Kurze Zeit nach Beginn des Angriffs auf Bergkarabach einigte sich die dortige Führung mit Aserbaidschan auf einen Waffenstillstand, der wohl die Aufgabe der Unabhängigkeit beinhaltet. Während Präsident Alijew keine Zweifel an weiteren Ambitionen aufkommen lässt, schweigt das Außenministerium.
Nach etwas über einem Tag, 32 armenischen Todesopfern und über 200 Verletzten, erklärte der aserbaidschanische Präsident Alijew den „Anti-Terroreinsatz“ in der Region Bergkarabach für beendet. Die lokale Führung der Armenier in Bergkarabach akzeptierte einen von Russland vermittelten Waffenstillstand, der allerdings die Entwaffnung aller armenischen Streitkräfte in der Region beinhaltet und mit Verhandlungen über die Eingliederung Bergkarabachs in Aserbaidschan fortgesetzt wird.
Wenngleich damit das Blutvergießen erstmal gestoppt ist, zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die Vertreibung der Armenier aus der Region nun ihren Anfang nimmt. Allgemein wird davon ausgegangen, dass das Waffenstillstandsabkommen einer Kapitulation gleichkommt.
Nagorno-Karabakh (Artsakh) gov has agreed in a ceasefire deal brokered by RU peacekeepers to fully disband & disarm its armed forces &remove all heavy equipment &weaponry from Artsakh.
“Complete cessation of hostilities” to begin @ 1 PM LT, Sept 20 pic.twitter.com/SfSQjJ2hn4
— CIVILNET (@CivilNetTV) September 20, 2023
Aber nicht nur der Schutz der armenischen Bevölkerung in Bergkarabach kann nun nicht mehr gewährleistet werden, auch Armenien selbst muss nun um seine Zukunft bangen, denn in einer Ansprache nach Beendigung des Angriffs auf Bergkarabach machte Präsident Alijew die Ambitionen Aserbaidschans unmissverständlich deutlich, als er die territorialen Ansprüche auf „Westaserbaidschan“ untermauerte und damit unmissverständlich klar machte, dass eine Landbrücke zur aserbaidschanischen Exklave im Westen sowie zum großen Bruder, der Türkei, ganz oben auf seiner Agenda stehen.
Damit spricht Alijew eine deutliche Drohung an Armenien aus, dessen Appeasement-Politik der Aufgabe der Region Bergkarabach gescheitert sein dürfte. Armeniens Präsident Paschinyan steht somit unter Druck, denn die traditionelle Schutzmacht Russland signalisierte im jetzigen Konflikt wenig Bereitschaft, den Angriff Aserbaidschans – das ebenfalls gute Kontakte nach Moskau unterhält – aufzuhalten. Doch der Schutz, den Paschinyan im Westen suchte, blieb ebenfalls aus. Außer billigen Beileidsbekundungen aus Deutschland und der EU gab es wenig Greifbares, ein eindeutiges Signal sowohl für die Armenier, als auch für Alijew.
Wenn leere Worte feministischer Außenpolitik wirkungslos verpuffen
Vor der UN-Generalversammlung nannte Kanzler Scholz zwar die „erneuten militärischen Aktivitäten“ Aserbaidschans eine „Sackgasse“, von konkreten Konsequenzen für den Aggressor, der seit 2022 als „vertrauenswürdiger Partner“ der EU in Sachen Gaslieferungen gilt, aber keine Spur. Viel weiter kam auch Außenministerin Annalena Baerbock nicht, die – nachdem sie reichlich Kritik für ihr wiederholtes Schweigen zur Blockade der Region Bergkarabach erntete – sich immerhin dazu durchrang, vor der UNO ebenfalls die Einstellung der „militärischen Aktionen“ zu fordern. Doch wo die Außenministerin im Falle Russlands noch sofort mit Sanktionen drohte, muss im jetzigen Fall der strenge Tonfall genügen, um Präsident Alijew von der Durchsetzungsfähigkeit feministischer Außenpolitik zu überzeugen.
Immer mehr entpuppt sich Deutschland – und im erweiterten Maßstab auch die EU – als außenpolitisch gebunden durch seine energetische Abhängigkeit. Im Überschwang der Absage an Russland war man gezwungen, sich an die zweite Reihe zwielichtiger Energielieferanten zu wenden und verkehrt nun in einer Situation, in der die eigene Hypermoral zur Lachnummer wird, wenn man sie jedes Mal zur Seite schieben muss, wenn eine energiereiche Regionalmacht eigene Großmachtphantasien auf dem Rücken eines anderen Volkes austragen möchte. Ein Spagat, mit dem die situationselastische Ampelregierung offensichtlich gut leben kann, das absehbare Dilemma führt bereits seit über einem Jahr zu keinem Lösungsansatz, der Deutschlands außenpolitische Souveränität wiederherstellen würde.
Unangenehme Fragen über den „vertrauenswürdigen Partner“ Aserbaidschan
Das Versagen nicht nur Deutschlands, sondern auch der Europäischen Kommission, wurde mittlerweile auch im Europäischen Parlament zum Thema. Zahlreiche EU-Parlamentarier quer durch das Parteienspektrum verurteilten die Zurückhaltung der EU, die damit das aggressive Vorgehen Aserbaidschans nicht nur ermöglichte, sondern sogar mitfinanzierte. Die französische Abgeordnete Nathalie Loiseau formulierte das Problem unmissverständlich:
„Wir waren nicht in der Lage, einen Angriff zu verhindern, den wir kommen sahen. Die Vermittlungsbemühungen sind völlig gescheitert. Wir haben den Aggressor nie beim Namen genannt. Wir haben den armenischen Ministerpräsidenten ignoriert, als er um Hilfe bat. Unsere Schwäche und Passivität haben uns zu Komplizen gemacht“, so Loiseau.
Bei einem Pressebriefing in Brüssel wichen am Mittwoch Kommissionsvertreter den Nachfragen von Journalisten über Ursula von der Leyens Position zu Aserbaidschan wiederholt aus. Stattdessen verwies man, auch auf Anfrage von TE, auf eine Stellungnahme des Vizepräsidenten Josep Borrell, der – ähnlich der deutschen Außenministerin – den Ausbruch der Kampfhandlungen bedauerte, zu deren Ende aufrief und eine diplomatische Lösung unter Vermittlung der EU forderte. Vor allem letzteres dürfte wohl tiefen Eindruck in Baku hinterlassen haben. Denn während man in Europa noch den rhetorischen Eiertanz um die Bezeichnung Aserbaidschans als „vertrauenswürdigem Partner“ aufführt, hat Alijew bereits Tatsachen geschaffen und schickt sich an – gestärkt von seinem widerstandslosen Erfolg – das nächste Kapitel seiner Expansionspläne aufzuschlagen.
Nur in einer Sache kann man sich wohl sicher sein: Die EU und Deutschland werden wohl auch diese bedauern und mit gesenktem Haupt darauf warten, dass das Thema möglichst bald abgeschlossen ist, um endlich wieder in Ruhe Gas aus Aserbaidschan beziehen zu können.
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Genau das dachte ich mir eben auch. Was soll denn das bitte?
Die C-Schnupfenerkältung ist (und war es auch noch nie) doch wohl unser geringstes Problem. H. Boos ich bitte um Aufklärung wann dieses Bild aufgenommen wurde.
Würde Aserbaidshan (das wir ja vermutlich „mehr als nötig“ gegen die Russen brauchen) nicht nach Armenien schielen, wenn Baerbock was rausplärrt?
Frau Baerbocks „angeblich“ angefertigte Abschlussarbeit (LL.M) an der L.S.E. in London auf dem Gebiet der Vorlesungsreihe: “ The International Law of Armed Conflict and the Use of Force” oder auf deutsch: “Das Völkerrecht für bewaffnete Konflikte und die Anwendung von Gewalt” , die sie „angeblich“ erfolgreich („with distinction“) abschloss, PRÄDESTINIERT sie doch wie kaum jemanden anderes in diesen VÖLKER-KONFLIKT einzugreifen und mit unnachahmlich feministischer, werteorientierter LÖSUNGS-KOMPETENZ einem friedlichen Ende zuzuführen. Frau Baerbock, …. ….WENN NICHT JETZT, WANN DANN ….? P.S.: Gern möchten wir auch einmal ihre Abschlussarbeit lesen, um uns ein Bild ihrer Expertise machen zu können. Wo können wir… Mehr
Armeniens Präsident Paschinyan ist durch eine „Farbrevolution“ an die Macht gekommen un steht Soros sehr nahe. Somit ein typisch „woker“ Anführer, der das Militär hat schleifen lassen und ganz klar erklärt hat das er Putin und Russland nicht sehr toll findet. Des Weiteren hat der Großteil der Armenier kein Lust auf den Unruheherd „Bergkarabach“ dieser steht einer EU und NATO Mitgliedschaft im Wege. Man möchte lieber das andere, besonders Russland, hier für Armeine kämpfen sollte. Armenien hat vor kurzem erst kleine gemeinsame Übungen mit US-Militär durchgeführt, ein eindeutiges Zeichen an Moskau. Warum sollte also Moskau Soldaten und Ressourcen für einen… Mehr
Ist doch logisch. Russland ist anderweitig beschäftigt und hat keine Ressourcen um seine Interessen im Kaukasus zu sichern. Den Rest der Welt interessiert das nicht, bzw. sorgt deren komplexe Interessenlage (Stichwort Türkei) dafür das sie die Füße still halten.
Das „Problem“ Armenien wird nun final „gelöst“.
Und zwar durch dessen Beseitigung.
Nicht ganz, Armenien und sein Präsident haben ganz klar gezeigt und gesagt was sie von Russland und Putin halten. Warum soll also Russland eigene Soldaten opfern um ein Land zu schützen, das Russland „doof“ findet.
Sollen es doch die „westlichen“ Partner machen.
Iran ist/ war auch eine Schutzmacht Armeniens aber die finden die „westlichen“ Armenier auch „doof“.
Tja nichts gelernt aus der Geschicht. Der Preis wird in Blut bezahlt werden müssen.
P.S. Die Armee Aserbaidschan wurde auch stark von Isralen aufgerüstet. Schade das man dazu keine Kommentare list.
Es scheinen ja russische Friedenstruppen vor Ort – aber vielleicht jetzt auch nicht mehr? Röper schreibt u.a. so:
„In einem Telefongespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bekundete der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew sein Beileid und entschuldigte sich für den Tod russischer Friedenstruppen in Karabach am Mittwoch.“
Nicht vergessen: Russlands Präsident Putin vermittelte den Waffenstillstand, ein vorläufiges Ende des Krieges um Berg-Karabach. Um den Frieden zu sichern, machen sich rund 2000 russische Soldaten auf den Weg in die Konfliktregion.
Zur Kontrolle des Waffenstillstands zwischen Armenien und Aserbaidschan hat Russland Friedenstruppen in die Kaukasus-Region Berg-Karabach entsandt. Rund 2000 Soldaten machten sich am Dienstag auf den Weg in die umkämpfte Region, nachdem am Montag ein Waffenstillstand unter russischer Vermittlung in Kraft getreten war.
Die USA dulden keine Zusammenarbeit Deutschland/EU – Russland(Brzeszinski-Doktrin).
Da man sich der Unterwerfung unter die US-Politik entweder nicht entziehen kann oder will, muss man nehmen, was übrig bleibt.
Jetzt muss man eben im Fall Aserbaidschans einen (in dem Fall sogar tatsächlich) unprovozierten Angriffskrieg heuchlerisch beschweigen, den man parallel im Fall Russland exzessiv beklagt.
Wäre Heuchelei olympische Disziplin, die EU-Staaten wären weltspitze.
Der Diktator in Baku ist eben nicht Xi. Frau Baerbock legt sich nur mit Leuten ihrer Kragenweite an.
Es ist schlicht nur noch zum verzweifeln.
Unsere Bundesregierung ist ein kompletter Ausfall.
Ich musste bei Google Maps nachschauen: Tatsächlich grenzt die Türkei an Natschitschevan. War mir jetzt gar nicht bewusst. Es gibt sogar eine Fernstraße über die Grenze. Damit bräuchte Aserbaidschan also nur den Korridor durch Armenien. Rein militärisch kann man jetzt schon einen Plan voraussehen. Die Herausforderung wäre die Übernahme der Höhen direkt an der iranischen Grenze, entlang des Aras Flusses. Armenien hat den kleinen Vorteil, dass es Hilfe aus dem Iran bekommen wird. Mit den begrenzten Mitteln, die das sanktionierte Land bereitstellen kann. Ein Abschneiden von Armenien kann der Iran aber eigentlich nicht akzeptieren. Oder, dass die Aseris auf einmal… Mehr