Die AfD strebt in Ostdeutschland die Regierung an

Die Parteivorsitzenden der AfD, Tino Chrupalla und Alice Weidel, sind vom Bundesparteitag bestätigt worden. Damit bleibt es bei einem Führungsduo, das gestärkt aus der Abstimmung hervorgeht. Trotz der Unruhen draußen verlief die Versammlung geordnet.

picture alliance / dts-Agentur | -

Deutschland – aber normal. So hieß einmal ein AfD-Wahlkampfspruch. In diesem Sinne lief der Essener Bundesparteitag gefühlt unter dem Motto: Ein bisschen Normalität. Insbesondere im Kontrast zu den Zuständen, die sich außerhalb der Gruga-Halle abspielten.

Das bisschen Normalität lässt sich auf die Wiederwahl der Parteispitze zurückführen. Sie verlief bezeichnend geräuschlos. Alice Weidel (79,77 Prozent) und Tino Chrupalla (82,72 Prozent) erhielten jeweils weniger als 85 Prozent der Stimmen. Es gab keine Gegenkandidaten. Das wäre bei den restlichen Parteien, bei denen eine Viertelstunde Applaus und Ergebnisse über 95 Prozent zu den demokratischen Gepflogenheiten gehören, eine Watsche. In der AfD handelt es sich dagegen um stabile Ergebnisse.

Ein bisschen Unmut konnte man in den Reihen ablesen, als Weidel ihre Rede beendet hatte, mochte es aufgrund der Querelen am Ende des EU-Wahlkampfs oder wegen länger anhaltenden Animositäten sein. Spekulationen, dass Chrupallas und Weidels Stühle wackeln könnten, haben sich jedoch mit der Abstimmung in Rauch aufgelöst. Dass Weidel schwächer abschnitt als Chrupalla kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ergebnisse besser ausfielen als in Riesa. Damals hatte Chrupalla nur 53,4 Prozent geholt, Weidel 67,3 Prozent. Das Versprechen, als Duo die Partei stärker denn je zu machen, sahen viele Delegierte wohl als erfüllt an.

Das insbesondere in den sozialen Medien sich radikal kaprizierende Vorfeld der Partei, das den „Verrat“ am Spitzenkandidaten Maximilian Krah bis heute nicht verzeihen will, und angekündigt hatte, die Basis werde beide abstrafen, hat sich ebenso wenig erfüllt wie die Sorge vor einem möglichen Eklat. Zumindest an diesem Samstag nicht. Ganz im Gegenteil hat die Basis deutlich gemacht: Weiter so. Zur EU-Wahl sagte Weidel nur, es habe „geruckelt“ und „gekracht“, ohne die Namen Krah und Bystron zu erwähnen.

In ihrer Rede forderte Weidel den Rücktritt der Bundesregierung und Neuwahlen. Zudem attestierte sie der Behörde von Thomas Haldenwang: „Der Verfassungsschutz ist selbst zum Verfassungsfeind geworden, und er gehört in dieser Form abgeschafft.“ Außerdem warb Weidel für einen Austritt der AfD aus der europäischen Partei Identität und Demokratie. Die AfD war während des EU-Wahlkampfs aus der gleichnamigen Fraktion ausgeschlossen worden.

Chrupalla sieht optimistisch den Landtagswahlen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen entgegen. „Im Osten wird für uns die Sonne der Regierungsverantwortung aufgehen“, sagte er. „Diese Partei wird das Land verändern, das verspreche ich.“

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Kommentare ( 39 )

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Peter Pascht
4 Monate her

Deswegen muss nun dieser linksversifte Staat alle Register ziehen wie in einer Diktatur Üblich. Mit geht es nicht um die AfD, nicht um Höcke, sondern um den Rechtstaat, in dem soetwas unzulässig ist. Höcke wurde verurteilt wegen „Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen“ einer sogenannten SA-Parole, wegen den von ihm geäusserten Worten „Alles für Deutschland“ und die Zuhörer angeblich zur Fortsetzunge animiert hat. „Alles für Deutschland“ waren die Schlussworte in der Rede Königs Ludwig I. von Bayern in seiner Rede vom 6. März 1848 für einen vereinten einhetlichen deutschen Nationalstaat. Quelle: „Proklamationen und Versprechungen deutscher Fürsten 1813- 1849“, Seite… Mehr

fatherted
4 Monate her

Die AfD „strebt“ es an…aber machen wir uns nichts vor….die Etablierten werden eine breite Koalition, ähnlich wie wir es in Frankreich sehen werden, verabreden…und an eine absolute Mehrheit glaube ich nicht mehr.

Ahnungslos
4 Monate her

Ich bin ja mal gespannt, was passiert, wenn die AfD tatsächlich in Zukunft in Landes- oder sogar Bundesregierungen kommt. Ich sehe schon Verfassungskrisen auf uns zukommen, weil man das Ergebnis nicht akzeptieren will.

PaulKehl
4 Monate her

Herr Ulrich, in der letzten Ausgabe der Zeitung freitag stand, daß bei der Wahl in Weimar erst die Auszählung im letzten Wahllokal ergab, daß die AFD nicht die meisten Stimmen erzielt hat.

Klaus Weber
4 Monate her

Während die sog. „Hetzjagden“ in Chemnitz überhaupt nicht stattfanden, aber politisch und medial unglaublich hochgejazzt wurden, fanden in Essen tatsächliche Hetzjagden auf Parteitagsmitglieder und auf Journalisten statt, die nach Aussagen der Betroffenen sehr bedrohlich waren, aber medial keinerlei Erwähnung finden. Der Kampf des totalitären Staates gegen die Realität ist in vollem Gange!

WildBoarHunter
4 Monate her

Die AFD ist jetzt da und die Unionsparteien samt FDP haben alles dafür getan, dass sie sich etablieren kann. Diese Partei wird ihre Chance im Osten kriegen und kann dann alle Lügen strafen, die sie kritisch sehen.

Last edited 4 Monate her by WildBoarHunter
derostenistrot
4 Monate her

wenn sich Krah und Höcke öffentlich vehement gegen den gegenwärtigen Fußball aussprechen, dann zeugt das nicht von Intelligenz und Voraussicht, denn solche unnötigen Äußerungen schaden der AFD gewaltig. Natürlich haben die Parteien und die Medien den Fußball vereinnahmt, um von ihren Fehlern abzulenken, aber es gibt auch genügend Bürger (Wähler), die den Fußball und mögen und vielleicht AFD wählen.

ErwinLoewe
4 Monate her

Tagesspiegel-online heute, 30.06.2024, Zitat:
„Die vielen Tausenden Demonstranten in Essen zeigen: In Nordrhein-Westfalen ist kein Platz für Hetze, Hass und Rechtsextremismus“, sagte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU).“

Sani58
4 Monate her
Antworten an  ErwinLoewe

Sie schauen ÖR?
Wir schonen Nerven und ignorieren.
Man weiß doch was die für parteiischen Mist produzieren.
Jetzt freuen die sich, dass Einer in den alternativen Medien darüber berichtet.
Nun, so wie von Essenern alles hingenommen wird, ist es fast überall.
….es muss erst schlimmer kommen, damit es besser wird…. Nee, es ist Schlimm und wird nicht Besser. Also viel Spass noch.

Siggi
4 Monate her
Antworten an  ErwinLoewe

Und warum lässt man dann die bezahlten Schlägertruppen der Antifa anreisen und zuschlagen? Das müsste der merkelsche Wüst einmal erklären. Hass, Gewalt und Hetze geht nur von en Linksextremen und der Regierung aus.

siebenlauter
4 Monate her

Der gebildete Krah hat schlicht das Problem, dass er Politik nicht kann. Ich glaube, er hat dies auch erstaunlich schnell selbst verstanden. Meinen Respekt hat er dafür. Er hat andere Qualitäten und die Partei ist gut beraten, ihn dafür wertzuschätzen.

Gerhard Lieb
4 Monate her

Hoffentlich, wieder öffentlichen Raum wo man unbeschwert sich bewegen kann…Wieviele müssen noch in den Brunnen fallen? Mir als Ausländer, nicht wahlberichtigter, ist das nicht egal; weil auch meine Angehörigen hier sicher leben wollen…