Atomkraft, ja bitte – die Stimmung in Deutschland kippt

Nach einer neuen Umfrage sind fast 60 Prozent offen dafür, die Kernkraft beizubehalten. Nur: wahrscheinlich kommt der Stimmungswandel zu spät

IMAGO / Steinach

Eine deutliche Mehrheit der Deutschen spricht sich mittlerweile dafür aus, die Kernkraft länger als geplant beizubehalten, um den CO2-Ausstoß zu senken. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungs-Instituts Civey vom 15. Oktober antworteten auf die Frage: „Sollte Deutschland zum Gelingen der Energiewende wieder verstärkt auf Atomkraft setzen? 50, 3 Prozent mit „ja, auf jeden Fall“. Weitere 9,3 Prozent sagte: „eher ja“. Deutlich weniger lehnen die Technologie in jedem Fall ab: 27,5 Prozent. Für „eher nein“ entschieden sich 8, 5 Prozent. 

In Deutschland liefern derzeit noch sechs Kernkraftwerke Strom. Drei davon sollen bis zum Ende des Jahres vom Netz gehen – die Meiler von Brockdorf, Gröhnde und Grundremmingen. Das Atomausstiegsgesetz von 2011 sieht vor, die Nutzung der Atomkraft in der Bundesrepublik bis spätestens zum 31. Dezember 2022 zu beenden. Für Deutschland bedeutet der Verzicht auf die Atommeiler, dass die sich abzeichnende Stromversorgungslücke wächst, und voraussichtlich durch mehr Gas- und Kohleverstromung gedeckt werden muss. Das macht es noch schwerer und teurer, die durch die EU vorgegebene und von der neuen Bundesregierung angestrebte CO2-Redizierung zu erreichen. 

Schon jetzt steht Deutschland trotz des von der Politik immer wieder verkündeten Anspruchs, „Vorreiter“ der Klimapolitik zu sein, im Vergleich mit anderen Ländern schlecht da. Deutschland stößt aktuell 393 Gramm CO2 für die Herstellung einer Kilowattstunde Strom aus. Frankreich dagegen, das stark auf Atomkraft setzt, mit 66 Gramm CO2 pro Kilowattstunde weniger als ein Fünftel. 

Kürzlich kündigte die Regierung in Paris an, die Kernkraft noch weiter auszubauen. 

Der Meinungsumschwung pro Atomkraft kommt in Deutschland höchstwahrscheinlich zu spät. Denn die Kernkraftwerksbetreiber bereiten sich schon seit Jahren auf die Abschalt-Termine vor, investierten nur noch das nötigste und beendeten die langfristige Personalplanung. Die Abschaltung der drei Kraftwerke bis Ende 2021 lässt sich auf keinen Fall mehr verhindern. Dass die Grünen als neue Regierungspartei längeren Laufzeiten zustimmen, gilt ebenfalls als nahezu ausgeschlossen.

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Kommentare ( 28 )

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caesar4441
3 Jahre her

Eine Regierung mit den Grünen macht eine Kernkraftnutzung absolut unmöglich.Die Kraftwerke werden sicher auch umgehend abgerissen ,damit das ganz sicher ist .Da sollte sich niemand Illusionen machen.Der kraut muß erstmal die volle Dröhnung mit kein Strom,kein Gas,kein Öl,keine Kohle,keine Heizung,kein Auto,kein Haus,kein Fleisch,keine Arbeit,kein Einkommen haben ,bevor es besser werden kann.

Axel Fachtan
3 Jahre her

Deutschland braucht Atomstrom. Und wenn es ihn nicht selber produziert, dann muss es ihn bei den Nachbarn einkaufen.

H. Priess
3 Jahre her

Ganz klammheimlich, von unseren Medien kaum wahrgenommen bauen die Polen bis 2043 sechs neue Kernkraftwerke zwei an der Ostseeküste. Und, man halte sich fest! Die haben uns noch nicht mal gefragt!! Diese hinterlistigen Polen, da sollen die sich ein Beispiel an uns nehmen wie man in Zukunft ökologisch einwandfrei Strom erzeugen kann und dann das! Warum keine Solaranlagen, Flora und Faunavernichter oder Offshore Windmühlenwälder? Denen wird doch wohl nicht die Umwelt wichtiger als die Weltklimarettung sein?

meckerfritze
3 Jahre her

Alles läuft wie geplant. Jetzt soll das Volk sich mit den hohen Preisen und Blackouts vergnügen. Dummheit gehört hart bestraft.

Iso
3 Jahre her

Ach was, schei§ auf die Atomkraft, gewählt ist gewählt! Bis 2030 sind die Kohlekraftwerke weg, und bis 2040 die Gaskraftwerke. Ab 2035 gibts auch nur noch Autos mit Elektromotor, und für alle ein Ladekabel gratis. Vielelicht wirds dann wämer oder kälter! Wer weiß das schon.

caesar4441
3 Jahre her
Antworten an  Iso

In den Wohnungen wird es garantiert kälter und finster,wenn der Strom aus der Steckdose (nicht) kommt.

Joe Ast
3 Jahre her

Ob „die Deutschen“ tatsächlich wieder mehr Atomkraftwerke haben wollen, wage ich zu bezweifeln. In DE gilt vor allem das NIMBY-Prinzip, d.h., wir sind für die Rettung von was auch immer, solange es uns nicht direkt einschränkt. Die Technologie zur CO2-Abscheidung wurde verworfen, weil niemand die Speicher dieses „hochgiftigen“ Gases in der Nähe haben wollte. Ähnlich ist das Verhältnis zu Atommüllendlagern, Stromleitungen, Mobilfunkmasten usw.?

eschenbach
3 Jahre her
Antworten an  Joe Ast

Der Meinungsumschwung könnte durch die immer unerträglicher werdende Verspargelung dieses Landes zustande kommen. Die Landbevölkerung kann ein Lied davon singen! Und zwei % Landesfläche für Windmühlen – verteilt über das Bundesgebiet- würden 100% Landschaftszerstörung bedeuten, da man die Dinger meilenweit sehen kann. Die „Dichterblicke“ , deren Existenz Botho Strauß schon vor Jahren als gefährdet ansah, müssen Sie jetzt schon mit der Lupe suchen! Wohl dem, der kein Romantiker, sondern ein grüner Vandale ist!

Last edited 3 Jahre her by eschenbach
Joe Ast
3 Jahre her
Antworten an  eschenbach

Das meine ich ja. Angeblich will eine große Mehrheit der Deutschen Maßnahmen gegen den Klimawandel, die da wären: eiligster Ausstieg aus der Braunkohleverstromung, dafür massiver Ausbau weiterer Windenergieanlagen und Solarflächen. Das geht nicht allein Offshore, weil neue Stromtrassen nach Süden keiner will, also weitere Windräder im Land verteilt. Die will natürlich auch niemand in seiner Nähe sehen. Fazit: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!

Physis
3 Jahre her

Zitat: „Das macht es noch schwerer und teurer, die durch die EU vorgegebene und von der neuen Bundesregierung angestrebte CO2-Redizierung zu erreichen.“ Tja, irgendwie muss man ja erklären können, dass die Umweltverschmutzung übermässig hoch besteuert wird, denn bei dem vergleichsweise günstigen Atomstrom wird diese Erklärung zunehmend schwerer, nicht wahr? Man spricht in solchen Fällen wohl von einem Paradoxon. Ich frage mich allerdings, wie man demnächst eine Steuer nennen wird, die auf E-Autos und Lastenfahrräder erhoben werden muss, da es dann keine Verbrenner mehr geben wird. Wir erinnern uns: E-Autos und Lastenfahrräder werden z.Zt. noch subventioniert… Wie groß wird wohl der… Mehr

Eberhard
3 Jahre her

Es geht nicht nur um die CO₂ Einsparung, sondern um den Verlust unserer hohen technologischen Vorteile aus der Nutzung der Kernspaltung. Wissen, Fortschritt und Wirtschaft wird zugunsten einer fragwürdigen und fast religiösen Ideologie zurückgeschraubt. Um die heutigen und dazu die noch kommenden Probleme der Menschheit zu relativieren, bleibt vorerst die Kernkraft unersetzbar. Fast die ganze Welt weiß das und treibt die Nutzung voran. Aber die Grünen haben erst durch ihre hysterische Verbreitung vor den Risiken der Kernkraft und nun zusätzlich dem Klima, ihren Aufstieg und damit auch den Abstieg der Volksparteien beschleunigt. Sie wollen und können daher gar nicht auf… Mehr

NickiNeuland
3 Jahre her

Den Idioten, die da glauben der Strom kommt aus der Steckdose, die Kühe sind lila und atmen Giftgas aus und die „Klimaforscher“ wüssten, wie warm es in 30 Jahren ist, gönne ich einen eiskalten Hintern, in sämtlichen Wintern.

Donostia
3 Jahre her

Strom in Deutschland über 30 cent /KWH. In Frankreich 18 cent / KWH. Macht bei einem Durchschnittsverbrauch einer 4- köpfigen Familie von 4000 KWH im Jahr eine Mehrbelastung von mindestens 480€ im Vergleich zu seinem französischen Nachbarn. Es wird immer nach mehr Europa gerufen, aber wenn der Kunde profitieren könnte ist das verpönt. Ich würde gerne einen Stromliefervertrag mit einem französischen Anbieter abschließen. Geht nicht!!!

Manfred_Hbg
3 Jahre her
Antworten an  Donostia

Zitat: „Ich würde gerne einen Stromliefervertrag mit einem französischen Anbieter abschließen. Geht nicht!!!“

> Mhh, ich auch -oder vielleicht auch mit Polen?!

DOCH WARUM ist das eigentlich nicht möglich? HINZU da der deutsche Stromanbieter doch auch Strom in Frankreich usw einkaufen kann?
Ich kann doch sonst auch jegliche in der EU angebotene Ware erwerben -doch Strom nicht?

Donostia
3 Jahre her
Antworten an  Manfred_Hbg

Dann wäre es noch billiger.

Rasio Brelugi
3 Jahre her
Antworten an  Manfred_Hbg

Interessante Idee! Mir fällt ein: Tchibo hatte mal einen auf Stromanbieter gemacht und norwegischen Wasserkraftstrom angeboten und in Deutschland verkauft. Also müsste es auch gehen, wenn ein Anbieter französischen Atomkraftstrom verkaufen wollte.
Die Frage ist, wieviel billiger dieser Strom dann nach allen deutschen Steuern und Zulagen noch ist.

AlexR
3 Jahre her
Antworten an  Donostia

Das was zu unserem Negativen oder zum Bezahlen von der EU übernommen werden kann, wird sofort abgesegnet und durchgewunken. Jede Steuer oder Abgabe, die in einem anderen EU-Land höher ist, wird in Merkeldeutschland unmittelbar eingeführt. Unter bejubelndem Klatschen der GrünInnen.

Umgekehrt nie! Weder Strom noch andere Vergünstigungen kann ich mir vom Nachbarstaat holen. Auch keine höhere Rente.