Auch Thyssenkrupp Steel erwartet drastischen Arbeitsplatzabbau – 3.000 Stellen bedroht

Der Vorsitzende des Aufsichtsrates von Thyssenkrupp Steel, Sigmar Gabriel, verkündet einen baldigen Stellenabbau. Die Stahlwerke seien zu „Kostgängern“ der AG geworden. Es geht um 3.000 Beschäftigte.

picture alliance / Rupert Oberhäuser | Rupert Oberhäuser

Wenn Sigmar Gabriel, der Aufsichtsratsvorsitzende von Thyssenkrupp Steel, von einem Sorgenkind spricht, dann meint er die Stahlbranche. Wobei, den Begriff Sorgenkind verwendet er nicht. Vielmehr vergleicht er den Sektor mit einer Tochter, die nicht erwachsen werden wolle und in der Wohnung der Eltern sitzen bleibt. Die Mutter – hier: die Thyssenkrupp AG – habe in der Vergangenheit das Kinderzimmer nicht renoviert, kein neues Bett mehr gekauft und nun auch die Heizung abgestellt.

„Die Mutter, in vorliegenden Fall die Thyssenkrupp AG, ist es nun leid, immer wieder große finanzielle Aufwendungen tätigen zu müssen, um die schlechte Ertragslage des Stahlunternehmens auszugleichen“, so Gabriel gegenüber der Rheinischen Post. Gabriel macht dabei klar: Man will die unliebsame Stahltochter möglichst schnell loswerden.

„Wie viele Arbeitsplätze betroffen sind, hängt unter anderem davon ab, ob es gelingt, das zweitgrößte Stahlwerk Deutschlands, das auch in Duisburg steht, die HKM, durch einen Verkauf weiter zu betreiben. Daran arbeiten wir mit Hochdruck“, erklärte Gabriel weiter. Die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) bestehen seit 1909.

Zugleich bekräftigte er, dass es dabei keine betriebsbedingten Kündigungen geben solle: „Wir haben ja bereits mit der Thyssenkrupp AG und auch dem möglichen neuen Investor in die Stahl AG, dem tschechischen Unternehmen EPH, vereinbart, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben soll.“

Der Hamburger Investor CE hat Interessen an HKM, es geht um 3.000 Beschäftigte. Gabriel sagte: „Unser Ziel ist der Verkauf. Es hängt jetzt von der Ernsthaftigkeit des Interessenten ab, ob dieser Verkauf auch gelingen kann. Und dabei geht es vor allem um die Langfristperspektive. Es nutzt uns ja nichts, wenn wir die HKM verkaufen, und in zwei Jahren steht das Unternehmen vor der Insolvenz. Das muss man im Verkaufsprozess ausschließen können.“

Die mit Spannung erwartete Sondersitzung des Steel-Aufsichtsrates hat Gabriel auf den 9. August verschoben. Dann soll der neue Businessplan vorgestellt werden, der das Schicksal der Stahlsparte und HKM festschreiben soll. HKM gehört zu 50 Prozent der Thyssenkrupp Steel.

Gabriel führte dabei mehrere Gründe an, weshalb die Thyssenkrupp Steel in Schieflage geraten sei. Dies sei auch auf Fehler der Eigentümerseite zurückzuführen. „Gigantische Fehlinvestitionen in der Vergangenheit, sehr hohe Pensionslasten, das Verbot gegenüber der Stahl AG, Vorsorge zum Beispiel bei den CO2-Zertifikaten oder bei Energiekosten zu betreiben, und die immer wieder zu geringe Investitionsbereitschaft in die Modernisierung der Stahlwerke haben natürlich dazu beigetragen, dass der Stahl zum Kostgänger der AG geworden ist.“

Entscheidend sei, dass zu diesen grundsätzlichen Problemen aktuelle Erscheinungen hinzugetreten seien: der Rückgang der Automobilindustrie und der Import von billigem chinesischem Stahl) auf der einen Seite und die gigantischen Aufgaben bei der Transformation der traditionellen Stahlerzeugung zur Klimaneutralität auf der anderen Seite.

„All das ist einfach objektiv zu viel auf einmal: Restrukturierung und Aufholen der Fehlentwicklungen der Vergangenheit, Absatzrückgang und Unterauslastung der Anlagen und Transformation zur Wasserstoffwirtschaft“, sagte der Ex-Außenminister der Rheinischen Post. „Das kann die Stahl AG nicht aus eigener Kraft tragen.“

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Kommentare ( 61 )

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Nibelung
2 Monate her

Von nun an geht`s bergab, sang einst Hildegard Knef, wenn auch in einem anderen Kontext und deshalb kann man annehmen, daß diese gut bezahlten Arbeitsplätze für immer verloren sind, dank der weisen Voraussicht unserer politischen Koryphäen und jetzt mußte man nur noch wissen, ob die Bundes-Nancy beim Medienverbot allein gehandelt hat, oder der rote Säulenheiige darin verwickelt war, denn das ist eine ganz wichtige Frage um ihn zu demaskieren, weil es sich dabei so schön versteckt hält und den Verständnisvollen in allen Fragen mimt. Was wir derzeit in Berlin in der Verantwortung haben ist eine einzige deutsche Katastrophe und daraus… Mehr

giesemann
2 Monate her

Dann sollen eben andere das Halbzeug herstellen und wir kaufen es bei denen. https://de.wikipedia.org/wiki/Halbzeug

Falk
2 Monate her

Wie es zu erwarten war.
Zur Schuld der Konzerne: Warum auch sollte man als globaler Konzern ausgerechnet in Deutschland in energieintensive Unternehmungen investieren?
Warum?
Allein diese Diskussionen um eine 30h, gar 25h Woche bei vollem Lohn ist doch ein absoluter Witz!

Der einzige Grund sind die Fördermittel!
Alles andere, von Energie-, Lohn & Lohnnebenkosten, Bürokratie, Auflagen, Arbeitseinstellung, Motivation & Eignung des Nachwuchses… spricht prinzipiell dagegen!

Deutscher
2 Monate her

Hier 3.000, bei ZF 14.000, bei der Bahn 30.000…..

So kriegt man den Fachkräftemangel auch korrigiert.
🙄

Zum alten Fritz
2 Monate her

Da Deutschland weder Erz, Kohle noch viel elektrische Energie hat bleibt nur noch die Entwicklung von Verfahrenstechnologien, neuen Werkstoffen, Konstruieren, Planen, Überwachung, Herstellung von Spezialprodukten. Eigentlich machen das ja schon einige.
Welchen Sinn soll es ergeben Kohle aus Kolumbien und Erz aus Australien herauszuholen um daraus ein Stück Blech zu machen? Also Abnutzen der Anlagen bis zum Abschalten.
Selbst die sinnvolle Herstellung von Stahl aus Schrott wird problematisch wenn dafür die notwendige Elektroenergie nicht bereitgestellt werden kann.
Wer A wählt muss auch zu B bereitsein. Wenn nicht sollte man den Versuch eines langsamen Sterbens abbrechen.

Falk
2 Monate her
Antworten an  Zum alten Fritz

Was nun aber, wenn man „A“ sagt, vom „B“ keine Ahnung hat und man sich „C“ bis LGBTxy, inclusive einer 25h Woche bei vollem Lohnausgleich zwecks work-life ballance, wünscht? Ich bin gespannt wie das weiter geht und enden wird! Muss ich doch immer an diese verheulte junge Frau denken. Gerade mit dem Studium fertig und plötzlich klopft die Realität an: „Nur“ 30Tage JahresUrlaub, „nur“ 40.000Brutto und sage und schreibe 5 Wochenarbeitstage!! Und ich frage mich, was diese junge Dame in den letzten ca 20 Jahren gemacht hat, wie sie durch ihr Studium gekommen ist, wie sie aufgewachsen sein muss, womit… Mehr

Zum alten Fritz
2 Monate her
Antworten an  Falk

Die kann doch ein Afghani heiraten. Da kann sie dan den ganzen Tag zu Hause bleiben.

Hans Wurst
2 Monate her

Endlich greift der grüne Plan zur Behebung des Fachkräftemangels. Durch den großflächigen Abbau von Industriearbeitsplätzen. Ich bin sicher, die dadurch freiwerdenden Kräfte sind in der Altempflege hochwillkommen.

Deutscher
2 Monate her
Antworten an  Hans Wurst

Ja, Altenpflege, stimmt schon…
🤔

Aber erstmal brauchen wir ganz ganz viele Flüchtlingshelfer, Streetworker, Schulsozialarbeiter, Genderexperten, Rechtsextremismusexperten, Dolmetscher, Islambeauftragte, Sozialwissenschaftler, Regierungsberater, Unisex-Toilettenplaner, Volkspädagogen und Bademeister mit Nahkampfausbildung.
😊👍

Last edited 2 Monate her by Deutscher
GefanzerterAloholiker
2 Monate her

…in den meisten Ländern dieser Erde ist Atomkraft lediglich eine grüne Brückentechnologie https://www.youtube.com/shorts/wf-3ofFyATg?feature=share

Deutschlands Wahlschafe allein wandeln mit stolz geschwelter Brust ihrem Mittelalter zu.

Donostia
2 Monate her

Wer grünen Stahl will wird Arbeitslosigkeit ernten. Dem Rest der Welt ist CO2 egal. Nichts als Lippenbekenntnisse. Die werden weiter normal und effizient und somit günstig produzieren. Der Hinweis auf billigen Stahl aus China ist doch gegeben. Warum ist der den so billig wird nicht gefragt. Ganz sicher nicht weil er aus regenerativ genutzter Energie entspringt.
Dann das immer gleiche grüne Schema. Sagen was alles technisch möglich ist ohne die Kosten zu nennen bzw. von unrealistischen Kosten ausgehend. Siehe die Trittin- Eiskugel.

Kassandra
2 Monate her
Antworten an  Donostia

Unglaublich. Sanktionen gegen Russland hinsichtlich Energie, um angebliche „Abhängigkeiten“ zu beenden – aber dann neue Abhängigkeiten in alle Welt für jedwede Importe, die durch fehlende Energie erst entstehen. . Putin samt Russland haben übrigens unsere „Abhängigkeit“ niemals ausgenutzt, sondern durch alle Zeiten treu und günstig geliefert. Auch jetzt scheint das Angebot durch die intakte Röhre von NSII zu liefern weiter zu bestehen – wobei bekannt wird, dass Selenskyj den Zufluss sowohl Richtung Ungarn wie in die EU weiter einschränken will. Der Ukrainer hat die Verträge zum Weiterleiten der Lieferungen aus Russland Richtung EU ab 2025 bislang nicht verlängert. Dennoch floss… Mehr

elly
2 Monate her

„Der Druck der Metallerinnen und Metaller hat gewirkt. Endlich kommen die Fördergelder für eine grüne Stahlproduktion. Mit ihnen wird ThyssenKrupp die ersten 25 Prozent seines Stahls klimaneutral herstellen können. Perspektivisch soll die gesamte Produktion CO2-neutral werden, in ganz Deutschland. Heute löste Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sein Versprechen ein und kam mit einem offiziellen Förderbescheid nach Duisburg zu Thyssenkrupp Steel, auf den die Beschäftigten lange gewartet haben. Rund zwei Milliarden Euro sind nun an Fördergeldern freigegeben, um die klimaneutrale Stahlproduktion in Duisburg aufzubauen.“ https://www.igmetall.de/stahl-ist-zukunft/thyssenkrupp-habeck-uebergibt-foerderbescheid Schämen sich die Gewerkschaftsfunktionäre wenigstens ein klein wenig über den betrug an den Steuerzahlern? Vermutlich nicht. Sie vertuschen jetzt mit… Mehr

gmccar
2 Monate her

das Verbot gegenüber der Stahl AG, Vorsorge zum Beispiel bei den CO2-Zertifikaten oder bei Energiekosten zu betreiben und die gigantischen Aufgaben bei der Transformation der traditionellen Stahlerzeugung zur Klimaneutralität auf der anderen Seite.
Der Gabriel hat wohl mit seine Freund Soros etwas geplant ?
Der Unfug mit Klimaneutralität wird wohl genutzt, um Habecks Industrievernichtungsprogramm zu vollenden.