Waren das noch Zeiten, als die Internationale Anlegermesse in Düsseldorf die Massen anzog. Wie 1996, als der Schauspieler Manfred Krug der Deutschen Telekom zum Börsengang verhalf, oder vier Jahre später, als die Euphorie am Neuen Markt bereits abklang, aber träumende Anleger nichts davon wissen wollten und scharenweise in die Düsseldorfer Messehallen stürmten. Und heute? Adios Düsseldorf, willkommen zur Deutschen Anlegermesse in Frankfurt und demnächst zur Konkurrentin Invest in Stuttgart! Da ein detaillierter Messebericht illusorisch ist und wohl auch langweilig sein dürfte, beschränken sich die folgenden Zeilen auf die Wiedergabe von ein paar Eindrücken am ersten Frankfurter Messetag.
Dirk Müller alias Mister Dax gerät mit einem riesigen Themenspektrum schon morgens zur Hochform: Der FC Bayern als Symbol für gute Aktien, die Sechziger für schlechte – Affen, die mit dem Werfen von Pfeilen auf ein Kursblatt angeblich besser abgeschnitten haben als Aktienprofis, ein Märchen – die Saudis plötzlich auf der Anklagebank, weil man ihr Öl nicht mehr braucht – alternative Energien stark auf dem Vormarsch – der lange Aufwärtstrend der Bundesanleihen bis zur Bildung der größten Blase aller Zeiten – 100 Billionen Dollar Staatsschulden weltweit – 10 bis 20 Prozent, in Gold angelegt, können nicht schaden – Aktien immer noch überwiegend vom vielen Geld der Zentralbanken getrieben – die meisten Fonds nur Durchschnitt. Das letzte Thema hat Müller sich bewusst bis zum Schluss aufgehoben. Aus gutem Grund: Am 17. April schickt er seinen eigenen Fonds mit dem Namen „Dirk Müller Premium Aktien“ ins Rennen gegen annähernd 10.000 andere in Europa. Na dann, viel Glück!
Auf dem Podium haben Platz genommen: Buchautorin Beate Sander, Marc Friedrich, Co-Buchautor mit Matthias Weik („Der Crash ist die Lösung“), FDP-Politiker Frank Schäffler und Roland Tichy, Vorsitzender der Ludwig Erhard Stiftung. Bis auf die Autorin wünschen alle den Euro zum Teufel. Besonders laut wird es – auch durch den Beifall im Saal -, wenn Friedrich zu schimpfen beginnt: Vor allem auf Politiker, die einerseits Steuerhinterzieher hinter Schloss und Riegel bringen, andererseits selbst für die von ihnen zu verantwortende Verschwendung der Steuergelder – Grüße vom Berliner Flughafen – nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Schäffler ist sich mit Tichy nicht über die Konsequenzen der Euro-Misere einig, Friedrich geht mit seinem Temperament durch und reißt Weik mit. Dann wird es noch einmal laut, als Autorin Sander sich massiv für das Thema Wirtschaft an Schulen einsetzt und Tichy Zweifel an der Durchsetzbarkeit hegt. Am Ende haben sich alle wieder lieb. Die Autoren von Tichys Einblick jedenfalls machten die Messe zum Treffpunkt.
Kaum eine Anlegermesse ohne Degussa. Am Stand des Goldhändlers glitzert es gülden. Sein Chef Wolfgang Wrzesniok-Roßbach geht wegen einer Operation an Krücken, wirkt aber ansonsten mopsfidel. Kein Wunder, schon rund drei Jahre nach Gründung des Unternehmens läuft der Goldverkauf in zwölf Filialen – darunter drei im Ausland (Zürich, London, Madrid) – auch dank immenser Werbung wie geschmiert. Was läuft am besten? Kein Gold, sondern vergoldete Rosen aus preiswerterem Metall, hergestellt in Indien. Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen. Was läuft noch gut? Barren zu 100 und zu 250 Gramm, unter den Anlagemünzen mit großem Abstand Krügerrand, die heimliche Weltwährung. Die Zahl der Aufträge wird größer, das Volumen pro Auftrag nimmt ab. Das heißt, auch immer mehr Kleinsparer kaufen Gold. Jetzt soll das Geschäft mit dem Ankauf von Altgold forciert werden – unter anderem als Reaktion auf die unfairen, von den überwiegend in Bahnhofsnähe gelegenen Händlern angebotenen Preise. Und wenn alles gut geht, wird ein Teil der Degussa-Hauptfiliale am Kettenhofweg in Frankfurt schon bald als Goldmuseum zu bestaunen sein.
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