Bundestag berät über den Schutz jüdischen Lebens: CDU/CSU gegen Özoguz-Vorsitz

In einem geharnischten Beschwerdebrief an Bärbel Bas verbittet sich der parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, dass Vizepräsidentin Özoguz den Vorsitz führen solle, wenn der Bundestag über Antisemitismus und den Schutz jüdischen Lebens berät.

picture alliance / dts-Agentur

Rücktritte sind selten geworden im Deutschland der Ampelregierung. Wer in stoischer Beharrlichkeit an seinem Posten klebt, hat gute Chancen, selbst größere Skandale aussitzen zu können. Das musste auch die CDU/CSU-Fraktion des Bundestags hinnehmen: Als Aydan Özoguz, immerhin Vizepräsidentin des Bundestags, einen israelfeindlichen Tweet bejahend aufgegriffen und geteilt hatte, war die Empörung bei der Union groß. „Wir möchten uns von einer solchen Vizepräsidentin nicht vertreten lassen“, stellte Thorsten Frei, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, damals klar. Auch Rücktrittsforderungen wurden laut, und man beantragte eine Sondersitzung des Ältestenrats. Während dieser Aussprache entschuldigte sich die Politikerin zwar, zog aber keine weiteren Konsequenzen.

Zu allem Überfluss hätte Özoguz am morgigen Donnerstag im Plenum den Vorsitz führen sollen – ausgerechnet während der Beratungen zum fraktionsübergreifenden Antrag „Nie wieder ist jetzt – Jüdisches Leben in Deutschland schützen, bewahren und stärken“, der kurz vor dem Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November die Bedrohungen für jüdisches Leben in Deutschland in den Fokus rückt.

Das ließ sich die Union wiederum nicht unwidersprochen bieten: Thorsten Frei richtete klare Worte an die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. Sie solle dafür Sorge tragen, dass Özoguz den Beratungen nicht vorsitze. Diese habe sich durch ihr Verhalten „völlig disqualifiziert“, so Frei unumwunden und in aller Schärfe in einem Brief an Bas, der auf X veröffentlicht wurde.

Aus den Reihen der Fraktion heißt es nun, dass Bas der Beschwerde stattgegeben habe: Özoguz solle, anders als geplant, nicht den Vorsitz innehaben.

Nach antiisraelischem Post
Union fordert Rücktritt von Özoguz
Angesichts der Inhalte des Antrags eine nachvollziehbare Entscheidung, die allerdings die Dringlichkeit des interfraktionellen Antrags deutlich macht: Dieser beschränkt sich nämlich nicht auf sonst übliche Warnhinweise gegen Rechtsextremismus, sondern widmet sich den vorrangigen akuten Bedrohungen, denen jüdisches Leben heute in Deutschland ausgesetzt ist. So heißt es in dem Antrag:

Seit dem grausamen Terror-Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sehen wir in Deutschland Judenhass und israelbezogenen Antisemitismus auf einem seit Jahrzehnten nicht dagewesenen Niveau. (…) Die Entwicklung seit dem 7. Oktober 2023 ist sowohl auf einen zunehmend offenen und gewalttätigen Antisemitismus in rechtsextremistischen und islamistischen Milieus als auch auf einen relativierenden Umgang und vermehrt israelbezogenen und links-antiimperialistischen Antisemitismus zurückzuführen.

In den vergangenen Monaten ist nicht zuletzt das erschreckende Ausmaß eines Antisemitismus deutlich geworden, der auf Zuwanderung aus den Ländern Nordafrikas und des Nahen und Mittleren Ostens basiert, in denen Antisemitismus und Israelfeindlichkeit, auch aufgrund islamistischer und antiisraelischer staatlicher Indoktrination, verbreitet sind.

Treffen mit Israel-Hassern
Antisemitismus als neue Staatsräson
Erfreulich offene Worte, die das Augenmerk auch auf muslimischen und linken Judenhass richten – eine Stoßrichtung, die der türkischstämmigen SPD-Politikerin Özoguz womöglich missfallen könnte, und die sich angesichts ihrer Entgleisung als umso notwendiger erweist. Denn die Fixierung auf Antisemitismus, der auf rechtsextremer Gesinnung beruht, führt in Kombination mit muslimischem Opfergebaren, das von linken Narrativen gestützt wird, dazu, dass Prävention zum Teil unwirksam bleibt, weil Motive unzureichend oder gar nicht erfasst, und die entsprechenden Milieus nicht erreicht werden.

Wie Özoguz sich zu diesem Antrag positioniert, wäre demnach eine wichtige Frage, um bewerten zu können, wie authentisch ihre Entschuldigung ist, und ob ihre Haltung dem entspricht, was gemäß deutscher Staatsräson und gemäß der Verantwortung, die aus der deutschen Geschichte entspringt, einer Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags zukommt.

Die deutlichen Worte Freis sind durchaus zu begrüßen: Aber so wenig linker und muslimischer Antisemitismus verschwinden, wenn man sie nicht thematisiert, löst sich Özoguz’ Positionierung auf, indem ihr der Vorsitz über Beratungen über Antisemitismus entzogen wird. Letztlich ist es nicht mehr als eine kosmetische Maßnahme, die ausgerechnet die Chuzpe der Politikerin kaschiert.

Weitaus wirksamer wäre, wenn sich Özoguz tatkräftig gegen muslimisch oder links motivierten Judenhass einsetzen würde. Das könnte wahrscheinlich selbst die immer noch ungehalten unversöhnliche Unionsfraktion besänftigen.

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Kommentare ( 11 )

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Wilhelm Roepke
1 Monat her

Die Union sitzt wegen der Grenzöffnung für Antisemiten durch Angela Merkel 2015 im Glashaus und sollte ganz leise sein.

Kraichgau
1 Monat her

einfach mal mit Ihren Brüdern beschäftigen,dann ist auch klar,woher die Einstellung kommt….da wird sich nichts mehr aendern

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Kraichgau

Maximilian Tichy hatte neulich Hamed Abdel Samad im Interview, der hier, wie einige andere, als Kritiker der „einzig“ wahren Ideologie 24/7 Polizeischutz braucht. Alleine das: https://www.tichyseinblick.de/video/interview/hamed-abdel-samad-freiheit/
Einmal in das Konstrukt geboren bist du bei Kritik oder Ausstieg selbst des Todes, wenn du es anders machst, als da, für alle Zeit gültig, geschrieben steht.

Last edited 1 Monat her by Kassandra
PaulKehl
1 Monat her

Was heißt „türkischstämmige Politikerin“? Özoguz ist türkische Staatsbürgerin und Anbeterin des Propheten Mohammed. – Bitte keine Euphemismen.

Mike76
1 Monat her
Antworten an  PaulKehl

Und was macht so eine dann in einem Deutschen Parlament?
Dürfte ja eigentlich nicht sein, oder ist das schon Unterwanderung.

Thorsten Maverick
1 Monat her

Ich habe die Erklärung gelesen, über die abgestimmt werden soll, und finde sie schlapp. Sie ist viel zu lang und zu vage. Wenn die Politiker etwas gegen den Haß auf die Juden und Israel tun wollten, würden sie das in einer knappen und prägnanten Form auf den Punkt bringen. Das sehe ich hier nicht. Die Linken und die Muslime könnten dem nicht zustimmen. Sie sind das Problem. Aber man will sie nicht verprellen, weil man auf ihre Stimmen bei den Wahlen hofft. Trump ist viel besser. Er hat klar gesagt, wer Israel und die Juden hasse, solle gehen bzw. fliege… Mehr

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Thorsten Maverick

In den maßgeblichen intoleranten Schriften fallen unter „Ungläubige“ Juden, Christen wie Atheisten und alle anderen Menschen auf der ganzen Welt, die sich nicht unterwerfen wollen.
Auch von daher ist diese Veranstaltung mehr als eine Farce – wahrscheinlich um uns die Augen zu vernebeln, dass wir inzwischen hier im eigenen Land ähnlich gefährdet sind wie Juden am 7. Oktober 2023.

Kassandra
1 Monat her

Welche Schande, dass in Deutschland 2024 über „den Schutz jüdischen Lebens“ überhaupt diskutiert werden muss.
Die Zustände hier haben sich für uns alle seit 2015 zum immer Schlimmeren verändert – Ende der Verschlechterung noch gar nicht abzusehen.

Schwabenwilli
1 Monat her
Antworten an  Kassandra

Danke für diesen Kommentar.
Mehr gibt es zum Thema jüdisch -muslimisches, christlich-muslimisches Zusammenleben nicht zu sagen.

Sun Zhongshan
1 Monat her

Özugus setzt sich gegen muslimischen Judenhass ein…
Scholz setzt sich für die Aufklärung des Cum Ex – Skandales in Hamburg ein…
Habeck setzt sich für Kernenergie in Deutschland ein…
Dreimal dürfte die Wahrscheinlichkeit bei 0 liegen.

Der Person
1 Monat her

„Selbst wenn Jahrzehnte dazwischenliegen, kann man nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde nach Deutschland holen.“, Karl Lagerfeld

Deswegen verbitte ich mir, dass sich die Union jetzt zum Schutz jüdischen Lebens äußert. Die hat sich völlig disqualifiziert.