Nach der, für die EU-Spitze und europäische Politiker überraschenden, Wahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten und vor allem nach dessen Amtsantritt hat sich für die EU, ihre Mitgliedsländer und die europäischen Nato-Partner alles geändert. Eingespielte Rituale und Sprachregelungen waren plötzlich obsolet. Trumps Forderung, Finanzierungs-vereinbarungen der Nato auch einzuhalten, wurden schnell in „Amerika verweigert Europa den Beistand“ umgedeutet.

Wie immer bei solchen Gelegenheiten, versucht Ursula von der Leyen, politisches Kapital aus solchen Vorgängen zu generieren. ReArm Europe wurde aufgelegt – der Name wurde mittlerweile geändert, er war den südlichen Ländern zu bellizistisch – und Konferenzen einberufen. Man sprach davon, europäische Soldaten in die Ukraine zu schicken und die Hilfe für die Ukraine aufzustocken.
Nach dramatischen Fotos, mit einer finster-entschlossen dreinschauenden EU-Kommissionspräsidentin, einer ihr in nichts an entschlossenem Blick nachstehenden EU-Außenbeauftragten, Präsidenten, Ministerpräsidenten und Kanzlern, die ebenfalls, dem Ernst des Moments geschuldet, finster schauten, ist es still um das große EU-Projekt geworden. Ohne Amerika, dass wurde auch den „Willigen“ irgendwann klar, geht nichts. Gar nichts.
Aus dem 40 Milliarden Plan zur militärischen Hilfe wurden 5 Milliarden. Das Magazin „Politico“ schreibt das der „Kallas-Plan“ gescheitert sei: „Die EU wollte Milliarden an Militärhilfe und Artilleriemunition nach Kiew schicken, doch die Mitgliedsländer waren sich uneins über den Plan. Europas Spitzendiplomatin Kaja Kallas hatte große Hoffnungen, bis zu 40 Milliarden Euro an Militärhilfe mobilisieren zu können, um die Position der Ukraine auf dem Schlachtfeld zu stärken und ihre Position in den bevorstehenden Gesprächen mit Russland zu verbessern. Doch als die EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstag ihr Treffen in Brüssel beendeten, lag der Plan in Trümmern – zwar nicht ganz tot, aber doch dramatisch heruntergestuft gegenüber seinem ursprünglichen Ziel“.
„Mehrere EU-Diplomaten erklärten, die Probleme begännen bereits bei der Ausarbeitung des Plans, als es dem ehemaligen estnischen Premierminister nicht gelang, die Zustimmung wichtiger Interessengruppen zu gewinnen. Der Prozess sei „verpfuscht“ worden, resümierte einer der Diplomaten. Die ursprüngliche Formulierung des „Kallas-Plans“ sah vor, der Ukraine im Jahr 2025 mindestens 1,5 Millionen Schuss Artilleriemunition zu liefern. Diese Idee wurde letzten Monat durch ein ungarisches Veto abgeschmettert. Dann versuchte sie es erneut und setzte darauf, dass eine Koalition williger Staaten in ihre Waffenlager und Staatskassen greifen würde, um der Ukraine in diesem Jahr bis zu 40 Milliarden Euro an Militärhilfe zukommen zu lassen“.
Und jetzt wird noch mehr Wasser in die ohnehin schon dünne Suppe gekippt
In einem Interview in dem zur französischen TF1 Gruppe gehörenden Fernsehsender LCI, sagte der frühere französische Bildungsminister Luc Ferry, der unter dem damaligen Bildungsminister und heutigen Premierminister François Bayrou Vorsitzenden des Nationalen Programmrats im Bildungsministerium war,: „Wir haben wie viel? 350 Milliarden Dollar in Waffen? […] damit die Ukraine den Krieg verliert und die Europäische Union einen Krieg, den sie nicht geführt hat. Und ich glaube, dass die Ukraine diesen Krieg mit dem Donbass-Krieg begonnen hat, das ist alles. Und dass es ein monumentaler Fehler war, 2014 einen Krieg gegen russischsprachige Menschen im Osten zu beginnen, und dass das nicht gut ausgehen kann. Es ist eine Katastrophe, die von 2014 an geplant war. Und schließlich: Die Wahrheit ist, dass der Krieg im Donbass fast 15.000 Tote gefordert hat. Er war grausam; 6.000 Zivilisten wurden von abscheulichen ukrainischen Milizen massakriert. Es kann also kein gutes Ende genommen haben. […] Putin ist nicht Hitler. […] Er hat noch keine 6 Millionen Juden umgebracht. Andererseits waren die Ukrainer auf dem besten Weg dorthin“.
Seine Aussagen widersprechen der in der EU üblichen Sprachregelung diametral. Da fragt man sich, warum er das sagt, war es seine Idee, oder ist er nur derjenige, der Richtungsänderungen testen oder vorbereiten soll? Und wenn das so wäre, wer hat ihn aufgefordert, es zu tun?
Zur selben Zeit kommen vom Nato-Generalsekretär Mark Rutte ganz andere Töne. Er sagt, „der Nato-Beitritt der Ukraine ist unumkehrbar, aber nicht an ein Friedensabkommen geknüpft“. Von Journalisten, die ihn an Trumps Worte erinnerten, dass die Frage der Nato-Mitgliedschaft der Ukraine ausgeschlossen sei, wiederholte Rutte, „der Beitritt der Ukraine zur Nato ist nur eine Frage der Zeit“. Hier fragt man sich, wer hat Rutte gedreht?
Der Economist wiederum berichtet, “dass Beamte des Pentagons einen nicht näher bezeichneten verbündeten Staat aufgefordert hätten, seine Waffenlieferungen an die Ukraine einzustellen. Der verbündete Staat lehnte die Bitte ab. Einige Trump-Mitarbeiter haben Berichten zufolge „die Nase voll“ von der europäischen Unterstützung für die Ukraine”.
US-Außenminister Marco Rubio und der Sondergesandte des Präsidenten Donald Trump, Steve Witkoff, werden nun diese Woche in Paris mit dem französischen Außenminister Jean-Noel Barrot und Präsident Emmanuel Macron zusammentreffen, um über die Möglichkeit einer Beendigung des Krieges in der Ukraine zu sprechen, berichtet Politico unter Berufung auf Quellen.
Die aktuellste Aussage von US-Unterhändler Witkoff lautet: „Russland ist im Austausch für fünf ukrainische Gebiete zum Frieden bereit.“ Was Selenskyj natürlich weit von sich weist.
Das alles war wohl nur der Auftakt zu weiteren Nachrichten, die auch kein klareres Bild bringen werden, aber belegen, dass zwischen Trumps und Putins Leuten viel Bewegung auf diplomatischen Wegen ist. Unterstützt wird Trump in Europa offen von Ungarns Premier Viktor Orbán samt Slowakiens Premier Robert Fico, halb offen von Italiens Premier Giorgia Meloni.
Alte US-Kreise, EU-Kommission, NATO-Hauptquartier und Großbritanniens Premier Keir Starmer (mit widersprüchlichen Signalen) wollen nicht verhandeln, sondern Waffen und Ausbildung für die ukrainische Armee organisieren, liefern und finanzieren.
Die Gemengelage der Motive bei der Kriegsgruppe ist völlig unübersichtlich und daher nicht seriös zu bewerten. Gleichzeitig ist diese Gemengelage hoch gefährlich, weil ein einziger Schritt eines einzigen wichtigen Akteurs eine Eskalationsstufe auslösen kann, bei der Putin reagieren muss. Er kann sich in Russland und vor der Welt kein Zurückweichen leisten.
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Die Ukraine hat den Krieg begonnen (Luc Ferry)? Also entweder hat der zu viel russisches Fernsehen gesehen. Oder er handelt nach dem Motto: Je abenteuerlicher die Behauptung, desto größer die Chance, dass man mal wieder öffentlich wahrgenommen wird. Z. B.hier auf TE.
Also falls Sie dat Dingen aus Brüssel meinen, dat heißt nicht Ulrike sondern Ursula.
Rutte: “ Der Nato Beitritt der Ukraine ist unumkehrbar… Der Beitritt nur eine Frage der Zeit“ Die Trump Administration schließt bislang einen Nato-Beitritt kategorisch aus. Daraus folgt mit gewisser Logik, Nato Beitritt der Ukraine nur dann, wenn die USA die Nato verlassen. Oder Rutte verfolgt eine Strategie der vollkommenen Verwirrung und Unklarheit mit der er irgendwelche Pluspunkte einsammeln will. Ziemlich irre das Ganze.
Trumps Friedensbemühungen werden an Selenski und den Tintenburg-Bürokraten scheitern. Es wird auch sicher den US-Eliten egal sein, denn alle ihre strategischen Ziele sind erreicht. – Ein mächtiger Keil wurde zwischen Europa und Russland getrieben. Die Vorstellung einer Handelszone von Lissabon bis Wladiwostok ist für die nächsten 100 Jahre weg. – Nord Stream ist kaputt. Dafür wurde der Weg für teures Fracking-Gas in die EU geebnet. – Abermilliarden Euro wurden in den amerikanischen militärisch-industriellen Komplex geleitet. Das Geld ist weg und die Zinsen müssen von den europäischen Steuerzahlern langfristig an die (amerikanischen?) Inhaber der Kriegsanleihen gezahlt werden. – Altes amerikanisches Kriegsgerät… Mehr
Für Luc Ferry läßt sich wahrscheinlich auch eine Erzählung stricken, dass die Freiwillige Feuerwehr von Yalta die Krim für Russland zurückgeholt, und die schwarz-rote Asow-Brigade die Verkehrsmaschine MH-17 abgeschossen hat. Nach Ferry’s Lesart sind überhaupt die Ukrainer in ihrem Willen zur Eigenständigkeit an allem Schuld. Das Putin-Russland mußte sich schließlich gegen die Nato wehren. Toller Zeuge !
Bei TE kann man leider nichts Gescheites zur Ukraine und Putin lesen. Frage mich, wieso hier die Angst vor RU so geschürt wird? RU ist seit 3 Jahren mit ihrem 3-Tagesfeldzug beschäftigt. Und bei einer Lieferung von Taurus soll RU aber ernst machen?! Genauso ernst wie bei Leopard? F16? Macht keinen Sinn.
Die EU und die Kriegstreiber hierzulande werden es vermasseln und Europa noch in einen Krieg stürzen, den USA kann das egal sein, uns aber nicht. Also sollten die Völker Europas diesen EU Kriegstreibern eigentlich in den Arm fallen, wird aber wohl leider nicht passieren!
„Ulrike von der Leyen“?
Da hat wohl jemand zwei blonde Kriegstreiberinnen zusammen in einen Stalingradkessel geworfen.
Zitat 1: „Die aktuellste Aussage von US-Unterhändler Witkoff lautet: „Russland ist im Austausch für fünf ukrainische Gebiete zum Frieden bereit.“ Was Selenskyj natürlich weit von sich weist.“ > Natürlich weist Selenskyj dieses „Angebot“ ab. Wobei jeder halbwegs normal denkender Mensch dieses Putinische „Angebot“ nicht nur grundsätzlich ablehnen würde, sondern besonders auch brad mit Blick in die Zukunft und auf Putin’s Glaubwürdigkeit die er nicht nur vor den russischen Überfall und Einmarsch gezeigt hatte als seine Soldaten über Wochen die Großmanöver an den ukrainischen Grenzen abgehalten hatten. Denn wer will für Putin die Hand ins Feuer legen das er nach einen… Mehr
Es ist gar nicht so seltsam, dass Putin Finnland nicht fürchtet. So wie er auch nicht die baltische NATO-Präsenz fürchtet. Bei der Ukraine ist das anders. Wer Ukrainer kennt weiß, dass sie eine nicht zu übersehende Affinität zur Großmannssucht und martialischem Auftreten haben, weniger zu wertschöpfender Arbeit. Dass trifft ebenso auf Russen zu, daher Putins Einschätzung – Insiderwissen eben.
Mhh, „Großmannssucht“ und „Insiderwissen“? Wenn ich mich nicht restlos täusche, dann haben die Ukrainer in den 1990ern nicht nur ihr Atom-Arsenal ab-/aufgegeben, sondern auch ihre konventionellen Waffen extrem stark abgerüstet. Wobei hier dann auch letzteres den Ukrainer auf die Füße gefallen ist als Putin dann während den wochenlangen Großmanövern an den urkrainischen Grenzen nach wiederholt gemachten Ansagen und Versprechen nicht in die Ukraine einmarschieren zu wollen, dies dann im Febr.2022 eben doch getan hat und die Ukrainer dann wegen der Vernichtung ihrer Waffen so gut wie wehrlos da standen -…was übrigens auch für 2014/15 und den Überfall auf die Krim… Mehr
Ja und, das sind doch eh alles Russen und ob die formal zusammengehen (bzw. zusammengegangen werden 😉) oder nicht kann uns völlig wurscht sein, zumal das vor einigen Jahrzehnten ja auch schon mal genau so war.
Sehr geehrter Herr Goergen,
Sehr geehrter Herr Punzmann,
ich gratuliere Ihnen zu Ihrer sehr pragmatischen Analyse. Berichte wie der Ihre sind seit „Kriegsbeginn“ nur selten zu lesen.
Ist „Ulkrike von der Leyen“ ein Fehler oder jemand neues in der EU?