Dankbar der Blick zurück, äußerst besorgt in Gegenwart und Zukunft

Es fällt einem immer schwerer, sich angesichts dieser real existierenden Zustände in diesem Land als Patriot zu fühlen. Was man über Jahrzehnte hinweg lang gern tat.

IMAGO

Wenn man vom gleichen „Baujahr“ wie das Grundgesetz ist, dann blickt man am 23. Mai 2024 zum 75sten dieser dauerprovisorischen „Verfassung“ teils dankbar zurück, teils äußerst besorgt in Gegenwart und Zukunft. Klar, das Grundgesetz hat uns im Verein mit der Westbindung Jahrzehnte des Friedens und des Wohlstands beschert. Später dann die Wiedervereinigung. Immer häufiger aber stellt man eine zunehmende Diskrepanz zwischen Verfassungstext und Verfassungswirklichkeit fest.

Wiewohl das Grundgesetz vom Volk als Souverän ausgeht, wurde „Volk“ zum Tabuwort. Das Volk, eigentlich der Auftraggeber der Regierenden, wird behandelt wie ein Untertan. Konturlos und selbstvergessen, brav und auf ewig zerknirscht schuldbewusst soll der deutsche Michel sein. Zum vermeintlichen Souverän haben sich die Parteien aufgeschwungen, sie haben sich den Staat zur Beute gemacht. Die Gewaltenteilung ist de facto außer Kraft gesetzt. Legislative (die angebliche Volksvertretung), Exekutive und Judikative klüngeln miteinander, die „vierte Gewalt“ (die öffentlich-rechtlichen und die privaten Alt-Medien) klüngeln als Apportier- und Akklamationsanstalten mit. Und die Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs), die angesichts der komfortablen Stallfütterung durch den Staat Semi-staatliche Organisationen (SGOs) heißen müssten, lassen es sich in diesem Geflecht ebenfalls gut gehen. Von diesen fünf „Gewalten“ wird das zur amorphen „Bevölkerung“ umbenannte Volk regiert mit Angstmachen (Phobokratie) und Verdummung. Siehe den Zustand der (vormaligen!) Bildungsnation.

Aus der Demokratie des Grundgesetzes ist schließlich eine zunehmend totalitäre Demokratur geworden, die gouvernantenhaft alles – auch das Privateste – regeln will. Wobei die nationale Souveränität und Gouvernantenhaftigkeit weitgehend an supranationale Monster wie die EU und die UNO delegiert wurden.

Es fällt einem jedenfalls immer schwerer, sich angesichts dieser real existierenden Zustände in diesem Land als Patriot zu fühlen. Was man über Jahrzehnte hinweg lang gern tat. Zumal sich dieses Land mit seinen ungebildeten „Eliten“ weltweit zum Gespött gemacht hat. Dass sich Deutschland zum Sozialamt der ganzen Welt entwickelt, hilft da auch nicht.

Was hilft? Nur eine bürgerliche Revolte! Auf dass sich der Souverän seine Rechte zurückholt. Auf dass sich der deutsche Michel auf seinen Namenspatron, den Erzengel Michael, den Drachenbezwinger, besinnt.

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Kommentare ( 36 )

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egal1965
5 Monate her

Das provisorische Grundgesetz hat solange einigermaßen funktioniert, wie es noch unter den Parteien deutlich Unterschiede in ihrer sozialen und wirtschaftlichen Ausrichtung gab. Wenn sich dann aber (fast) alle Parteien zu einen Kartell zusammen tun, welches sich nur noch in Details voneinander unterscheidet, zeigt das GG seine große Schwäche, da die Macht quasi nur den Parteien gegeben ist und das Volk wenig bis gar nichts zu entscheiden hat, außer alle vier Jahre brav sein Kreuz zu machen. Das wird denn „Demokratie“ genannt, nämlich eine Wahl zu haben, wo man quasi gar keine Wahl hat, da sich die wählbaren Parteien in ihrer… Mehr

J. Braun
6 Monate her

Was soll dieses ganze Geschreibe um diese völlig sinnbefreite Verfassung? Das Grundgesetz hat seine Qualität bei Corona bewiesen, bei dem wir ohne weiteres Federlesen eingesperrt wurden. Hinter den ganzen wohlklingenden Artikeln findet sich der Zusatz „das Nähere regelt ein Bundesgesetz …“ und auch sonst kann diese Pseudoverfassung von den Politschranzen nach Lust und Laune geändert werden. Das ist keine Verfassung des Volkes, sondern eine Lachnummer à la Amerikanische Besatzungszone. Und jetzt faselt der Buschmann, daß der Artikel 148, in dem geregelt wird, daß das Grundgesetz nur solange gilt, bis das VOLK sich eine eigene Verfassung gegeben hat, gelöscht gehört, denn… Mehr

Freigeistiger
6 Monate her

„Auf dass sich der Souverän seine Rechte zurückholt.“ Die globalistischen Eliten haben mit ihrem Kampf gegen nationale und individuelle Indentität, mit Genderismus, Cancel Culture, kritischer Rassentheorie und Massenmigration erreicht, daß es keinen Souverän im früheren Sinne mehr gibt, weil alle Voraussetzungen für Volksgemeinschaft systematisch zerstört werden. Das ist die moderne Version des alten Herrschaftsprinzips „Teile und herrsche“: Die Gesellschaft wird immer weiter fragmentiert und die Gruppierungen gegeneinander aufgebracht, derweil die federführenden Geld- und Machteliten ungestört ihre Interessen verfolgen und ihren Reichtum mehren. Sie wollen die neue Weltordnung, in der sie unangefochten schalten und walten können, wie sie wollen. Umzusetzen haben… Mehr

Last edited 6 Monate her by Freigeistiger
hoho
6 Monate her

Nur einen? Dass man den Leuten nur eine Illusion der Demokratie gegeben hat ist da genauso wie die Art und Weise wie man BT wählt was sinnlos ist dafür aber kompliziert und teuer. Dass das Papier auf dem GG gedruckt wurde, möglicherweise mehr wert ist, als das GG selber sieht man zB auch daran, dass da auch etwas über Zensur steht, was mit Realität nichts zu tun hat. Am bestens finde ich aber den Fraktionszwang des es ja gar nicht gibt. Das ist fast so gut, wie 20.4 (also im GG und nicht im Kalender). Egal wie schlecht oder gut… Mehr

AnnaAmalia
6 Monate her
Antworten an  hoho

Richtig. Die Ausübung von 20 (4) ist von der Staatsmacht abhängig. Und die wird Widerständlern kaum das Recht auf Widerstand zubilligen, müsste sie in diesem Falle doch anerkennen, dass sie die im Grundgesetz festgelegte Ordnung beiseiteräumen möchte. Der Staat wird jedwede Zurückweisung seiner Übergriffigkeit als unrechtmäßigen, kriminellen Akt betrachten.
Widerständler werden nur von Nachfolgestaaten anerkannt bzw. gefeiert.

ketzerlehrling
6 Monate her

Für die Politdarsteller*innen der Altparteien mag dies ein Grund zum Feiern sein, das Grundgesetuz, welches sie missachten, aushebeln, beugen, brechen, verachten und längst beerdigt haben. Ich sehe keinen Grund zum Feiern, wenn, dann erhebe ich mein Glas auf den Tod eines einstmals blühenden Landes ohne Chance auf eine Zukunft und das dank seiner unfähigen Politiker und Bewohner.

H. Hoffmeister
6 Monate her

Herr Kraus, Ihr Beitrag ist mir aus dem Herzen gesprochen. Als Nutzniesser – Boomer – des Grundgesetzes, des Nachkriegsaufschwunges und der Einbettung in einen demokratischen Westen – hervorragende Bildungseinrichtungen, freie Marktwirtschaft mit vielen Chancen für Schaffer und Macher, tolerantes und freundschaftliches Zusammenleben mit europäischen und aussereuropäischen Nationen – nehme ich allerdings eine seit Jahren zunehmende Entfremdung von meiner Obrigkeit und auch vielen meiner Mitmenschen wahr. Mit dem grünen Totalitarismus der Grünen, dem linken Umverteilungs- und Erziehungsstaat der SPD/Linke/BSW, einer völlig inhaltsleeren Merz-Söder-Wüst-Günther-Merkel-Union und den substanzlosen Anbiederern von der FDP kann ich als Wähler und verwelkender Patriot nichts anfangen. Was bleibt… Mehr

RA.Dobke
5 Monate her
Antworten an  H. Hoffmeister

Es sind auchdie Grünen, die ich nicht zu den Altparteien zähle. Geben Wir auch den Parteien LINKE, BSW und der AFD unsere Stimmen. Hoffen wir, es hilft !

Michael Palusch
6 Monate her

„Grundrechte werden nicht garantiert sondern eingefordert.“ Genau, und zwar in völliger Verdrehung des ursprünglichen Sinnes. Der Bürger wird zum Grundrechtsverpflichteten und der Staat überwacht diesen auf die Einhaltung. Ein weiterer großer Fehler, der inhärente Fehler aller Gesetze, aber im Falle GG besonders schmerzlich, ist, dass der Bürger praktisch keine Chance hat, sein Recht kurzfristig, längerfristig liegt auch in den Sternen, durchzusetzen. Wem nützt es, wenn man als Bürger z.B. drei Jahre nach einem staatlichen Übergriff Recht bekommt ansonsten aber nichts passiert? Es gibt kein Automatismus, der jeden grundrechtsverpflichteten Amtsträger, der sich eines gerichtlich festgestellten Grundrechtsverstoßes schuldig gemacht hat, sofort und… Mehr

Last edited 6 Monate her by Michael Palusch
Ludwig von Gerlach
6 Monate her

Die Einfügung des Art. 20a GG ins Grundgesetz und seine Auslegung im Urteil des BVerfG aus 2021 haben mindestens eben so schlimme Auswirkungen wie das Coronaregime. Sie legen spätestens mittelfristig die Grundlage für eine Diktatur der Klimaideologen, gegen die die Coronamaßnahmen verblassen werden. Das Grundübel unseres Staates ist, dass man 1990 nicht gemäß Art. 146 GG eine vom Volk beschlossene Verfassung implementiert und in dieser geregelt hat, dass jede Änderung einer Volksabstimmung bedarf. Die geltenden Zweidrittelmehrheiten in Bundestag und Bundesrat schützen beim gegenwärtigen Zustand des Parteienstaats vor nahezu nichts mehr.

Jens Frisch
6 Monate her

Es steht doch da:
„Grundgesetz FÜR die Bundesrepublik Deutschland.“
In diesem Konstrukt ist die BRD lediglich das Akkusativ Objekt und Carlo Schmidt hat es offen gesagt:
„Es ist nicht an uns, einen Staat zu errichten.“
Wir sind immer noch ein besetztes Land – die Sprengung von Nord Stream würde sich kein souveräner Staat gefallen lassen.

dienbienphu
6 Monate her

Klar, das Grundgesetz hat uns im Verein mit der Westbindung Jahrzehnte des Friedens und des Wohlstands beschert.

Welchen Anteil das Grundgesetz da hatte, müsste man mal genauer anschauen.
Im Wesentlichen florierte die Wirtschaft. Die Fabriken konnten gar nicht so schnell produzieren, wie die Ware nachgefragt wurde. Als Arbeiter hat man jederzeit einen guten Job gefunden. Die Steuereinnahmen sprudelten und die Regierung musste die harte Deutsche Mark nur verteilen.
Seit einiger Zeit gibt es den Euro sowie andere ernste wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme. Und das Grundgesetz?

Last edited 6 Monate her by dienbienphu