30 Jahre Mauerfall: Ungarns Botschafter beklagt unfaires Bild seines Landes in Deutschland

Ungarn wird von vielen Medien und Politikern fast schon als Despotenstaat dargestellt. Der 30. Jahrestag der Grenzöffnung in Sopron ist Anlass, im Gespräch mit Ungarns Botschafter in Deutschland, Péter Györkös, das deutsch-ungarische Verhältnis nüchtern anzuschauen.

© Olaf Opitz

Der ungarische Botschafter in Deutschland, Péter Györkös, hat 30 Jahre nach dem Mauerfall beklagt, dass die Deutschen ein falsches und unfaires Bild von Ungarn haben. Deutsche Medien würden vor allem eine Skizze von Repression, wirtschaftlichem Niedergang und Abbau der Meinungsfreiheit zeichnen. „Das ist ein unfaires Bild von Ungarn, das nicht der Wirklichkeit und den Fakten entspricht“, kritisiert Györkös im Gespräch mit Olaf Opitz für das Magazin Tichys Einblick. Es habe mittlerweile dazu geführt, dass in Europa „eine historisch einzigartige Beziehung zwischen Deutschland und Ungarn“ womöglich abgebaut wird. Und das im 30. Jahr des Mauerfalls. Györkös erinnert daran, dass es Ungarn war, das noch vor dem Mauerfall 55.000 DDR-Bürgern die Ausreise in den Westen erlaubte.

Die Mauer zwischen den beiden deutschen Staaten mit Ungarns Grenzzaun zu vergleichen, hält der Botschafter für eine Verdrehung historischer Tatsachen. „Jaja, ein Zaun sei böse, antidemokratisch und unmenschlich, das hören wir aus vielen Ecken immer wieder“, so Györkös. Doch dabei würden Geschichte, Tatsachen und Fakten verdreht. „Die Berliner Mauer und der Eiserne Vorhang quer durch Europa waren doch eine Befestigung, um die eigene Bevölkerung einzusperren.“ 2015 hingegen gab es eine „illegale Einwanderungswelle von Hunderttausenden aus dem Orient, unkontrolliert über die grüne Grenze“, erinnert Györkös. Dabei seien wichtige europäische Gesetze verletzt worden: die Schengen- und Dublin-Regeln sowie die Genfer Flüchtlingskonvention.

Dass der ungarische Grenzzaun so kritisch gesehen wird, nicht aber die zuvor errichteten Zäune etwa rund um die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla, kann der Botschafter nicht verstehen. „So baute Ungarn lediglich den fünften Zaun in der EU“, bemerkt Györkös. „Die ersten vier Zäune haben zuvor keinen Europäer aufgeregt.“ Dabei nennt Györkös Frankreichs Befestigungen bei Calais, die Grenzzäune von Griechenland und Bulgarien zur Türkei sowie Spaniens Zäune in Marokko.


Das ganze Interview in Ausgabe 09-2019 von Tichys Einblick >>>

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Kommentare ( 47 )

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Mein Onkel
5 Jahre her

Ungarn darf sich von der links-grünen Journaille in Deutschland nicht beirren lassen!

GrandLevin49
5 Jahre her

Worüber diese tolle Gesinnungsjournalisten nicht reden: diese böse Ungaren haben ca. 50.000 Menschen aus der DDR bei sich in ihrem privaten Zuhause aufgenommen und versorgt, bis diese, nach Monaten das Land Richtung Westen verlassen konnten. Das wird auch bei der 30-Jährigen Jubiläum vergessen.

humerd
5 Jahre her

Merkel ist bei Orban „Danach ziehen sie sich zu bilateralen Gesprächen zurück“ und das wird teuer. Merkel schüttet wieder das Füllhorn deutscher Steuergelder aus, was sie seit Anbeginn ihrer Kanzlerschaft bei allen Auslandsterminen macht.
Mit Ungarn wirds halt teurer, die Kränkungen der deutschen Kanzlerin wegen der Verteilung von Migranten lässt sich Orban bezahlen, auch die Kränkungen deutscher Medien.
NGOs sind ganz schlechte Regierungsberater und doch sind sie mit eine der Einflussreichsten Berater der regierung.

WandererX
5 Jahre her

Die deutschen regierungsnahen Medien fuhren eine Kampagne gegen Ungarn und bauten das Land auf eine zuvor nicht gekannte Art und Weise zum moralischen Gegenpol zu Deutschland auf. Das hing damit zusammen, dass diese Medien die sogenannte extrem ideologisch gefärbte „offene Gesellschaft“ (1937 gegen Nazi- Geschlossenheit entworfen! ) propagieren, also selbst sich als politische Institutionen verstehen, vom Grundprinzip (mehr allerdings nicht) so ähnlich, wie sich die DDR- Zeitungen primär als ideologische Kampfblätter verstanden. Jedenfalls spürt man stark – auch bei der Frage, ob ein Leserbrief durchkommt oder wegzensiert bei Springer und CO wird – dass unsere Zeitungsverlage allesamt sehr regierungsnah agieren… Mehr

usalloch
5 Jahre her

Der ungarische Botschafter muss sich keine Sorgen über das Bild Ungarns in Deutschland machen. Wer nur ein bisschen Verstand hat, vergisst nicht das es Gyula Horn war der das entscheidende Loch in die Mauer gebohrt hatte, was diese dann zum Einsturz brachte. Illusionen darf er sich allerdings nicht über die längst überfällige Loyalität der Bundesregierung machen. Denn Mutti wird das damals nicht gefallen haben.

Dominik R
5 Jahre her
Antworten an  usalloch

Gyula Horn? Der hat sich nur in die 1. Reihe gedrängelt. Miklós Németh ist als persönliche Triebfeder für das zu nennen, was wir in Ungarn als „rendszerváltás“ (Ordnungswechsel) nennen. Horn hatte aber die Gunst der Stunde erkannt. 1956 war dieser sogar beim Überfall der Sowjets mit der Waffe unterwegs, um deren Macht zu sichern. Dass Horn 1991 in Aachen den Karlspreis bekommen hat, ist mit der Ahnungslosigkeit des Westens erklärbar, und natürlich mit Wunschdenken und dem Narrativ, das sich wie hier wiederholt.

usalloch
5 Jahre her
Antworten an  Dominik R

Ahnungslosigkeit in der Politik gibt es nicht. Außerdem hat schon F.J. Strauß einmal erklärt, dass er so flexibel sein kann, das man ihn oft in der verkehrten Ecke vermutet. So sind nun mal unsere Politiker. Was schert sie ihr Geschwätz von gestern.

Reinhard Schroeter
5 Jahre her

Es freut mich Dominik, dass Sie sich hier die Mühe gemacht haben einen Sachverhalt, der zum besseren Verstehen Ungarn’s unabdingbar ist, ausfühlich darzustellen. Der von Ihnen erwähnte Gyurcsány -bei den Europawahlen hat er erst kürzlich seine Frau Klára Dobrev nach Brüssel lanciert -versucht nach wie vor in der ungarischen Politik mit zu mischen und ist verantwortlich für die kastastrophale Lage der Opposition in Ungarn. Orbán hat schlicht und einfach eine bessere Opposition verdient, mit der Gegenwärtigen ist er unterfordert, was ich pesönlich als eine Gefahr ansehe. Ich glaube auch, dass man ohne die Kenntniss des Ungarischen, kaum in der Lage… Mehr

Reinhard Schroeter
5 Jahre her

Morgen jährt sich zum 30. mal der Jahrestag des in die Geschichte eingeangenen Grenzpikniks der Paneuropaunion bei der ungarischen Stadt Sopron (Ödenburg). Es gibt einen Gedenkgottestdienst an dem neben Minsterpräsitent Orbán auch eine Merkel sich erdreistet teilzunehmen. Während Vikor Orbán bei der Ehrenbestattung von Imre Nagy im Juni 1988 auf dem Heldenplatz in Budapest, eine flammende Rede gegen Totataltarismus und Zwangsherrschaft gehalten hat und den Abzug der russischen Besatzungstruppen gefordert hat, war in Ostberlin die bolschewistische FDJ-Sekretärin Merkel noch voll mit dem Aufbau des Sozialismus beschäftigt . Allein die Tatsache, dass die Ungarn ein Jahr später den ersten Stein aus… Mehr

Ivan de Grisogono
5 Jahre her
Antworten an  Reinhard Schroeter

Treffend zusammengefasst, danke!
Visegrader- Staaten, Balkan und Osteuropa brauchen nicht aus Berlin und Brüssel belehrt zu werden was Demokratie ist! Besonderes Berlin und die Linken aus Deutschland sind nicht berufen uns Demokratie zu erklären ! Deutschland und Kommunisten haben schon genug Unheil und Zerstörung für Europa bedeutet und haben bis heute nichts gelernt, genug ist genug! Merkel muß weg! Hexenjagd der Deutschen Aktivisten gegen Ungarn, Polen, Serbien und Andersdenkende, Diffamierung und Zerstörung souveräner Nationalstaaten wird nicht gelingen!

handwerk
5 Jahre her
Antworten an  Reinhard Schroeter

Ungarn will keine Gold Reserven aus Deutschland anfassen. ( „Was die Flüchtlinge mit zu uns bringen, ist wertvoller als Gold.“ Aussagen des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz )
Viktor Orban kämpft, dass in den Schulen ungarisch gesprochen wird und nicht so wie in deutschen Schulen wo deutsch Fremdsprache ist.

bkkopp
5 Jahre her

Die Anti-Orban Propaganda ignoriert völlig was in Ungarn vor Fidesz / Orban war. Die Frau Bundeskanzler hält sich, ihre Politik und die EU für “ liberal “ und missversteht, absichtsvoll oder aus Unverständnis, was Orban mit “ illiberal “ meint – nämlich christlich-konservativ und eben nicht amerikanisch-links-liberale Identitätspolitik, political correctness und subtilen links-liberalen Gesinnungs- und Haltungsterror, wie er auch von Soros vertreten wird.

elly
5 Jahre her

„Ungarn wird von vielen Medien und Politikern fast schon als Despotenstaat dargestellt. “
Ungarn hat sich nicht von Merkels und ihren „Merkel-Flüsterern“ bestehend aus Asyl- und Sozialindustrie, NGOs und den Grünen beeinflussen lassen und lässt sich auch nicht unter Druck setzen. Also schießen die Presseorgane der NGOs, der Grünen und der Sozialindustrie wie Z ON, SZ, Spiegel, focus, ÖR aus vollen Rohren gegen Ungarn. Ungarn soll einfach selbstbewusst seinen eigenen Weg gehen.

GUMBACH
5 Jahre her

Eigentlich macht Ungarn nichts Ungewöhnliches: Es schützt sein eigenes Volk und setzt Gesetze uns Verordnungen um. Man hat aber an anderer Stelle (!) beschlossen, dass Europa ‚multikulturell‘ (eine Lüge und Farce gleichermaßen, da ja fast ausschließlich Muslime aus Nahost und Nordafrika eingeschleust werden) werden soll. Die Völker Westeuropas – vor allem Briten, Franzosen, Niederländer, Belgier, Deutsche, Schweden, Österreicher – werden in erwa 30 (?) Jahren zur Minderheit im eigenen Land. In anderen westeuropäische Staaten wird diese Entwicklung langsamer voranschreiten, aber sie wird ebenfalls kommen. Einzig Ungarn, Polen, Tschechien und die Slowakei werden eine Homogenität ihrer Völker bewahren können. Aber man… Mehr