Die Armenische Kirche in Deutschland bittet die Bundesregierung um Hilfe

Nach dem Angriff aserbaidschanischer Truppen auf armenisches Territorium bittet die Armenische Kirche in Deutschland die politischen und gesellschaftlichen Institutionen, bei einer Deeskalation mitzuwirken. TE dokumentiert den Aufruf.

IMAGO / Jürgen Heinrich
Serovpé Isakhanyan, Primas der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland, hier bei einer Pressekonferenz im November 2020.

Die Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland hat die Bundesregierung darum gebeten, sich für ein Ende der Eskalation in Deutschland einzusetzen. Sie wies darauf hin, dass beim aserbaidschanischen Angriff am Dienstag auch zivile Einrichtungen angegriffen worden seien. Es habe „zahlreiche Tote und Verletzte“ gegeben. Sie wandte sich zudem an die Schwesterkirchen in Deutschland, dass diese für den Frieden in Armenien beten sollten.

Das Auswärtige Amt und die Außenministerin Annalena Baerbock haben die neue Eskalation im Kaukasus bisher ignoriert. Es liegt bisher keine Äußerung der Außenministerin zu dem völkerrechtswidrigen Angriff vor. Es blieb bei einer Aktualisierung der Reisewarnung. Eine Anfrage seitens TE vom Dienstag wurde bisher vom Auswärtigen Amt nicht beantwortet. Das Ministerium vermied es, die Position der Bundesregierung zu erklären oder die Frage nach einer Neubewertung des Gashandels mit Aserbaidschan zu beantworten.

TE gibt den Aufruf der Armenischen Kirche in Deutschland an dieser Stelle vollständig wieder:

Die Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland verurteilt den völkerrechtswidrigen Angriff Aserbaidschans auf die Republik Armenien aufs Schärfste.

Am 13. September, um 00.05 Uhr, haben die aserbaidschanischen Streitkräfte eine groß angelegte Militäroperation entlang der armenisch-aserbaidschanischen Grenze gestartet. Die Angriffe mit Artillerie, Mörser, Drohnen und großkalibrigen Gewehren richten sich vor allem gegen Vardenis, Sotk, Artanish, Ishkhanasar, Goris und Kapan sowie auf die umliegenden Ortschaften. Es werden neben militärischen Zielen auch zivile Infrastrukturen von den aserbaidschanischen Streitkräften angegriffen. Diese militärischen Operationen sind unabhängig von der Situation in Berg-Karabach und stellen einen direkten Angriff auf die Republik Armenien dar. Mit diesem Angriff verletzt Aserbaidschan ein weiteres Mal deutlich das internationale Völkerrecht.

Dieser Angriff zerstört erneut den ohnehin wackeligen Frieden in der Region und tritt das Völkerrecht und die Menschenrechte mit Füßen. Wir sind äußerst besorgt um das Leben und Wohlergehen der armenischen Bevölkerung. Es gibt nämlich bereits dutzende Tote und viele Verletzte. Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen der Opfer und bei unseren Landsleuten in Armenien und Berg-Karabach. Ihnen allen gilt unsere Solidarität.

Wir, die Armenische Kirche in Deutschland, setzen uns, im Rahmen unserer Möglichkeiten, für den unverzüglichen Stopp dieses völkerrechtswidrigen Angriffs Aserbaidschans und für den Frieden ein. Seit 2 Jahren unterstützen wir die infolge des 44-tägigen Krieges in Berg-Karabach in die Notlage geratenen Menschen, befürchten aber, dass sich die humanitäre Lage auch in Armenien verschlimmern wird.

In äußerster Besorgnis wenden wir uns an die Bundesregierung, an alle politischen Parteien in der Bundesrepublik Deutschland, an alle zuständigen nationalen und internationalen Organisationen und Institutionen, mit der dringenden Bitte, sich für die Beendigung dieser Eskalation einzusetzen, den aserbaidschanischen völkerrechtswidrigen Angriff auf das souveräne Territorium der Republik Armenien zu verurteilen und den Aggressor Aserbeidschan dazu zu zwingen, die Angriffe auf die Republik Armenien sofort zu beenden und sich aus dem souveränen armenischen Staatsgebiet zurückzuziehen.

Gleichzeitig wenden wir uns auch an unsere Schwesterkirchen, an die Deutsche Bischofskonferenz, an die Evangelische Kirche in Deutschland, an die Orthodoxe Bischofskonferenz, an alle Mitgliedskirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland und an alle Menschen guten Willens auch für den Frieden in Armenien zu beten.

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Kommentare ( 18 )

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reiner
2 Jahre her

es wird immer besser,demnächst bittet uns taiwan gegen china um hilfe.wem soll dieses kaputte land eigentlich helfen außer mit unseren steuegeldern oder mit großer bockbierklappe??kann den mist nicht mehr hören.

Last edited 2 Jahre her by reiner
Ralf Poehling
2 Jahre her

Es wird Zeit, dass sich die Christen in Deutschland auf die richtige Seite stellen. Auf die armenische.

Wilhelm Rommel
2 Jahre her

Vielleicht kann man die missverständliche Passage des Kopftextes: „sich für ein Ende der Eskalation in Deutschland einzusetzen“ ja noch korrigieren (nur ein freundlicher Hinweis); ansonsten:
Der ebenso dringende wie berechtigte Aufruf der Armenischen Kirche in Deutschland wird ungehört verhallen – allenfalls ertränkt man ihn in einer Flut von Krokodilstränen oder begräbt ihn unter einem Berg verlogener Mitleidsbekundungen, während man die ebenso rohstoffreichen wie rechtgläubigen „Brüder im Geiste“ einstweilen machen lässt. Und die West-Kirchen? In der Hauptsache beschäftigt mit der Beschaffung regenbogenfarbener Altar- und Kanzelbehänge sowie tätiger Fernstenliebe in allen denkbaren Ausformungen, deren Details ich hier nicht aufzählen möchte…

Babylon
2 Jahre her

Baerbock wird mit einiger Wahrscheinlichkeit gar nix machen, schon weil die Armenier traditionelle Nähe zu Russland haben, wegen ihres christlichen Glaubens und ihrer Position inmitten islamischen Völker.

Rob Roy
2 Jahre her

Die Regierung verzichtet darauf, mit freundlich gesonnenen und zuverlässigen Ländern wie Norwegen und Kanada ins Geschäft zu kommen. Stattdessen schließt man mit einem islamischen Staat, welcher seit Jahren Krieg mit seinem Nachbarn führt, Verträge über Gaslieferungen ab.
So doof kann man doch gar nicht sein.
Mir schwillt der Hals, mir platzt die Hutschnur, ich werde zum Hulk. Das darf doch alles nicht wahr sein!

Last edited 2 Jahre her by Rob Roy
H. Priess
2 Jahre her

Unsere Regierung muß jetzt ganz vorsichtig sein denn Krieg ist nicht gleich Krieg. Der eine ein völkerrechtswidriger brutaler Angriffskrieg der andere nur ein Angriff mit bewaffneten Truppen. Bei dem einen sterben ein paar Tausende beim anderen nur ein paar Dutzend, bis jetzt. Da wir gerade mit Aserbaidshan so gute Erdgaslieferungen vereinbart haben müssen wir unsere Interessen im Auge behalten. Außerdem ist Armenien Russenfreundlich und allein deshalb schon unserer Aufmerksamkeit nicht wert. Nicht zu vergessen, der eine Staat ist Islamistisch der andere Christlich. Wem da unsere Solidarität gehört liegt auf der Hand.

Aufgewachter
2 Jahre her

Leider wird die armenischen Bevölkerung keine Hilfe von uns erhalten diese wird benötigt um ein paar ukrainische, Banderas liebende Oligarchen zu befriedigen. Außerdem sind wir schon kurz vorm eigenen Ende. Eventuell können wir, frei nach Habeck einfach aufhören zu helfen, klingt dann nicht so schlimm wie eine Bankrotterklärung abzugeben.

misa
2 Jahre her

Will die EU vom Aggressor Aserbeidschan nicht in Zukunft Erdgas beziehen und somit den Krieg finanzieren ? Sollten hier nicht Sanktionen erfolgen ?Analog zum Narrativ des Ukrainekrieges müsste man die Armenier unterstützen, da in Armenien auch unsere christlichen Werte verteidigt werden. Ich glaub aber eher, dass man die Armenier mal wieder alleine lässt, damit man es sich nciht mit Erdogan verscherzt.

Donausegler
2 Jahre her

Die Gaslieferungen sind umgehend zu stoppen (nicht die Zahlungen…).Ich bin natürlich sofort bereit, die Raumtemperatur im Kampf gegen den Aggressor um weitere 10°C zu senken.Soviel Patriotismus sollte noch erlaubt sein…

Kassandra
2 Jahre her

Für die, die im Fall von Angriffskriegen gerne Flaggen des angegriffenen Landes aus den Fenstern hängen oder vor Kirchen hissen:
die von Armenien ist rot, blau, orange!