Angela Merkel: Dieser Weg wird steinig und schwer

Als der Bundestagspräsident Merkel zu Beginn der Sitzung unter Berufung auf den Bundespräsidenten den Statuten entsprechend zur Wahl vorgeschlug, gab es nur von der Unionsfraktion Applaus.

© Sean Gallup/Getty Images

Wer dem Amtseid der Bundeskanzlerin beim vierten Mal nicht mehr die volle Glaubwürdigkeit schenken wollte und konnte, dem bot sich immerhin Gelegenheit, sich im Handlesen zu versuchen. Die rechte Handinnenfläche (Hand des Bewussten/ Entwicklungshand) Angela Merkels war dafür lange genug im Fokus der Kameras.

Schauen wir kurz und fassen zusammen: Herz-, Kopf- und Lebenslinien sind gleichmäßig ausgeprägt vorhanden. Die Schicksalslinie, die für Veränderungen steht, läuft schnurgerade, Überraschungen sind also nicht vorgezeichnet. Eine Besonderheit vielleicht: Merkels Herzlinie verweist auf den leidenschaftlichen und abenteuerlustigen Typ, kurz, geschwungen und zwischen Jupiter- und Saturnfinger endend. Soviel Glaubwürdigkeit hat das ganze also wohl doch nicht. Oder ihre abenteuerliche Zuwanderungspolitik hat sich bereits tief eingegraben.

Während der Vereidigung erhoben sich alle 709 Abgeordneten, lediglich AfD und Linkspartei verweigerten mehrheitlich den anschließenden Applaus, währenddessen ein AfD-Mitglied auf einer der Zuschaueremporen ein „Merkel muss weg!“-Plakat zeigte, was Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble nach kurzem Hinweis unterbinden ließ.

Gewöhnt euch daran
Im Morgengrauen - GroKo: Weißwurst mit Tee
Einen unerwarteten Zuschuss von eintausend Euro Strafgeld für die Bundeshaushaltskasse gab es vom AfD-Abgeordneten Petr Bystron, einem eingebürgertem Sohn tschechischer Asylanten, der seine „Nein“-Stimme bei der Wahl zur Bundeskanzlerin so Mitteilens wert fand, dass der sein Stimmkärtchen in der Kabine fotografierte und mit der Bemerkung twitterte „Nicht meine Kanzlerin“. Das allerdings ist verboten und wurde von Schäuble wegen “schwerwiegender Verletzung der Ordnung und Würde des Bundestags“ mit eintausend Euro und laut Phoenix zusätzlich mit einer einwöchigen Verbannung des zeitweilig vom Bayrischen Verfassungsschutz (2017) beobachteten Abgeordneten aus dem Bundestag geahndet.

Schäuble war es auch, der Angela Merkel sybillinische Glückwünsche mit „auf ihrem schweren Weg“ gab. Als der Bundestagspräsident Angela Merkel zu Beginn der Sitzung unter Berufung auf den Bundespräsidenten den Statuten entsprechend zur Wahl vorgeschlagen hatte, gab es nur von der Unionsfraktion Applaus, die SPD bleibt wie alle anderen Parteien still. Immerhin eines wussten die Sozialdemokraten: Auf Beerdigungen wird eben nicht geklatscht. Und auf der eigenen ist es sogar unmöglich.

Leerformel
Amtseid? Ein mehrfach irreführender Begriff.
Als Merkel vereidigt und die handverlesene Ministerriege vorwiegend in schweren schwarzen Audi Limousinen vor dem Schloss Bellevue vorgefahren war, hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine von den Medien später als „nachdenklich und mahnend“ beschriebene kurze Ansprache. Die Ernannten mögen sich bitte bewähren „ganz besonders im direkten Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern – gerade mit denen, die Vertrauen verloren haben.“ Die Regierung sei gut beraten, gerade bei den alltäglichen Konflikten im Land „genau hinzuhören und hinzuschauen“. Steinmeier mahnte weiter, dass legitime Debattenspektrum ende „nicht an den Außengrenzen der Regierungsmeinung“. Die allerdings wurde an diesem Tage höchst umfänglich und für über dreieinhalb weitere Jahre abgesichert und mit der verfügbaren Allmacht ausgestattet.

Steinmeier war froh, dass „die Zeit der Ungewissheit“ vorbei sei. Hier allerdings biss sich die positive Prognose des Bundespräsidenten mit der schon erwähnten eher düsteren Prognose des Bundestagspräsidenten. Feststellen lässt sich jedenfalls: Aufbruchsstimmung sieht anders aus. Denn deutlich spürbar war vor allem eine Emotion: Erleichterung, fast so, als wäre man noch einmal mit einem ziemlich dicken blauen Auge davon gekommen. Ein großes Durchatmen bei denen, die erfolgreich Posten erobert haben, aber auch ein klein wenig bei jenen, die nun nicht mehr weiter darum kämpfen und schachern müssen.

Jetzt regieren sie wieder. Und wie.
Regierungsbildung: Falscher Jubel und Fehler im System
Bild des Tages vielleicht die Kanzlerin kurz nach der erwartbar knappen aber erfolgreichen Wahl auf dem Kanzlerstuhl neben der noch leeren Regierungsbank und mit Blick ins volle Plenum. Ja, da sitzt sie nun immer noch und ist nicht wegzukriegen. Wie eine verlässlich immer wiederkehrende Naturkatastrophe. Und selbst die Unionsabgeordneten wussten es spätestens in diesem Moment: Das anhaltende Lächeln der Kanzlerin passt so gar nicht zu ihrer kommenden Mammutaufgabe. Auf Biegen und Brechen wird man dieses Deutschland nicht regieren können. Aber nun muss man es wohl. Immerhin ist jene zur Bereinigung angetreten, die den Schaden angerichtet hat. Alleine der Arbeitseifer, der dabei an den Tag gelegt werden kann, scheint fraglich, wenn am Anfang so etwas wie Einsicht stehen müsste.

„Dieser Weg ist steinig und schwer. Nicht mit vielen wirst du dir einig sein, doch dieses Leben bietet so viel mehr.“ Xavier Naidoo.

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Kommentare ( 195 )

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ordo ab chao
6 Jahre her

Dieses GruKa (Gruselkabinett) muss man immer mit einer Jeans vergleichen: Die größten Nieten hängen an den wichtigsten Stellen! 😉

Martin Müller
6 Jahre her

die, die länger hier leben….

ich hatte gedacht, Merkel hätte den Eid zum Wohle des „deutschen Volkes“ durch die Passage „die, die hier schon länger leben“ ersetzt.

Denn mit dem deutschen Volk hat sie es ja nicht so…

Michael M.
6 Jahre her

„des zeitweilig vom Bayrischen Verfassungsschutz (2017) beobachteten Abgeordneten…“

Grund der Beobachtung:
Bystron hatte dafür plädiert, die AfD solle für die Identitäre Bewegung und Pegida ein Schutzschild sein.

Rudolfo
6 Jahre her

Leider konntet der „pöbelnde“ Neubürger Merkel nicht erreichen. Die Personenschützer , die aussahen als kämen sie direkt aus der Roten Flora, haben total überreagiert.
Frau Merkel wäre es zu wünschen das sie die Gewalt ihrer „Neubürger“ am eigenen Leib erlebt. Die “ schon länger hier lebenden“ haben immer noch nicht genug Wut um mit Merkel und Konsorten abzurechnen.

Tunichtgut
6 Jahre her

Im Grunde genommen hat sich nichts geändert. Die Chefin ist dieselbe geblieben, die immerhin noch nie einen einzigen persönlichen Fehler eingeräumt hat. Warum sollte man etwas ändern, wenn man immer alles richtig gemacht hat? Etwa wegen der paar Millionen Nörgler da draußen, denen man nach eigenem Dafürhalten in Zukunft alles nur etwas besser erklären muss!? Denen schließen wir den vorlauten Mund einfach mit mehr Geld für Sozialleistungen und noch ein paar NetzDGs für die ganz unbelehrbaren. Dann geben die schon Ruhe. Und ihre Mannschaft? Im Prinzip dieselben Leute und wo nicht, derselbe Typus.- Wer länger gedient hat weiss, eine Truppe… Mehr

Fred Müller
6 Jahre her

Das ist doch Mutti so etwas von … egal ! Wenn sie im dichten Nebel, neben Abhängen und auf unbefestigter Strasse ihre „Politik“ macht ist es ja nun nicht so, dass sie auf Gefahren achtet (nur AfD) und vllt etwas sinnvoller und vorsichtiger agiert. Sie gibt Vollgas, koste es was es wolle, denn der Weg in den Abgrund ist alternativlos. Das gefährlichste daran ist aber, dass sich diese Frau nicht für Politik und ihre Folgen daraus interessiert.
…oder handelt und versösst sie gegen geltendes Recht evtl. vorsätzlich ?

Marc Hofmann
6 Jahre her

Merkel ändert nichts an ihren Führungsstil…Sie lässt alles so weiterlaufen. Die Pflöcke der Grün-Sozialistischen Merkel Politik sind mit dem Maastricher Vertragsbruch (EURO-Schulden Union), dem wissenschafts- und wirtschaftsfeindlichen Kernenergieausstieg und der Hinwendung zu einer, ins Desaster führenden, Energiewende, der Abschaffung der Bildung durch Gender, der illegalen Eiwanderung in unser Sozialsystem und unsere Kultur/Wertgesellschaft bereits eingerammt worden….Hinzu sind weiter Deutschland Vernichtende Pflöcke eingerammt worden…die EHE für Alle….der Wegfall des Schutzes für das ungeborene Leben…CO2 Verbot und damit die Abschaffung des Verbrennungsmotor (also nicht nur des Diesel sondern eben auch des Benziner) und der gesamten Deutschen Industrie, Mittelstand und Handwerks…bis hin zum Dienstleistungssektor.… Mehr

C.W.Schulz
6 Jahre her

Für mich die beste Szene war die Überreichung eines Buches von Frauke Petry an AM mit dem Titel: “Höhenrausch – die wirklichkeitsleere Welt der Politiker” von dem Journalisten Jürgen Leinemann aus dem Jahr 2004.
Hoffentlich liest sie es…

Ulv J. Hjort
6 Jahre her
Antworten an  C.W.Schulz

Warum sollte sie das lesen ? Menschen ,die frei von selbstkritik und selbstzweifel sind ,kuemmern sich einen dreck um die meinungen ihrer zeitgenossen .Es sind høchstens die altbekannten klassifizierungen zu høren .

Wolfgang Schuckmann
6 Jahre her

Ich plädiere dafür den Amtseid in Zukunft entfallen zu lassen, da diese Maßnahme verhindern würde, dass sich am Ende der Regierungszeit die verschiedenen Akteure vielleicht strafrechtlich verantworten müssten. Da jedermann hier weiß wie der Amtseid von der letzten Regierung verstanden wurde, würde sich das sicher als Prophylaxe anbieten.
Nach den Fehlstimmen bei der Kanzlerwahl im Regierungslager darf man davon ausgehen, dass dies schneller notwendig werden könnte als so mancher denkt.

Ulv J. Hjort
6 Jahre her
Antworten an  Wolfgang Schuckmann

Die hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt .

Sabine W.
6 Jahre her

Okay, ich glaube, ich habe in meinem letzten Kommentar wahrscheinlich wirklich eine Grenze überschritten. Insofern ist es mehr als verständlich, dass die Moderation diesen vermutlich nicht veröffentlicht hat. Ich bedauere das, aber mir ist einfach der Kragen geplatzt. Ich versuche es aber gerade noch einmal anders: Wie kann das Staatsoberhaupt eines demokratischen Landes einen Eid darauf schwören, Schaden von seinen Bürgern abzuwenden, wenn jeden Tag mehr Menschen in diesem Land Schaden nehmen müssen durch ein gleichzeitig stattfindende Gleichgültigkeit gegenüber diesem Volk bzw. durch eine (willkürliche(?)), durch nichts zu rechtfertigende Einladung für genau jene, die sowohl eine erhöhte Gewaltkriminalitätsrate importieren, ein… Mehr

Enrico
6 Jahre her
Antworten an  Sabine W.

Dem Eid (also der Schwur Schaden von den Bürgern abzuwenden) ist ein „breites Ermessen“ innewohnend. Die Aussprecherin des Eides kann sich IMMER darauf berufen, es gut gemeint zu haben, aus Ihrer Warte die „richtigen“ Entscheidungen getroffen zu haben. Es ist lediglich ein loses Versprechen, ein evtl. Bruch (aus Sicht von wem? Wer entscheidet?) nicht justiziabel. Ich bin kein Anwalt, aber ähnlich erbost wie Sie. Man sollte diese Farce des Eides sein lassen, er hat KEINE Auswirkungen. Ausser vielleicht medial. Zudem ist m.E. noch nie ein Politiker in Deutschland (in der jüngeren Geschichte, *räusper*) auf Grund irrsinniger Entscheidungen irgendwie a posteriori… Mehr

Der Ketzer
6 Jahre her
Antworten an  Enrico

Der Eid sollte beibehalten werden. Das nachfolgende Verhalten der vereidigten ist eine sichtbare Messlatte für den Werteverfall in Politik und Gesellschaft.

Ulv J. Hjort
6 Jahre her
Antworten an  Sabine W.

Ist auch nicht zu verstehen . Eid ist eid!Wer ihn bricht ,macht sich strafbar,basta!
Mit spitzfindigkeiten unterstuetzt man nur die willkuer dieser frau .