ein alter weißer Mann auf einem Plakat aus?
Vergleichen Sie einfach selbst, ob ich nicht recht habe:
https://gruene-saar.de/jeanne-dillschneider/
https://de.wikipedia.org/wiki/Hubert_Ulrich